Rübezahl verwandelt sich in einen Fleischers Hund.

Man will viel geschwätzes machen / daß dieser Geist unlängsten gäntzlich von seinem gewöhnlichen Orte weggebannet / und von der Schnee-kippe exterminiret sey; aber dieses ist falsch / und verhält sich mit nichten in der Wahrheit also: Sintemal man gewisse Nachricht hat / daß er noch biß auff diese gegenwertige Stunde verhanden / und seine übliche Schnaken verrichtet hat. Als hab ich mir berichten lassen / daß im vergangnen 1661. Jahre ihrer zween über das Gebirge gegangen / da ihnen unversehens / wie sie des Rübezahls nur in Gedancken erwehnet / ein grosser Fleischershund nachgesprungen ist / hin und her gelauffen / bald vor sie[1] eine Ecke weggerannt / bald wieder umbgekehret / und sich in vollen Lauffe etliche mahl vorbey hüpffend hinter sie gewandt: Also /daß anfänglich die Reisenden nicht anders vermeinet /es werde ein Fleischer darauff erfolgen / und sich auff dem Wege zu ihnen gesellen: Aber vergebens ist diese Einbildung gewesen: Sintemal kein Mensch darauff erfolget / der reformirte Hund aber dennoch etliche mahl in vollem curir vor sie bey weg gesprungen ist /und endlich drauff verschwunden: Wobey denn alsobald den Reisenden ein grausen angekommen ist /aber doch weiter gleichwol nichts begegnet / noch erfahren haben; Welches freylich nicht würde ausgeblieben seyn / so ferne sie des hochtragenden Geistes nur gespottet hätten / oder seinen Nahmen exprimiret. Und also hat sich alhier der Ruhbendsagl / per anagram, als Berg Hund erzeiget in einer frembden und nicht offt erfahrner Gestalt.[2]

Diese gedachte Historie habe ich allhier in Leipzig / flugs nach dem meine erste edition dieses Rübezahls heraus gekommen / von einem glaubwürdigen Bürger gehöret / der mit dem gedachten Reisenden selber daraus geredet. Eben dieser erwehnter Bürger sagte auch / daß ihme etliche Soldaten vor diesem erzehlet hätten / daß sie gleichfals über das Gebirge geritten / anfänglich auserlesen schön Wetter gehabt / und alsbald aus Fürwitz darauff des Rübezahls zu spotten angehoben hätten; schreyende: Kom hervor Rübezahl / und laß deine Künste sehen / so du was vermagst / thue uns was / hast du ein Hertz! Und was des verlachens und heraußlockens mehr mag gewesen seyn: Darauff soll sich in geschwinder eil eine grosse Ungestümmigkeit von Platzregen ereignet haben / daß die Reuter kaum mit dem Leben davon gekommen / in dem es so unerhört mit Wassergössen auff sie loß gebrauset / und so häuffig geschlacket hat / daß auch die Pferde biß unter[3] die Bäuche im Moraste und Wasser zu gehen gekommen / und sie schwerlich fortgehen / oder von dem Gebirge herunter zu kommen vermocht haben. Da sie unter andern nicht minder gelernet haben / daß kein Rübezahls Spötter ungestrafft entronnen: Wie man den solche Bestraffung unzehlbar von den Leuten höret / daß sie und andere für dergleichen Verhöhnung / fast allemal vom Ungewitter seyn geplaget worden / und des Winters so wol als des Sommers /nicht alleine mit Regen / sondern auch bißweilen mit unmässigen Schnee seyn überfallen und heimgesuchet worden. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 1-4.
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