XII. Von Monstrosischen Menschen.

[297] Zeiler part. 2. Epist. 517. p. 733. Anno 1644. hat nahe bey dem Städlein Buckau / im Mechelburger Land auff dem Hoffe Spreyhausen / deß Freyherren von Gera Hirten Frau / den 5. Junij ein Kind gebohren / so die Gestalt eines Knäbleins / von vorn ein breites / und hinten ein rundes Haupt; an stat d' Augen / ein aufgehoben roth Fleisch / wie eine Kirsch; und keine Nase / aber an gebührenden Orth Nasenlöcher, hergegē keine Ohren / auch keine Löcher ins Haupt; aber einen länglich ungestallten offnen Mund / ohne Lippen / daß man das Gagel / und Zünglein im Munde sehen können / welche es auch /wie ein schwach kranck Kind gerühret; hinten und mitten auff dem Haupt / hat es wenig schwartze Haare / als ein halber runder Circkul / gehabt / und etwa eines Fingers breit / unter demselben Circkul / sind rothe gewesen / durch welchen ein starcker rother Strich gangen / der einem Creutz gleich gewesen. So ist der Leib / sonderlich aber die Seite / voller rother Striche / alß ob es mit Ruthen geschlagen; und die Hände gantz krumb; und wenn man die Finger aus der Hand gethan / die quere gleich einer offenen Wunde / so etwan geschnitten; die Füsse zimlich braun von Farben / und etwas von Fleisch auffgehoben gewesen. Und dann so hat es ein grobe und harte Haut anzugreiffen gehabt / so algemach geborsten. Wann es hette auffstehen können / solte es am Kopffe / Achseln / Armen / Händen / und Füssen / nicht anders an zu sehen gewesen seyn / als wenn einer mit einem wohl außpolirten gantzen Küriß / angethan wahre;[297] wie hier von der obgedachte 5. Theil. Theatri Europati / sol. 429. zu lesen. Daselbst auch fol. 52. b. stehet / daß zu Culmbach sich der Mayn 5. Stunden lang Anno 1643. fast verlohren: Item / das zu Weinßberg / ein 16. wöchiges Kind dreymahl O JEsu geruffen hätte. Und fol. 212. a. (welches sich zu dem vorhergehenden reymet) daß im itzt-gedachten 43. Jahre / zu Altsittenbach / im Nürnbergischen Gebiethe / ein seltzame Geburt / oder Monstrum / von eines armen Taglöhners Weib / und zwar todt / an diese Welt gebracht worden: Und solches wahren 2. Mägdlein / deren Cörper an der einen Seiten zusammen gewachsen / iedoch also / daß ein jeder seine Gliedmassen / nach aller Porportion /wie auch ein kohlschwartzes Haar auff dem Haupt / als auch eine Hasen schart an dem Ober-Leffzen: So dann auch inwendig ihre behörige Glieder / und Intestina / besonders gehabt / ausser welchen nur ein einiges Hertz in beyden Cörpern / befunden werden. Welches für eine Rarität gehalten wurde. etc. Denn so man Ulyssem / Aldrovandum / Paraeum / Schenckium und andere Auctores / welche de Monstris geschrieben / aufschlägt / wird man / ausser Zweiffel / wenig dieser Arth / und einerley Sexus / oder Weiblichen Geschlechtes / befinden: sagt allhier der Autor des angezogenen Buchs. / Item fol. 733. b. daß Anno 45. gegen den Lauff der Natur / recht monstrosischer Arth zu Wimpffen / ein Schaff einen Wolff gebohren / der alleine zerspaltene Füße gehabt.[298]

Thisabo von Redtschorn: in seiner Neu-Allmod: Sitten-Schule p. 207. daß nach vieler Artzeney und Natur-Erfahrner Leute Meynung / die meisten Mißgeburten von der Frauen ihren Phantastischen Einbildungen herrühren / bezeuget unter andern auch der aller Welt bekante vortrefliche Medicus Galenus / mit einem warhafftigen Exempel / also daß dermahleins ein König mit seiner Gemahein ein Gespräch von den Mohren gehalten / und bald drauff mit gedachter seiner Gemahlin den Beyschlaff gepflogen / die dann hernachmahls über solcher tieff gefasseter Einbildung / einen gantz-schwartzen Mohren auff die Welt gebohren habe. Deßgleichen hat zu einer andern Zeit / ein schwangers Weib / ein gantz- mit Cameelhaaren bewachsenes Mägdlein zur Welt gebohren; Welche / als sie solches ursachen wegen befraget worden / beständig bekant hat: Welcher Gestalt ihr im Beyschlaffe der heilige Johannes mit seinem Cameelhärinnen Kleide / immer zu in Sinn kommen wehre: so gar / das ihr auch nicht anders bedüncket / als wann sie ihn allda vor ihren Augen sehe. Jul. Sperberus von vielerley wunderbarl. Sachen / p. 104. Anno 1543. ist in Niederland eine gantz abentheurliche und seltzame Wundergeburt / von einem Edlen Weibe auff die Welt kommen: Das Kind hat brennende unn gläntzende Augen gehabt / Mund und Nase sind wie an einem Ochsen gestallt gewesen: an d' Brust hat es einen Ochsen Kopff gehabt / auch an dē zweyen Ellebogen / unn an den zweyen Knien[299] Hunds-Köpffe. Unter dem Nabel / zwey Katzen-Augen. Seine Hände und Füsse sind gewesen / wie eines Schwanen Füsse / hat auch hinten einen langen krummen Schwantz gehabt / welcher in die Höhe auffgerichtet war / ist vier Stunden im Leben geblieben.

M. Tob. Schmidt in der Zwick. Chron. pag. 405. part. 2. Anno 1574. Eben an dem Christ-Tag oder 25. Dec. hat in der Au ist ein Dorff oder offener Flecken / in die Inspection Zwickau gehörig / eines Kohlers Weib / mit grossen Schmertzen eine Kröten gebohren / sehr schrecklich an zusehen / in der Grösse wie ein grosser Käse-Napff / hat Gifft von sich gespeyet / unn ist darauff zersprungen / und gestorben. In demselbigen Hause ist eine gifftige Seuche erfolget: hat aber dem Weibe nichts geschadet. Mersennus in Genes. ad cap. 1. v. 1. p. m. 651. de Homimculo Paracelsi / qvem vocant (Mersennus ita dicit) Germanum monstrum.

Gottfried Schultz: in seiner Chronick pag. m. 482. 483. vom Jahr Christi 1642. diese Zeit brachte eines Schneiders Weib in einem Dorff unfern bey Augspurg / eine Zwillings-Geburt / da die Näbel in einander gewachsen wahren / an die Welt. Auff diese Geburt ging eine solche Deutung aus / daß etwa eine Unitas in Lutheranismo et Calvinismo erfolgen / und den Romano-Catholicis zu etwas anders ein Anlaß geben dürffte. Die nechste Woche nach diesem gebahr auch ein Weib in Ottenwald und freyem Gerichte Alzenau /zwey Kinder oder Gemellos / jedes beyderley Geschlecht / Hermaphroditen genant. Welches auff eine[300] künfftige Multiplication der Menschen Kinder gedeutet ward. (Sehet! hie ist Syncretismus cum Syn- oder Concreto partu zu verstehen gegeben!)

D. Heydenreich in Leipz. Chron. p. m. 144. Anno 1550. ist bey Leipzig ein Knäblein mit zwey Häuptern gebohren / hat 10. Stunden gelebt. Ist anatomirt worden und hat man drinnen zwey Hertzen und zwey Leber gefunden. Hierdurch ist fast bedeutet worden / das nach 10. viertel Jahren der eine Herr Bruder des Churfürstenthumbs zu Sachsen sterben / und der ander Herr Bruder drauff zur Regierung zukommen würde. Nemlich Anno 1553. am 9. Julii ist die Schlacht zwischen Hertzog Moritzen / und Marggraffen Albrechten begangen worden / drinnen Churfürst Moritz zwar den Sieg erhalten / aber tödtlich geschossen / den 11. Julii gestorben ist / aetate 33. Jahr. Drauff Hertzog Augustus die Chur bekommen.

Zeilerus in Miscell. Epist. 47. pag. 417. unter dē Independenten in Neu Engelland war ein gar arglistiges Weib / Hutchinsos genant / die 29. heillose Irrthume hin und wieder gelehret; aber sie hat nochmals 30. schändliche Mißgeburten / groß und klein / auff einmahl zur Welt gebracht. Drunter keine einer Menschlichen Bildniß ähnlich war.

D. Joh. Christian. Fromman in disp. XI. de Monstr. p. 172. cap. 9. §. 20. außn Thom. Barthol. centur. 2. Hist. anatom. 44. daß zu Amsterdam ein Weib ein Kind gebohren habe / mit einem Pferdekopffe: und ein andere zu Leyden in Holland / 1638. mit einem[301] Katzen-Kopffe / und noch eine andere zu Pariß 1645. mit einem Carpen-Kopffe.

Anno 1012. wurden zwey Kinder zugleich geboren / die hatten Mäuler wie Gänseschnäbel / und den rechten Arm als Gänße Flügel / am dritten Tage ihrer Geburt lachete eines dem andern zu / der Richter ließ beyde tödten / denn jederman grauete davor. Chron. Sax. p. 192. Anno 1422. den 24. Martii ist zu Sandhaufen in der Mühle / oberhalb Altmühlstein in Boyern / ein Mägdlein gebohren / welches zwölff Häupter 4. Arm und Füsse gehabt p. 452. Anno 1494. den 22. Oct. ward in einem Dorffe bey Crakaw ein Kind gebohren / welches gehabt einen Halß und Ohren wie ein Haase / einen offenen Rachen / und an stat des Magen einigen Darm. p. 546. Anno 1512. ist zu Ravenna ein Monstrum geboren / das hatte ein Horn auf dem Häupte / und an stat d' Armen / Flügel / einen Fuß mit Klawen / wie ein Raubvogel / am Knie / ein Auge / war ein Zwiedorn / hatte mitten an der Brust den Buchstaben Y und dz Bildniß des Creutzes p. 5553. Anno 1528. ist zu Eßlingen am Necker ein Kind gebohren mit einem Haupt / vier Ohren / Armen / Beinen und Füssen / und einer zweyfachen Hand. p. 616. Anno 1628. ist in Böhmen zu Salm an der Egra ein Knabe gebohren mit einem Auge und einem Fuß / halb rauch wie ein Löwe / hat auch einen Löwen Schwantz gehabt / schrie ohne Unterlaß wehe / wehe / Buße. Auffm weißen Berge siehet man alle Tage einen weissen Reiter in einem weissen Küriß / mit einem blutigen Roß / und mit einem blutigen blancken Schwerdte.[302]

Anno 1608. habe ich zu Marsilien in Franckreich gesehen einen / mit Nahmen Jean Lonys de Bourelin / so viertzig Jahr alt / des Kopff in der Runde vier grosser Spannen / die andern Glieder alle kein / und das Angesicht ohngefehr eines Kindes von 8. Jahren. Anno 1555. zu Nebra in Düringen arbeitete ein Weib zwey gantzer Tage in der Geburt / und den sechs und zwanzigsten Tag Junij umb drey Uhr Morgens geb ert sie ein Mägdlein / darauff aus ihrem Leibe bald eine Feuer-Flamme mit grossen Krachen gefolget / gleich einē Büchsen schuß / samt einē greulichē Stanck / u. hat die Flamme dz Kind heftig verbrand und halb getödtet / deßgleichen die Mutter über etliche wenige Tage hernach auch gestorben. Chron. Sax. pag. 720.

