2.

[59] Schellenkappe, Pickelhaube

können niemals, wie ich glaube,

auf die Dauer sich entzwein;

Pickelhaube, Schellenkappe,

wenn ich richtig es ertappe,

scheinen eines mir zu sein.


Daß ich näher es entwickel',

scheint die Schelle mir ein Pickel,

süß belebt von Melodie:

Und ein Pickel, auf der Stelle,

ist nur eine tote Schelle –

Und die freilich klingen nie.


Drum den beiden Potentaten

möcht' ich ganz ergebenst raten,

Karneval und Polizei,

ob für Ritter nicht und Knappe

Pickelhaube, Schellenkappe

einmal umzutauschen sei.


Statt der Kappen, statt der Schellen,

Rheinlands fröhliche Gesellen,

setzt die Pickelhauben auf!

Mit dem Degen an der Seite,

so zum Becher wie zum Streite,

und die Freiheit führt den Lauf!


Horch, die Hörner, wie sie blasen,

horch, die Trommeln, wie sie rasen,

goldig steigt der Tag herauf –

Die Gensd'armen unterdessen,

um auch die nicht zu vergessen,

setzen Schellenkappen auf.


Quelle:
Robert Eduard Prutz: Prosa und Lyrik, Leipzig 1961, S. 59-60.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Gedichte: Neue Sammlung (German Edition)