10.[424] 26

Endlich was die mancherley Gestalt / so die Hexen an sich nehmen sollen / betrifft / so fraget sichs alhier / ob dann die Hexen und Zauberer sich selbst oder auch wol andere Menschen verwandeln können in Wölffe / Katzen / Hunde / und dergleichen[424] andere Thiere?27 So werden hier von viel und mancherley Historien von vielen vorgebracht. Es ist die gemeine Sag / daß in Lieffland und angrentzenden Ländern / die nechsten zwölff Tag nach Weihenachten / viel Menschen in Wolffgestalt auff dem Felde herum lauffen / das Vieh und alles was ihnen vorkömt grausamlich zerreissen sollen. Besiehe was wir auch hiervon albereit oben im III. Capittel §. 4. (4.) hievon angeführet haben. Es ist auch bekant / was die gemeine Leut halten von der Verwandelung / da sich die Hexen in Katzen verstellen sollen / wie auch davon Meldung geschehen im V. Capittel §. 5. bey dem Katzen-Tantz. Auch wird gesagt / daß wann der vornehme Philosophus Ammonius seine Lectiones ordinarias gehalten / ein Esel dieselbe besuchet habe28 /welcher gehalten worden für einen Menschen / der in einen Esel sey verwandelt worden. Insonderheit ist denckwürdig / was Peucerus29 von den Wolff-Menschen schreibet / wann er also spricht: Es ist mir allezeit sehr lächerlich und fabelhafft vorkommen / was ich habe erzehlen hören von der Verwandelung / daß die Menschen zu Wölffen werden: Aber daß es nicht allerdings falsch und erdichtet sey / habe ich verstanden von gewissen und glaubwürdigen Leuten / denen man wol trauen darff / und welche / daß solches alle Jahr die nechsten[425] zwölff tag nach dem Geburts-Tag deß HErrn Christi durch Liefland und angrenzenden Länder begeben solle / erlernet haben auß dē Bekantnissen der jenigen / die umb solcher That unn Bubenstücken sind gegriffen unn peinlich examiniret und befraget wordē. Es sol aber also zugehē. Wann der Christ-Tag verflossen / so gehet ein Jung / welcher mit dem einen Bein hincket herum / fodert solche dem Teuffel ergebene Leut / derer ein grosse Anzahl ist /zusammen / und heisset dieselben ihme nachfolgen. Wann nun welche drunter sind / die da zaudern und säumig seyn / ist ein ander grosser langer Mann da / mit einer von eisern Drat und Ketlein geflochtenen Peitsche / der hauet auff sie zu / und treibet sie mit Zwang / daß sie fortgehen müssen. Er sol so grausam auff die Leut zupeitschen / daß man noch lange Zeit hernach die Flecken und Narben auff ihren Leibern kan sehen / die ihnen auch grossen Schmertzen machen und verursachen. So bald sie nun anfangen ihme zu folgen / gewinnet es das Ansehen / als wann sie ihre vorige Gestalt ablegeten / und in Wölff verwandelt würden / da kommen dann ihrer etliche tausend zusammen / ihr Führer gehet für ihnen her mit einer eisern Geissel / deme folget der gantze Hauffe nach. Wann sie nun auffs Feld geführet sind / fallen sie das Vieh grausam an / und alles was sie ergreiffen und nur können / das zerreissen sie / und thun grossen Schaden /[426] aber die Menschen selber zuverletzen ist ihnen nicht vergönnet noch verstattet. Kommen sie an das Wasser / so schläget ihr Führer mit seiner Ruthen oder Geissel ins Wasser / und theilet es von einander / daß sie truckenes Fusses über gehen könnē. Nach Verfliessung aber zwölf Tag / kommen sie wiederum zu ihrer vorigen Gestalt / und werden wieder zu Menschen. Bißhieher Peucerus. Aber so wir betrachten die Natur und derselben Kräffte und Vermögen / können wir solche Verwandlung gar nicht gut heissen. Dann da kan die Seele eines Menschen nicht verwandelt werden in die Seele eines Wolfs / noch der Menschliche Leib in einen Wolffs Leib. Es ist unsere Seele viel edeler / und unser Leib viel herrlicher / als daß er also solte können verwandelt werden. Ja es kan die Menschliche Seel sich nit von ihrem Leib scheidē / daß sie fahre in einen Wolffs-Leib / denselben zu bewegen und lebend zu machen. Forma alia aliam postulat materiam; præstantissima præstantissimam. Ja es kan solches der Teuffel selber nicht ins Werck richten / vielweniger die Hexen. Daß es der Teuffel nit könne / ist daher offenbar / weil er es weder auff natürliche Weiß / noch übernatürlich verrichtet. Nicht übernatürlich / weil es alleine GOtt zukomt / über die Natur thun. Nicht natürlich / weil die Natur Katzen / Wölf / Hund etc. nicht zeuget / ohne nur durch den Saamen dieser Thier. Ist solches demnach[427] nur ein Blendwerck deß Teuffels / welcher die Menschen also betrüget / sie entzucket und solche falsche Einbildungen in ihnen wircket. Daher schreibet Peucerus selber; Es gehet die Seele warhafftig nicht auß dem Menschlichē Leibe / daß sie wandere in einen Wolff durch Zwang deß Teuffels / ob gleich zu zeiten es das Ansehen hat / als wann auß den niedergefallenen Menschen solche Gespenster in Wölff Gestalt herfür gingen. Sie liegen da in einem tieffen Schlaf gleichsam in einer Entzückung / da die Seel ihr Amvt im Leib nicht verrichtet / sondern ist nur geschäfftig bey denen Einbildungen und Phantasien /welche der Satan in ihr wircket / von denen Sachen / so er unterdeß verrichtet / daß solche Leute nicht anders hernach meinen / als hetten sie solches selber verrichtet. Und bald hernach: Nachdem die Leute zu boden gefallen gehen sie nicht weg / noch werden von ihrem Ort beweget / werden auch bey ihrē stille liegen nicht in Wolffs Gestalt verwandelt / sondern liegen dar wie die entseeleten und verblichenen Cörper / und wann sie gleich gereget / beweget / gerüttelt und geschüttelt werden / ist doch kein anzeigen da / daß noch ein Leben in ihnen verhanden sey. Bißhieher abermals Peucerus. Und thut auch gar nichts zur Sach / daß man wolle einwenden / es würden gleichwol die Hexen offters verwundet / wann sie also in Katzen und Wölffe verwandelt weren: Dann der[428] Teuffel ist ein Mörder / der ihre Leiber also verwundet / und die armen Leute also in ihrem Irrthum bekräfftiget.

Was nun bißher auß des Herrn Sperlings Institutionibus Physicis verworffen / das bekräfftiget Bodinus, wann er also schreibet / wie es nach unserer Teutschen Sprach lautet: Iacob Fincelius meldet im 11. Buch von Wunderzeichen / daß zu Padua ein solcher Menschwolff oder Wolffmensch gewesen / welcher als man ihn gegriffen und die Wolffstappen abgehauen / gleich auff der Stette an Händen und Füssen sey gestümmelt gewesen.30 Welches fein zu Bestätigung der Verurtheilung der Hexen zu Veron Anno 1561. dienet / welche gemeiniglich in einem alten Schloß in Gestalt vieler Katzen sich pflegten zusamlen. Alda dann auff eine Zeit vier oder fünff Männer sich entschlossen / über Nacht daselbst im Schloß zu verharren / aber es kam sie der Fürwitz sauer an / dann sie worden dermassen mit einen hauffen Katzen überfallen / daß einer unter den Männern ward umgebracht / die andern heßlich gezeichnet / und gleichwol verwundeten sie viel Katzen / welche nachdem sie wiederum zu Weibern worden / gröblich sich verwundet befunden.31 Aber dieweil dieses unmöglich scheinete / ließ man die Sach ungerechtfertiget ersitzen.32 Hingegen haben die fünff Ketzermeister /[429] so in der Sachen sehr erfahren gewesen / in Schrifften hinterlassen / daß bey Straßburg herum drey Zauberin gewesen /welche einen Bauersmann in Gestalt dreyer Katzen angefallen haben. Aber als er sich ihrer weidlich gewehret / sie verwundet / und dadurch also vertrieben habe / sind darüber auff der Stette die Hexin in Gestalt verwundeter Weiber zu Bette gelegen / und als sie nun solcher Verletzung zur Rede gestellet worden / haben sie den jenigē / so sie geschlagen / verklaget. Derselbe hat den Richtern die Stund und den Ort / da er von dē Katzen angefallen worden / satsam berichtet / und ihnen rund bekant / daß er umb Rettung seines Lebens sie beschädiget habe. Petrus Mamorius schreibet in einem kleinen Tractat, so er von den Zauberern gemacht / daß als er in Sovoy gewesen / die Verwandelung der Menschen in Wölffe gesehen habe. Und Henrich von Cöln im Tractat de Lamiis, helt solche Verwölffung für gantz unzweiffelhafft und gewiß. Deßgleichen D. Ulrich Müller in einem kleinen Büchlein / welches er dem Käyser Sigismund dediciret / beschreibet die Disputation, so von solcher Materi vor gedachtem Käyser ward gehalten / und meldet / daß durch statliche Argument und vielfältige Erkundigung unzähliger Exempel sey beschlossen worden / daß die Wolff-Verwandelung warhafftig geschehe. Setzet auch / er habe selbst zu Costantz einen [430] Lycanthropum oder Wolffmenschen gesehen / der sey verklaget / überzeuget / verdammet / und nachgehendes auff seine Urgicht zum Todt exequiret worden. Ja alle andere Völcker stimmen in dieser Meynung überein / dann die Teutschen nennen sie Werwolff / die Frantzosen Loups garous; die Picardier Loups Warous, so viel lautend / als Lupi varii, wandelbare Wölff / dann die Frantzosen pflegen das G. für ein V. zu gebrauchen; die Griechen nennen sie λυκανθρώπους und μορμολυκίας; die Lateiner Varios und Versipelles, inmassen dieses Plinius als er dieser Verwandlung der Menschen in Wölff gedacht hat wargenommen / als die den Peltz oder die Haut umkehrē könnē. Franciscus Phœbus ein Graff von Foix (wie mich dann der Præsident Fauchet dessen erinnert) wil in seinē Buch von der Jagt / daß dieses Wort garous so viel bedeute als gardezvous, wartet euer. Aber weil dieses zu weit geholet scheinet / und die Frantzosen von Ursprung dieses Worts zweiffeln / und nicht zusammen stimmen / kan man viel füglicher sagen / daß sie dieses Wort / gleichwie auch viel hundert andere / von den Teutschē Francken her behalten haben / so viel bedeutend als Gar auß / von wegen ihrer Greulichkeit / damit sie Alten und Kindern den Garauß machen: Oder so viel als Fahr auß / von dem geschwinden außfahren dieser Wölffe. Daher auch etliche für Wehrwolff / Fahrwolff /[431] Wahrwolff / und Gewarwolff jagen / vermeinend es komme von Gefahr / oder Gewar / das ist von Sorgen und Hüten: Wie es dann nicht so gar ungereumet lautet / und auff diese Weiß bestundē der Frantzosen Wörter alle mit dē G.V.W. unn G.W. in Teutscher Etymologia. Daß sie aber von Gardes, Warten und Gewahren kommen / das hat keinen Grund. Sintemal andere natürliche Wölffe dem Vieh nachstellen / diese Menschliche Wölffe aber mehrentheils dem Menschen nach Leib und Leben trachten; Darum man nicht unbillich die Leute für ihnen gewarnet hat / sich vor ihnen als gewisser Gefahr zu gewahren. Besiehe solches Exempel noch weit mehr bey dem Bodino. Iacob. Martini in Disput. de Magicis Action. §. 22. VVierum lib. 3. de præstig. Dæmon. cap. 10. Wo ein dergleichen λυκάνθρωπος genennet wird ein Beerwolff. Gar weitleufftig hat auch deß Bodini Meinung bekräfftiget M. Iohannes Frid. VVolffeshusen de Lycanthropis, tractato edito Lipsiæ 1591. in 8vo. Adde Olaum Magnum lib. 18. de Animal. Sylvest. c. 45. Bodin. Method. Histor. c. 4. pag. m. 75. Libavium de Virgula divina pag. 350. lib. 4. ad opus diei III. Hexaem. Chemit. ad Disput. de resurrect. carnis, quæst. 2. qui substantialem permutationem negat. D. Meisnerum de apparitionibus Dæmonum cap. 2 §. 20.[432]

Bißhieher haben wir nunmehr gar gnung angehöret / wie und auff was Art die Hexen sich schicken zur Brocksbergischen hinfahrt: Darauff folget jetzt / wie sich andere für dieses wütende Heer (wie sie also von Hildebranden in Theurgia pag. 152. benahmset werden /) hüten und fürsehen wollen / damit sie / als Teuffelslose / von den Gottlosen oder Satans Geschwornen keinen Schaden überkommen: Oder auffs wenigste in dem Marge nicht beraubet oder bestohlen werden. Hier gibt es nun abermahl wunderliche Schosen und Amuleta, oder Alexipharmaca, das ist / Abwehr / Verstörung und Steurung /welche bestehen und vorlauffen in


() 1. B orgen und verborgen / da man keinem das geringste leihen wil.