Kreckwitz Tom. 1. Gnom. und Hist. Polit. p. 106. in Francken / kurtz vor dem Kriege vor Ingelstad / ist ein Knabe geboren / durch dessen Bauch ein Messer heraus kommen / dadurch der innerliche Krieg bedeutet worden.

Wenig Wochen / vor Eröberung der Stadt Magdeburg / ist in der Vorstadt eine sonderliche Wunder-Geburt gesehen / allda eines gefreyeten Corporals Eheweib etliche Tage in der Geburt laboriret / aber gäntzlichen nicht ihrer Bürden entbunden werden können / daß sie auch darüber des Todes seyn müssen / für ihrem Abschied aber bittet sie ihren Ehemann und Umbstehende / daß sie nach ihrem Todt ihren Leib öfnē / und die Frucht besichtigen wolten / welches geschehen /[303] und ein Knäblein einer wunderbahren Grösse einem Kinde von dreyen Jahren fast gleich gefundē worden / so auffm Häupt eine Coßquet / am Leibe Waffen / an den Beinen weite Alamodo Stieffeln gehabt / alles von subtiler Haut wie Papier / daß man es füglich hat abziehen können. Uber den Leib gieng eine grosse Patrontasche von Fleisch gantz zierlich / die war inwendig rauch wie ein Schaff oder Küh-Magen / darinnen waren zwey runde Knoten gewachsen / in der Grösse einer Musqueten Kugel. Anno 1548. hat zu Schweidnitz ein Schwein erstlich ein Kalb / darnach ein Lamb / letzlich ein Ferckeln geworffen. Annal. Siles. Anno 134. ist von einer Magd zu Rom ein Knabe mit 4. Füßen / 4. Händen /4. Augen und Ohren und duplici genitali gebohren worden. Kreckewitz. Tom. 1. p. 174. M. Heinr. Sebald. in Brev. Histor. p. m. 460. 461. von Anno 164. Es haben sich auch etliche Mißgeburten kurtz auff einander in diesem Jahr begeben / als eine in Berlin / da ohngefehr am 10. Octob. ein Kind geboren / so hinten im Nacken die dicken Wülste gehabt / und forne auf der Stinne und nach den Ohren / die Ohren-Spangen / worüber nicht allein die Prediger Ursach genommen ferner scharff zu straffen / sondern auch die Obrigkeit hat die Dinge ab zu schaffen ernstlich verboten.

In der Nacht so den zwantzigsten Sonntag post Trinitatis vorgehet / ist zu Wusterwitz so ein Filial ist deß Pfarrern zu Schlagentin von eines Coßäten Frau ein Kind gebohren / mit einem Leibe / 2. Köpffen 4.[304] Augen ohne Nasen / auch hats gehabt 4. Hände 4. Füsse / ist todt zur Welt gebohren / das Dorff ligt im Jerchowschen Winckel / nicht gar ferne von Brandenburg / Zur Beilgen 2. Meile von hier wohnet ein Leinenweber Haußschmidt / dessen Weib hat immerge dacht daß sie schwanger gieng / als trüge sie lauter Knochen im Leibe / am 36. Sontag nach Trinitatis genehset sie eines Kindes / so keine Stirne gehabt / sondern grosse offene Augen / und spitzige Knorren darüber / hatte keinen Nacken / sondern an stat dessen einen dicken schwartzen Wulst / in der Mitten seines Wulstes ist gelegen / als ein rechter Zopff von Fleisch / die Schenckel haben innwerts und die Füße außwerts gestanden / ist ein Mägdlein gewesen. Es geschehen große Wunderzeichen / noch schlagen wir alles in Wind / die uns solten erweichen / so gar sind wir verblendt.

Nun wir müssen unserer Zeit noch näher kommen / als da wir nicht minder / leider! solche monstrosische Foetus gehabt haben: davon folgender Gestallt poetisiret / H. David Wintzerling / 32. Jähriger Schul-Collega / anitzo Rector zu Straußberg / in seinem Schauplatze der verkehrten Welt / anno 1665. litt. C. 1. b. etc.


Itzt ist die Mode so: sieh! also wird beschönet /

Die Hoffart / aber ach! die Dehmut wird verhönet /

(Denn / wer die Demuth liebt unn ist derselben Freund

Wer schlecht in Kleidung geht und ist der Hoffarth feind.

Der muß sein singular / man lest ihn hinden stehen /

Er ist veracht und wird von niemand angesehen.)[305]

Unn ob d' höchste Gott schon manchen zorngen Blick

Und winck gegeben hat durch Krieg und Ungelück /

Durch Mißwachs / theure Zeit / durch Feuer / Hagel / Winde /

So wil doch niemand seyn / der sich zur Busse finde /

Und Hoffarth legte ab / die meisten fahren fort:

Ob schon auch stellet für der Höchst an manchē Ort

Manch zorn Spectackel / unn den hart verstockten Leutē /

Sein grosses Mißgefallen am Hoffart lest andeuten.

Durch manche Mißgeburt so itzt komt auf die Welt

Von Menschen und von Vieh / doch niemand was drauff helt.

Da sind ihr wenig die sich fürchten und erschrecken;

Die meisten könnens bald bemänteln und bedecken.

Und sagn: Es ist erdacht / und ohngefehr geschehen /

Die Weiber haben sich vielleicht also versehen.

Es kan wohl seyn / allein wie muß es denn zu gehen

Mit tumm und stummen Vieh / kan sich auch dz versehen?

Was weis das tumme Vieh von stoltzer Leute Pracht /

Daß sichs kont bilden ein derselben Kleider Tracht /

Und solche noch dazu geschwinde solt entrücken

Auch seiner Liebes-Frucht? solts Gott nit also schicken?

Und an dem tummen Vieh zu schauen stellen für

Daß sie fast ärger seyn / als unvernünfftig Thier.

Das seinen Hirten hört? Sie aber wolln nicht hören /

An Straff und Warnung sie sich gar nicht wollen kehren.

Und weil denn alles diß bey vielen nichts gilt /

So kehrt es auch Gott ümb / unn so den Hoffart schilt.[306]

Durch tumm und stumme Thier / die müssen Predger werden /

Und stoltzen Leuten so die Kleider und Geberden /

Damit sie zieren sich / stillschweigend stellen für /

Und weisen wie es steh / wenn sie in solcher Zier

Der neuen tollen Tracht stoltziren und so prangen /

Und was für Ansehn sie dadurch für GOtt erlangen /

Ja sie die stummen Thier in ihrer Ungestalt /

Die führn uns zu Gemüth / daß sichs gleich so verhalt.

So heßlich / scheußlich sie itzund vor uns außsehen

So / und noch heßlicher vor Gottes Augen stehen.

Die Allmodisten all / und alle stoltze Leut /

Die itzt im vollen Lauff der Hoffarts Teuffel reit.

Was soll man sagen viel / es ist und bleibt verkehret

Wo nicht der höchste GOtt dem Stoltz und Hoffart wehrer /

Durch Peste oder Schwerdt / da er der stoltzen Sinn /

Samt allen ihrē Pracht / im Staub wird legen hin.

Wie er denn diß gewiß hat gebet zu verstehen

Durch die erschrecklichen Cometen / so gesehen

Bißher am Firmament als Ruthen auffgesteckt /

Daß er die stoltze Welt zu straffen sey erweckt.

O! daß doch jederman dahero möcht erschrecken /

Und lassen sich hierdurch zu wahrer Busse wecken!

Ob der erzürnte Gott vielleicht noch schonen möcht /

Und Gnade lassen gehn für sein Gestrenges Recht. etc.


Aus Stockholm den 18. Augusti Anno 1666. Es ist nicht zu vergessen / daß eine Viertel-Wegs von Upsal / eine Bauers-Fraw ein[307] Kind zur Welt bracht / welches 2. Köpffe / 2. Nasen / 4. Augen und 4. Ohren / auch am hintern Theile einen langen Schwantz / der auffwerts am Rücken gelegen / gehabt; so aber länger nicht / als 2. Stunden gelebet. Ein anders ists / das man schrieb aus Wien am 10. Febr. wie zu Sitzendorff ein Weib bey 90. Jahren ein Kind gebohren habe. Aus Narva an 15. Jul. 1665. Aus Lieffland ist berichtet werden: wie sich selbiger Orten ein Meerwunder / in Gestalt halb Weibes / und halb Fisches / sehen ließe. Im Septemb. ward 6. Meylweges von Rom / eine schändliche Mißgeburt mit 2. Köpffen / und allen Gliedern zweyfach / außgenommen die Beine / von einer Frauen gebohren: dergleichen hiebevor allezeit dem Welschlande ein Unglück vorbedeutet hat. Im Anfange dieses 1666. Jahrs / ward noch eine andere Mißgeburt / zu Torgau / auff die Welt gebracht: so / an stat des Mauls / ein offen Loch / und sonsten nur eine Backe hatte. Davon besiehe part. 1. meiner neuen Welt-Beschreibunge.


Ein schönes Buß-Lied /


Umb Betrachtung der vielen Wunder des lieben Gottes / so ebner massen und fast noch mehr und erschrecklicher / als da sind vor dem 30. Jährigen Krieg vorher gangen / und umb Abwendung des Feuer-brennenden Zorns / des grossen GOTTes / daß doch wir die vielen Wunder mit fleißigern Beten und Singen wiederholen / und zu dieser letzten Feyerabends Zeit nicht in allen Sünden und Sicherheit dahin leben / wie die Christliche[308] Kirche singt / es geschehen groß Wunder-Zeichen: sondern ernstliche Busse thun / sonst wird Gott schrecklich straffen / den Hirten mit den Schaffen / es wird ihm keiner entlauffen.


Im Thon: An Wasser flüßen Babylon: durch JOHANN WARNER / von Gera / in Druck gegeben im Jahr Christi 1666.


Ja Teutschland / Teuschland du hast Zeit / thu Buß / thu dich bekehren / grosse Straffen sind itzt bereit von GOtt / niemand kans wehren / das Kriegs-Geschrey naht sich herbey die vielen Wunder mancherley / zeigen an Gottes Zorn und Straffe / ach betet wer ietzt beten kan / in unserm Land / Weib Kind und Mann / daß GOtt abwend die Straffe.


Des weiß noch ein jederman / was wir für groß Gefahre / dreyßig Jahr außgestanden han / daß einem möchten die Haare / wer dran gedenckt steigen empor / ach lieber GOtt behüt uns nur / für solchen schweren Zeiten / kein Wunder wers / daß uns das Hertz im Leib zerbrech / mit grossem Schmertz / wenn wir daran gedächten.


