Nr. 262. Heidecke.

[244] Die Frau eines Webers, der Heidecke hieß, war krank in Stolberg und er machte sich noch abends nach zehn Uhr auf zu einem berühmten Doktor in Urbach. Zehn Minuten von[244] Stolberg, auf der Schützenwiese, welche an den Antoniuskopf stößet, sah er ein Feuer, daran wollte er seine Pfeife anstecken, denn er meinete, daß es von Waldarbeitern angezündet wäre. Er legete sich also eine Kohle auf die Pfeife, aber sie erlosch und die Pfeife brannte nicht an. So hob er eine andere auf, aber sie erlosch wieder. Da bemerkte er, daß es ein Goldstück geworden war, steckte das Stück bei und nahm noch mehrere zu sich. Als er nun fort wollte, war er von Geistern gehemmet und konnte nicht fort, hörete auch eine Stimme rufen: er solle mit dem Gelde der Armen, des Waisenhauses und der Kirche gedenken. Darauf ging er seiner Wege und die Frau wurde geheilet. Er selbst lebte aber nur noch einige Jahre und erfüllete in dieser Zeit das Gebot der Geister. Der Kirche übergab er einen silbernen Kelch und eine silberne Kanne, die beim Abendmahle gebraucht werden und woran der Name Heidecke stehen soll.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 244-245.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Harzsagen
Harzsagen - Sagen des Oberharzes 1859 - Band 1 (von 2)
Harzsagen - Sagen des Unterharzes 1859 - Band 2 (von 2)