1.[317] 2

Bißhieher in genere, nun folget auch in specie, und zwar von dem Panquetiren / bey welchem aber müssen betrachtet werden / die

B eleuchter.

R ache an etlichen / so eine weile nicht mitessen müssen.

O rdnung beym Tische.

K ummer deß Saltzes.

S peise und Tranck.

B ethung.

E rsätigung.

R aumung / daß es bald auffgeräumet werde im verschwinden.

G eschirr.

Von diesen nun wollē wir in folgendē kürtzlichen Bericht ertheilen / und zwar mehrentheils auß dem Bodino, welcher also schreibet: Nach dem Tantz und Hurerey / werden die Tische und Taffeln vol Essen und Trachten gesetzet. Da es nun mit dem Bauersmann von Rom Anno 1626. auch so weit kommen / daß der Tisch allerdings gedeckt gewesen / hat sein Weib ihn herbey geführet / ihren Fürsten seine Ehre zu thun. Hierauff ist er mit den andern zu Tisch gesessen / und als er gesehen /[317] das weder die Essen gesaltzen warē / noch kein Saltz auff dem Tisch stunde / ruffte und schrie er so lang biß man ihm Saltz brachte.3 Ehe er nun dasselbe versuchte / sprach er / nun das sey GOTT gelobet / daß mir einmahl Saltz zugestanden ist. So bald er gesaget / GOTT sey gelobet / ist gleich auff einmahl alles verschwunden / die Leut / die Tische / sambt dem Essen und Trincken und seinem Saltz / also daß er allein da nackend geblieben: Deßhalben ihn dann übel gefroren / und nicht gewust / wo er in der Welt steckte / biß an den Morgen / da traff er etliche Hirten an / die fragte er / wo er hier im Lande were / die sagten ihm er were in der Graffschafft Benevent, welches deß Papsts schönste Herrschafft ist / unter einem grossen Nußbaum / bey 100. Meilen von Rom. Da muste der gute Tropff Brod und Kleider betteln / und kam erst den achten Tag hernach gantz mager und hager heim / und verklagte alsbald sein Weib / welches dann gegriffen ward / und noch viel andere angab / die alle auff ihr Bekantniß lebendig verbrand worden.

Philostratus Lemnius der Jüngere / ein Griechischer Scribent, meldet von dem Apollonio Tyanæo (welchen sonst der Alexandrinische Philosophus Hierocles gantz wiedersinnisch unserm Herrn Christo dörffen vergleichē) daß er in ein Hauß gegangen / da die Hexen obgedachtes gleiches Panquet hielten / sie alsbald[318] bald hefftig bescholten habe / und darauff seyn alsobald die Taffeln / Speisen / Leute und aller darzu bräuchlich er Haußraht verschwunden; Allein sey gar ein junger Mensch da geblieben /welchen die Zauberer erst kurtz angeführet hetten.4 Es ist auch noch viel alten wol betagten Leuten bekand / wie einer der Graffen von Aspermont habe pflegē allerley Geselschaft so in sein Hauß kommen / dermassen herrlich und statlich zu empfangē unn zu tractiren / daß sie an den köstlichē Trachten der guten Auffwartung / unn allerhand Vberfluß ein gut Vergnügē getragen. Allein das Letzte ist ihnen nit annemlich gewesen / sintemal wann die Leute und Pferde auß seinem Hause gegangē / Hungers unn Durstes gestorben sind / welches ich von vielen / so noch am Leben / vernommen.5

Ioachimus von Camerich in seinem Buch von Natur der Dæmonum meldet / daß ein Metzger bey Nacht durch ein Gehöltz gereiset / und als er ein Geschrey und Tantzē gehöret / habe er demselben nachgesetzt / und zu letzt als er da zukommen / habe er alda auff dem Platz silberne Trinckgeschirr und Becher gefunden / die er / nachdem alle Hexen unn Teuffel verschwunden gewesen / genommen / und sie den folgendē Tag zur Obrigkeit desselben Orts getragen / die hat alsbald die jenigē / derē Gemerck auf dē Bechern gestandē erfodert / die habē fort an die andern verklaget / und sind ihrer viel auß dem[319] Hauffen vom Leben zum Todt gerichtet worden.6

