364. Die braunschweig-hannöversche Grenze zwischen Elbingerode und Hüttenrode.

[143] Unweit des Rübelandes ist im Schwefelthale die braunschweigische und hannöversche Grenze, die zugleich die Grenze der Ortschaften Hüttenrode und Elbingerode ist. Auf der Grenze ist eine Quelle, die früher eine zu Braunschweig gehörige Papiermühle trieb. Ein Schweinhirt hütete die Schweine im Schwefelthale beim Rübelande, dabei wühlte eine Sau die oberste Seite einer Glocke bloß, die in der Erde verborgen war. Der Schweinhirt machte Anzeige von der Glocke, und da diese gerade auf der Grenze von Elbingerode und Hüttenrode lag, so kamen Elbingeröder und Hüttenröder darüber in Streit. Sie machten aus, wer am nächsten Morgen zuerst an Ort und Stelle wäre, solle die Glocke haben. Die Hüttenröder machten sich gegen die getroffene Abrede schon vor Mitternacht auf. Als sie die Glocke geladen hatten, hörten sie die Elbingeröder von Ferne kommen. Schnell jagten sie davon und verloren unterwegs den Lenz von der Axe, da steckte ein Hüttenröder schnell den Finger vor und das Rad schlug ihm den Finger ab. Darum heißen[143] die Hüttenröder jetzt noch »Stummelfinger« oder »Stumpeldumen« und »Klockendeif«. Sie behaupten aber, daß die Elbingeröder zu spät nach Mitternacht ausgefahren wären und darum heißen die Elbingeröder »Langeschläfer.«

Zum Wahrzeichen dieser Begebenheit ist an der Stelle, wo die Glocke ausgewühlt wurde, die Quelle entsprungen. Es ist schon versucht, ihr unter der Erde nachzugehen, aber man kann nicht finden, woher sie kömmt und doch ist sie so stark, daß sie die Papiermühle trieb, die ungefähr 1849 abgebrannt ist.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 143-144.
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