() 2. R außgiessung deß Wassers / damit es ja nicht die Nacht über stehen bleibe / und die Hexen Gifft drauff schütten.

() 3. O bacht der Milch / welche wol muß verwahret werden / oder vielmehr außgegossen werden.

() 4. C reutz-Anschreibung.

() 5. K räuter brauchen und anhängen.

() 6. S pinnens unterlassung.[433]

() 7. B estreuung mit Asche.

() 8. E ssen / da man alles muß außessen / damit es morgen gut Wetter werde.

() 9. R äuchern.

() 10. G rün-Meyen-Steckung.


Was das Borgen betrifft / so heist es hier nicht etwann / wer wil borgen der komme morgen / sondern es ist den folgenden Tag so wol / nemlich den 1. Maji, als den vorhergehenden / nemlich den 30. oder letzten April / sonderlich gegen Abend ein Greuel und Abscheu etwas / theils vom Geschirr / theils von Essewahr / sonderlich Saltz auß dem Hauß / oder über die Thür-Schwelle zu verborgen.33 Summa es verliehe manche Hauß-Mutter oder aberglaubische Marjette nichts / wann auch der Nachbar solte deßwegen sterben oder verderben müssen.34 Und zwar halten sie diese Gewonheit nicht alleine umb die Brocksbergische Feyer-Zeit / sondern auch durchs gantze Jahr an sonderlichē Tagē / als Montag / vor allen andern / und an etlichen Orten Freytag. Ja was mehr ist / durch alle Tag auff solche Art und Bedingung / wann es früh ist / und sie noch nichts verkaufft oder Gelt gelöset haben; Wann sie einem da etwas verborgen sollen / so heisset es / ich mag den Hancks35 (das ist eine grosse Crasis, welche zweiffels ohne auß sehr heufftigen Gebrauch oder vielmehr Mißbrauch[434] muß entstanden seyn) nicht weggeben: Oder ich habe noch nichts zum Hanckff. Ja was noch mehr ist / sie geben dem ersten Kauffer allezeit ein jedes Ding etwas wolfeiler / als daß sie ihn auß den Händen solten gehen lassen / damit sie nur ihren Hanckf erstlich erhalten mögen: Nicht zwar / daß sie eigentlich drauff was zu verborgen flugs gesonnen weren / sondern damit sie den gantzen Tag Glück und Zuschlag haben.36 Gewisse / wer von den Kauffherrn dieses Arcanum oder Weiber Philosophia in acht nimt / der kan allezeit auff den Trödeln ein Buch umb einen Groschen oder zween wolfeiler haben / doch muß er früh kommen.

Was zum () 2. das Verschütten deß Wassers und () 8.37 das Außessen belanget / so vermeine ich / daß hiermit nachgeäffet seyn die Ceremonien Altē Testaments beym Oster-Lamm / 2. Buch Mos. 12. 10. Ihr solt nichts davon überlassen biß morgen / wo aber etwas überbleibet / biß morgen / solt ihrs mit Feuer verbrennen. Gleichfals.

Gehöret hier vielleicht auch her () 4.38 das Creutz / da die Leut allenthalben herumb Creutz anschreiben nach dem 2. Buch Mos. 12. 7. Ihr solt seines Bluts nehmen / und beyde Pfosten an der Thür / und die oberste Schwelle damit bestreichen / an dē Häusern / da sie es inne essen. Item im 23. und 24. Verß / dann der HErr[435] wird umher gehen und die Egypter plagen / und wann Er das Blut sehen wird an der Thür-Schwellen / und an den zween Pfosten / wird Er vor der Thür über gehen / und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen zu plagen. Darum so halt diese Weiß für dich / und deine Kinder ewiglich. Diesem Gebot (gleich wie es zu jenen gehörete) kommen jetzt auch gehorsamlich nach alle aberglaubische Leut / am S. Walpurgis Abend / wann sie an stat deß Bluts / die Kreide oder Kohlen nehmen / und an alle Gemächer / Laden / Fenster / Schräncke und insonderheit Thüren / drey Creutz schreiben oder schmieren / ebenmässig ihnen einbildende / es werde also die streiffende und wüten. Rotte ohne Schaden müssen vorbey ziehen / unn nichts mitnehmen können. Aber ich halte / wann nicht der HERR das Hauß und Haußgeräthe bewahrete / so würden solche Creutz umsonst wachen; Ja es würde der Teuffel wol samt seinen Bedienten eben so viel darnach fragen / als nach den Creutzen / so ihme iener Bischoff zu Bisantz gemacht hatte / da (wie er nunmehr durch deß Teuffels Künste nach Verschweren und Begehren war zum Römischen Papst erwehlet worden) er den Päpstlichen Stuhl wolte einnehmen / und nacher Rom deßwegen reisete / und ihm der Satan begegnete / und nunwehr darauff begehrete / sagende zu deß Papsts Creutz und Segenen:39[436]


Signa te signa, temerè me tangis et angiS,

Roma tibi subito motibus ibit amoR.


Welches man zurück und vorwerts lesen kan / eines wie das ander / und führete ihn darauff auff seinen Stuhl in die Hölle. Hildebrand in Theurg. pag. 269. Doch wie diesem allen; Unsere Leute haben einmahl ein gut Vertrauen zu den Kreit-Kreutzen / und lassen solches jährliches Gekritzel ihnen nicht auß dem Sinn schwätzen / sie bleiben steiff und fest darbey / solten sie auch für einen Dreyer Kreite darzu abmützen / und zu unnütze an die Truhen / Kammern / Gefässe und Thüren schmieren / indem sie sicherlich deß gäntzlichen Wahns seyn / die Unholden werden ihre Behausung und Stallung / wann sie so verwahret / ungehudelt lassen. Ja sie besehen wol darauff den folgenden Tag / als den 1. Maji, die Thüren ausserhalb / ob sie nicht etwann mögen vermercken / daß ein Spänlein herauß geschnitten sey; Sintemahl die Hexen der Art seyn sollen / daß wann sie ja sonsten nichts können mit nehmen / doch so viel den Andern abzwacken / und ihrem Teuffel auf dem Blocks-Berg præsentiren und mitbringen sollen / sonderlich Feuer damit anzumachen bey bevorstehendem Jubel- und Hummel-Feste. Ob nun solches bekreutzigen zwar hin und wieder üblich / so finden sich dennoch auch andere Oerter / wo diese viereckichte oder vierzackichte Figuren geringer geschätzet werden /[437] als die Fünffeckichte / derohalben sie auch an allen ihren Kisten und Kasten ein quinquangulum machen / welches man Niedersächsisch nennet Füffort40 sonstē Alpfuß / Pentalphon, oder Trutenfuß / weil solche Figur die Druydæ vor Zeiten auff ihren Schuhen gehabt / wie in meinem Opere Chiromantico zu lesen ist. Nun sind aber die Druydæ auch Hexen gewesen wie wir oben auß dem Bodino und Medero auch angeführet. [Und Goldastus in seinem Bedencken von confiscation der Hexen Güter 28. p. 78. Druten. Also werden die Hexen in Niedersachsen noch auff den heutigen Tag genant / und ist so viel gesaget / als Divinæ fatidicæ GOtt-Weise Weiber. Dann Druht oder Drut bey den alten Teutschen so viel als GOtt heisset / wie Flacius Illyricus oder Achilles Gassarus in Glossariolo ad Ottofridum VVeistenburgens. Paulus Merula in Annot. ad VVileramum Abbatem, Aventin. im allegirten Ort / Isacius Pontanus in Glossario prisco Gallico, Ionas Argrimus in descript. Island. Cornel. Kilianus in Etymolog. und andere solches außlegen.] Drum wann nun die albern Leut solche Zeichen die Hexen zu vertreiben anschreiben / solte es dann nicht heissen (wie oben; ein Teuffel reitet den andern / also auch hier) ein Teuffels-Ding wil das andere Teuffels-Ding vertreiben. Doch magstu sagen / daß solcher Truten-Fuß / welcher von einem Gottseligen Menschen gemacht wird mehr[438] Nachdruck und Kräffte haben / als ein anders / so etwann die Hexen mögen contra führen / unn geführet haben. Und wann nun solches war were; So könte es ja wol heissen / daß ein gewaltiger über jene keme / und beneme ihnen ihren Harnisch / darauff sie sich verlassen. Doch wie diesem / so bleibet es nicht ohne / daß dieser Trutenfuß nicht solte treffliche Tugenden an sich haben / nach der Einbildung vieler leut: Sintemahl sie sich deß Narren-Gemercks so häuffig gebrauchen / daß auch alle Winckel vol davon an etlichen Enden seyn; indem die Schuhl- und Strassen-Jungen so vix und fertig gefunden werden / dergleichen Figur mit einem Zug zu machen / und andere damit zu examiniren. Ja was noch mehr ist / so gebrauchen sie sich dieses Götzenbildes nicht allein / umb die Brocksbergische Hexenfahrts Zeiten / sondern immerdar / so ferne die Sechswöchnerinne es an ihre Wiegen mahlen / oder dieses Heidnische Zeichen (wie jener Teutscher Verdolmetscher deß Hortuli Philosophici Mylani redet) oben und unten an die Wiegen mit eingelegten Holtz oder Farben machen / wider die Bezauberung deß Kindes: Die aber für halbe Christen wollen angesehen seyn / die machen zum Haupten I H S. unten aber dieses Mahlzeichen.41 Wollen also Christum und Belial vergleichen. Dieses kömt mir ebenmässig eines dem andern zu widern vor / wenn man auff solche Art die Kinder mit dē Quinquangel oder[439] Druyden wil segenen / da man doch vor Zeiten die Kinder mit den Druyden bedrohet hat / indem die Alten gesagt: Schweig oder der Druyd komt. Ja es wollen wol etliche gar / es komme das Sprichwort / daß dich die Drüse hole / auch davon her. Doch sey auch diesem wie ihm wolle; Im übrigen bleibet es dabey / daß dieser Character altes herkommens / und eigentlich von den Druyden auff uns gebracht sey / (nicht aber etwann von den Trut-Hünern / weil ihre Füsse fast also möchten außsehen) als welche sonderliche Holtzschuh getragen haben mit fünff Ecken oder Spitzen /welches Zeichen man hoch gehalten / sonderlich weil der oberste Druyd (der gleichsam ihr Papst war) forne auff der Brust einen hellen Stein trug / daran solch Zeichen seines Schuhs mit fünff in einander geschrencketen Linien war.42

Endlich lesset sichs auch noch fragen / ob dann diese beyderley Figuren als das Creutz und der Fünffort so gar nichtig und Gottlos seyn / daß sie auch nicht ein wenig Göttliches an sich hetten / derentwegen man sich ihrer noch wol gebrauchen könte / oder auffs wenigste nicht gäntzlich verdammen solte? Darauff berichte ich / daß wann sie einer mit Verstand und Bedachtsamkeit zum Andencken oder Erinnerung solches heilsamen Wercks / daß dahinter stecket / gebrauchet / und vor die Augen mahlen lässet /[440] er so gar uneben und Gottlos nicht handele. Sintemahl was das Creutz anlanget Ludovic. Lavaterus de spectris part. 3. cap. 9. pag. 197. so viel davon redet an dem Ort / da er die Frag anstellet / wie man sich verhalten solle / im Fal man Gespenster sehe? und nach vielen andern herrlichen Unterrichtungen also erinnert: Die Alten haben sich mit dem Heil. Creutz verwehret, Tertull. libro de Corona militis schreibet / daß die Alten im Angesicht offt bekreutziget haben.43 Der H. Hieronymus vermahnet den Demetriadem, daß er seine Stirn offt mit dem Creutz segene. So schreibet auch Chrysostomus und Augustinus viel von der Krafft und Nutz deß H. Creutzes. Und Athanasius schreibet / man solle sich solches Creutzes gebrauchen / nicht daß es etwann für sich den Teuffel vertreibē könne (dann das were zu aberglaubisch) sondern vielmehr daß solches das Verdienst unsers HErrn und Heylandes JEsu Christi verrichte / welcher durch das Creutz zuverstehen gegeben wird. Von den H. Aposteln und Apostolischen Kirchen lieset man zwar nicht / daß sie die Ceremonien mit dem Creutz sollen gebrauchet haben / entweder die Teuffel damit außzutreiben / oder Kranckheiten zu heilen / oder sonsten etwas anders zu beginnen.44 Doch ist es bey den Jüden üblich gewesen / welche in Egypten ihre obere Thür-Schwellen mit deß Lammes-Blut bezeichnet haben / nicht zwar /[441] daß das Blut vom Schaaf solche Macht hette / die Menschen vom Verderben zu erretten und zu befreyen; Sondern es war nur ein Zeichen oder Vorbild deß Bluts und Creutzes Christi. Vide etiam Barthium lib. 41. c. 26. Tom. 1. Advers. col. 1863.

