Auf den seeligen abscheid Der viel ehr- vnnd tugendreichen frawen Helenen Schnitterin Des edlen gestrengen vnnd ehrnvesten Hn. Hermann von der Beeck vielgeliebten ehegemählin:

[119] Ein vestes tugend-schloß/ ein wohnhauß guter sitten/

Eine hohe burg der zucht/ einn tempel den der geist

Des Herren eingeweyht/ vnd Christum drein geweist/

Hat zwar der tod an euch bestritten vnd beschritten/

Ihr edle tugend-bluhm': jhr habet zwar gelitten/

Was sonst die welt den tod/ was Christus schlafen heisst:

Der tod hat aber nicht (wie sehr er tobt vnd reisst)

Ewr leben gantz vnd gar euch darumb abgeschnitten.

Die seele lebet noch! denn Christus ist ewr leben/

Vnd ewrer seelen seel'. O wer sich dem ergeben/

Der lebet/ wenn er stirbt! das grab ist seine ruh:

Der tod sein sanfter schlaf/ der jüngste tag der morgen

An dem man aufersteht/ ohn' alle forcht vnd sorgen/

Vnd wallet in dem Herrn nach seiner frewde zu.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 119.
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