Das 3. Gesetz im langen Thon Marners.

[37] Da sungen sie lieblich vnd sein,

Jeder sein Melodey,

Nach jrer Tabulatur rein,

Wie jr hernach werd hören frey,

Erstlich nach der hoch Deudschen sprach,

Sungen sie jre Lieder all.


Falsch meinung liessen sie nicht sein,

Blind meinung auch dabey,

Vermieden auch alls falsch Latein,

Auch blinde wörter mancherley,

Halbe wort vermiedens hernach,

Die Laster auch in gleichem Fall.


Kein Aequiuocum sungens nit,

Es war gantz oder halb,[37]

Falsch Bundreim vnd die blossen Reimen allenthalb,

Brachten kein Pauß noch Stutz,

Auch nicht zwen Verß in einem Odem,

Milben hieltens für keinen nutz,

Sungen auch nicht zu Kurtz noch Lang,

Hindersich noch Fürsich,

Lind vnd Hertlich,

Auch nicht zu Hoch nach zu Nidrich,

Redten nicht im singen lieblich,

Vermitten der Thön verendrung,

Falsch Thön vnd Blum vielfeltiglich,

Außwechßlung der Lieder war schmach,

Wenn man jrr ward strafftens all mal.

Quelle:
Adam Puschmann: Gründlicher Bericht des deutschen Meistergesangs. Halle a.d.S. 1888, S. 37-38.
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