Nr. 268. Der Schatz auf der Wiese bei Harzgerode.

[248] Auf einer Wiese bei Harzgerode sind große Schätze in der Erde verborgen. Mehrere Männer wollten diese einst heben. Sie gruben auf der Wiese und schon höreten sie das Gold und Silber klingen, auch sahen sie allerhand seltsame Erscheinungen. Es wurde ein Galgen von Geistern erbauet und die Männer sahen schweigend zu und arbeiteten hurtig weiter. Da fingen die Geister an, sich zu unterreden und sprachen untereinander: »Wen wollen wir denn nun von den Männern an den Galgen hängen? Ei freilich, den mit der roten Weste!« Da sprach der mit der roten Weste: »Nimmermehr soll das gelingen!« Er meinete damit, es solle den Geistern nicht gelingen, daß sie ihn an den Galgen brächten. Aber wegen dieses unbedachten Wortes war mit dem Galgenspuk auch der Schatz verschwunden. Weil das Stillschweigen einmal gebrochen war, gelang auch die Hebung des Schatzes auf der Wiese nicht.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 248.
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