Hieher gehöret auch deß Constantini Magni Triumphs-Zeichen oder Sieges-Wapen / wovon der Anonymus (dessen Name stecken sol in diesem Anagrammate: Divino subiit Christus honore necem) an Axelium Ochsenstirn in sententia Definitiva SS. verbi Divini Aphorism. 29. pag. 79. in der Lateinischen Edition, in der Teutschen aber am 112. Blat / also schreibet: So Constantinus M. (nicht bey Erscheinung deß aberglaubischen Creutzes sondern) als er in der Lufft gesehen den vordersten und ersten Buchstaben deß Griechischen Namens Christi X, mit beygesetztem Trostwort: In hoc vince, das ist: In diesem überwinde / seine Feinde glücklich geschlagen. Was für herrlicher Victorien und Sieges / wolte dann sich auch das Kriegs-Heer der Protestirenden Evangelischen unter dem Schutz / Schirm / und Geleit so wol JEsu Christi selbsten / als eines erschaffenen / und von Christo zugesanden Engels / wider das Papstthum nicht kühnlich vertrösten können. Vornemlich da alhie diesem Kriegs-Heer diese herrliche tröstliche Verheissung geschehen / daß es[442] nemlich geschehen werde / daß das Volck GOttes zu derselbigen Zeit errettet werde: Dan. 12. 1. Welches von der seeligen Ewigkeit und ewigen Seeligkeit nit kan verstandē werdē / weil der Prophet nach dieser Errettung die Aufferstehung unn die Freuden deß ewigē Lebens druntē allererst daran hefftet v. 2. unn 3. Rabbi Aben-Esra über das 27. Cap. 39. Verß deß 1. Buch Mosis schreibet / daß der Römische Käyser Constantinus in seine Kriegs-Fahne gesetzet habe יולת תרזצ das Zeichen deß Aufgehenckten / wie also der leichtfertige Vogel zum Spot nennet unsern hochverdienten Heyland Christum JEsum.45 Diese Geschicht erzehlet noch völliger Samuel Erich in der Hammelischen Kinder Außgang / in der Dedication am 6. Blat mit folgendē Worten: Als umbs Jahr Christi 312. Käyser Constantinus M. noch ein Heyd war / und mit Maxentio seinem Feinde treffen solte / erschien ihm auff sein Gebet / so er auß Vermahnung seiner frommen Mutter der Helenæ zu GOtt im Himmel thet / ein feurig rothes Creutz mit dieser Umschrifft: In hoc signo vinces. In diesem Zeichē soltu siegē: Wodurch der Käyser gestercket / einē Heldē-Muth fassete / das Creutz in alle seine Fahnen machen ließ / unn den Feind auß dē Feld schlug. Diese Geschicht ist von berühmten Historicis beschrieben und auffgezeichnet: Noch dennoch finden sich ihrer etliche / denen sie nicht schmecken wil / und hat hierüber der lieben Warheit zu Steuer[443] Hr. Nicolaus Bahring der Heil. Schrifft Licentiat und Prediger zu S. Georgii in Hanober vor wenig Jahren ein feines Tractätlein außgehen lassen. (Mercke daß beym Eusebio stehet: ἐν τούτῳ νίκα vid. M. Iohann. Frideric. VVolfeshusium in Lycanthropia ante dedicat.) Noch völliger nebenst einer guten Anmerckung erzehlet eben diese Geschicht Harßdorffer part. IV. der Gespräch-Stundē p. 307.46 Constantinus hat im Traum ein Creutz gesehen / und eines Engels Stimm dabey gehöret: Hoc signovinces: Euseb. l. 9. Kirchen-Histor. 8. 9. da hat er solches Creutz in seine Fahnen mahlen lassen / für dem Heer geführet / und nachmahls den Sieg erhalten. Daher folgends alle Christliche Ritter / das Creutz und (weil der Wapen Absehen und entursach ist / die Unterscheid deren / so dieselbe führen zu bemercken) selbes auff vielerley Weiß geendert / zu ihrem Schildzeichen tragen wollen. Hiebey komt zugedencken / daß der streitbare Held Gideon mit 300. Männern die Feind erleget / unn ein Fürbild gewesen unsers Seligmachers; der durch das Creutz (so in Griechischer Sprach ein T ist / und 300. bedeutet) den Höllischen Seelenfeind überwunden hat. Wie auch dergleichen Gedancken von dem Sieg Abrahams Clemens von Alexandria hinterlassen. Caus. En la coul saint. tom. 2. fol. 89.[444] Es haben die Ægyptier und Araber die Figur deß Creutzes viel 100. Jahr vor Christi Geburt hochgehalten / und ihren Bildern an die Brust gemacht / vorgebend / daß solches Zeichen sonderliche Krafft und Tugent habe. Petro Mexia en la silva de varia Legion. c. 2. f. 13. Unser Altvätter haben durch solches Zeichen die böse Gedancken vergessen / mit demselben alles thun angefangen / und durch solches eusserlich Mahl den innerlichen Hertzens-Glauben erweisende vielmals Krancke gesund gemacht. Deutende dahin den Spruch Es. 5. der HErr wird unter den Völckern ein Zeichen erhöhen. vid. Grets. de Cruce. Mercke auch / daß da die Römer vor ihre Kriegs-Heer die Bildnussen der verstorbenen Käyser / Götter oder Thier getragen haben; Solches habe der Constantinus M. abgebracht / da er die wahre Religion angenommen. Euseb. l. 4. de Vita Constantin. und ein Creutz an jener Stat gebrauchet / da hernach die Creutz-Fahnen in den Kirchen verblieben. Besiehe bey gedachtem Harßdörffer unterschiedliche Art Creutzen / als das Lilien-Widder-Krucken-außgerundete Flaschen-Manckel- abgekürtzte-Vierstäbigte-Ballen-Hermelin-Rauten-Eisenhütlein-Wellen-Nagelspitze-geschupte-Schacht-Kugelstab-gestümmelte Ast-Ancker-doppelt-Creutze.

Was sich mit dem Constantino begeben /[445] komt dem fast gleich / was man lieset von dem Alphonso, welcher von seinen Soldaten einhellig zum König ist auffgeworffen und erkläret worden / wiewol wider seinen Willen; Als er umb der Lehr Christi willen wider fünff mächtige Könige auß Mauritania zu Feld lag; Dann sie sagten / es gezieme sich nit / daß tapfere Soldaten ein solch hartes Treffen wider so mächtige Könige solten antreten / wann sie nicht von einem Könige commandiret unn angeführet wurden. Unsere Historienschreiber melden / saget Damianus de Goës,47 daß eben dieser Alphonsus ehe er die Schlacht angefangen / am Himmel gesehen habe / den HErren Christum am Creutz hangen / der ihm den Sieg versprochen: Denselbigen hat dieser glaubige Fürst also angeredet: O HErr Christe / dieweil ich gewiß weiß / daß du GOttes Sohn seyst / unn der wahre Heyland der gantzen Welt / ists nicht nöthig / daß du dich mir offenbahrest / gehe hin und zeige dich den Feinden deß Christlichen Glaubens / also / daß sie uns nicht mehr bekriegen / daß sie glaubig werden / und erkennen / daß durch deinen Todt / die gantze Welt lebe etc. Nachdem nun die fünff Könige überwunden / hat Alphonsus nach derer Zahl unten an seinen schneeweissen Schild den er damahls führete / fünff andere himmelblaue Schild hencken / und auff einen jedwedern derselben zum Gedächtnüß der Wunden Christi / fünff weisse Punct quincunciali ordine in Gestalt eines[446] Lateinischen V. mahlen lassen. Solch Wapen ist von der Zeit her bey den Königen in Lusitaniâ oder Portugal geblieben / und von ihnen in grossen Ehren gehalten worden. Hierbey ist auch als ein Geheimnuß zu wissen wohl werth / daß so man zu denen fünff Schilden zehlet alle die darauff gemahlte weissen Puncta, herauß komt die Zahl der 30. Silberlinge / umb welche Christus von Juda dem Verräther an die Juden ist verkaufft worden. Also haben die Portugischen Könige beydes solchen heiligen Sieg und solch glorwürdig Geheimnuß in ihre Wapen bekommen. Wie nun solch Wapen vom Himmel herab von Christo ihnen ist verliehen worden; Als ist auch von denen Königen und uns die wir unter ihnen kriegen / die Christliche Lehr durch die gantze Welt / viel weiter als sonsten jemahls geschehen / durch unsern Fleiß Müh und Arbeit fortgepflantzet und biß auff den heutigen Tag außgebreitet worden. Hactenus Damianus de Goës.

Was aber noch ferner beydes dem Constantino und Alphonso wiederfahren / das ist nicht minder ja vielmehr dem Clodovæo geschehen. Davon irgent einer also:


Crux alba Francorum propria; Major Christi

Gratia in Clodovæum, quam in Constantinum.48[447]

Ille crucis signum duntaxat in Æthere vidit

Quod tenui ex auro formatum, & abivit in auras:

Tu vero allatum vexillum ex æthere, tanquam

Pignus amoris habes, & secula in omnia servas.

Disce igitur meminisse Deum, & quo tempore primùm

Res sinit, I, Remosque petens tua perfice cœpta.

Clodovæus adhæc ardens jam pectore toto

Et Christi donis, & tanto lætus honore

Vela manu capit, & sancto dedit oscula signo:

Et varias flammas, quia fulgere cernit in auro;

Hoc inquit signum auri flammæ nomen habebit.

Et quia crux niveo superest descripta colore

Propria erit nostris, posthæc crux candida Francis:

Nulla alia in sagulis aderunt insignia, quam crux

Candida, & externis sic discernemur ab armis.[448]


Bißhieher der unbekante und daher der unbenante Poet / von den Francken / welche vielleicht dannenhero noch mit ihren weissen Creutzen pralen / und sich gegen die Brocksbergische Hexen-Fahrt wider das wütende Heer damit rüsten. Zwar muß ich gestehen / daß sie besser daran thun / als wenn sie jährlich auf den grünen Darstig (so wol in Francken als Henneberger Lande) ihre Eyer-Kuchen mit grünen Zundermann so andächtich verzehren gedenckende / daß sie dadurch für allerhand Ungemach und sonderlich Zauberey oder Behexung wollen versichert seyn / in dem sie mit dergleichen Teuffels Geschmeiß so sehr leider / behafftet seyn / als so leichte sonsten keine Revier oder Landschafft ist.

Doch gnug vom Creutz; wir wollen itzo den Axen-Fuß etwas genauer betrachten / und zusehen / ob er nicht auch etwas sonderliches heilsames im Hinterhalt habe / daher er noch wol ohne Tand möchte gelitten werden? So eräuget sich alhie zum guten Glück in seiner Erklärung Pierius auff folgende weise:49

Man saget / daß der Antiochus, mit dem Zunahmen Soter oder Heyland (der Alte / von welchem die folgenden Syrischen Könige Antiochi sind genennet worden) wie er wider die Galater hat streiten wollen / in einem nachtlichem Gesichte den Alexandrum vor sich stehend gesehen hab / welcher ihm befohlen / er solle[449] seinen Soldaten zum Wort oder Feld-Zeichen geben ὑγιαίνειν, dessen Worts verblümte Ahrt zu schreiben auch schon vorzeiten ist erfunden und gebräuchlich gewesen; Nemblich ein dreyfacher Triangel in einander gestecket und geschrencket / und auß gleichen Linien formiret, welche sich untereinander schneiden. Solche Figur hat er sich nicht säumende bald gemacht / dieselben in die Fähnlein gesetzt und an andere Kriegs Rüstung gehefftet / und darauff einen herlichen Sieg wider die Galater erhalten. Vber das hat man auch noch hin und wieder des Antiochi silberne Müntze / welche zum Gedächtniß damahls geschlagen / auff welcher dieses fünffeckichte Zeichen stehet / zwischen des Zeichens Spitzen aber / dieses Worts ὑγεία Buchstaben rundherumb. Ferner in den Kriegen derselben Käyser / welche zu Constantinopel berühmt gewesen / das Leib-Regiment / welches auß Fuß-Volck bestanden / und den Nahmen Propugnator gehabt einen Himmelsblauen Schild getragen / in welchem solches πεντάλφα oder Druten-Fuß gewesen / in dessen Mittel grüne Farbe zusehen / was aber ausserhalb zwischen den Spitzen der Figur von Raum gestanden / solches ist mit rother oder Purpurfarbe bestrichen gewesen.

Billich aber ward dieses Regiment Propugnator oder Vorstreitendes genand / weil[450] sich das gantze Kriegs-Heer darauff verließ / und Schutz davon hatte. Weiter könte man auch wol bey dieser Figur sich die fünff Wunden Christi einbilden / und auff diese Arth / daß eine gerechnet und geleget werde zur Brust /zween zun Händen und zween die Füsse. Biß hieher Pierius. Confer Edmundum Diekinisonum ante dedicat. Delphorum Phoenicizantium ex Luciano.[451]


10.

10.