Hört Jammer über Jammer groß Trübsal ohn alle Massen / ist doch der Teuffel gäntzlich loß / in Dörffern / Städten und Strassen / man weiß fast nicht wo auß noch ein / es jammern einm die Kinderlein / in diesen schweren Tagen: HErr JEsu CHrist steh uns doch bey / den lieben Frieden uns verley / laß uns doch nicht verzagen.[309]


Ach bete itzt du Teutsches Land / weil du schon bist ümbfangen / mit Krieg und Kriegs-Geschrey zu Hand / so thränen deine Wangen / zureiß dein Hertz und nicht das Kleid / vielleicht es GOTT noch wohl gereut die Straffe so er treuet / barmhertzig und geduldig seyn hat unsern GOtt genommen ein / macht daß es ihm gereuet.


Nun hat GOTT wieder abermahl / ein Wunder lassn ergehen / von einer Meurin sing ich fürwar / zu Plauen ist geschehen / in Kindes-Nöthen lag sie vier Tag / die Weiber fürthen grosse Klag / all hatten mit ihr Mitleiden / so bey ihr waren an dem Orth / biß endlich halff der liebe GOtt / merckt ihr Christen groß und kleine.


Nun hört was sie bracht auff die Welt / mit Schmertzen und Wehklagen / ein Kindlein schrecklicher Gestalt / viel Menschen es besahen / erschracken drüber von Hertzen sehr / merckt wie es war formieret mehr von Fleisch schrecklich gewachsen / sehr wundersam wie ein grosser Zopff / oder einer Puschelhaube umb den Kopff / manche Magd damit stoltzieret.


War noch mehr schrecklich an zu sehen / das lincke Auge höret / recht auff der Stirne thäte stehn / das rechte war verkehret / stund auff den Backen wundersam / thut doch von Hoffarth abestahn / ihr Mägde / Jungfern und Frauen / es hat wohl manche kein Hembde an / thut doch eine Puschelhaube tragen / auch andre Hoffart darneben.[310]


Noch weiter muß ich zeigen an / GOTTES grosse Wunder Dinge / die Unstrut höret Frauen und Mann / stund stille / wie ich euch singe / gantzer 24. Stunden lang / gar sehr viel Fische man da fieng / bey Lauche und Freyburg höret / die vielen Wunder ohne Zahl / die letzt geschehen überall / ach last uns fleißig beten.


Ey daß doch ietzt ein Wasser-Bach / in meinem Hertzen quelle / wolt ich beweinen Tag und Nacht / die schweren Unglücks-Fälle / die grossen Straffn über unser Land / GOTT hat umbsonst auch nicht gesand / die schecklichen Cometen / ein jeder sich bekehre bald / sieh ab von Sünden mannigfalt / daß uns GOtt helff aus Nöthen.


Recht bett / thut Busse ein jedermann / ihr Menschen allzusammen / last euch die Wunder zu Hertzen gehn / thut Buß in JESU Nahmen / daß GOtt abwend alln Jammer und Noth / die Pestilentz und schnellen Todt / den Krieg und blutges Streiten / so wollen wir und die Kinderlein / dich preisen liebstes Jesulein / itzt u. zu ewgen Zeiten / Amen.


Eine wahrhafftige und merckwürdige Zeitung / von einer Frauen / welche eines besonderen gezeichneten Kindes genesen / dafür sich viel Leute entsetzet. Und ist geschehen am 19. Julij in diesem 1666. Jahre in einē Flecken / Stöltzling genannt / in Pommern gelegen. Allen frommen Christen zum besten von einer geistlichen Person daselbst in Druck gefertigt. Gedruckt zu Stetin / bey Valentin Rethen.[311]

Aus Stöltzling / einem Flecken in Pommern gelegen / von 19. Julii. Allhier ist eine Frau eines Kindes genesen / und nachdem man bey Nacht mit einem Liecht solches besehen / hat man es fast vor eine Möhrin erkandt / auch die Mutter darüber in Verdacht genommē / als müste Sie mit d'gleichen zu gehalten / oder sich doch an dergleichen versehen haben: als man aber des Morgens das Kind recht in Augenschein genommen / ist es im Gesichte nachfolgender Gestalt befunden worden.

Das Mägdlein ist an sich selbst sonst ein fein lebhaft Kind gewesen / hat wie mit Dinten angemahlet im Gesichte gesehen. Auff der Stirne war ein halbe Sonne und gantzer Mond / mit einem Schwantz-Stern. Auf dem einen Backen hatte es einen Sebel und ein Pflitzpfeil. Auff dem andern Backen ein A. B. C. und 1. mahl 1. Auff der Nasen eine Carette mit Pferden. Auffn Kinne ein offen Drachenmaul. Wie sich nun männiglich an dieser Wunder-Geburth verwundert / und es auch vor die Geistlichen gebracht worden / haben dieselben so viel davon zu diviniren angefangen / weil die tolle und stoltze Welt biß anhero gar nicht mehr der Predigt Göttliches Worts folgen wollen / müße der liebe GOtt solche Hieroglyphica unter denen Menschen aufkommen lassen / daß Sie einander als die toben und stummen Götzen was erinnern solten. Und were wohl gut / daß sie es also zu ihren besten gebraucheten / und ein ander des Hellen Rachens / Himmels und anderer zukünfftigen Dinge erinnerten. Alleine sie brauchen sich dessen in ihren Angesichtern / ein and' Zeit / Orth / That[312] anzudeuten /wo sie ihre begierige Lüste vollbringen / gleichsam sporenstreichs darüber zur Hellen und Verdamniß fahren wollen: Dafür sich aber Christliche Hertzen zu hüten / und dem Ubel / so durch diese Wundergeburt angedeutet würde / zeitlich unn ewig entgehen mögen.


Folget ein Gedichte / so sich etwas hierzu schickt.

Klag-Elegie / über die / außer dem Nothfall / des Ebenbildes Gottes schändende schwartze Flecken / an allerley Gestalten.


Was thut der Teuffel nicht? im Sprichwort wird gesaget /

Zu dieser Zeit ists war. Die Mutter aller Welt

Ist innen worden wohl / daß man noch itzo klaget /

Durch Evens Nasche-Maul hat uns der Todt befällt /

Wer ingemein sich sonst an Weibesbilder machet /

Krafft / Stärcke und auch List an ihnen zu bestehen /

Der wird von jederman als thöricht auß gelachet /

Denn er des schwachen Wercks solt billig müßig gehen.

Was thut d' Teuffel nit? weil er nun nicht mehr lange

Dem Nachlaß hat allhier zu suchen / was soll sein /

Drümb läufft er öffentlich mit seiner leimen Stange /

Und fängt das gröbste Volck der Menschen Vögel ein.

Und zwar auff eine Weiß / auß Evens Lust entlehnet

Die in den Apffel sich Maul-lüstern hat vergafft /

So heut die Wnagenburg des Mundes Deck beschönet

Ein schwartzes Hädergen / das hin und wieder hafft.

Man spricht zwar das sey Schuldt d' Spiegel an d' Sachen /

Weil durch die Weisung sich es alles besser stelt.[313]

Wie aber kan ein Glaß verbessern Gottes-machen /

Weil du dier silber nicht dein Gottes Bildt behelt.

Wann GOtt hett seinen Sohn / da er solt Mensche werden

Mit schwartzen Flecken so geschicket zu uns her /

Wer hette unter uns / auf dieser gantzen Erden /

Gegläubet / daß er recht und wahrer Mensche wehr?

Wann eine schwangre Frau solt eines Kinds genesen

In welches Angesicht zu finden Stern unn Mond /

Pflitzpfeile / Sebel / Schwerd / Cometē / Ruthen / Behsen

Sie hielts nit vor ihr Kind nur vor des Teufels Sohn.

Wie aber / wie gehts zu / anitzt in unsern Leben /

Hat sich denn iederman an schwartzen Kleck gewehnt.

Muß denn d' Allmacht selbst / noch werden unrecht gebē /

Daß sie den Menschen nicht hab gar zuwohl geschönt?

Habt etwan Nachricht ihr / ihr all zu tollen Dirnen /

Daß GOttes Ebenbild im Himmel worden neu?

Ob! oder ihr vermeint nach euren Huren-Stirnen

Und schwartzen Wangen Koth euch Gott gantz ähnlich sey.

O aber weit gefehlt / vom Teuffel ists gelernet /

Der Gottes Ebenbild an sich verlohren findt /

Der gerne wehr wie Sonn und Mohnd und Strahl besternet /

Und bleibet immer doch das schwartze Höllen Kind.

Ach warne / wer da kan / die tollen tummen Leuthe

Der Priester / Vater / Freund und wer es meinet gut /

Der Teuffel kriegt hiervon sonst wohl die beste Beuthe /

O rettet / rettet doch das arme junge Bluth.

Es helffe nicht dazu ein einiger Maschen Macher.

Sonst kriegt er seinen Lohn im schwartzen Königreiche.

Da werden alle sie wie lose Flecken Bracher /

Voll Fleckē seyn beschmuetzt den wahrē Teufeln gleich /[314]

So machts d' Bösewicht / beredt die Menschen Kinder

Ein schwartzer Hader stehet / viel besser im Gesicht.

Verdirbet Milch und Blut / das schöne steht nicht minder /

Daß mann wohl sprechen kann: wz thut d' Teuffel nicht?


Sonnet.


Ein liederliches Ding der Teuffel hat erdacht /

Indem er Gotts Geschöpf / den Menschn / nach seinem Bilde

So wunder würdig schön befunden und so milde /

Daß seiner Boßheit Larv allzeit wird mit veracht;

So hat er einen Sinn ins Weibes Volck gebracht

Wann man ins weisse schwartz vermischte / wirds zum Schilde

Des Teuffels / und ihm gleich / so böse / wüst und wilde

Wie ers im Anfang auch mit Even hat gemacht.

Von Anfang dieser Welt hat Er dadurch gesieget /

Daß biß auff diese Stund der Mensch im Tode lieget /

Und weil der Fall ihm hat viel Seelen zu gefuhrt

So stifftet er zuletzt in diesen Jammer-Tagen /

Daß GOttes Ebenbild muß schwartze Flecken tragen

Zum Zeichen / wie er hier mit ihnen hab gebuhrt.


Biß hieher jene Geschichte / oder vielmehr Gedichte / denn wer kan es glauben / dz an eben demselbigen Tage / drinnen die Mißgeburt sol geboren worden seyn / auch zugleich vieler Prediger judicia angehöret / verzeichnet / unn überschicket worden wehren?

