Ein Schulkunst,

darinnen vermeldet, die Eylff Straff Artickel,

so zu der Scherff gehören.

[42] Ein gedritt Lied, in der dritten Friedweis Bal. Frid.


O Gott hilff mir jetzund verbringen,

Damit ich Dir Dein Lob mag singen,

Du halffest dem Psalmisten.

Dauid dem fromen Christen,

Der sang die scherffsten Lieder auff der Erden.[42]

Weil ich die Scherff jetzt sol einfüren,

So las mich hie Dein Genad spüren,

Die Straffen in die Scherffe,

Ich auch nicht all verwerffe,

Sofern sie nur hie recht gebrauchet werden.

Der find Ich Eylff wol an der zale,

Werden ein theil billich gestraffet,

Die ersten drey hie nach der wale,

Die werden gar billich geschaffet,

Zu der Tabulaturen,

Daruon wir singen wuren,

Zuuor wir das erfuren,

Doch zu vermeiden viel gezencke,

Ich sie allhie zu der Scherff schencke,

Das die Singer im gleichen,

Ein ander mögen weichen,

Wenn sie viel mal thun gleichen ohngeferden.


2.


Die ersten Anhangende wörter,

Klingen, die man an andren örter,

Stumpff schreibet vnd auch nennet,

Die ander Straff bekennet,

Pausen in wörtern die viel Sylben haben.

Die dritte Straff mercket darneben,

Ein heimlich Aequiuocum eben,

Ein differentz die vierdte,

So man singet verjrte,

Sanctus Paulus schreib, p schrieb vns zu laben.

Die fünffte Straff thut vns anzeigen,

Wo die wörter gezwungen werden,

Lind vnd Hert, als Her vnd Sehr eigen,

Die Sechste wo man ohngeferden,

Thut Klebsylben hart zwingen,

Die Siebende thut singen,

Relatiua thut bringen,

Ein wort das zwen Sententz regiret,

Forne vnd hinden guberniret,

Die achte wer alleine,[43]

Singt zwen Sententz gemeine

In einem Versen, sol mans nicht begaben.


3.


Die Neunte, Wörter die da klingen,

Sollen kein Stumpffen Neimen bringen,

Die Zehnde sol nicht finden,

Ein Stumpffes wort nach binden,

Des Klingend wort ersten Sylben bethören.

Die Eylffte, man sol nicht anheben,

Zu Hoch oder Nidrig darneben.

Wer diese Straffen scheidet,

Vnd sie alle vermeidet,

Vnd gar keine blinde meinung lies hören.

Den mag man allzeit billich zelen,

Vor den furnemsten Meister einen,

Ihn auch zu einem Mercker welen,

Hie vor den Singern all gemeinen,

Ihn darzu wirdig schetzen,

Ihm die Crona auff setzen,

Damit jhn zu ergetzen,

Im Gemerck wird er viel nutz schaffen,

Was zu straffen ist wird er straffen,

Denn wo man recht wil mercken,

Sol man vnkunst nicht stercken,

Sondern soviel es müglich ist zerstören.


Anno salutis 1568. Nouemb. 30.


Geticht durch Adam Puschman.

Quelle:
Adam Puschmann: Gründlicher Bericht des deutschen Meistergesangs. Halle a.d.S. 1888, S. 42-44.
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