Bißhieher der wolgesonnene Drutenfuß darauß abermahl nichts anders als lauter Heyl und Wolfahrt herfur geblicket / und daß er nicht so wol benahmet sey von den übelgesonnenen Vnholden oder Druyden / als von unserm Heylande und Seeligmacher selbsten: sintemal er vor Alters immerfort bey unsern Vorfahren (wie zusehen bey Otfridum Notgerum, VVilleramum, Alfredum etc. vide Freherum) ist Truthin oder Drythen50 genennet worden / welches so viel ist als Herr / daher auch Truhtintiche Tage so viel ist als Dies Dominica, des HErrn Tag / und Druhtines Hauß / Templum Domini beym Ottfried gar offte / und Druthens Scalche / Discipuli, ministri, Apostoli Domini. Das Wort Scalch51 aber kömt her von dem Hebreische Scalach das ist schicken / aussenden; wie Apostolus von ἀποστλλειν, wo man es nicht wolte von einem altfränckischen Worte herleiten / als von Scalck oder Schalck / das ist ein Diener oder Knecht / daher entspringet Barschalck /[452] Marschalck etc. Doch wie diesem nun allen: Ob der Druten-Fuß schon herstammen mag von Christo / so ist es doch gewiß / daß man damit vor sich schlechter Dinge / die Hexen nicht verschüchtern und ableiben wird / fintemal sie auch selbst / wie schon berühret / vorweilen sich solcher Figur gebrauchet. Eben dieses ist auch hinzu zuthun zum Creutze / welches unsere Leute nit allein haben / sondern auch den Unholden nicht zu unleidlich ist / in dem sie ins gemein (wie in vorigen Capitteln angeführet worden) ihre Versamlungen und Collations-Plätze mit Creutzen oder Creutz-Stöcken bezeichnet haben. Hierauß siehet nun ein jeder augenscheinlich / daß sich der Teuffel für dem Creutze so sehr nicht fürchte / wie alberne Leute wol meynen / wenn man nemlich so schlechter Dinges ein Creutz oder etliche anschreibet / oder sie materialiter wie die Margellen thun betrachtet / und nicht formaliter wie etwan die melius formati, nachsinnet. Wie die Güter dem gut sind / (nach dem Plautum) der sie gut gebrauchet / dem aber böse / der sie böse gebrauchet / also hat es auch solche Beschaffenheit mit dem Creutze. Confer. Goldast. in confiscat. der Hexen Güter pag. 48. §. 15. warümb so viel Crucifix hin und wieder zerschlagen Item pag. 42. §. 13. die Creutzpfennige tragen sind suspect.[453]

Zum Fünfften †. 5. wird auch wider die Brocksbergische Gabel-Reuter eben ümb ihre Fahrts-Zeit nicht vergessen der Kräuter-Gebrauch52 / da muß es heissen in herbis, verbis & lapigibus magna vis est: Es stecket eine grosse Krafft in den Kräutern / Worten und Steinen. Sihe wie der Teufel so operos ist / in dem er dieses so wol der alten Mutter bey gebracht / und noch immer mit seinem Stellen unn simuliren bekräfftiget / als daß er bey den Hexen geschäfftig ist. Du lieber Gott / er lässet es ihme gar nicht saur werden / auff so viel tausenderley Arht und Weise sich zu befleissigen / damit er hie und dar endlich eine Seele erhasche und davon bringe. Vnd wir sind doch so faul und nachlässig in beten / und zu GOTT zu flehen / daß er uns doch vor des Teufels Listen wolle schützen / und nicht in Versuchung führen. Traun was den Gebrauch der Kräuter und anderer Sachen weiter betrifft / so halte ich gäntzlich dafür / daß es eben so wol eine Hererey sey / aldieweil es ebenmässig vom Höllischen Hare herrühret / der durch solche angegebene Quackeley schon zu seiner Zeit das Seinige zuerjagen weiß / denn ümsonst thut er nichts / er äffet nach GOtt dem HErrn und der Natur / als welche nichts vergebens und ohne Ursache verrichten. Est Cacozelus & Simia Dei.[454]

Solche Kräuter aber / so sie gebrauchē / müssen neunerley seyn / (numero Satan impare gaudet) unter welchen auch Hollunder und Widderthon etc. Darauß machen sie an etlichen Ortē Kräntze / die sie die Walpurgis Nacht auffsetzen / und alsdann damit nicht allein die Hexen können abwehren / sondern auch erkennen wollen / wenn sie im Vorübermarge begriffen sind / oder sonstē anderswo herum vagiren. Wie denn dieses Jahr berichtet ward / daß ein Mann in der Nachbarschafft durch Mittel etlicher Kräuter / hette etliche Hexen buttern / und zwar auffm Dache gesehen: das Ding muß fürwar schnackisch anzusehen gewesen seyn / und mag dieser Kerl vieleicht auch Butyrolambius gewesen seyn.53

Damit aber ich wieder auff die Kräuter komme / so sind mir die Vorigen zwar nicht alle zu benennen gewesen / darunter Hollunder etc. mit unterlauffen. Doch kan ich mich erinnern / daß anno 1658. ich gleich auff Johannis Tage alhier bey Leipzig / mit ein Paar guten Freunden spatziren und herbatim gangen /von welchen mir einer sagte / wie er erstlich von einem Quacksalber gehöret hette / daß damahlen unlängst eine Brocksbergische Hexin sey verbrand worden / welche bekant / daß sie allen hette schaden mögen / ohne zween Bauren im Dorffe / welche neunerley Kräuter in ihren Häusern gehabt / die sie am S. Johannis-Tage[455] gesamlet hetten / solche aber sollen folgende gewesen seyn / wie ich sie mit dem Nahmen IOHANNES abgefasset.


I arum oder Arum. vide Leonhard. Fuchsium pag. 69. c. 22. in Histor. Stirpium.

O riganum, oder Doster / weisser und brauner.

H erba Benedicta oder Cardobenedicten.

A llium oder Knoblauch.

N igella Romana oder Kümmel.

N abel-Kraut oder Fünffinger-Kraut.

E xcrementa Diaboli oder Teuffels Dreck.

S uccisa oder Teuffels-Abbiß.


Hie ist zumercken / daß auch auff Johannis-Tage sonsten von anderen folgende Kräuter colligiret werden / ebenmässig wider die Zauberey / als:


I ohannes Blüt seu herba cancri, Polygonum Polonicum cocciferum.

A rtemisia, darunter eine Kohle an diesem Tage und zwar zwischen 12. und 1. Nachmittages liegen sol.

H yoscyamus oder Seubohnen.

N ymphæja πλετις oder Farrenkrauts Weiblein.

U pericum oder Johannes-Kraut /

S olis ros, rorella, oder Sonnen-Tau.


Vom Artemisia besihe Fuchsium pag. 44. c. 13. Histor. Stirp. sie gebrauchen aber vieleicht auff den 1. Maji solche Artemisiam wider die Heren / weil der Monat Majus bey den Griechen [456] Artemisios oder Ἀρτεμίσιος genant wird. Besihe Paulum Eberum in Calend. Histor. p.m. 177. ex Suida, nicht aber Artemisios wie Christoph Reicheld schreibt in seinem Calendario Biblico lit. N. 4. b. Hieher gehöret auch das †. 9. Räuchern54 so an etlichen Orten / als zu Salefeld in Thüringen gewöhnlich / welches von neunerley Kräutern solle zubereitet werden.

Zum sechsten † 6. so spinnen auch die Leute an etlichen Oertern nicht in den Abend / und so sie etwas vorher gesponnen haben / so muß das Garn nicht auff der Spindel bleiben / wo nicht die Hexen sollen daran theil finden.55 Vnd solchen Aberglauben haben sie auch zu Salefeld in Weynachten / da muß ebenfals nichts auff der Feyrabend gesponnen werden / sonsten werden lauter Bratwürste darauß. Es ist ein Wunder möchte einer sagen / daß man nitimmer lasse Bratwürste darauß werden / sonderlich solche als zu Salefelden in Thüringen gebräuchlich. Ein anders were es / so es solche Bratwürste sollen werden / als in Salfeld bey uns in der Marck von den Bauren verschluckt werden / dann diese sind voll Grütze gestopffet / und möchte man freylich kein Garn drinnen verderben lassen. Doch ausserhalb dem Schertze / so verstehen sie andere Bratwürste dadurch / nemlich zusammen geschrumpeltes[457] Garn / das wie gesengete Speckschwarte in einander laufft / und nicht gleichfädicht ist. Ja sie geben auch wol für / es ziehe die Nacht Frau Holla herümb / und hole solches ihnen / oder verwirre es. Dieses ist eine gute Faulheits-Sterckung der trägen Mägde / die ohne das nicht gerne spinnen / und ist nur gut / daß in der Marck in meinem Vatter-Lande es nicht die Manier hat / sonsten würde mancher Faden nachbleiben / so um die Zeit noch gesponnen wird. Alhier zu Leipzig hat es nichts zubedeuten / weil man eher einen Stern wird vom Himmel fallen sehen / als eine Magd oder Weib spinnen. Ich bin nunmehr GOtt Lob bey vierzehen Jahr drinne / doch wüste ich traun nicht / daß ich zwey oder drey Spinn-Räder oder Rocken gesehen hette. En! quantum mutatum von Olims Zeiten / da Königes Töchter gesponnen und gewebet haben. Doch zu Leipzig zeucht man lieber über seinen Leib frembde als einheimische Wahren / das siehet man in viel hundert Stücken.

Zum Siebenden †. 7.56 ist es auch also in dem abergläubischen Salfeld bewand / daß sie Asche streuen / welches mit dem übereinkömt / daß ich anderswo gesehen / nemlich wenn ein Hexe in eines Hauß gekommen / so hat / nachdem sie weggegangen / die Hauß-Mutter heisse Asche vom Herde mit der Schauffel genommen /[458] und unvermercket hinter sie her gestreuet.

Zum Zehenden †. 10.57 bringet der algemeineste Gebrauch allenthalben es auch mit sich / daß die Leute an etlichē Orten auch äusserlich; an den meisten innerlich ihre Häuser und drinnen alle Winckel mit Mäyen bestecken / theils mit rechten Meyen / (wie man sie nennet vieleicht von dem Monat Majo, darinnen sie schon wacker grün / oder doch auffs wenigste auch vor diesem sehr sind gebraucht worden) oder Birckenzweigen; sol also dienen die Betula contra vetulas, oder Bercke (auff Nieder Sächsisch) wider die Hexen-Wercke; theils haben sie auch / als ümb Freyberg in Meissen / Sträuche von den kleinen bittern Kirschen / damit gedencken sie die Hexen zu knirschen. Ebenfals nemen auch die Leipziger darzu Holder oder Holler / lt. Hollunder58 (à concavitate, an etlichen Orten Alhern oder Alhuren genand /wie Cordus schreibet: weil


Tempore quo pandit flores Sambucus odoros,

In venerem cupido fæmina corde ruit.


Vide Mylium in Horto Philos. p. 351.) genand / vieleicht wel der Hollunder fast durch Letterkehr die Unholden sol ümhollen (Saxonicè pro ümbhalten) oder weil es ein Zeichen ist der angehenden Hurerey / so die Hexen treiben werden; daß sich die Leipziger dafür hüten wollen. QUASI! credat Iudæus Apella: Sed[459] non ego credulus illis, saget (von diesen virgis unn virginib.) Virgil. Ecl. 9. v. 34. Confer tamen Martin. Blochvviz. in Anatomia Sambuci, p. 2. 3. qui Sambucum dictam putat Holunder vel Holder quasi Hulder seu Huldreich / à multiplici utilitate & gratia. Vor allen andern aber haben sie zum öfftern anderswo besondere Zweige / so man bey uns Wolburgs-Mäy59 nennet / von einem Baum oder Staude / der sonsten viel rothe Beerlein / Träubleinsweise / träget / und dessen Blätter klein sind / sonsten Sorbus torminalis Eber-Esch-Baum / Vogelbeer. Vide Schvvenckf. in stirp. Silesiæ lib. 1. pag. 200. Damit gedencken sie den Teuffel außzutreiben / und die Hexen zu setzen. Damit wollen sie alle Zauberey abmeyhen oder heyen. Mit diesem Holte (Nieder-Sächsisch) wollen sie die Unholden verfolgen. Aber hinter sich. Ja ich halte / daß es auch des Teuffels Auffbringen sey / der gleichsam zu den Abergläubischen spricht: Schmücket mein Fest mit Mäyen / daß sich meine Bursche drüber freuen. Zwar ein ander solte wol sagen / daß der Anfang des Meymonds eine Ursach der Bemeyung sey / nach dem Baptistam Mantuanum lib. 5. de S. Iacobo Apostolo.[460]


Maje tuas faciant celebres duo festa Calendas

Atq; simul veniunt lucem duo grandia in unum.

Mane sub auroram cum matutinus in herbas

Ros pluit, & Terei queritur Philomela rapinam

Cum soror occlusas nidi memor ante fenestras

Excubar, & garrit, juvenes gradiuntur in agros,

Ac spoliant Sylvas, & regrediuntur onusti

Frondibus, & larium figunt ad limina ramos.