Ich laß dennoch dieses dahin gestellet seyn / und lobe des Erfinders intention: und setze dazu / von eben derselbigen Materie / ein unfehlbares Exēpel einer Mißgeburt / aus Hr. Kenelm Digby / Rittern und der Königin zu groß Britaniē Cantzl. Eröfnunge d' Heimligkeiten[315] der Natur. pag. 118. etc. Ich zohe unterschiedliche dergleichen Geschichte an / umb ihr zu verstehen zu gebē / daß eine starcke Einbildung der Mutter / eine merckliche Einbildung auff ihr Kind mit dessen gröstem Nachtheil / verursachen könte. Nach diesem sagte ich / bedencket / wie ihr auff eure Plasterlein so sehr geflissen seid / ihr habt selbige allezeit in eurer Einbildung und unter der Zeit ihr in diesem Zimmer seyd / habt ihr euch mehr als 10. mahl in eurem kleinen Spiegelein bespiegelt. Habt ihr nicht sorg / euer Kind komme auff die Welt mit dergleichen Pflästerlein im Angesicht / ober daß viel mehr alles dz schwartze / so in unterschiedene kleine Theil zerstücket ist / sich nicht an einem Orth zusammen ziehe / und ihme / mitten an die Stirne / an dem scheinbaresten und merckhafftesten Orth des gantzen Angesichts komme? Ein Flecken (Maal) eines Ducaten breits / solte eine schöne Zierde allda geben? Ach mein Gott! antwort sie / ehe das mir dieses solte zu stossen /wolte ich lieber zwischen meiner Bürdens Zeit kein Pflästerlein mehr tragen / und sicherlich / also bald thäte sie selbige ab und worffe sie weg: als sie nach der Zeit von ihren Freunden gefraget wurde / welche sie gantz und gar ohne Plästerlein mehr sahen / woher diese Enderung käme / und das sie deren keine trüge / in deme sie in alle Wege die gröste Liebhaberin der Plästerlein gewesen sey? Sie gabe ihnen zur Anwort / daß ihr Vetter / welchem sie grossen Glauben zu stellet / sie vergewissert hätte / daß wann sie dergleichen Plästerlein unter der Zeit / darinnen sie schwanger gienge / tragen würde; würde sie ein[316] Kind zur Weit bringen mit einem schwartzen Flecken mitten auff der Stirn / eines Ducaten breit. Diese Furcht wäre ihr also lebhafft in ihre Einbildung eingegraben / daß sie immerdar darauff gedachte. Diese gute fromme Frau /welche so grosse Sorge truge ihr Kind möchte mit einem Mahlzeichen auff die Welt kommen / konte gleichwol nicht hintertreiben / daß ihr Kind nicht ohne Mahl gebohrē würde / es war nemlich ein schwartzes Zeichen mitten auf der Stirn eines Ducaten groß / gleich wie sie ihr solches in ihrer Einbildung formiret hatte. Es war eine Tochter unn außer diesem sehr schön. Vor wenig Monaten noch habe ich sie gesehen; behält annoch das Maal / welches ihr die Stärcke der Einbildung ihrer Mutter / zu wegen gebracht hat.

(Vermeinestu aber / daß jener Fleck und Macul wohl schlechter Dinges auß der Fantasie hergerühret / und sich nicht etwan auch GOTtes Finger zur Warnung und Straffe / mit unter gemischet / und es zu wege gebracht habe? Traun meine Meynung ist es. Es ist schandloß und Teuffelisch mit denen Frantzösischen Schweigen / das leichtfertige Volck / an etlichen Orten / durch die Unterschiedligkeit der Figuren / so sie ins Gesichte kleben / sich unter einander zuverstehen gehe / wo? und wenn? sie an diesem / oder jenem / Hurenwinckel wollen zusammen kommen. Man treibts bund / man gehet bund / man schläget wund: drumb muß es auch bund daher und unter einander gehen / mit Ketzereyen / Ermorden / etc. Roth und blau ist die beste Farbe / was die üppige Kleidung dieser Welt betrift / so hat fast solche[317] zu seiner Zeit / allbereit wiederleget mein Landsman M. Johann Cuno / in seinem Hoffarts Wohlstunde: Als da er eine Mißgeburt Theologisch erkläret / so Anno 1593. im Dorffe Jeben / zur Soltwedelischen Superintendenz gehörig / von einer todten Mutter gebohren: Als da er unter andern auch diese Wörter führet / wegē der langen Haar / lit. H. Gleich wie er Mans-Personē welche mit langen Haaren u. krausen Kolben / darüber Tertull. auch sehr klaget) prangē / gleich für des (nehmlich Clem. Alex. de Jejun. et Tentat.) Satans Fliegen-Quäste achtet / welches billich zu dieser Unser Zeit zum Abschew auch solte gemercket werden sonderlich weil Junckern gefunden werden / die ihren Dienern die Haare durch die Mägde / als peritissimas capillaturae structrices / wie Tertull. redet / zurück u. in Scheiteln bürsten lassen / daß sie vor dem Tisch / als freche verwegene und unverschämte Dirnen / auffwarten und libidinum incitamenta / seyn müssen. Gleichwie Weiber u. Jungfrawen unter denen vom Adel auch beginnen Männer u. Gesellen Mäntel mit Kneuffen zu tragen. Sed pudeat homines ratione præditos, hyænam, cujus sexus annalis est & quæ marem & fæminam alternat, vestitu imitari, & pudeat tantam vim naturæ inferre. Id quod nemo, nisi qui à Diabolô agitatur, facere consuevit. Hierzu gehöret / was die Relationes gaben A. 1663. den 26. April. aus Preßburg von Schemütz aus den Bergstädten wird vom 14. geschrieben / daß eine Viertel meil weges von Schemütz / zu Dillen genandt / salvo hon. ein Schwein den 6. dito ein Monstrum geworffen habe; dessen förderhalbe theil / gleich einē Frawenzimmer / mit schönē lang über die Ohren[318] gewundenen / u. vorher länglicht gekraußtē Haarē / samt einem schönen Bund auf dem Haupte / wie ihnitziger Zeit das Frawenzimmer zutragen pfleget / u. mitnatürlichen Hörner Schuen an den Füssen / nebē nochandern mehren wunderseltzamen Umbständen. Und diß ist gewiß. Sonsten redet M. Cunod. l. noch ein mehres von jenem Monstro / das sich sehr wohl auff diese Zeit schicket. Ich glaube / es sey auch nicht ohngefehr geschehē dz diß Hoffarts Findelein / nit Armgeschmeide / Zierd / oder Ornat / sondern Armband genennet wird; auff dz es (neben dem daß es sich mit manchen arm gnugsam bindet /weil sie wegen der unmässigen Pracht / als der volle Mond zusehens am Vermögen abnehmen) als Vorspöcke / dz eine gemeine zusammen Koppelung / gleich wie man Hund oder Pferd zusammen koppeln pflegt / erfolgen werde. Wie denn der Türcke / Moscoviter u. dergleichen Feinde zuthun pflegen: u. wer weiß wer itzo den Grob schmieden u. Seilern eiserne Fessel / Ketten / Halß und Armrincken / mit Stricken und Seilen zufertigen befohlen hat / oder befehlen wird / damit solch koppel zuverrichten sey? Denn man meint nicht / dz unser HErre Gott / d' zuvorn solches befohlē / auch nicht noch ein Auge hierauf habe. Als da Er Ez. 6. saget: Der Tyranne hat sich aufgemacht zur Ruthen / über die gottlosen / mache Ketten / denn das Land u. die Stadt ist voll Blutschulden unn Frevels. So wil ich die ärgsten unter den Heyden kommen lassen / die sollen ihre Häuser einnehmen / und wil der gewaltigen Hoffart im Ende machen / etc. Gleich wie der Babylonische König kommen muste / Jer. 52. zu den König Zedekiam / als d' seine Augen / als eine Obrigkeit nicht recht gebrauchen wolte / fahen / ihn blenden /[319] und mit zweyen Ketten bunden und zu Babel ins Gefängniß legen / biß er starb. Oder wie der Prophet Nah. 3. schreibet / daß man ümb die Edlen das Loß geworffen / und alle Gewaltige in Ketten und Fesseln (als in rechte Armbande) geleget hat. Idem lit. E. 2. vielleicht kan diß Band ein Vorbote seyn / was der Türck oder ein ander Tyrann mit den Deutschen / solcher Hoffart halben / vornehmen werde. Wie den zu weilen gefangene Christen / die sich rantzonen müssen / uns für die Thüren kommen seyn / welche eiserne Ringe / Halßbande oder Ketten umb die Hälse geschmiedet / getragen haben / und wie Pferde vor die Wagen oder Pflüge mit Halßkoppeln eingespannet gewesen etc. Idem lit. F. 4. indem es nicht genug / daß sich mancher mit einē hauffen Zeuge behenget / daß er einer Hamburger Tonnen nicht ungleich herein watschelt: sondern da jo einer des gewandes oder Zeuges weniger nimmet: so müssen ein hauffen seidene Schnür oder Borten / oder Bänder / ietzt / wie an diesem Kinde zu sehen / in die queer / itzt in die Länge / bald Creutz-weiß herüber und herumb geflicket / gestippet und geplätzet werden / welches doch / weder vor die Wärme noch vor die Kälte dienlich ist / und gleich wol solche Geschnür offte mehr / als die Materie / kostet. Etlichen können die Schnüre nicht klein / dem andern nicht breit genung gesticket und geknüttet werden. Etliche beginnen güldene / etliche Silberne drauff zu nähen. Andre / damit sie ihre heller auch auch dazu legē / damit erhalten werde / hefften an die Seiten breite gläntzende Borten; daß sie nach Art der Gauckler herein[320] springen / als hetten fin eine breite Kutscher Pampe anhengen lassen. Der Prophet Esaias der Cap. 3. der Schnüre gedencket / läst sich ansehen / als hatte er eben auff diese unsre Zeit / da man mit den Schnüren und Borten am meisten pranget / seine Weissagung gerichtet. Nun / man flecke nur Schnüre / Borten und Bänder genug auff die Wämse / Hosen und Röcke zusammen / obs vielleicht die Türcken / oder Tartern / einmal anstricken / mit denselben von den Kleidern zum Koppelt abgetrennet / die Gefangene zu binden / mangeln möchte / dadurch man als Hoseas 4. redet / als durch einen Wind wird zerstrewet werden / da wied' denn keine Stricke noch Bande helffen werden / die einen befestigen könten; denn es werden solches / wie Esaias 5. redet eitel lose / oder faule verlogene Stricke seyn / wenn sie gleich so dicke wehren / als wagen seile / so werden sie vor dem Wehr dennoch nicht bewahren oder beschützen können. Nimt es nun iemand Wunder / daß auch die Schnüre / Borten und Bänder / nicht frey durch passiren müssen / der nehme Cap. 3. / Es. vor sich / und frage / warumb er der Borten und Schnürlein nicht allein / sondern auch viel geringer Ding und dazu solcher die man nicht entrathen kan / gedencken / und wegen derselben eine ernste Warnung thun darff? Und hat Gott der HErr im Alten Testament Lev. 19. verboten ein Kleid zu tragen / welches von Wolle und Flachß gewircket were / der Ursach halben / wie da Brenzius daselbst gedencket / daß es entweder nicht wohl gestanden / Confer. Div. Bernhard. part. 1. f. 10. (wie wohl in Kleidern /[321] wie nicht Color / also auch nicht ornatus / sondern Color fürnehmlich zu suchen ist) oder weil die benachbarten Heyden solche Materien gebrauchen / daß nicht die Heydnischen Sitten / mit derselben Kleider Muster wie es denn zu schehen fleget / den: externae vestium in corpore formae / intus formant animum) von den Kindern Ißrael mit angezogen worden. Solte er nicht vielmehr auff solche Materien und Muster achtung geben / welche zu dem Ende / dazu Kleider zu gebrauchen / nemliche zur Wärme / gar nichts helffen noch dienen / sondern nur allein die Hoffart stärcken? Man möchte es doch ja nit für eine Beständigkeit eines standhaftigen Gemütes haltē / wenn mans doch bey nunmehr angenommenen Mustern bleiben liesse. Aber der Wetterhau auff einem hohen Thurm kehret und drehet sich kaum so offte herumb / als das unbeständige Hoffarts Gesinde die Kleidungs Trachten verändern thut. Daher wie man in den Buchladen immer nach etwas neues fraget / aber selten was guts bekommet: So ist auch bey den Schotten / und in dem Krambuden eitel fragens fast nach neuen Materien: zu dem so schickt man sonderliche Kundschaffter von Schneidern auff Hochzeiten / und dergleichen Zusammenkunfften aus / die müssen den herumb stören /was der Hoffarts-Teuffel neues von Mustern seinen Kindern zum Jahrmarckte gebracht habe: Da muß denn keine Unkosten gesparet werden / solt auch ein Bawer nach dem andern / samt pächten und Diensten / versetzet und verpfändet werden etc. Idem lit. C. so stelt uns GOTT der HERR auch[322] eine Veränderung der Gewächs und anderer Creaturen vor die Augen / die uns vom solchen Ubelstande erinnern müssen: das wie solche seltzame / frömbde und und ungewöhnliche Muster / diese leblosen / und der Vernunfft mangelnden Creaturen vor uns verstellen / und gleich abscheulich machen: also verächtlich machen auch die Hoffarts Muster / die von Frömbden / Außländischen / ja wohl abgöttischen Völckern entlehnet (gleich wie Tertul. spricht / daß sich Frauen und Jungfrauen zu Carthago in Africa ihrer Tracht geschämet / und dagegen der Deutschen und der Frantzosen Muster haben gebrauchen wollen) einen Menschen vor unserm Herrn Gott / wie denn der Spruch Luc. 16. lautet: was für der Welt hoch ist / das ist vor GOtt ein Greuel.) Idem lit. O. 2. deßgleichen left Gott der Herr den greulichen und unersättlichen Bluthund den Türcken / der auch unter seine Exercitus gehöret / das hoffertige Wesen / die Lust der Augen / und des Fleisches / welches / wie der Apostel 1. Joh. 7. redet / in der Welt zu spühren ist / wie wol / wenn mann die Welt itzo beschreiben wolte / müste man sagen: man sehe an ihr eine solche Unlust / oder unlustiges / garstiges / unflätiges / sawisches / abscheuliches / Viehisches / leichtfertiges / gottloses / Epicurisches / und Sodomitisches Wesen / in Gespräch / Essen und Trincken / Kleidung / daß einen dafür / als für einem Unflath / erkältet: ja daß einem Ohren und Augen wehe thun / oder man dieselben zu halten muß / sonderlich wenn etwan Zusammenkūften gehalten werden / zu straffen: denn / schreibt August.[323] de C. D. Deus irruptionem permisit barbaris / ut luxui detiti deponerent superbiam einen Einfall über dē andern thun / daß / drinnen / biß hier ein Schertz getrieben mit höltzerinnen Festungen und gemahlten Türcken Eroberung: so hat er diß 93. Jahr etliche Vornehme / und zuvor unüberwindliche Gräntz Häuser eingenommen / und denen /wie auch dieser Oerter geschehen mit den Türckischen Knäbel Bärten und außländischen Mustern herein getreten / haben die Türcken über die Gräntze Persöhnlich kommen müssen / und ihre Muster wieder geholet / und manche Knäbel roth gefärbet wie den in voriger Eroberung / sie der unseren gefangener Kleider angezogen und mit derselben Weiber unn Töchter einen Tantz gehalten. Ich geschweige d' gar schrecklichen und erbärmlichen Fälle / die sich hauffenweise mit Herren und Unterthanen / mit Adeln / Bürger und Bauren / unverhofft und fast ungläublicher Weise zu tragen. etc. Idem lit. P. derowegen wir solches keines weges heimlich zu halten / oder als ein warnungs Licht / unter einen Scheffel / Tisch / Banck / oder Bette / wie der HErr Christus Matth. 4. Luc. 31. redet / zu setzen: sondern dasselbe als ein Licht auff einem Leuchter zustecken / und was ich ins Geheim gleich ins Ohr gehöret solches in gemein auff dem Dache zu predigen Mat. 10 / Luc. 12 / in alle Wege hat gebühren wollen. Denn sonsten nichts gewissers zu befürchten / daß / wenn es etwa an Vermahnung mangelte / oder die Obrigkeit die da Ordnung und Satzungen zumachen befügt ist / Psalm. 82. Ps. 101. ja von Gott Befehl hat /[324] nichts dazu thete / daß der Türcke / oder ein ander grewlicher Tyrann / etwa aus Mitternacht /wie Jeremias Cap. 1. 4. 6. 10. 13. und Ezechiel c. 38. 39. mit demselben Orte offt drewen / und unter andern das Wort führen / a Septentrione omne malum / kommen wird / und wie die Babylonischen und Assyrischen Könige / deßgleichen endlich die Römischen Adler / den Jüden eine unliebliche und unerträgliche Ordnung machen werde. 2. Reg. 24. 2. Reg. 19. Ezech. 23. wie man denn lange von den sechshundersten Jahre gewincket / daß / wie Johannis Hilteni Wort lauten: Im tausend 600sten Jahr ein greulicher wütender Tyrann in gantz Europa herschen werde /welchem denn in tausend / sechshundert und sechsten Jahre Gog und Magog folgen werde. Und (wiewohl Herr Philippus Orat. de Paul. Apostl. schleust / Etsi late grassatura sit rabies Turcica / propter Epicuraeos furores / idola / libidines / et alia flagitia / kamen quintam Monarchiam non constituet: Wer kan leichtlich verwerffen. was Lactantitus l. 7. De divino praem. c. 15. schreibet: Romanum Nomē quo nunc Orbis regit / (horret animus dicere / sed dicam / quia suturum est) tolletur de terra / et Imperium revertetur in Astā / et rursus dominabitur Oriens / et serviet Occidens. Denn das GOtt der HErr unserm / als dem Evangelischen Häufflein / diß drey und neuntzigste Jahr zu unterschiedlichē mahlen / wieder den Erb feind / Christliches Nahmens / den Türcken / als den Morgenländischen Anti-Christ / welcher dem Sohne Gottes / sein Gold / das ist / seine Gottheit raubet /wie auch vor wenig[325] Jahren / wieder die Sanctam Ligam / oder Spanische und Papistische Armada / die / wie Esaias redet / sich mit losen Stricken / ob sie schon den Wagen Seilen / oder Ancker Seilen gleich seyn / zusammen gekoppelt / als wieder den Abendländischen Anti-Christ / welcher dem Sohne Gottes seinen Weyrauch / das ist / sein ewiges Mittlers Ampt entwendet / wie ihm die neuen Jüden und andere seine Myrrhe nehmen / das ist / seine Menscheit anfechten / Glück und heilige denckwürdige Siege gegeben hat. Dafür denn niemandt / als dem Allmächtigen Gott höchlich zu dancken / in dem er freylich / wie Mirjam Mosis und Aaronis Schwester singet / Exod. 15. der rechte Kriegsmann ist / denn wie der 46. Ps. saget / Ehre einleget unter den Heyden / und denn derselben Toben stillet / und den Tyrannen einen Ring in die Nase leget / und wieder herumb zurücke führet / ja / deß Rechte Hand den Sieg behält Es. 37. und denn /wenn sie wieder dran wollen / mit seinen hohen Arm / und mit Macht noch gerüstet ist / und allen seinen und unsern Feinden gewachsen ist. Ps. 76. Darumb / wie er ohne Menschen Hülffe die gewaltige Armada / durch seine starcke Sturmwinde / welche / wie die Schrifft zeuget / hurtig / frisch und freudig seyn /wenn sie des HErren Willen und Befehl außrichten sollen / zum Sturm dazumahl angelauffen / und sie mit Sturm in die Grubē / die sie andern gegraben / gestürtzet.

