XXI

[315] Und sinnend schaut die Sehnsuchtkranke

Zum Vollmond auf – ihr ist so weh ...

Da kommt ihr plötzlich ein Gedanke:

»Ich will allein sein, Amme, geh.

Erst Feder noch und Tinte, schiebe

Das Tischchen her ... und nun, du Liebe,

Gut Nacht, schlaf wohl.« Sie ist allein.

Das Haupt gestützt, vom Mondenschein

Beleuchtet, schreibt sie, schreibt mit Schmerzen,

Im Geist bei seinem teuren Bild,

Und was die krausen Zeilen füllt,

Es strömt aus keuschem Mädchenherzen.

Sie ist am Schluß; nun seufzt sie tief ...

Tatjana, sprich! wem gilt der Brief?
[315]

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 315-316.
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