84. Sey reinlich:

[156] Wer rein in worten ist/ der sey auch rein im hertzen/

Wer rein' im hertzen ist/ der sey in worten rein/

Wer rein in worten ist/ sol rein in wercken seyn:

Wer nur zum schein rein' ist/ dem ist die tugend schertzen/

Die reinigkeit entzündt der reinen liebe kertzen/

Sie ist ein schönes kleid vnd steht eim jeden fein/

Sie ist des kleides kleid/ vnd giebet jhm den schein/

Des leibes reinigkeit entgehet manchen schmertzen.

O werthe reinigkeit/ du trewe freundschaft-amme/

Du meiste sitten-zier/ du tewre liebesflamme/

Wol dem der dich beliebt/ vnd nach gebür dich ehrt;

Du bist die schönste pracht/ der schönste schmuck der jugend/

Der schönheit höchster preis/ die pflegerin der tugend/

Der wollust reine lust/ die niemand nicht verkeert.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 156.
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