Also auch itzo unter die Agarenische Ißmaeliter Ps. 76. als der den Fürsten den Muth nehmen kan / ein solch Schrecken / oder Timorem panicum gejaget / daß sie einen kleinen Häufflein / welches durch andere abwesende[326] Christen / auff Unordnung Christlicher Obrigkeit / mit dem Gebethe / daß denn / wanns nun recht wird angestellet / nicht wenig bey der Sache thut / wie an Mose / da sein Volck wieder die Amalekiter stritt / Cxod. 17. zusehen ist / gestercket werden haben weichē / und darzu von sich selbst selbst / durch GOtt / welcher Roß und Mann im Schlaff sencken kan / angetrieben / ins Wasser lauffen / rennen und sich ersäuffen müssen. Ps. 76. dahero denn diese Historien / nicht geringer als jene mit Pharao zu achten / Exod. 14. welcher ins Rothe Meer / das da trocken war / sich machte / und in demselben umbkam. Diese aber / die das Wasser vor sich gehabt / und gesehen / gleichwohl in dasselbige sich haben sturtzen müssen. Damit sich in beiden Siegen niemand rühmen könne / sondern GOtt dem Obersten Feldherren / aller Ruhm und Ehre alleine bleibe; denn denn Er ist auch allein / der Bogen zerbricht / Spiesse zerschlägt / Wagen und Schiffe mit Fewer verbrennet Pf. 46. So ist doch zu besorgen / weil mann den Zorn / und die Güte GOttes / die in solchem Kriege beyderley gefpühret werden / nicht in acht nimmet (denn den Zorn GOTtes / an den unsern auch bewiesen / verachtet man / die Güte GOTtes mißbrauchet man) es werde mit Deutschland eben / als mit dem Jüdischen Lande /zu gehen / denn daselbst hatten die Jüden auch etlichmahl gut Glück / indem ihnen die Scharmützel / und auch etliche Schlachten wieder die Römer sehr wol geriethen oder gelungen: Aber weil keine ernste Besserung folgte / dadurch sie unsern lieben Gott den rechten Kriegsmann / auff ihrer Seiten behalten hetten Ex. 15.[327] sondern immer frecherer / sicherer und verwägener wordē / so verhetzten sie durch GOttes Verhängniß die Römer auch dergestalt / daß sie mit gewaltiger Heeres Krafft darzu thaten / und das garaus mit ihnen spieleten. Da es auff eine Städte zweymahl zuschlagen nicht vonnöthen ware. Daher sagt Daniel Cap. 9. Wird es von derselben Zerstörung an über den Tempel / biß ans Endegrieffen / das ist / der Tempel zu Jerusalem werde nimmermehr / weder ein Dach noch Fach / noch ein Gewölbe bekommen / sondern auff das Paviment / oder auf das Pflaster ihme müßen regnen lassen. Also / weil GOtt der HErr uns hierdurch prüffet / und aber keine wahre Buße / nach Ninivitischer Art Jon. 3. weder vō Obrigkeit noch Unterthanen / denen doch die Excecutiō / auff ihrer Prediger Vermahnung / nicht weniger als jenen gebühret / vorgenommen würde. So dencke man nun nicht anders / denn daß Er den erbittertē Tyrannen den Zügel werde schiessen lassen / daß er als der da mehr zu zusetzen / seinem Schaden vielfältig nachkommen / u. sich erholen könne / ob ihn schon / wie Dan. Cap. 11. vō Könige gegen Mitternacht redet / der König gegen Mittage etliche viel 1000. abschlagen / und sich desselbē überheben / seiner aber darumb noch nicht mächtig worden / sondern er viel einen grössern Hauffen / als der vorige war / zusammen gebracht / und mit demselben feste Städte erobert / und dazu auch in das Land werde kommen. Und hat denn der Türcke unsern HErren GOtt / weil wir ihn mit Bußfertigkeit erzürnen / mit sich / auff seinen Theil / so wird auf unser Seite weder[328] Menge noch Stärcke / weder Festung noch Rüstung / weder Roß noch Mann helffen können. etc. Hactenus M. Cuno: Darzu auch gehörigt ist wegen des Hofarts M. Johann Georg Seld / Stadt Pfarrer und Inspector der Kirchen zu Havelberg / in seinen Bußgedancken wegen zweyer mōstrosischen Schweinlein / lit. B. 111. An. 1531. Hat ein Weib auf einmahl 3. Monstra gebohren (1.) einen Menschen Kopff ohne alle andere Glieder in ein Häutlein verwickelt. (2.) Eine Schlange mit zwey Füssen einer abscheulichen und greulichen Gestalt. (3.) Ein Schwein gantzes Leibes von allen Gliedern. Was für vielfältig Unglück hierauff erfolgt kan im Schleidano / Ambrosio Sturmio / und andern nachgesuchet werden. Die Märckische Chronicke M. Andreae Angeli ist voll dergleichen Mißgeburthen an Menschen und Viehe. Anno 1535. ist die domalige Kleider u. Allomoda Hoffarth angedeutet u. gestraffet worden durch 2. Mißgeburthen / da zu Brandenburg ein Kind gebohren / welches ein Stück Fleisch umb sich hengend gehabt / als einen Filtzmantel. Anno 1548. ein anders mit zerschnittenen Wangen / als ein zerschnittener Koller über den Leib / einer herunter hengenden Haut / wie eine Spanische Kappe / darunter eine Wunde an der Brust / daraus Blut geflossen / daß GOtt der HErr auch vor diesem die Kleider Hoffart mit Krieg und Bluthvergiessen gestraft / ist Es. 3. v. 16. zu lese / mehr Exempel sind daselbst zu findē p. 245. 393. 395. 397. 399. 401. 394. 349. 351. 354. 398. 406. 438. Da die Hurerey und andre Sünden samt der Straffe[329] angedeutet / als: Anno 1597. den 24. Octobris ist zu Selau ein Kind jung worden mit 4. Händen / und 4. Füssen / einem zerhackten / und zerschnittenen Kopff / so bedeutet den geschwinden / und unversehenen Einfall d' Türcken / die weidlich mit den Händen ümb sich schlagen / viel Christen gefangen geführet / noch mehr erschlagen / ihre Köpffe zerknirscht und zerhauen / das Vieh weggeraubt und getrieben. Zu Zeiten Käyser Michaelis Parapinacii ist eine Mißgeburt gebohren worden mit Ziegen Füssen / und mitten auff der Stirn einem Auge / welches bedeutet den folgenden grossen Hunger und Pest lib. 4. Chron. Carion part: 3 / edit. a D. Casp. Peuc. pag. 791. hieher gehöret auch D. Georg. Mylius Conc. 7. von Türcken pag / 153. etc. Vor alters wuste mann bald kein streitbahrer Volck / keine Mänlichere Helden zum Kriege / keine unüberwindlichere Mannschafft / dann die Teuschen / die sich auch fast einige ander Nation niemahls haben bezwingen oder übermannen lassen. Itzo giebt es entweder Flüchtige oder furchtsahme Fehmen / oder nasse und tolle volle Brüder / und ist der gröste Theil also beredet / wenn ein Teutscher einen breiten Frantzösischen Hut / einen spitzigen und Spanischen Bauch am Wammes / und ein Welsches paar Hosen umb die Beine hat / es siehe sonsten wie es wolle / so sey er schon ein gewaltiger Kriegs-Mann. Was neben andern Unwesen diese leichtfertige Weise in Kleidern bedeute / das haben vernünfftige Christen leichtlich zu ermessen.

