Rübezal kochet Krüll-Erbsen.

[178] Es waren einsmahls etliche Handwercks-Bursche[178] müde und hungerig geworden / und hatten auff dem Gebürge zu essen gewünschet / so ferne sie es nur hätten können habhafft werden: Und in dem sehen sie ein Haus am Wege / darinne kehren sie ein / und begehren von dem Hauswirth umb Geld ein stücke Essen / welches ihnen auch nicht versaget / sondern gar bald dargereichet worden: Da sie denn unter andern / Brot / Käse / und andere geringe essende Waaren bekommen / welches sie verzehret / und den Bauch damit erfüllet haben. Wie sie nunmehr aber sich wieder haben auffmachen wollen / da sehen sie /daß der Gastgeber beym Feuer ein Topff Erbsen stehen gehabt / zu solchen kriegen sie abermahl Beliebung / und bittet ein iedweder umb eine Hand voll Krüll-Erbsen / die er mit sich auff den Weg nehmen /und vernaschen mōchte. Solche werden ihnen auch nicht versaget / sondern nach belieben mitgetheilet: Und besackt also ein ieder seine[179] Schiebsäcke mit dergleichen halbgekocheten Erbsen / und ghen hiemit davon. Wie sie eine weile hernach an die Nascherey gedencken / und unterwegen davon schmausen wollen / siehe / da ziehet einer Kühemist / der ander Pferde-Dreck / der dritte Schweinsqvarck / der vierdte Eselsförtze / und der fünffte Hundesscheisse herfür / und weisen den Quarck alle zugleich mit einem Gelächter auff / wünschend / daß der Wirth müchte für allen Henger am Galgen hangen / der sie so gehudelt hätte: Und gehen darauff unwillens ihres Weges fort / biß sie in eine andere Herberge einkehren / und die Schelmerey dem Hausvater erzehlen. Wie solcher es gehöret / und der Sachen läufftig und wohl erfahren gewesen / hat er ungefehr gesaget: Ey ihr Herren / vielleicht wisset ihr nicht einmahl recht / was ihr gehabt und verworffen habet. Darauff fangen sie alle an / und lachen den Reformirer aus / sprechende: Was / zum[180] Teuffel! meinet ihr denn / daß wir blind gewesen seyn? Es war ja lauter Scheisserey was wir hatten. Und in dem langet einer hin / und wil zum Warzeichen seinen besudelten Schiebesack heraus ziehen /den Wirth zu überzeugen / aber wie er fertig gewesen / da springen zwey unvermuthliche Goldgülden auff den Tisch: Drüber seine Kammeraten lustig werden /und gleicher massen ihre Diebessäcke visitiren / und alle Stücklein Gold / einer mehr / der andere weniger /herfür bringen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 178-181.
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