Rübezahl ist ein unrichtiger Reise-Compaß.

[4] Es ward mir von einer glaubwürdigen Person referiret / daß vor etlichen Jahren ein Brieffträger auff dem Riesen-Gebürge des Rübezahls in bösen erwehnet hette; drauff es geschehen were /[4] daß er seiner Meynung nach zwar auff dem Wege immer fort gegangen / dennoch aber auß Verblendung der Augen schier immer an einer Stelle geblieben were / und bey einem alten verfallenen Schlosse herümb geirret / biß die sinckende Nacht drüber eingefallen; nach dem er über einen halben Tag in dem errore allda begrieffen / und sich zwar moviret aber wenig promoviret gehabt: biß er sich endlich vor Müdigkeit hat müssen niederlegen / eine weile verpausen / und den anbrechenden Morgen erwarten müssen; da er zu seiner Fürsichtigkeit wiederumb gekommen / und post varios casus, post tot discrimina rerum, den rechten Weg hat finden können. Hieher gehöret M. Wolffgang Bümer in Epitom. Hist. part. 1. von den 10. Geboten / p.m. 52. 5. 88. 89. Umb das Böhmische Gebürge soll sich offt ein Münch / den sie Rübezagel nennen /sehen lassen / und sich zu den Wanders-Leuten /denen die Straffen unbekandt sind / gesellen / sie vertrösten /[5] auff dem rechten Wege zu erhalten / oder darauff zu bringen; wenn er sie nun gar in die Irre verführet / daß weiter weder Weg noch Strasse ist /schwinget er sich auff einen Baum / reisset das Maul auff / geckset und lachet / daß es weit und fern im Walde erschallet. Was kan doch dieser Münch anders / denn der alte Hans Schadenfroh der Teuffel seyn. Ein solches Früchtlein fast / auch eines Mönches Gestalt und Form / hat sich im Heynischen Walde bey Freyberg in Meissen sehen lassen / die Leute erschrecket / auff die Hälse ihnen gehüpffet / und sich manchmal ein Feldweges tragen und trecken lassen /darvon dann ihr viel hernach kranck worden / etliche auch gestorben. Wenn es sich nun einen ziemlichen Weg hat tragen lassen / ist es auff einen Baum gehüpffet / und auch sein höltzern-Gelächter und Gequächse getrieben / die Leute habens Mutz genant /mag wol Matz-Teuffel auß der untersten Hölle gewesen seyn. Geschehen beym[6] Heynichen / zwischen Freyberg und Mitweida / Anno 1573. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 4-7.
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