Die Leute in Griechenland / die itzund unter den[330] Türcken sitzen / haben vor alters / ehe und der Türcke ihr Land hat eingenommen / eben gleichförmige Mores und Sitten an sich gehabt / und sich vor ihrem Untergang und Verderben gern auff frömbder Nation Sieten und Weise gekleidet / und mancher nicht nur einer sondern zweyer / dreyer unn mehrer Nationen Kleidung auff einmahl an sich getragen. Da das vernünfftige kluge Leuthe gesehen / haben sie alsbald geweissaget / daß bedeute nichts guts / sondern auf diese leichtfertige Verkleidung merde gewißlich bald frömbde Volck ins Land kommen / und der Türck über die Griechen Oberhand gewinnen, in massen auch unlängst hernach geschehen ist. Ob es den Teutschen mit ihrem verkehrten Thun gelingen werde / das wird die Zeit offenbahren. Gott helffe unsern lieben Nachkömmlingen / und erbarme sich unser in Gnaden / Amen. Weiter klaget hierüber Joh. Schütz in seinem Tract von den feurigen Wunderzeichen am Himmel / litt. B. 6. b. Es taug der itzigen Welt kaum zu täglichen Brauch / in gemeinen Stenden / zu Kleidern / Wohnungen / Speiß und Tranck / dz jenige / worinnen die lieben alten Teutschen Käyser / Könige / Königinnnen / Potentaten / Fürsten und Herren / in ihrer höchsten Pracht sich haben sehen lassen. Es ist aus / numahl was Tacitus von unsern Vorfahren schreibet / plus ibi boni mores valent / quam alibi bonae leges / das ist / bey den Deutschen gilt die Erbarkeit d' sich ein jeder besteisset in seinem Thun und lassen / vielmehr / als bey andern Nationen / Weltliche Policey Ordnūg vermag außzurichtē. Wz Gott einē jedē Lande an Getränck / es sey Bier od' Wein / bescheret / es taug nit /[331] es schmecket auch nicht den verwehneten Zünglein / wz nicht frömbde / teur / und seltzā ist. etc. Letzlich schliesse ich dieses membrum mit den Worten M. Cunonis lit. N. iij d. l. Also wie Christliche Gottsfürchtige Obrigkeit / als itzo gemeldet / über den alten Religions-Muster billich halten thut: So were auch nicht zutadeln / wenn sie über den alten / ehrlichen / deutschen Mustern der Kleidung hielte / in welcher unsere Vorfahren freylich Germani / das ist / Garmänner / das ist / durchaus für Erbare tapfere Leute sind gehalten worden / do man dagegen numehr wegen der weibischen / weichlingischen Muster oder Formen für Garmanni / das ist / Gar / oder eitel Memmen / zu achten ist / gleich wie Ennius von den Römern schreibet:


Vos etenim Juvenes, animos geritis muliebres,


Ihr Jungen Gesellen Römisches Blut /

Habt nun einen verzagten Weiber Muth.


Und wie wenn auf solche Pracht auch folgete datz man Armmanni heissen und seyn müste? Weil ihr aber die blinde Welt weder rathen noch sagen lest (denn ist das nicht Blindheit / velle placere DEO in eo quod ejus iram concitat, nec illud quod alias perdidit, odisse sed diligere (so wil Christlicher Obrigkeit gebühren / hierinne auch nicht gar still zu schweigen / und durch die Finger zu sehen / sondern mit Ernste. Denn wenn sich der Jäger für den Hasen / wie der König Zedekias für seinen Fürsten oder Hof-Junckern / oder Unterthanen fürchtet / Jer. 38. so ist das Netze umbsonst und vergebens gestellet) darob zu seyn / dz mit Legibus Sumptuariis, der übermässigen Pracht in Kleidung und den[332] schwelgenden Pancketen / u. den Gurgelfreyen Gastereyen gewehret werde. Biß hieher vom Hoffarthe / welcher sich / nach vorbesagten / sonderlich ereget theils in


1. Knäbelbärten /

2. Rauchwercke /

3. Italiänischen unn Frantzösischen bunten kleinen / häuffigen Bänd'n /

4. Ermbändern /

5. Gehencken und Leibgürteln.

6. Elen-Langen Zöpffen.


Ich wolte nunmehr also hier fast aufgehöret haben /von Mißbräuchen der Kleider und dergleichen Uppigkeit zu reden: zu dem weil weil ich auch eins und das ander schon vor diesen geredet habe / in Türck. Nat. u. in den 50. Türck. Geheim-Seulen / c. 47. p. 376. etc. Allein weil mir wegē des Lumpen-Zeugs noch eines u. das ander einfält so muß ich meinen Eifer noch stärcker drüber heraus lassen. Man träget auch hohe Absetze: solche werden die stoltzirende Kumpen von Himmel absetzen (wie Maria im Magnificat singet. Er stößet die gewaltigen herunter von dem Stuele) und auf die Erden stürtzen; sonderlich weil darzu ein merckliches die langen / dicken und schweren Parucken helffen: nam omne grave tendit deorsum. 2. Die grossen Hälßgen / welche schleunig vom geringen /zum gewaltigen gerathen sein: kurtz vorher waren sie kurtz; nicht lang hernach wurden sie trefflich lang. Wie denn? wer nicht hatte neue zu zu legen / und die alten ab zulegen / oder auff den Trödel tragen zu lassen:[333] Welches Kauff und Vorkauff Werck auch allhier die vornehmsten Leute und Weiber zu treiben pflegen / wenn sie einer Tracht überdrüßig worden seyn; da sie es weit unter die Helfte wiederumb hin schleudern / damit sie nur einen Anfang oder ein bißgen Vorrath / neue Sachen zu zu legen / erhalten. Aber die Narren möchten das Zeug wol auffheben / und biß auff eine andere Zeit verspahren / du es wieder gäng und gebe wird: angesehen der Wanckelmuth und Unbeständigkeit bey uns Deutschen und Lunarischen Menschen / so überhand genommen hat / daß schier alle zehen Jahr / mehr oder weniger / eine alte Tracht wieder hervor gesuchet / und vor neu gehalten wird / etc.) Der ließ umb den kleinen Quarg grosse breite Spitzen setzen; Welche auch itzt üblich werden an den Kragen und Aufschlägen der Mäntel / an den Weiberkraußen / forne an den Handschuhen / etc.) so wahren sie auch groß. Wund'! ich habe gleich unlengst gesehen / daß dergleichen grosse Hälßgen wollen rund werden in dem etliche die Zipffel auf beyden Schuldern ründlich haben wegschneiden lassen. Die Natur wil / daß wir ἅνθρωποι (dem Nahmen gemäß) immer gen Himmel schauen sollen: nam prona cum spectent animalia cætera terras etc. a- die Kunst zwinget itzunder die Menschē Tertigenas) ihre cunabila u. die Erde vielmehr an zu sehen. Nùm hic ars perficit naturam, vel n ficir? Traun es werden die Absetze an den Schuhen so hoch gemachet (und darnebē spitzig damit sie jo desto tieffer in die Erde bohren /] daß es fast unmüglich einem solchen / der[334] so dergleichen Schuhe an hat / himmelwerts zusehen: Er wolle denn hinder sich auf den Puckel fallen / und das Tityre tu patulae recubans etc. spielen. Denn wil einer sein Gewichte recht behalten: So muß er / auff solchen hohen Absetzen gehend / niederwerts schauen / wo sie kriechen und nicht wo sie fliegen. Ach! Solea [eine Fußsole /] hat den Nahmen von Solum (das Erdreich) daß sie beyde an einander kleben sollen; und daß man die Füsse von der Erden nicht erhöhen / noch das Gesicht und den Kopff erniedrigen sol. Denn wer seinen Fuß so hoch will zwingen / der stößet gar leichtlich oben an etc. So gehts denen / welche auff ihren Zähen wollen stehen: Hallucinantur sanè / qui halluci insistunt & soli confidunt. Wol dem hingegen / der weit von hohen Dingen / den Fuß setzt auff der Einfalt Bahn. Schlecht und recht das behüte mich.