Damit sie aber solch ihr Fest destomehr solennisiren / ehren unn zieren mögen / so bringē etliche mit sich einē Himmel oder Umhang / küpfferne oder silberne Geschirr. Darauff sich dann ein Artickel im 67. Cap. des Salischen Gesetzes schicket / da gesaget wird; Sie quis alterum Hæreburgium clama verit, hoc est, Strioportium, aut quodæneum (ivium aliàs) portare dicitur, ubi Striæ concinant & convincere non poterit, solvat solidos LXII. welches so viel in sich hält: Daß wann man einen Hexisch nachtfahrtig hält / oder dafür beschuldiget als trüge derselbe Metallische Gefäß zu denen Versamlungen / da die Hexen zusammen stimmen / und man solches nicht erweisen könte / so sollen die so einen beschuldigten / eines genanten Straff geldes fällig seyn.7

Author der Hundstäglichen Erquickstunden beschreibet ein Hexen-Panquet also: Nachdem die zugerichteten Tische algemach mit Speise und Tranck versehen waren / setzten sich die Gäste sämbtlich zu Tisch / und nahmen nach der Dignität eine jede Person ihre Stelle ein / der gestelt Buhlen sich gegen über gleicher gestalt setzten. Die Speisen waren unterschiedlich / zum Theil köstlich / zum Theil schlecht / neben vielen Wein in grosser Menge vorhanden /welchen die Geister oder Hexen-Buhler anders[320] woher gestohlen / herbey gebracht hetten. In Summa es war alles bestellet / als wann es eine ansehnliche Gasterey geben würde: Etliche schlechte Weibes- und Mannes-Personen stunden vor den Tischen als Auffwarter / darunter etliche arme Weiber alda stunden / das unterst oben gekehret / sich vor Leuchter zu gebrauchen / und ward eine Music / oder vielmehr ein Geheul von weitem auch gehöret / welche doch bißweilen gehöret ward als eine liebliche Music. Es waren auch unter dem Hauffen etliche / so wol Mannes als Weibes Personen / welche sich nicht eher zu Tisch setzen dörffen / biß sie dem Teuffel (welcher auff einem hohen Sessel an der Taffel / dann in Gestalt eines grossen Hunds / dann eines Bocks / dann eines Fürsten sich præsentirte) Ehr erzeiget / und Erläubniß zu Tisch zu sitzen bekommen hetten. Dann diese bißweilen in ihrer aufferlegten Verrichtung hinlässig gewesen / musten sie also zuvor / ehe sie zu der Frölichkeit gelangen / Epicurischer Weiß GOtt Lästern / und dann wurdē sie erst zur Frölichkeit neben andern zugelassen / wann sie demütig umb Verzeihung gebeten hetten / darbey dann wunderbarliche Stellungen gebraucht wurden; Etliche schlugen die Hände zusammen; Etliche bücketen sich mit dem Angesicht zwischen ihre Beine hinter sich / daß an stat deß Angesichts / sie mit ihrer angebornen Scham den Himmel ansahen /[321] und andere Greuel trieben.8 Ehe nun die Mahlzeit recht anfinge / musten sie vor dem Tisch ihre Gebet zum Teuffel thun / und ihn anbeten / welches sie auch / als die Mahlzeit vollendet / wiederholen musten / den Teuffel die Ehre anzuthun / damit sie allein den Teuffel anbeteten / und vor die Mahlzeit dancketen. Dieser angestelleten Gasterey wohneten die Teuffel bey / etliche in offenbarer und unverdeckter: Etliche in verdeckter und vermummeter: Und hetten sich derer etliche mit einem Leingewand / andere mit einem andern Schein oder Decktuch / andere in frembder unbekanter Person verkleidet.

Besiehe auch Mederum, welcher berichtet / daß der Teuffel die Hexen offt betriege / und für gut Fleisch ein stinckend Roß-Aaß / und für Vögel Mäuse und Ratten vorsetze: Item der Menschen und ungetauffter Kinder Fleisch.9

Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 317-322.
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