Nr. 243. Die Hexen von Nordhausen.

[233] Am 28. April 1573 wurde zu Nordhausen die Hexe Anna Beringer verbrannt, genannt: »Guten Morgen, Kuwichen!« Auf dringendes Zureden bekannte sie, daß sie auf dem Brocken beim Satan zum Tanz gewesen sei und den Leuten »die Elben«, das ist die Gliederkrankheit, zu- und abgebracht habe. Am 7. August desselbigen Jahres ward zu Nordhausen auch verbrannt Katharina Wille, genannt »Klötzgen«, welche auch aussagete, daß sie mit dem Teufel zugehalten und »Elben« gemacht habe, daß sie aber auf dem Brocken gewesen sei, durchaus nicht gestehen wollte. Die letzte Hexe wurde zu Nordhausen verbrannt anno 1602.

Als nach einem der großen nordhäuser Brände (1710, 1712) ein vorübergehender Soldat des nachts einer Katze, welche sich auf Bauholz, das auf der Straße lag, mit einer andern Katze biß, eine Pfote abgehauen hatte, lag des morgens eine Menschenhand da. Eine ähnliche Erzählung ging auch von einer Katze, welcher ein Bäcker, als sie ihm in der Dämmerung eine Semmel vom Laden stehlen wollte, mit dem Zwiebackmesser eine Pfote abhieb: die Hexe wurde an der Verstümmelung erkannt.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 233.
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