Wie einer einem Stutzer vorwarff / daß er sich doch schämen solte mit der neuen Tracht: Sintemahl unsere Altväter davon nichts gehalten / wie beym Tacito de Mor. Germ. zu ersehen. Antw. machet doch GOtt immer neue Arten an Kranckheiten / damit Er die Leute überzeucht: als sagte mir eine alte Wehe-Mutter zu Leipzig bey Querfurt her / daß man anders vo von keinem Friesel in Thüringen nennet man es greßlicht: Sonsten habe ich hönisch davon geredet im Mägde-Tröster; Doch nur zum Verdruß der hoffärtigen Weiber;[335] welche ihn hie und da mit verursachen wüste; welcher doch zu Leipzig unter den Wöcherinnen und Wochen-Kindern so gemein / das nicht zu sagen. Ja die Leipziger sagen selber / daß dergleichen Gebrechen vor diesen bey sie auch nicht gewesē / ich geschweige anderer mehr / so erst auffgekommen / davon man vorzeiten nichts gewust. Aber ich gebe dem verwegenen Maule dieses wieder auffm Wege: Kehre es umb / so wird ein Schuh drauß: Wer fenget zu erst was neues an? du oder der liebe Gott? O laß du es mit deinen Kleidern bey den alten Löchern verbleiben, so wird dir GOtt auch keine neue und frische Plage zu schicken noch erfahren lassen: Die er denen Ungehorsahmen und Uppigen gedräuet hat schon vorlängst in Devt. Ja du kömbst mir mit deiner Allmodi nicht anders vor / als wenn du Salomonem woltest zu schanden machen mit seinen reden / wenn er spricht / daß nichts neues unter der Sonnen sey. Aber sey zu frieden / du trachtest nur nach neuer Tracht: aber du erfindest sie schwerlich. Nihil enim dictum aut factum est / quod non dictum aut factum sit antea prius / saget die experientia bey dem Terentio. O tempora / O mores! neue vestes / neue pestes: neues Kleid / neues Leid. Neue deformitas. Neue infirmitas. Ein Cinaedus und junger Lanterly Bruder sahe einsmahls in einem Stambuch dieses Emblema: nemlich eine runde Erd-Kugel / da auff der einen und ersten Seite ein junger Federhanß stande / auff der undern Seiten kroch ein alter Greiß mit zerrissenen Lumpen zur Welt-Kugel herauß, sprechende: ich bin hindurch![336] wie dieses jener Laßdünckel betrachtete / da afficirte ihn dz Bildniß gleichwol dermassen / daß er (wiewohl dennoch noch nicht aus rechtmäßigem Verstande) Paradoxos sprach; nun sehe ich erst / woher es kömpt / das alte Leute ins Gemein lumpicht / mit schlechten oder gar zurissenen Kleidern auffziehen / oder krum und gebückt herein schleichen / und warumb die jungen Leute / schön geputzt / herein traben: nemlich sie haben ihre Kleidung abgefeilet und vernützet / wie sie alles durch krochen seyn / und alle Kutten-Winckel durchwandert haben: Wir aber die wir noch nicht adolescentiam haben deferbiren lassen: sondern noch über alles weg hüpffen / und wie ein Elaphos oder Hirsch lecken / ehe wir anfangen zu kriechen: haben dannenhero schönen künstlichen Zierath / der noch nicht abgeschleiffet oder dekritus (vestitus /) ist. Hiemit war es aus / und hieß mit ihme / dicunt et non faciunt: denn er gieng nach wie vor / mit seinem Posamenten gestafieret herein / quemadmodum pica / quae habet tot pennas albas quot nigras: O Junges Bluth / spaar dein Gut / Armuth im Alter wehe thut. Doch die Jugend gedencket / es heisse mir Sie / vestis facit virum. Aber die Alten kehren es umb / und sprechen mit besserm Rechte. Vir facit vestem / darzu auch jener Schneider ja sagte / also: nemlich es solle ein junger Ankömmeling / der ein Meister im Schneider Handwerge werden wolle / fein Meisterstücke auffweißen / dazu er ein Kleid hatte machen müssen / solches seinem Obermeister zu zeigen / ob er damit bestehen könte: Nun war solches Meisterstücke / wie man es heissen solte viel schlecher / als sein Kleid /[337] daß er domahlen am Leibe hatte: derentwegen ihn den die Obermeister nicht wolten loß sprechen / oder annehmen / und zum Manne lassen werden in deme der eine Alt-Vater / der ein wenig in der Jugend studieret gehabt / sagete: Höret lieber Freund: ihr meinet / es heisset / vestis facit virum / und dessentwegen habet ihr ein schöners Kleid an eurem Leib gezogen (daß ihr vielleicht von einem andern habet machen lassen) als ihr uns itzund zur Probe bringet: aber nein / es heisset / vir facit vestem: lernet erstlich ein gut Kleid machen; so sollet ihr schon zum Manne und Meister gemachet oder zugelassen werden: sonsten nicht. Ich komme abermahl auff unsern Hoffarth / und spreche unwiederrüfflich / das Gott solchen nothwendig straffen müsse / und zwar durch den Türcken / der sich nur einerley Kleidung anmasset. Vide arcana mea politica Regni Turc. d. l. Solten daher die Mißgeburthen wohl nicht kommen / welche wir seithers häuffigverommen? Als dran der Gerechte GOtt gleichfals eines und das ander neben-Gewächße gerathen lassen / wie schon in etwas davon anzuhören der Türckische Zeit vertreiber p. 37. 38. Itzt fält mir eben noch dieses bey / daß im Jahr 1605. eines Fischers Weib zu Pariß zwey Kinder auff das halbe Jahr getragen und todt gebohren / die unten am Nabel an einander hingen; deren ein jedes zwar einen Bauch / eine Miltz / eine Lunge / und seine unterschiedene Därmer gehabt: Hingegen aber hatten diese beide nur eine Leber / und nur ein Hertz / wie wohl etwas breiter und grösser / als sonst der Mensch von Natur zu haben pflegt. Bott. lib. XII. Comment. Darbey erinnere ich mich zugleich[338] dreyerley solcher Mißgeburthen; deren die erste im Jahr 1476. nemlich ein Mägdlein mit einem doppelten Leib / in der Veroneser Gebiet von mir im bemeldten Jahr Blat / 16.) oben angeführet worden: die andere / auch ein Kind / so im Jahr 1593. den 24. Oct. zu Sclau gebohren worden mit vier Händen / und 4. Füssen: einem zerhackten und zerschnittenen Kopff: welches den geschwinden / und gantz unversehenen Einfall der Türcken bedeutet; die weidlich mit den Händen ümb sich geschlagen / viel Christen gefangen hinweg geführet / doch mehr nieder gesäbelt / und ihnen ihre Köpffe zerknirscht und zerhauen; wie in der Märckischen-Chronick / mit mehren hiervon zu lesen. Die dritte aber / welche noch sehr neu / verursacht / daß ich an die vorigen anitzo destomehr gedencke / nemlich daß in diesem itzt-lauffenden Jahr 1664. den 25. Mertz (wie ich dieser Tagen allhie von einē Griechischen Christen dessen für gantz gewiß berichtet worden) zu Wien von eines Soldatē Weib (die annoch im Leben seyn soll) 2. tode Mägdlein gebohren worden / mit einē gedoppeltē / und an einand' gewachsenē Leibe /zweyen Köpffen (d'en ein jed' nur ein Ohr hatte / denn die andren 2. Ohren hattē sie gleichsam zusamm gehalten / u. auf einander gedruckt] zweyen Händen / u. 4. Füssen. Ich hatte es aber dem Griechen so leicht dannoch nit geglaubt / wann er mir nit auch dessen in Kupfer gestochenes Bildniß gezeiget hette / so ihm vō einem guten Freund [wie er vor gab] als etwas sonderbahres / aus Venedig übersand worden.

Sonsten erzehlet die Continuat. XVI. der Hist. Relat. von anno 1664. den 25. Martii. dieses:[339] Es gebahr den 25. dieses in Wien von der Stadt-Gvarde an der Biberpasiey eines Gefreyten Weib ein Kind mit einem Kopffe und Gesichte / aber einem doppelten Leibe / mit 2. Weiblichen Zeichen / 2. Händen und 4. Füssen. Welches aber todt unn am Leibe sehr schwartz auff diese Welt kam. Ich geschweige itzt anderer Mißgeburthen mehr / davon M. Michael Franck / Pastor et Inspect. Lichtensteinensis in seinem Zorn-Blicke und Buß-Stücke zweyer Wundergeburten / derer eine Anno 1642. den 24. Nov. die andere / Anno 1643. den 12. Januar. von zweyen Weibern / so aus dem Churfürstenthumb Sachsen bürtig / (und wegen Krieges Gefahr allhier in Lichtenstein sich auffgehalten /) gebohren worden.