Mentibus has Maius curas inspirat, amorem

Excitat, & dulci vegetat præcordia cœlo.60


Mit diesem Mantuano stimmen auch andere über ein / welche solche Mäyen von den alten Majumis wollen übrig seyn; die MajumasMaio benennen.61 Wie denn Æmilius Portus Cretensis beym Suida vermeynet / es komme μαιουμᾶς her von μαίου μεις q.d. Maji Mensis, in dessen Wahn auch Suidas selbsten gewesen. Und Iohannes Gerhardus Vossius schreibet / daß das Fest / Majuma genandt / und welches man hat pflegen feyrlich zu begehen am ersten Tage des Maymondes zu Ehren der Majæ des Mercurii Mutter / sey auch noch unter den[461] Christlichen Käysern im Gebrauch gewesen. Daher auch die Glossæ Vulgares ad Tit. XLV. melden / daß Majuma ein Fest und Spiel sey / welches gehalten worden im May da sich der Sommer anfänget / und alle Kreuter und Bäume außschlahen / grün und lustig werden. Iacobus Rebuffus und Alphonsus de Mendoza, quæstion. 9. num. 13. sagen auch / daß Majuma ein Fest gewesen / das sie den ersten May gefeyrt / da ein Mäglein mit köstlichen Kleidern angethan / auff einen Wagen gesetzet worden / welcher gantz und gar mit Laub bestecket gewesen / und ist die Königin Maja genennet worden. Darauf sind viel andere Mägdlein hinter her gegangen / gleichsam als ihre Gespielen / welche die vorhergehende junge Gesellen angeredet / und Geld vor ihre Königin abgefodert haben. Weil aber solches Gespräch wegen der Eingezogenheits Gefahr nicht rahtsamb noch dienlich vorgekommen / als ist dieses Fest endlich von den Käysern auffgehaben und abgeschafft worden. Jedoch ist es an vielen Orten verblieben / und sonderlich in Spanien. Confer Martial. Arverum Iuris Consultum in processu inter amantes, Aresto Amor 5. pag. 434. Wiewol Dilherus und Franciscus Amaya lib. 3. cap. 5. nicht dafür halten wollen / daß dieses Jungfern-Spiel mit den rechten Majumis zuthun habe; [462] Benedictus Curtius Symphorianus pag. 435. in Arvernum, schreibet: Am ersten Tage des Mayens hat die junge Bursche sich pflegen zu üben in allerley lustigen Schertz- und Possen-Spielen / indem sie einen Baum herumb getragen / denselben für eines vornehmen Mannes / auch offte für ihrer Liebsten Thür gepflantzet / und denselbigen Baum behenget mit allerhand schönen Zierraht und bunten Schmucke.62 Solches Fest hat man genennet Majuma. Und solches verwirfft Käyser Arcadius nicht /wenn nur dabey alles fein erbar / züchtig / und ohne schandbahre Ergernüß zugehet. Eben solches hat man auch zu lesen bey dem Paulo Anglebert, daß nemblich dieses Fest so Majuma genand worden / noch biß auff den heutigen Tag gehalten werde / so wol in den Nieder Landen als in Franckreich / da denn die Musicanten / Pfeiffer und Seiten-Spieler des Morgens sehr frühe in der Demmerung die junge Bursche / die bey dem Frauen-Zimmer in Liebe lieget / und auff die Buhlschafft gehet / auß dem Schlaffe auffwecket / und dann begleiten sie dieselben in den nechsten Wald / darauß sie grüne Zweige von Eychen mit grosser Pracht in die Stadt tragen / aber gemeiniglich pfleget darbey grosse Schlägerey / allerhand Tumult und lose Händel vor zu gehen. Vnd traun bedeutet nicht nur bey den Italiänern oder Welschen[463] das Wort Majo eine Arht eines unfruchtbaren Baums / davon Brenn-Holtz gehauen wird / und dergleichen die Buhlen ihren Liebchen in der ersten Weynacht pflegen vor die Thüren zu pflantzen / und daher auch der Gebrauch kommen / daß man hernach dergleichen vor anderer Leute Thüren gesetzet hat. Davon lautet ihr Sprichwort also: Appicare il Majo adagni uscio, id est, inamorarsi per tutto: Sondern auch die Spanier nennen Majo, arbole de enamorado, und Mayas gewisse Blumen und gleichsam Könige des Mäyen. Aber die Frantzosen und Teutschen verstehen durch das Wort Mäy einen grünen Zweig / als nemlich von Bircken und Eichen / mit welchen sie die Kirchen und Altar zu schmücken pflegen. Und in Betrachtung dessen / wil Goropius Becanus viel lieber / daß der Meymonat von den grünen Zweigen / als ümbgekehrt vie grünen Zweige von dem Meymonat den Nahmen sollen bekommen haben. Es sey dem aber wie ihm wolle / welche schlechter Dings vermeynen / daß Majuma in diesen grünen Sachen und Virgidemia bestehe / die irren und machen auch andere irren. Welches den Juristen auch der Alciatus vorwirfft: quod error nostrorum Iurisperitorum sit palàm, qui existimant illud esse fesftum, cum in præsentem Diem quercum Kal. Maji ludentes in urbem juvenes portant.63 Und also wirfft[464] auch den jungen Rechts-Gelahrten der Gregorius Gyraldus vor: Hæc eadem Kal. Maji festa Floralia dici Autor est, hocque institutum ubique ferè gentium adhuc vigere; ut eo Kal. die floribus omnes Majuma celebrent, ut vocant Græci & Icti.64 Siehe auch dieses beym Salmuth ad Panciroll. Nemlich sie hatten gesehen / daß weil Majuma bey den Römern den ersten Tag May ist begangen worden / dieses Fest zu die Floralia hingehöre / welche vier Tage vor des Mäyen Anfang angehoben / und auff den ersten May sind vollenzogen worden. Von den Floralibus saget P. Ovidius Naso zu letzt in lib. 4. Fast.


Mille venit variis florum Dea nexa coronis

Scena Ioci morem liberioris habet.

Exit & in Majas Festum Florale Kalendas etc.


Fast eben solches schreibet Neovidius Fraccus Ferentinus lib. 4. Sacr. Fastor von Maja ultima Plejadum exorientium, daß auch dieses noch jetzo in dem Päbstischen Rom heutiges Tages passire.


Clara sit illa licet, modo flet, modo ridet Aprilis,

Vulgus ait, Majus temporaq; ipsa petit.

A Saxis pueri quercus, laurosq; requirunt,

Qua nemus est, arbor qua viret alta comis.[465]

Rusticus à summis inquirit montibus ornos,

Atque novos flores sertaq; festa legit.

Perq; fora ingrediens veniales erigit ulmos etc.


Et lib. 5.


Quæerit, cur viridi redimita fronde Kalendæ,

Maji, cur quercus frondeat ante fores?

Numne sit hoc nobis morum ratione novorum

Sylva quod hoc primum mense virere solet?

An quia prisca fores ornabat curia ramis

Et viridis Lauro janua Regis erat.

Flammis & castæ revirebat Laurea Vestæ

Mos vetus ad nostros nunc venit inde dies?

An magis, his quoniam Festum Florale Calendis

Ante fuit, pretium est frondibus inde novis.

Innuba Cæsaribus velabat limina Laurus,

Et Iovis augustas quercus opaca fores.

Cumq; prius sacras velarent frondibus aras

Culta his Divorum festa fuere magis.

Hinc lauri & Patrum venere ad limina quercus

Quos colimus fratrum suspicimusq; loco.

Indeq; per cives, Patres imitentur ut ipsos

Vsus iit, ritus conspiciturq; vetus.[466]

Arxque coronatur sua circum mœnia muris

Perq; vias fundit limina perque nemus.

Ergo licet multa videantur facta mereri;

Sola sit hæc vero tradita causa suo.

Ventum erit in sylvas, qua cœlo attollitur arbor,

Cæditur, & Maji nomina cæsa capit.

Floribus ornatur, sed cum sit munus amantis

Illa est ad cultus ingeniosa magis.

Nunc & aves tollit, nunc in lanugine poma,

Qualia sunt mensis grata puella tuis.

Serica cum gemmis interdum ad carmina jungit,

Scriptaque cum placeant, dona puella legit.


Wiewol nun die Floralia von den Majumis so gar weit nicht sind / sondern theils zu einerley Zeit geschehen / theils auch dieses gemein haben / daß beyderseits das Weibes-Volck vor Geld sich zur Vnzucht gebrauchen lassen / wie Lactantius drüber klaget / doch sind sie gleichwol in andern Stücken unterschieden.65 Bißhero fast Bachmann Seeliger. Auß welchem man vernimt / daß es gar kein neues / sondern altes. Item, daß es nicht an einem Ort allein gebräuchlich / sondern hin und wieder in Europa verspürlich sey / wie man ümb den ersten May sich mit dem Mayen schleppet; mit einander aber geschicht solches in dem od' in der[467]


P rovintz Syrien. vide Bachm. d.l.c. 9. oder Polen / davon besiehe unten ex Goldasto.

L ande Gothen / davon unten auß dem Olao.

O ber Teutsch-Lande.

K önigreiche Spanien.

S chweden.

B elgio oder Nieder-Lande.

E nden des Griechen-Landes. Bachman. d.l.c. 9.

R ömischen Lande.

G allien oder Franckreich.


In solchen aber brauchet und hat man gebrauchet entweder


B ircken.

L orbeer-Bäume.

V lmbäume oder Rüstern.

K irschbäume.

S orbum torminalem, oder Eber-Eschbaum.

B üchen.

E ichen.

R eben von andern grünen Bäumen.

G rüne Kräuter.

H older / wie noch zu Leipzig geschicht.


Die Ursachen aber / warümb man auff den 1. May66 oder S. Walpurgis Tage hier und dort sich solcher grünen Sachen hat angelegen[468] seyn lassen / sind folgende / in dem es nemlich geschehen / theils wegen des oder der:


† 1. B efeyrung.

† 2. L iebe.

† 3. O brigkeit

† 4. G rünung

† 5. S ommers Zeit

† 6. B efreyung.

† 7. E rgetzligkeit

† 8. R eichthums.

† 9. G abelreuter.


† 1. Was die Befeyrung betrifft / so ist die Mäyung verrichtet geworden / theils in Floralibus bey den Heyden / wie wir gehöret: theils ümb den allezeit mit eingefallenen Feyer-Tag Philippi und Iacobi bey den Christen / davon Mantuanus d.l. lib. 5. so viel saget:


Ista dies Iacobe tibi, tibi sacra Philippe,

Hæc nemorum vobis damus ornamenta comantum etc.67


† 2. Daß die Buhlen oder Proci den jungen Mägdleins zu Gefallen ihnen / ein Zeichen der Liebe zu erzeigen / Meyen stecken / ist schon vorgelauffen / etwan nach dem Alciatum Embl. 117. p. 258.68


Nos sperare docet viridis: Spes dicitur esse

In viridi, quoties irrita retro cadit.[469]


†. 3. Daß man den Käysern auch Mayen gesteckt / ist auß vorhergehendem nicht unbewust.69

†. 4. Daß man wegen der Grünung und beliebte Autzschlahung der Bäume Mayen stecken / ist schon oben vorgelauffen auß dem MANTVANO, und gehöret auch hier noch her was BartholoMÆUS Schonhornius in computo Astronomico hinten im Calender unter dem Majo auß dem Virgilio setzet.


Omnia [jam] florent [jam] formiosissimus annus,

Omnia [nunc] florent [nunc] formiosissimus annus,

Vernat humus, floresque & mollia pabula surgunt.70


†. 5. Daß man sich, auch wegen der herannahenden Sommers-Zeit mit grünen Zweigen versehe / theils Sommer-Löben mache / wie in den Schencken und Kretzmern zusehen; theils auch sonsten das grüne Laub gebrauche / und dessen geniesse / ist zwar ohne das bekant; Doch kan noch wol hievon angehöret werden / was Bachmann davon in Lateinischer Sprache schreibet und schwätzet.71 (I.) Was die Schencken und Krüger betrifft (die ich billig oben ansetze in solchem Mayenbusch / aldieweil ich selber des Geschlechts und Herkommens bin / nach der Parodia des Ovveni.[470]


Est mater netrix: Pater haustum elongat in obbos:

Inde meum decorat linea longa genus.


Die Mutter spint / und neht mit einem langen Faden;

Der Vatter zapfft das Bier nach einem Krum-Geraden.

Doch langen Lauff und Strom in Bechern schaumicht auß /

Drümb ist die Linie lang / drauß mein Geschlecht und Hauß)


So sind Bachmanni Reden folgende: Qui & Copam Syriscam talem collegiorum hujusmodi præfectam credidit, sicuti & Iosephus Scaliger, nec recessit Bulenger: de qua Virgilius, ut putatur.


Copa Syrisca caput Graja redimita mitella

Crispum sub cratalo docta movere latus,

Ebria famosâ saltat lasciva tabernâ,

Ad cubitum raucos excutiens calamos.

Quid juvat æstivo defessum pulvere abesse,

Quam potius bibulo decubuisse tholo? etc.


