Rübezahl hält sich gar säuisch.

[159] Erst erwehnter Mensch kunte auch nachfolgendes hervor bringen: Daß er etwan vor sechs Jahren auff dem Gebürge gewesen / und alda eine seugende Sau gesehen / an dessen Brust sehr viel Ferckel gelegen. Es sollen aber die Wartzken an der Sauen gantz gülden geschienen habē / wie mich jener berichtete; Drauff ich denn weiter fort fuhr / und mich befragte / wie er die Wartzken so eigentlich gesehen? Ob er etwan selber unter die Ferckel mit gezutschet habe? Darauff er mir denn also begegnete / ob ich meynte / daß er eine Sau were? Oder ob ich ihn mit säuischē Augen ansehe? Drauff sprach ich: Das[159] erste halte ich gäntzlich dafür / wie ihr es mit der Sau möget gehalten haben /da ihr ihre Pitzschgen so genau wollet betrachtet haben. Nun / sprach er / was ist es denn etwan mehr? Es war eine grosse greuliche Sau / die der Henger und seine Mutter möchte gemacht haben: Ich halte nicht dafür / daß irgend ein Cantor in der weiten Welt /solche ungeheure Säu sein Lebetage gemacht habe /als die war / so ich mit güldenen Wartzgen (halt /Bruder / sagte ich / mit deinen Schweins-Augen wirstu meynen) geschauet habe.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 159-160.
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