Nr. 94. Die Jungfrau und das Feuer unter dem Altar der Stephanikirche.

[58] Vor etwa 330 Jahren, so erzählt die Chronik, ist ein großer Teil der Stadt ein Raub der Flammen geworden und die Sage fügt hinzu, daß wahrscheinlich kein Haus und keine Kirche verschont geblieben seien, wenn nicht eine Jungfrau das Feuer besprochen hätte. Diese Jungfrau soll unter dem Altar der St. Stephanikirche ein Feuer unterhalten und dadurch das Aufkommen eines Feuers innerhalb der Stadt verhüten. Wirklich war auch seit vielen, vielen Jahren kein Haus abgebrannt und viele Osterwiecker wieder deswegen so sorglos, daß sie ihre Habe nur gering oder gar nicht versicherten, bis vor einigen Jahren, wahrscheinlich 1884, ein starkes Feuer wieder einmal einen großen Teil der Stadt Osterwieck einäscherte.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 58.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Harzsagen
Harzsagen - Sagen des Oberharzes 1859 - Band 1 (von 2)
Harzsagen - Sagen des Unterharzes 1859 - Band 2 (von 2)