Vbi Ioseph. Scaliger Copam Syriscam voluit esse καπελίδα, qs. caupam ut cludam olaudam, sive à copibus rebus eamque utriculariam, quæ inflans utrem retineat manu calamos per quorum foramina moduli distinguantur,[471] pressum verò utrem examinet, quatiat cubito, ita ut calami vibrentur vexatione assidua. Ea verò sic athletas Majumæ alloquatur: Quid vos juvat potius fessos ad solem exercere, quam huic diversorio succedere? Nam hic Syrorum typana habemus, & crepitus crusmatum & vinum Gazeticum, rosas Majanas, tibias sonoras, & chordas obliquas, sub umbrosis pergulis: quin etiam fistulas Arcadum in antris pastoritias, & potum veteris quidem, sed nuper diffusi meri, juxta rivulum dulce susurrantem, suntq; nobis cum floribus liberis serti quoq; in corollas & nymphæ non nisi ab amne virgineo delibatæ, lilia in calathis suis afferentes, suntq; itidem variæ mensarum secundarum delitiæ, cum pane mundissimo & albissimo caseoque tenerrimo. Et quamvis nec Priapus tuguriorum hujusmodi rusticanorum pręses cum falce sua absit, nulli tamen metuendus est vasto suo membro. Quare quisquis huc asino vectus advolasti, huc age, aecumbe & sub umbra requiescēs è crystallinis calicibus pro lue formosæq; puelle candida ora decerpens talis & quibusvis lude, senibusq; caperata supercilia & jamjam perituris crastina, & mortem curanda mitte, præsertim cum hæc ipsa, quæ nullam rem, nullamq; voluptatem desideret amplius, perpetuo nobis instet, & moneat, ut dum vivimus, vivamus & bibamus. (II.)[472]

Was sonsten andere Mayen-Lust betrifft / welche dem Sommer zu Gefallen so wol durch den gantzen Maymonat / als besonders an dem ersten Maytag vorgenommen wird / so thut davon guten Bericht der Olaus beym Bachmann d.l.c. 8. §. 13. Suo quoque modo septentrionalium huc accedunt Majalia Festa (sicuti ea Vpsaliensis Episcopus Olaus Magnus lib. 15. pag. 322. inscripsit) quamvis propter tardiorem temperati aëris adventum ad vigiliam Natalitii D. Iohannis Baptistæ differantur. Tum demum omnibus tam silvis quam pratis & campis virescentibus & florescentibus popúlus omnis utriusque sexus & ætatis turmatim in publicis plateis urbium & planitie camporum, ubiq; copiosis accensis ignibus pro choreis tripudiisq; exercendis concurrere solitus, vetustorum heroum domi forisque magnifica gesta ubilibet in orbe peracta saltando decantat, etiam quid illustriores fœminæ pro æternis asserendis laudibus, amore servandæ pudicitiæ perfecerunt. Præterea quid degenetes ignavique nobiles, crudeles Tyranni & turpes fæminæ exclusa honestate fecerunt, patriis cantionibus & rythmis sonantibus citharis ac tibiis alternatim adductis enarrant. Vt tenera juventus agnoscat, quam excelsa & splendida virtus sit, æternisque laudibus digna, bonorum inhærere vestigiis, & à pessimis resilire ac præcavere exemplis: Ibidem[473] tamen primo die Maji sole per Taurum agente cursum alium ritum fugandæ hyemis & recipiendæ æstatis Suecis meridionalibus & Gothis scribit usitatum. Duplices enim à magistratibus urbium constituuntur robustorum juvenū & virorū equestres turmæ seu cohortes tanquā ad durū aliquem conflictum progressuræ; quarum altera sorte deputato duce dirigitur, qui hyemis titulo & habitu, indutus pellibus hastisq; focalibus armatis globatas nives & crustatas glacies spargens, ut frigora prolōget, obequitat victoriosus eoque duriorem se simulate & efficit, quo à vaporariis stiriæ glaciales dependere videntur. Rursumq; alterius equestris cohortis præfectus, Æstatis comes Florialis appellatus virentibus arborū frondibus foliisq; & floribus (difficulter repertis) vestitus ęstivalibus indumētis parū securis ex cāpo cū duce hyemali, licet separato loco & ordine civitates ingrediūtur, hastisq; edito spectaculo publico, quod ęstas hyemē exuperet experiuntur. Vnde & acriter utraq; parte triūphare cupiēte illa vehemētius alterā urget, quę isto die ex aeris clementia vel austeritate videtur mutuare vigorē: Si hyemis asperitas adhuc suum gelu spirat, depositis hastis, cineres vivis igniū scintillis cōmixtos, urnis vel saccis extractos obequitādo hyemis persona superaspiciētes effūdit. Similiter, & hi qui eodē cultu & habitu qs. auxiliares[474] turmæ adjuncti sunt, in equis ignivomos globos ejiciunt in ascipientes. Ne autem æstatis persona ob defectum ramorum virentium florumve cum sua equestri cohorte privetur honore cupito, longè antea betulas frondes seu tiliæ virgas, vaporari calore & irrigatione artificiosè virentes, quasi è sylva productas clanculò elatas, sed aperte reductas ostendit. Quo casu ob defraudatam naturam hyemis propugnatores infestius instāt, ne dolo quæsita victoria emergat, aut sistat in placida pompa: quæ tamen favorabili astantis populi asperimū hyemis dominium amplius suffere negantis, judicio, digna justaq; sententia convincitur, ut æstati pro pubilca lætitia victoria cedat, victoriamque partam splendidè constructo convivio æqualibus perficiat, & corroboret haustibus, quam assequi vix potuit hastis. Biß hieher Olaus Magnus, dessen Lateinische Wörter ich billig habe mit anführen wollen / weil sie gar wol gesetzet sind / und einem begirigen fast mehr und deutlichern Nachricht geben können / als folgende Teutsche Vbersetzung / welche zu finden ist beym Rawen in Memorabil. cap. 72. p. 56. 57. und lautet dieselbe also.72 Nachdem die Mitternächtigen Völcker von Anfang des Weinmonats biß zu Ende des Aprills in rauhē ungeschlachtē Winter / grausā Winde / Reiffen /[475] Schnee / finstere Vngewitter / unmässigliche Kälte und andere Verenderungen der wütenden Elementen haben / so ist der Brauch mancherley hin und wieder bey genandten Völckern ferdersten Kräyß Mitternächtiger Länder / besonders die unter den Nordspitzen wohnen / daß sie den wiederkommenden Sonnenschein mit sondern tantzen und frolocken empfahen / denn die so in den hohen Gebirgen wonhafft sind / die laden einander zu Gast / sind frölich / springen und tantzen / dieweil die Zeit wieder kömt / in deren sie ihr reichlich Gejägete und Fischfang wieder gehaben mögen. Aber die Schweden und Gothen / so weit von den Nord-Spitzen gelegen / haben einen andern Brauch / nemlich den / daß in den Städten die Obrigkeit den ersten Tag Mäyens zwey geschwader Reuter von starcken jungē Gesellen und Männern versamlen lassen / nicht anders als wolte man zu einer gewaltigen Schlacht ziehen / das eine Geschwade hat einen Rittmeister / welcher unter dem Tittel und Namen des Winters mit viel Peltzen und gefütterten Kleidern angethan / und mit einem Winter-Spieß bewavnet / der reitet hoffertig hin und wieder / wirfft Schneeballen und Eißschemel von sich als wolte er die Kälte erlängern / macht sich gantz unnütz und verwehrt / weiset fast auff die Eißzapffen / so noch an den Stuben-Dächern herab hängen. Hergegen hat das andere[476] Geschwader auch einen Ritmeister / den heist man den Blumen-Graffen / der ist mit grünen Zweigen / Laub und Blumen / die man schwerlich bekommen kan / bekleidet / auch mit andern Sommer-Kleidern angethan / und nicht fast wehrhafft / reitet mit dem Winter-Hauptmann in die Stadt hinnein / doch ein jedweder an seinen besondern Ort und Ordnung / halten alsdann ein öffentlich Stechen od' Turnier / indem der Sommer den Winter überwindet und zu boden rennet. Nun begehrt sich ein ieder Theil ritterlich zuerzeigen / treibet je einer den andern / und insonderheit vexiret die Parthey die andere am meistē /welche denselbigē ihres gleichens Wetter od' Ungewitter hat. Ist Sache / daß es einen kalten Wintertag hat / so legt der Winter seinen Spieß von sich / reitet hin und wieder / und wirfft Aschen auß einem Eymer oder Sacke mit glüenden Funcken vermischt auff die Zuseher / dergleichen werffen auch Feur-Kugeln auß die seiner Rotte sind und in gleicher Kleidung sind. Damit aber der Sommer mit samt seinen Reutern / ihrer angelangeten Ehren nicht beraubet werden / auß Mangel und Abgang der grünen Zweig und Blumen / so wischen sie herfür mit ihren Bircken-Meyen / und außgeschlagenen Linden-Ruthen / welche sie lange zuvor mit Fleiß in den warmen Stuben gepflantzet / als brächten sie die heimlich auß einem grünen Wald / zeigen[477] die öffentlich herfür. Alsdenn setzen sich des Winters Reuter noch hefftiger zu wider / damit die betrügliche Victoria keinen Fortgang gewinne / oder ihren Pracht unverhindert behalte. Endlich wird dem Sommer von dem umbstehenden Volck (welches den Winter nicht mehr dulden wil) der Sieg günstiglich zugesprochen / zu Anrichtung einer gemeinen Freude / darzu man eine scheinbarliche Malzeit bereitet / und die erlangete Victori mit guten starcken und gleichen Trüncken bekräfftiget / welches mit dem Spieß kaum were gewonnen worden.73

Biß hieher vom Maykampf oder Sommerstreite / doch möchte einer hie sagen / fänget sich denn eben der Sommer auff Walpurgis mit an? Ja spricht hiezu Mantuanus libro quinto Fastor.74


Sacer est Majoribus ergo

Majus, & ut decimo Titan emerserit ortu

Intrabit Geminos ubi nuda renascitur æstas.

Sunt tamen, æstatis qui dent primordia Cancro;

Autumnumque velint nasci cum sydere Libræ;

Ver cum lanigero signorum principe; Brumam

Surgere cum Capro, Nam sunt ea sydera quædam[478]

Phœbææ mensura viæ: duo namq; reportant,

Æquidium duplex, pacato frigore, & æstu;

Et duo, cum cœli redit inclementia duplex,

Solstitium duplex, nec dissentimus abistis;

Sed vulgata magis potior sententia visa est.

Ista dies Iacobe tibi, tibi sacra Philippe,

Hæc nemorum vobis damus ornamenta comantum.


Biß hieher Mantuanus, welcher mit seinen Versen gleichsamb umstösset folgende Verse:


Martius, Aprilis, Majus sunt tempora Veris

Æstatis sunt Iunius, Augustus, Iuliusq;

Autumni September & Octob. atque November.

Sunt Hyemis Ianus, Februarius; atque December.


†. 6. Folget Befreyung: nach welcher auch an etlichen Orten die Göttinne Freye mit Meyen verehret wird / zwar nicht wie bey den schandlosen Heyden gewöhnlich / als bey welchen sie zwar in diesem Monat nit recht heyrahteten / nach dem Ovidium Fast. lib. 5.75


Mense malas Majo nubere, vulgus ait.76


Absonderlich aber würden gar mit einander keine Hochzeiten auff den ersten Tag / wie in allen Monaten / also auch in diesem nit gehalten / wie auch Plutarchus lehret in quæst Rom.[479] Q. 86. wiewol es nicht ermangelt an Teuffels-Kösten / und Hengers Freyen.77 Vnd stehet Franciscus de Amaya Observat. Iur. lib. 3. c. 5. n. 21. in den Gedancken / daß eben zu der Zeit keine ehrliche Hochzeiten gehalten worden / weil in diesem Monat man öffentlich auf den Theatris und Schau-Bühnen der Hochzeit gespielet hat / dabey denn viel leichtfertige und unehrliche Vermischung unter Huren und Buben vorgangen. Quam conjecturam, schreibet hierüber der Weltberühmbte Dilher. Tom. 2. Dispp. pag. 80. ut non ineruditam arbitramur; ita in re obscura & incerta calculum nostrum libenter suspendimus. Eben dieses hat auch fast Bachmann. in Majumis cap. 1. zu Ende. Dieses besagte continuiret zweyffels ohne noch heutiges Tages bey uns Christen der Teuffel auffm Brocks-berge; oder hat es auffs wenigste (auß einem offentlichem Huren-Feste / welches man billig nach geistlicher Eröffenung der Augen nicht länger hat dulden wollen) zum heimlichen Hexen- und Huren-Feste versetzet. Davon schreibet Bachmann.78 (dessen Lateinische Wort wir behalten wollen) also: Invitis omnibus bonis hujusmodi choreas & saltationes virorum atque mulierum paganas Majumæ interdictas, ipse autor illarum Diabolus, apud sibi fœderatos nominetenus Christianos, hucusque conservavit. ut in ipsa S. VValburgis nocte Calendarum scil. Majarum auspicatrice,[480] frequenti panegyri concelebrent, quod non esse merum dormientium & somniantium figmentum, sed revera existere & clientaset que clientas ad eam visitandam à Satana cogi certum est: Vnde postea una aliqua strige capta multæ aliæ, quæ illi in hujusmodi choreis adfuerant, in tortura solent exquiri & indagari. Tales inhonestæ choreæ Majumæ quondam, & quidem Maji (cui nomen accedere videbatur) Calendis alias impudico Floralium meretricum denudatarū spectaculo dudum damnatis, & deputatis celebrabantur.79 Neq; verò solum impudìcæ præcesserunt modulationes, Gaditanæ que saltationes & crissationes theatricæ, sed & lecto in orchestra collocato mimi cum prostibulis coram omnium oculis capita limabant, ita tamen ut nondum corpora penitus nuda oculis omnium objicerent. Dehinc vero ubi cuique castissimo salivam movissent, Diabolus per totam noctem expectatione nimis anxia spectatorum corda solicitasset, postero die id, quod tam cupidè fuerat exspectatum in immani perditionis Pelago (quod isti voluptatis & delectationis Euripum sueverant nuncupare) scilicet in theatri κολυμβήθρα seu piscina ostendebatur, cum meretrix non una neq; deformis, sed Nereidibus similis tota natura sua oculis omnium prostituta in mediis aquis ludens natatu & sursum & deorsum volutata[481] lutata exhiberetur; Dubio procul etiam Syrenas cantu æmularetur atq; sic virilis sexus summo scandalo inflammaretur ut cum Iuvenale Sat. XI. v. 165. exclamare & stomachari potuerit quispiam,

Auribus atq; oculis cōcepta urina movetur. vel e Satyra VI. v. 321.


