Rübezahl ist ein Vogelfänger.

[31] Auff eine andere Zeit seyn etliche vornehme Herren über das Riesengebürge gezogen / und wie sie fast weit hinauff gerathen / habē sie in der nähe einen Vogelsteller sambt unterschiedlichen auffgestelten Netzen angetroffen / welcher allbereit schon gar viele und mannigfaltige Gesang und sonsten lieblich anzuschauene Vögel in seinen Vogelbauren an einem besondern Orthe stehen gehabt / wie er denn auch noch vielmehr[31] getödtete und zum essen beqvemliche Vögel darneben in Bündlein liegen gehabt hat: Da sind alsbald gedachte reisende Herren angereitzet worden /von den geschaueten Vögeln eine Anzahl zu erkauffen: Und sind ohne Säumung zu dem Steller flugs selber auff den Heerd hingefahren / haben lebendiger und todt gemachter Vögel ein ziemlich hauffen genommen / und dem Fänger bezahlet / sind auch mit davon gefahren / und hatten im nechstfolgenden Qvartiere eine köstliche Mahlzeit daraus machen zu lassen bey sich beschlossen: Wie sie denn eine schöne Lust von den lebendigen zu geniessen / ihnen gleichfalls eingebildet hatten. Aber siehe / wie sie eine Ecke vom vorigen Vogel Orte weggefahren waren / da sehen sie erstlich / was sie vor ihr Geld bekommen hatten: Nemlich / die Vögel waren nichts anders / als Pferde- und Schweine-Dreck. Die Vogelbauren waren ein geflochtenes schlechtes Werck von Gesträuchen und kleinen[32] Reisern. Wie sie mit einander diesen Betrug verspüret / haben vorige Herren sich selber aus dermassen müssen außlachen / und haben den gantzen Weg durch also eine unverhoffte Materie zu schertzen und die Zeit zu verkürtzen erlanget. Der Rübezahl aber hat hingegen etwan ein Ducaten prosperiret /welchē er zu seinem Schatz zweiffels ohne wird geleget haben / und künfftig von jenen wird bekommen und gefunden werden / der seine Residenß einnehmen / und ihn davon vertreiben wird.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 31-33.
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