I.

[123] Auf dem Zellerfeld war ein Bergmann, der ging abends spät nach Hause, da saß die Haulemutter da und haulte, und hatte das eine Bein auf einem Zaune an der einen Seite des Fahrweges und das andere Bein auf einem Zaune an der andern Seite. Weil der Bergmann nun sehr beherzt war, so ging er gerade unter der Haulemutter durch. In dem Augenblicke aber schlug sie ihm den Hut vom Kopfe. Der Bergmann ließ den Hut liegen; als er aber nach seinem Hause kam, so wohnte dort eine Frau; der sagte er, er habe[123] seinen Hut verloren, den möge sie ihm doch langen; er müsse dort zwischen den beiden Zäunen liegen. Die Frau ging hin und nahm den Hut auf; aber kaum war sie damit in dem Hause angelangt, so war auch schon die Haulemutter draußen und haulte ganz furchtbar und bedrohte das ganze Haus. Da haben sie ihr den Hut aus dem Fenster geworfen und damit hat sie sich beruhiget, aber der Hut ist am andern Morgen auf der Straße in lauter Fäden zerrissen gewesen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 123-124.
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