Nil ibi per ludum simulabitur, omnia fient

Ad verū, quibus incendi jam frigidus ævo

Laomedontiades & Nestoris hermia possit.


Teutsch hat man auch von derogleichen zu lesen bey Balthasar Schnurren im Calendar. Oeconom. pagina 172.80 Man schreibet / spricht er / daß auff Walpurgis Nacht alle Zauberer und Zauberinnen in gantz Sachsen auff den Prockelsberg zusammen kommen sollen. Etliche kommen daher auff Kälbern / etliche auff Säuen / etliche auff Ofengabeln oder Krückeln; etliche auff Besen oder Stricken geritten. Wann sie nun bey einander seyn / so fahen sie eine Hochzeit an / und welche unter ihnen die Schönste ist / die machen sie zur Braut / halten ihre Panquet und mancherley Kurtzweil / und wenn die vollbracht sind machen sie einen Tantz. Letzlich machen sie neue Bündniß / daß sie wieder andere ihren Buhlē zuweisen unn verloben / und alda lernen sie auch ihre Kunst / wie man das Vieh bezaubere / den Kühen die[482] die Milch / und den Hünern die Eyer stehlen sollen. Dieses haltē etliche für Phantasey / und für lauter bloß Gespenst / daran nichts sey. Andere sagen darwider / daß es lauter Warheit sey / wie sonderlich Franciscus Joel ein Doctor Medicinæ auff der Universität Grypswalde mit etlichen propositionibus und Schlüssen beweiset / welcher neben der Erfahrung etliche argumenta anzeucht / auß welchem folget / daß es nicht blosse Phantasey seyn könne.

Doch wie diesem allen / wir wollen itzt nicht so wol von Teuffels-Bräuten (wie die Hexen anderswo genennet werden) reden; als von rechtmässigen und Christlichen Ehe-Stifften / so ferne solche sonderlich in diesem Maymonat geschehen / oder doch an etlichen Orten mit Mäyen bekröhnet werden / wenn man den neuen Hochzeitern oder Eheleuten vor der ersten Kindtauffe Mäyen pfleget zu bringen und zu stecken. Was das erste belanget / daß ins gemein die Hochzeiten und Beylager ümb diese Jahrs Zeit gemacht werden / so giebet solches die Erfahrung an allen lebhafften Thieren; Davon Sylvander Philosethus Phœbus. Diener zum neuen Sonnen-Hause im Jahr CHristi 1649. im Hochzeit-Schertze / so er abgehen ließ an meinem hochgeehrten Herrn / damahls Præceptorem und Rectorem der[483] Schulen in der Neuen Stad Saltzwedel / nemlich Iohannem Georgii:


Es ist noch kurtze Zeit / als ich auffs Feld gegangen /

Ein wenig meinen Sinn / dem Zügel nachzuhangen /

Da ich der Schulen-Staub geleget auff die Seit /

Vnd selbst der schweren Müh' ein wenig mich befreit'.

Doch war ich gantz nicht frey der flüchtigen Gedancken /

So offtermal das Ziel und die gesetzte Schrancken

Weit übergehen hin / und mehr als wie man wil

Beschweren unsern Muht. Was sol ich sagen viel?

Ich wandte mein Gemüht hie nieden von der Erden /

Zum Himmel hoch empor / es war ja gleich den Pferden /

So ohne Zügel sind / bald laufft es hin und her /

Bald steht es wieder still / im Fall ihm niemand wehr.

Es ist ein grosser GOtt / sprach ich / der diese Festen

Des Himmels hat gesetzt / den Osten und den Westen /[484]

Es ist ein weiser GOTT / der nach so klugen Raht

Die Zeiten Jahr und Tag so nan getheilet hat.

Wie lange ist es wol / daß in des Winters Tagen

Schnee / Reiff / und strenger Frost auff Erd und Bäumen lagen

Es ist so lange nicht / daß man zu Fuß kont' gehn /

Weit übers Wasser weg / nun muß man stille stehn.

Jetzt hört man wiederum mit schönen tiriliren

Das leichte Lufft-Vōlcklein durch Wald und Feld spatzieren;

Der fern verreisste Storch hat sich schon eingestellt

Sucht kümmerlich die Speiß in ümbegrünten Feld.

Der Specht der treuloß Mann / rufft wieder mit Verlangen

Seinem verjagten Weib: kom / dir wil ich anhangen.

Das grosse Liecht der Welt erfreuet Lufft und Erd /

Die Schaffe freuen sich / es springt die gantze Heerd.

Indem ich also geh' / seh ich zu meinen Seiten

Zween Frösche hüpffen her / ümbschrencket daher reiten /[485]

O wunderseltzame Thier! O wunder Reuterey

Ein Pferd ohn Sattel / Zaum / und kein Gewehr dabey.

Ob dieser schnöden Sach begunte ich zu lachen;

Ach Arme bleibt zu rück, ihr werdets nicht außmachen:

Denn wer da streiten wil / muß besser seyn bestand /

Sonst wird er von dem Feind geleget in den Sand.

Bald fiel mir ein von Lieb und dero süsse Sachen /

Die offtmahls kluge Leut kan gar zu Narren machen /

Gedacht wie mancher wär durch schnöde Liebes Pein

Gerathen in Vnfall. Wie mancher möchte seyn /

Der Tag und Nacht sich quält / ümb solches Thun betrübet /

Daß er geliebet wird / und wird doch nicht geliebet.

Trägt offt für treue Lieb nur Haß und Neid zu Lohn /

Von seiner Liebsten Schoß ein Sarg und Grab davon

Fing an in meinem Sinn die Lieb und Liebes-Sachen

Als eine Eytelkeit und Narrenwerck verlachen /[486]

Ich nennet es ein Gifft / ein Tod und Sclaverey /

Ein schlechtes Narren-Werck und rechte Phantasey.

Hergegen hielt ich hoch den / welcher seine Sinnen

Im Zaume halten kan / und anders nichts beginnen /

Als was nach Tugend riecht / und einig sich bemüht /

Daß er durch grosse Kunst / und Tugend werd erhöht.

Kaum als ich ümgesehen / warf ich die Sinnen nieder /

(Seh't was Gedancken sind) gedachte / kehre wieder

O blöder Sinn und Hertz! O sehr verzagter Muht!

Die Frösche lehren dich / was süsses lieben thut.

Es stehet nicht bey uns das / was wir thun od'r lassen /

Der Höchste schaffet es / der keine Lust am hassen /

Vielmehr am lieben hat / dadurch die gantze Welt /

Vnd alles was da lebt / er einig nur erhält. etc.


Biß hieher Philosethus, welchē auch Beyfal giebet jene nachdenckliche Rede / da ein grober[487] Geselle (wie er auff seine Gasterey sich ziemlich begautschet oder berauschet / und nach dem Plautum confidentiam in ventrem eingenommen hatte) sich ziemlich ungeberdig erzeiget / und wie das Arcadische Viehe oder Creutzthier wacker schrie / darauff etwan ein Weibesbild angefangen und gesaget; Ey mein Kerl fein sachte / erwarte doch die Zeit / biß es zum Maymonat hingerathe. Welchem Hohn oder Verspottung voriger Schwelger mit gleichem begegnet hat / antwortende; Ich muß es zwar gestehen / daß ingemein die Thiere und sonderlich die Esel im Majo zu schreyen pflegen / jedoch so begiebet es sich gleichwol auch darneben / daß wenn sonsten der Esel eine Eselin ansichtig wird / er zu allen Zeiten mit dem Schreyen nit einhalten kan. Dieses heist Wahre für Wahre geben / oder gleiches mit gleichen vergelten. Was im übrigen aber ferner das Freyen im Mäyen betrifft / so haben es die Alten auch hiemit wollen zuverstehen geben / wenn sie das Gestirn am Firmament / darunter die Sonne auff Philippi und Iacobi (welcher Tag nach vorbesagten Versen des Mantuani auff den Eingang der Sonnen in die Zwilling fället / wiewol er sich selbsten zu wider scheinet zu reden) zu gehen beginnet; Zwilling deswegen genant. Wie solches beglaubet M. Thomas Blebelius lib. 2. Sphæricæ p. 28. da er die Frage /warumb das[488] dritte Zeichen / im Zodiaco oder Thier-Kreiß dadurch die Sonne ihren Lauff hat / genennet werde Zwilling / also beantwortet / daß es geschehe darümb / dieweil alsdenn / wenn die Sonne in dem Zeichen ist / die allerfruchtbahreste Zeit im Jahre und die alleranmuthigste und lustigste Zeit sey / und setzet hinzu / daß andere solches zuschreiben den Hochzeiten und Freudenfesten / so ümb diese Zeit gehalten werden. Vnd was nochmehr ist / so halte ich dafur / daß wol gar das Wort Majus oder May / von dem Griechischen γαμεῖν herrühre. Es heisset aber γαμειν nach dem Budæum in seinem Lexico freyen oder heyrrahten / indem es ein verbum ambiguum ist / das zugleich heist nubere viro und ducere uxorem.81 Welches vorgemeldeter Budæus beweiset auß dem Polluce, Hesychio, Euripide, Thucydide und anderen mehr. Oder wil man das Wort Majus herführen von MAI ἑςθαι, wie davor helt Becmannus in Origin. Latin. Ling. p. 479. so gilt es mir gleich viel. Es heist aber μαίομαι oder vielmehr μαιόομαι ich verrichte das Werck einer Wehmutter / wie denn davon auch herkompt Maja oder μᾶια, welche nicht alleine des Atlantis Tochter und Mercurii Mutter gewesen / sondern auch eine Wehmutter bedeutet / die bey den gebährenden Weibern zu seyn pfleget / wie zu lesen ist beym Budæo d.l.82 Weiter mag es auch wol dannenhero geschehen seyn / daß /[489] weil sonderlich die Göttin Diana, welche auff Griechisch heisset Ἄρτεμις, bey den Schwāgern in Kindesnöthen ist gebrauchet worden / (denn Luciannus saget hievon μαιεύεται ἣ Ἄρτεμις, Diana est obstetrix) der Monat Maius auch ümb dieser Ursache bey den Macedoniern (Vide Thucyd. lib. 5. Galen. l. 5. Epidem Com: welcher in dieses Monats Anfange gar das Vernum æquinoctium, nach dem Budæum in Lexico statuiret (Ἀρτεμίσιος) ist genennet worden.83 Mit solchem was die Bequemligkeit zu weiben betrifft / stimmet auch überein Balthasar Schnurr in Calendar. Oeconom. p.m. 169. da er unter andern Mäyregeln auch diese setzet.


Bey G'selschafft / Gesang und Seiten Spiel /

G'würtz / Wein / Meth / wandere / such Kurtzweil

Von Hertzen / Lebern / und dem Haupt

Laß Blut / das Weib sey dir erlaubt.


Kurtzlich davon zureden; die Junffern sind in diesem Monat rechte Μαίανδρει, das ist / expectiviræ, oder Mannsbegierige und Kerlmeynende. Die Männer sind hingegen auch rechte γυναικοκρατούμενοι oder Sie-Männer und Simones. Mit einander sind sie alle MAI μἂοντες das ist / cupientes, desiderantes begierige / nemlich nach venerischen und geilen Sachen. Ja es gehet da die rechte Geilheit für / welches Wort jener Philologus nicht uneben schreibet Gäulheit84 von den Gäulen[490] oder Hengsten / welche in diesem Monat auch nit schlim beyschlagen. Was nun aber solch Freyen belanget / ist jetzund eigentlich unsere Meynung alhier zureden nicht / sonderlich fürnemlich anzuzeigen / wie an etlichen Orten manierlich sey / daß auff den ersten Majustage den jungen Ehleuten / und kurtz vorher Verheyratheten die Mägdlein zu sonderlichen Freuden eine Mäy bringen / und neben einem hübschen Liedlein übergeben.85 Solche Mäye aber pflegen sie hübsch auß zuschmücken / und mit allerhand Klapper-Werck / (als kleinen Wiegen / Bildern / Kindergen / Klapperstirchen / Vögelein / Zutschkannen / Kinderklappern / Flidder-Golde) behengen. Doch ist zu gedencken / daß diese Ceremonien anderswo üblich sey auff Lætare.) an welchen vor diesem nach Bachmannen gewesenen Professoren alhier die Pretzel zu erst sollen gebacken seyn / welche sie unter die Kinder außgetheilet / und ihnen Anlaß damit gegeben / fleissig zubeten / oder precari und preculas oder precationes sonderlich ümb selbige Zeit abzulegen / daher sie auch sollen benahmet seyn. Ja weiters weiß ich mich auch zuersinnen / daß ein erfahrner gelehrter Mann sagte / daß man die Pretzeln sonderlich in bekante Figur machte / nemlich den Kindern über das Gebet / das A B C mit hinein zu trichtern / indem man[491] gar artig an einer recht-auff die alte Manier gestalte Pretzel alle 24. Buchstaben des A B C. zeigen kan (welcher Sontag auch sonsten der schwartze oder Todten Sontag genennet wird / da sie auff etlichen Dörffern noch zu heutigen Zeiten den Todt pflegen auß zutreiben.86 Wie hievon gnugsam und seinen Bericht thut Herlicius in Epigramm. p. 309.


