Nr. 244. Kloster Neuwerk.

[233] Johanne Kestner, eine Klosterfrau vom nordhäuser Frauenberge, hat ausgesaget, man fände geschrieben, daß ehe das Kloster auf diesem Berge geworden, da eine Festung gewesen sei, auf der habe ein Vogt des Reichs zu wohnen gepfleget; also geschah es, daß der eines Tages in seinem Schlaf gelegen, da sah er ein solch Gesicht, daß graue Tauben flogen aus seinen Fenstern hoch in die Höhe, und wieder nieder, aus und ein, und auf das letzte flogen sie so hoch, daß er sie nicht mehr sehen konnte, und solch Gesicht brachte der obgenannte Vogt an seinen Beichtvater und offenbarete das mehreren anderen Herren und Schrifterfahrenen; also ward der Vogt unterwiesen und ihm ward eingegeben, daß er aus solcher Festung, da er auf wohnete von des Reichs wegen, ein Jungfernkloster graues Ordens stiftete.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 233-234.
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