Ein Schulkunst In der langen Zugweiße

Fritz [46] Zornss.

Ein Edler Gartten war gebauen

Von einem konig der hett Zwölff Diener In Hutt

Darumb gieng von Gold ein Zaun

Vnd daran waren Sieben gulden pfortten


Fein waren die weinstöck behauen

In der Mitt stund ein Baum der hett drey Aest so gutt

Darbey ein Lilgen Zweig was braun

Feigel, lilgen stunden an allen ortten.


Mitten In dem Gartten aufqual

ein Brunlein waß gelegt nach meisterschaft

In diesem Garten überall

Daruon nhemen alle frucht ihr krafft

Wer In den Gartten kame vnd

Dieser frucht begertt

Dem geben die Zwelff Diener vnbeschwertt

Die frucht holt man weitt vber Meer

Nhun hett der konig groß Feindschaft ich meldt

die kemen dar mit grossem Heer

Schlugen vor dem Gartten auf ihr gezelt

Vorlegten alle Strassen rundt

außwendig daß dieser frucht auff erd

Niemand offentlich holen kund

wen sie ergriffen der kam in geferd.


2.


Hie Hörtt waß bedeutt dieser Gartte

es bedeutt Meistergsang die subtile kunst

Der konig den Heiligen Geist

von dem diese Kunst hett ihren Ursprunge.[46]

Die Zwölff Diener zwelff Meister zartte,

Der gulden Zaun bedeut die h. Schrifft sunst

Sieben pfortten werden beweist

Die Sieben Freyen Künste alß ich Sunge.


Dadurch man In den Gartten geht

Die weinstöck ständ vns die gedicht bedeuten

auß rechtem Glauben vorsteht

der Baum bedeutt die gottliche weisheit

Alle gedicht Subtill und hoch

Vnd der lilgen geruch

Daß lob so von Gottes ehr ist geticht

Feyel, Rosen und mancherley

Seind all Höfflich geticht der meister viel

Der Brun bedeutt die Melodey

Vnd all Meisterliche thön Subtill

wer sich nhun zu diesem Gartten vorpflich

Da diese kunst erklinget noch

dem werden balt zu theil der edeln frücht.


3.


Die Feind Sahen den Gartten ligen

Vnd aufgeschlagen haben ihr gezeltte weitt

auch vorschrenckt alle weg vnd Straß

Dasselbig seind alle Menschen Ich melde.


Hie So wird ehr diese kunst krigen

mit aller feinhschaft verachten darzu die leutt

So ihre kunst Suchen furbaß

kunnen doch Selbst nicht geniessen Im felde.


Den Sie han nicht gnad von Gott

Daß Sie diese Christliche Kunst möchten lehren

Sondern treiben daraus den spott

wen sie gsang von einem Meister hören

Sie seind In Sunden Hertt endwicht

Vnd kein aufmercken kan

Der frucht so In dem edlen Gartten sthen

Wer aber neue fund bewacht

Mit Finantz den halten sie kunstenreich

Weisheit vnd Kunst ist gar veracht

Drumb steht es in der weldt Sicherlich

Jedoch der Gartt erhalten wirdt

Auff erd durch Gott vnd viel kunstreiche Man.

Der darin Arbeitt und Studirtt

Dem gibtt der König den ewigen lhon.


Ticht Daniel Holtzmann.[47]

Quelle:
Adam Puschmann: Gründlicher Bericht des deutschen Meistergesangs. Halle a.d.S. 1888, S. 46-48.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Das neue Lied und andere Erzählungen 1905-1909

Das neue Lied und andere Erzählungen 1905-1909

Die Sängerin Marie Ladenbauer erblindet nach einer Krankheit. Ihr Freund Karl Breiteneder scheitert mit dem Versuch einer Wiederannäherung nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit der Erblindung. »Das neue Lied« und vier weitere Erzählungen aus den Jahren 1905 bis 1911. »Geschichte eines Genies«, »Der Tod des Junggesellen«, »Der tote Gabriel«, und »Das Tagebuch der Redegonda«.

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon