Auff Hn: Jacques Doublee vnd Jungfr. Aelcken Gräffin hochzeit/ auff des bräutigams namen Doublee gespielet:

[43] Es wil/ herr bräutigam/ nach sprichworts-laut jtzt heissen:

Was duppelt ist/ wird man so leichte nicht zerreissen/

Als wenn es einfach ist. Was duppelt ist/ hält aus.

Man lobet duppelt ding. man liebet Es vnd Daus

Doch geht/ was duppelt vor. Welchs auch aus dem zu spüren/

Das ich exempel weis' jtzt zu gemüthe führen

Vnd auch beweisen wil. Der Höchst als er die Welt

In jhren schönen baw hatt' ordentlich gestellt/

Schuff er auch jhren wirth. Weil aber er alleine

Vnd ohne gatten war/ nam Gott der rieben eine

Von jhm/ vnd bawt' ein weib/ die füget' er jhm bey/

Daß er/ der einsam war/ auch hinfort duppelt sey.

Weil denn zwey besser ist als eins/ wie schon errungen

Aus dem/ was jtzt gesagt/ wird billich draus ertzwungen:

Daß ehrlich-ehlich-seyn durchauß viel besser sey.

Als ehrlos'-eheloß/ die weil 's besteht durch zwey.

Denn/ wär' es ohne dis/ wo näme man denn lehrer

Zu vnser seeligkeit/ wo näme man denn wehrer

Zu vnserm nutz' vnd schutz? vnd wer ist der da neert

Den der da lehrt vnd wehrt/ wo man die eh nicht ehrt.

Hier aus siht jederman (wo man mit gutem tittel

Die welt vermehren wil) ein nötig-gutes mittel/

Dadurch die welt besteht: hieraus siht jeder frey/

Daß dieser ehrenstand ein stand der stände sey/[43]

Ein stand; ein alter stand/ ein nützer stand/ ein orden/

Durch welchen alle welt ist voller Menschen worden:

Ein brunnen welchen Gott geheget vnd vmbzeunt

Aus dem all' andre ständ' herfür geflossen seynd.

Ein stand/ darinnen eins dem anderen kan rahten

Bey tag' vnd auch bey nacht/ mit worten vnd mit thaten/

So daß kein vnglück' ist/ das den leicht' vberwindt/

Den es mit Gottesforcht in diesem stande findt.

Ein stand/ in dem man nicht so leichte kan verderben/

Vnd stirbet einer gleich/ ist 's doch ein tröstlich sterben.

Weil auch dem leibe nach ein mann nicht gar verdirbt/

Der in den seinen lebt/ wenn er den seinen stirbt.

Nicht anders als ein bawm/ der noch in seinen sprossen

(Die aus der Erden seind von jhm herfür geschossen/

Wenn er veralten muss) noch grünet wächst vnd blüht/

Nach dem man weder safft noch blätter an jhm siht.

Zu dem/ wie lieblich ist 's/ wenn zwey in einem bette

Nach aller jhrer lust fein schlaffen in die wette!

Vnd welch ein grewlich ding vnd all-zuschwere buß'

Ist 's/ wenn man/ wenns hart frewrt/ alleine schlaffen muß.

Ist 's nicht ein lieblich ding an einen duppelhertzen

In vngesparter lust vnd vngehindert schertzen?

Vnd welch' ein grewlich ding/ in einsamkeit vnd leid

(Wenn man es bessern kan) verschliessen seine zeit.

Ist 's nicht ein lieblich ding/ einn weinstock sehen prangen

Mit süssen träubelein/ so lustig an jhm hangen

Vnd mehren seinen schmuck? da sonst der weidenbawm

Wie safftig er auch ist/ trägt seine blätter kaum.

Ist 's nicht ein lieblich ding/ das einn gelüst zusehen/

Wenn kinder vmb den tisch/ als orgelpfeiffen stehen?

Ein süsses orgelwerck/ das sonderlich wol klingt/

Wenn's mit dem Principal das vnser Vater singt!

Drumb/ junge mannbarschafft/ verlasst das böse wesen

Der losen einsamkeit. Nur frölich auserlesen/

Weil man die wahl noch hat/ ein eigen liebes-bildt!

Stellt nur das netz recht auff/ man heget euch solch wild.

Jhr auch/ jhr zartes volck/ wolt jhr einmahl genesen/

(Jungfrawen ich mein' euch) woran jhr kranck gewesen

So manche liebe nacht/ so schreitet zu der eh'.[44]

Ich hoffe sie vertreibt vnd nimmt euch manches weh.

Nemt ein exempel nur an diesen zweyen leuten

(Die wir ins ehe-bett' in frewden zu begleiten

Heut' vnser bestes thun) vnd macht es auch also/

Man wird der Jungfrawschafft zwar satt/ doch nie recht fro.

Weil nun/ herr bräutigem jhr heut' in diesem orden/

Mit samt der jungfraw braut/ ein duppelt beyspiel worden

Der ehelosen welt/ vnd thätlich wiederlegt/

Was man mit vnverstand' auff diesen stand erregt/

So wünsch ich euch von Gott ein lang-gesundes leben/

Vnd duppelt alle das/ wo nach man hat zu streben

Mit ehren in der eh; mit frewden ohne leid;

Mit wollust ohne list; mit lieben ohne neid:

Duplierte frewd' vnd lust/ dupliert; in schmertz vnnd schertzen

Vereinte lieb' vnd trew' in vest-duplierten hertzen/

Vereint vnd stets dupliert/ dupliert vnd stets vereint/

Was man in einigkeit von Gott zu wünschen meint:

So wünsch' ich euch von Gott einn reichen duppel-segen/

Auff ewer duppel-land einn duppel-fruchtbarn regen

Duplierte frülings-krafft/ duplierten Sommerschein

So bringt gewünschte frucht der herbest duppelt ein.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 43-45.
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