Mos vetus est, simulachra Necis per rura, per urbes

Nymphas cum pueris ferre referre die;

Illa qua modico cœli Rex millia quinque

Farre cibat, nomen lætitiæque tenet.

Ergo hujus ritus dum profero, quæ sit origo,

Perlege disparibus paucula scripta modis.

Dux erat Arctoæ gentis pietate fideq;

Plenus & illustri stemmate clarus Eques.

Mislaon dicunt; Idola hic jussit in illo,

Ædibus è sacris tollere cuncta die.

Atque Deo voluit tantum illas esse dicatas

Vero, cui soli competit omnis honor.

Nec mora, cuncti operi accingunt se, ac jussa capessunt;

Iussa à salvifica non aliena fide.

Ecce ferunt affixa palis efficta per agros

Monstra Deûm, & plausu jubila tetra boant.

Nec satis hoc; spectata obscœno stercore versant,

Tandem ea lucenti dant alimenta foco.[492]

Nos verò tanto pro munere solvere grates

Toto corde Deo, qui colit astra, decet.

Quod nobis verbi (longe hinc erroribus actis

Papæ) salfivici notitiam dederit.


Biß hieher Herlicius. Womit wir haben erweisen wollen / daß die jungen Bursche an etlichen Enden auff Lætare den Tod außtreibē / doch haben wir solches nur zufälliger Weise mit beybringen wollen / in dem wir in dem Wercke gewesen seyn / anzuzeigen /wie auch auff eben selbigen Sontag an etlichen Orten nicht allein das Lethare gespielet werde / sondern auch das Lætare: Als hier zu Leipzig / da man von den benachbarten Dörffern in lustigen Muhte die jungen Bauerstrutzen in die Stad herein kommen; und den neulichst Verheyrahteten Mäyenzweige bringen siehet; Aber so viel von diesen Freyens-Mäyen / oder von der Befreyung so ferne sie an gewissen Orten auff den ersten May mit Mäyen erfreuet wird. Jetzund folget / wie auch eben am selbigen Tage

†. 7. Wegen der Ergetzligkeit Mäyen gestecket werden / doch ist solches schon oben auß den Majumis des Bachmanni erwiesen worden.

†. 8. Zum achten ist es auch hin und wieder auffgebracht / daß die junge Mannschafft den ersten May vornehmen Leuten zu Gefallen ümb Reichthum oder ein wenig Geld zuerhalten[493] halten vor die Häuser Mäyen zu pflantzen pfleget. Welches man alhier zu Leipzig jährlich von den Soldaten gesehen / daß sie nicht alleine ihrē Officirern / sondern auch vornehmē Rahtsverwandten / Kaufleuten und gelahrten Herren etliche Mäyen einē mehr als dem andern in die vorhergehende Nacht eingesetzet / und den folgēden Morgen drauff solchen beehrten mit Paucken und Pfeiffen auffgewartet / nur üm etwas Trinckgeld zu erhalten. Eben dieses sol auch der arme Homerus in der Insel Samo, wie er daselbst gewintert hat / Festo Calendarum (wie Sebastianus Castalio in vita Homeri saget) gethan haben. Ob nun damit der erste Mäy gemeynet werde / weiß ich eigentlich nicht / weil es Homerus sol gethan haben in Samo hybernans, und der Majus sonsten schon über den Frühling zum Sommer gezehlet wird / auch im übrigen in Griechenland schon eher wärmere Lufft und Zeiten giebet / als bey uns.87 Doch vermeyne ich daß solcher erster Tag im Mäy nit gar außgeschlossen gewesen / sonderlich von den Knaben den Nachfolgern Homeri, obschon Homerus selbsten wie weiter Castalio vermeldet im angehendem Frühling auß der Insul Samo davō geschifft unn nach Athen gereiset. Solcher Homerus aber sol zur selben Zeit vor der reichen Leute Thüren von Hauß zu Hauß Almosen gebettelt / und sonderlich Lieder gesungen habē Ἐρεσιώη Eresione i.e. Ramalia, (à Ramo oleæ[494] lemniscato, quem pueri circum ferebant, lemniscis seu falciolis dependentibus & fructibus arborum ornatis, cujus mentio apud Plutarchum in Theseo) oder Mäyengesänge geheissen haben von den Oelzweigen / welche sind herumb getragen worden. Solches Lied aber / das der Homerus mit vielen andern Knaben / so sich häuffig zu ihm auß allen Winckeln versamlet / wie Castalio meldet / abgesungen / ist auß dem Griechischen also ins Lateinische verstetzet worden / und lautet nachfolgender massen auß des M. Mart. Mylii hort. Philosoph. p. 103. 104.


Venimus ad magnas ædes, civemq; potentē,

Cujus divitiis resolat domulus atq; redundant.

Vos aditum præbete fores: feliciter intrent,

Vasa opibus tumcant, nihil hic videatur inane.

Sintq; laboratæ Cereris repleta canistra.

Excelso curru nurus hic portetur, & ipsam

Veloci cursu revehant ad limina muli.

Hæc premat electrū pedibus, telasq; laboret:

Ast ego vos repetam, repetam (mihi crede) quotannis,

Non secus atq; redit sub tectum garrula Progne.

Assumus in porta: seu munera ferre placebit,

Seu nihil, hic habitare diu, nec adesse paramus,


Was die Verdolmetschūg dieser Verß betrift[495] nebenst dem Griechischen / sol der begierige Leser in unserm andern Tractatu von des Storches und der Schwalben Winterquartier nachlesen können. Was alhier der Homerus begangen / solches wie ich mirs erzehlen lassen / thun auch in etwas nach die jungen Bursche zu Franckfurt ümb bewuste Zeit / wann sie auch ümb etwas Geld zu prosperiren / zwar auff etwas eine andere Ahrt einen Wagen zulegen / denselben ümb und ümb mit lauter grünen Zweigen bekleiden / darauff einen Mann setzen / und des Abends also in der Stadt von einer Thür zu der andern fahren / Lieder singen / und darneben gleichsam prophezeyen /was dieser oder jener für eine Liebste in dem Jahre bekommen möge. Welches ihnen aber vorher zur Nachricht von schälckiscken Leuten gestecket wird / damit sie richtiger Antwort geben können / wenn sie hernach auß dem Hause bey dem Wagen gefraget werden. Etliche geben von dieser Scknackerey oder Herumkutscherey vor / als hab es sein Absehen auff die wütende Rotte / da vieleicht derselbe so auffm Wagen sitzet / der treue Eckhard seyn solle. Ich aber halte es dafür / daß jenes Spiel / da vor viele hundert Jahren die Jungfern eine schöne Dame herumgefahrē (wie wir oben auß dem Bachmannno vernommen haben) nachgeäffet sey.

†. 9. Zum neundten bleibet es bey vorigen Vrsachen / (die noch fast alle ziemlich[496] leidlich waren) nicht / die grünen Mäyen den ersten May außzustreuen / zu bringen und zu setzen: sondern wie sonsten die Narren auch ihren Tag haben wollen / also sihet man auch leider in Teutschlande / daß der Teuffel für seine Gabelreuter oder Hexen diesen bemäyeten Tag haben wolle / und auch gleichsam eingeräumt bekomme. Denn was ist es anders / daß die närrischen Menschen allerhand Zweige wider die Hexen in ihren Häusern stecken / als daß sie vielmehr dem bösen Feinde als Anstifftern λόβολεῖν gratificiren und zuwillen leben? denn zuwider kan es ihme nicht seyn /weil ein jeder vernünfftiger Mensch bekennet / daß kein Laub oder Ast / den Teuffel oder sein Geschirr wegbannen könne.

Fußnoten

1 §. 1. Hexen dörffen nit furchtsam seyn.


2 §. 2. Hexen dörffen bey ihrer Fahrt nit reden.


3 §. 3. Oerter.


4 §. 4. Hexen dörffen sich nicht umsehen.


5 Weitleuftiger hat diese Historia abgehandelt Hondorff im Promtuatio part. 1. fol. 281. seq.


6 Mitternacht in dissert. de studiis parentum etc. filiorum. An. 1649. edita.


7 Theocrit. Idyll. 31.


8 Gen. 19.


9 Luc. 9. 62.


10 §. 5. Bekleidung.


11 §. 6. Salbung.


12 §. 7. Gebets und erlassung.


13 §. 8. Hexenfahrt ist eilends und geschwind.


14 Bodinus in confutat. opinionis Wieri.


15 Distantz der Sonnen von der Erden. 1209. 1860.


16 449364.


17 20028.

36145800.


18 245991440


19 11160.


20 1706155.


21 Leo Hebræus l. 2.


22 Warum sich die Hexen Salben?


23 Das Salben hilfft nichts zur Fahrt.


24 Levit zurück gelesen Tifel / wie dieses Wort dann fast also geschrieben wird vom Scheræo in der Sprach-Schuhl p. 24. wo stehet Teufel oder Diefel.


25 §. 9. Raubung.


26 §. 10. Gestalt.


27 Sperling in Institut. Physic. lib. 2. cap. 4. quæst. 10. pag. m. 369.


28 Ein Esel besucht die Lectiones.


29 Peucerus de Divinat. pag. 170.


30 Bodin Dæmon lib. 2. cap. 6.


31 Hexen in Katzen Gestalt.


32 In malleo maleficarum.


33 () 1. Aberglaube von verborgen.


34 Ein anders saget die Schrift Deut. 15. 8. Matth. 5. 42. Luc. 6. 35.


35 Hanckf.


36 Handkauf bekomt eine mantissam.


37 () 2. und () 8.


38 () 4. Creutz an die Thüren schreiben.


39 Teuffel fraget nichts nach dem Creutz


40 Füff-Ort Trutenfuß.


41 Trutenfuß mahlen die Sechswöchnerin den Kindern an die Wiegen.


42 Schuh der Druyden.


43 Die Alten haben viel auff das Creutzmachen oder Segenen gehalten.


44 Zeichē deß Creutzes ist in der Apostolischen Kirchen nicht so gemein gewesen.


45 D. Christiani de Messia §. 131.


46 Hartzdorffer part. 4. Gesprächstund. p. 307.


47 Damianus de Goes in descript. Vlisiponis.


48 Weisse Creutz der Francken.


49 Pierius l.l. 47. Hierogl. c. 32. p. 599.


50 Truht oder Dryth ist so viel als Herr.


51 Scalch.


52 †. 5. Kräuter Gebrauch


53 Hexen buttern auffm Dache.


54 †. 9. Räuchern


55 †. 6. Spinnens Vnterlassung.


56 †. 7. Aschenstreuung.


57 †. 10. Grün Mäyensteckung.


58 Holder / Höller / Hollunder


59 Wolburgs Mey


60 Besiehe Bachman. in Majumis cap. 1.


61 Maiuma. Vossius lib. 3. de Glossematis variis pag. 486.


62 Wie das Fest Maiuma gespert werde.


63 Alciatus ad Tit. Cod. de Maium.


64 Gyrald. Syntagm. 17. p. 4–6. & Syntag. 1. Histor. Deor. p. 40.


65 Lactant lib. 1. Div. Instit. c. 20.


66 Warumb man den 1. May so viel Meyen abmeihet.


67 May ümb andächtig Meinung.


68 Laub-Lieb May ümb Mäidlein. (unde auch Mayburg. q.d. Magdeburg.)


69 Cæsæ fron des propter Cæsares.


70 Iam retrolege, habes Mai.


71 Bachm. in Mainmis c. 7. §. 6.


72 Wie man pfleget den Winter auß zutreiben / und den Sommer einzunehmen.


73 Speiß kräfftiger den der Spieß.

Haustus fortior hasta.


74 Des Sommers Anfang.


75 Zweige zieren das Verzweien.

Mäyen schmücken das Freien.


76 Vide Bachman. c. 1. de Maiumis. Dilherr. Tom. 1. Dispp. Ien. Disp. 25.


77 Warümb am 1. May keine Hochzeit gehalten.


78 Bachmann in Maiumis c. 5. §. 20. 21.


79 Vnflätige Spiele.


80 Wunderliche Sachē die sich auf den ersten Mäy oder Walpurgis zutragen sollen. Teuffellische Heren Hochzeit.


81 Mäy von γαμεῖν


82 Oder von μαίεθαι.


83 Besihe was von dieser Bennenung albereit gemeldet ist in diesem Capitel * 5. fast am Ende.


84 Gäulheit.


85 Mäyen werden den jungen Ehleuten gebracht.

Erste Pretzeln zu Leipzig.


86 Pretzeln halten alle 24. Buchstaben in sich. Alistamen est Iudica.


87 Homerus sucher seinen Vnter halt vor den Thüren.


Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 424-497.
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