Hieher gehöret / daß Anno 1662. aus Wißmar vom 3. Julij / berichtet ward. Unterm Stetin zu Stopenitz / ist neulicher Tagen eine Mißgeburth gebohren worden. Nehmlich ein Kind / deme auch ein Kind / an dem Orte / da sonst die Scham seyn solte / außgewachsen gewesen / mit Händen und Füssen / auch mit einem Männlichen Gliede / allein sonder Kopf ist / so bald es zur Welt kommen / gestorben. Die Mutter aber eines Kohlbrenners Weib / lebet noch. Sonsten von seiner Zeit redet M. Joh. Stral. Sagan. Siles. Archid. in Lüchaw / in seinem Wunder Glöcklein / ad Joel. c. 2. v. 3. p. 81. 82. Wundergeburthen portendiren auch etwas neues. Anno Christi 565. wurden seltzame Kinder gebohren / deren eines ein halber Fisch war / das ander 4. Füsse hatte: welche ohne allen Zweiffel die monstruosam[340] sectam Saracenorum bedeutete. Zeiler. part. 1. Miscell. p. m. 441. aus der Franckf. Herbst Relation vom Jahr 1659. p. 83. Daß man aus der Marck Brandenburg die Zeitung habe gehabt / daß daselbsten ein Kind / so noch kaum über die Helffte gewesen / in Mutter Leib dergestalt geweinet / daß man es recht wohl hören können. (Eben solches soll auch geschehen seyn in Thüringen bey Salfeldt mit Außgange des 1665. Jahres / wie mich ein Landes Weib berichtete: nehmlich in einer schwangern Schäffer Frauen Leibe soll das Kind / noch lange vor der Geburt recht helle geseuffzet und geweinet haben / daß es auch einmahl ihr Mann draussen gehöret / und deßwegen in die Stube gegangen ist / vermeinende / daß seiner Frauen etwz sey / und daß sie so geweinet habe.) Zu denen Wunder-Zeichen muß ich auch noch dieses setzen / so zu uns / in Hannover gedruckt / kam in 1666. Jahre / nebenst denen Figuren / und Panacea oder Pillen Herrn Zachariae Willdegansens / womit nachfolgende waren abgetrieben worden: Warhafftiger und eigentlicher Abriß zweyer abscheulichen Würmer / welche im vergangenen Junii 1666. in Wolffenbüttel von einem Studioso / Nahmens M. Heinrich Rudolph genant / mit Herrn Zachariae Wildegāsens Panacea solari / sind abgetrieben. Der erste ist / laut des Studenten Außsag nach / wie eine Schlange gewesen / auff dem Kopffe hat er zwey Hörner gehabt / der andere ist fast einer Crocodill Art gewesen / auff dem Rücken und untern Leibe mit stachlichten Zancken / auff dem Kopff hat er drey[341] Hörner gehabt / und unzählig viel Füsse / von Farben grün unn gelbe / man hat dieses zwey Tage in Verwahrung gehalten / so stets gelebet / auff den dritten Tag hat man ein Feur gemacht / dieselben zuverbrennen / als man nun den / welcher wie eine Schlange gewesen / in das Feur geworffen / hat er bald stille gelegen / der andere aber / als man denselben ins Feur geworffen / ist erst mal empor gesprungen / endlich hat er einen Knall von sich gegeben / als wenn ein Pistoll loß geschossen / ist also im Feur liegen blieben und verbrennet. Ist also dieser Studiosus wieder gesund und seiner grossen Schmertzen erlediget worden.

Ich muß auch hier nothwendig berichten / daß in diesem 1666. Jahre in d' Michaelis Messe allhier zu Leipzig aus England ankam / eine Mißgeburth / seines Alters 33. Jahr / nicht viel über 4. Spannen hoch / ohne Arm gebohren: und der daher mit dein Munde und mit der Zungen viele und seltzame Actiones und Verrichtungen / als andere Leute mit den Händen / artig übete: Er schrieb zimlich sauber mit der Feder / so er vom Tische mit dem Maule erwischete / dieselbe eintunckete / und dem Zuseher / der da vor sonderlich ein wenig spendirete / seinen Nahmen / Johannes Simons / auff ein besonder gedrucktes Pappier / drauff sein Bildniß stund / verzeichnete: daß sehr zu verwundern war. Er mischete mit dem Munde die Spiel-Carten / schlug damit auß / und zog hie und dar mit der Zungen Blätter herauß etc. Er legete eine rechte Nehe-Nadel / (so er erstlich durch seine Schwester / so ein dick und[342] grosses Mensch war / und mit ihme in den Ländern herumb zog / man sprach / wohl gar bey ihme schlieffe / denen anwesendenden Zusehern darreichen ließ; damit man sehe / daß kein Betrug dran währe) und einen Faden Zwirn auff die Zunge; ergriff solches beides zuvor vom Tische / und reckte hernach die Zunge weit außn Halße herauß / mit sampt der entzeln blossen Nehenadel / und dein Faden Zwirne: hernach zog er solches wieder ins Maul hinein / und in dehme kunte er mit der Zungen an denen Zahnen die Nadel und den Faden so drehen und rühren / daß der Faden bald eingefädemet ward. Flugs knüpffete er auch beyde Enden des Fadems zusammen / eben mit der Zungen im Maule: und speyete solches hernach mit einander herauß auff den Tisch. Dieses ist mir traun so wunderlich vorgekommen / als sein lebe etwas anders. Ja viel künstlicher und behender scheinete es zu seyn / als wenn andere Weibes Bilder / daß ich auch etliche mahl auff denen Gauckel-Boden gesehen / auff ein Plätzlein stehen / eine rechte Nadel zur Hand nehmen / nebenst vielen Fadem Zwirn / und hernach damit auff selbigem Plätzgen / immer ohne unterlaß rund herumb springen / gar nicht dabey dähmisch werden / sondern zugleich alle Faden / eintzeln nach einander in eintzige Nadel-Oehr bringen können: Welches auch nicht ohne Verwunderung mag angeschauet worden. Weiter kunte dieser Zwerg auch alleine essen: Er fassete erstlich den Löffel / hub damit etwas Suppe auß d' Schüssel herauß /[343] legete den Löffel also quer über die Schüssel / und schnapte hernach mit den Maule die Brühe und Suppe herauß. Und das continuirte er so lange / und geschwinde / daß er sich dennoch bald kunte satt machen. In übrigen muste ihm sonsten das ander Essen ins Maul gestecket wer den; wie sie denn auch die Trinck-Kanne musten vorhalten. Er soff gerne und fast immer Toback / ließ sich die Pfeiffe ins Maul stecken / und setzte sich hernach auff den Stuhl nieder. Er sahe pockengrübig auß / hatte einen dicken Kopff / kunte viel Sprachen reden / und kunte im gehen nicht wohl fort kommen: sintemahl ihm die Füsse knorrigt und ungeschicke waren: und dergestalt keinen Anlaß von Natur hatte / damit zu opperiren / wie viel andere arme-lose Leute / Mannsen und Weibsen sonsten zu thun pflegen; und drüber ich mich auch etliche mahl zu Leipzig verwūdert habe. Er redete mehr Niedersächsisch / als hochteutsch: von hier fuhr er nach Dreßden / er war sehr eyfrig und geschwindes Sinnes: denn / wie sich seine Schwester / nach der Gewohnheit / vorn Abzuge voll gesoffen hatte im Bier; Verdroß es ihn in dermassen / daß er eine sehr lange Stange in seiner Bude / mit den Füssen ergriff / und zur Schnautze brachte / und das Mensch damit auß der Massen sehr abprügelte; Daß anderen kurtzweilig gnug vorkahm; sie aber über d' Kurtzweil es wol fühlete. Er hatte auch einen andern alten Diener / der sich sehr vor ihm fürchtete / sprechende / daß er öffters Stöße von ihm kriegte / und zwar mit den Füssen / damit er wie ein Hahn in die Höhe sprünge / und hernach einen umb den andern an seinen Leib schlüge.[344]

Sonsten kam von Barcellona vom 3. Nov. 1666. Wier haben hier ein heftiges Ungewitter gehabt / vermischt mit erschrecklichen Donner / Blitzen und Erdbeben / eben als ob der Jüngste Tag vor der Thür were. Und zu solcher Zeit kam eine Mißgeburt auff die Welt / die hatte 2. Wolffs-Füsse / und 2. Adler Klauen / wie auch 2. Mohren Köpffe rücklings gegen einander / derer Hälse aneinander feste gewesen: daß es gelebet habe / kan man nicht sagen. Gleich kompt ein Gerüchte / daß auch nahe bey diese Stadt-Galleen zu Grūde gangen. Von Amsterdam 22. Nov. 1666. Mit denen jüngsten Schiffen auß Ost-Indien kommen Brieffe von Ongly in Bengale / Datirt den 8. Nov. 1665. die melden / daß der Herr Rogier von Heyningen allda todts verfahren und Sr. Arnold von Wachtendonck auff ein Interim zum Obern Haupte gesetzet worden. Daselbst war ein Kalb mit sieben Füssen / auf die Welt kommen / wie auch zu Decca ein Kind mii 2. Köpffen 4. Armen und 4. Füssen / die Deutung weiß allein GOtt. Ein schrecklich Erdbeben war in Bengarden / ja so gar / daß ein Stück Landes versuncken / und in solcher Höhle noch denselben Tag ein sehr grosser Fisch gefangen worden. etc.

Diese und dergleichen Mißgeburten / werden allhier nicht mit einander derentwegen vorgebracht / als ob ich da für halten solte / daß sie keine Menschen wehren. Nein: sondern so ferne andere Klügelinge sie aus der Menschen Zahl außschliessen wollen: wie wohl es dennoch / mit einem / und den andern seine Richtigkeit[345] so weit haben kan / so ferne man keine vernünfftige Seele drinnen vermerckt / und das Formale humanum extulirt.

D. Gottfr. Olear. in Hall. Chron. p. 430. ao. 1646. Ein Soldaten Weib hat auff der Moritzburg / eine unvollkommene Frucht / wie einen Hund; ein Weib zu Reudeburg ein Kind und zwo Eulen / ein ander Weib ein Kind und zwo Heydechsen gebohren. Zu Königsberg hat anno 1662. ein Soldaten Weib eine Tochter gebohren mit Haaren Zöpffen auff beyden Seiten / spitzigen Schuen voran und spitzigen Absätzen / welches darneben ein grosses Mannes Geschöpffe an einer Seiten angewachsen gehabt: ist bald gestorben / und von vielen Leuten beschauet worden. So haben auch die Priester daher grossen Anlaß genommen /wieder den also domahln beschaffenen Hoffart / und Hurerey zu predigen. Der liebe Gott lässet solche abscheuliche / doch beschauliche / Menschen-Kinder zeitig sterben / und das Himmelreich ererben; weil sie andern zur Unehr und Schande / gebohren: vor sich aber zur Ehre / vom gottlosen Erdboden / abgesondert seyn.

Von denen Kiel-Kröpffen ist noch dieses zuvermelden / das allhier zu Leipzig ein Mägdlein vielleichte der Art gewesen / welches nur 14. Jahr alt geworden: vors vierdte Jahr hatte es nicht sitzen können: Es hatte einen Abscheu vors Bette immer gehabt / und hat auch nicht recht mögen reden lernen: Hatte es sollen was gutes thun / so hatte es immer müssen geschlagen werden.[346]

Hingegen höret man von andern Exempeln / daß wenn sie geschlagen werden / sich bald zwischen Eheleuten Keif und Groll beginnet / und sonsten unglücklich im Hause ergehet. Dannenhero andere Anlaß nehmen / solche Creaturen zärtlich zuhalten / und ihnen nichts zu thun.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 297-347.
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