Das 5. Gesetz mus in den 4. vorgehenden Thönen gesungen werden.

[38] Der 1. Stoll, Im langen Thon Mügling.


Als Keyser Otto jr Kunst vnd Gesang vernam,

Thet er den Zwelffen vnd jrn nachkomden allsam,

Ein Güldin Kron zum Schulkleinod verehren.


Der 2. Stoll, Im langen Thon Frawen lobs.


Seidher singt man noch vmb Schulkleinod oder Kron,

Wo Schulen thon,

Geselschafft in gmein halten,

Auch verehrten die Alten

Poëten einen Lorberkrantz,

In Græcia manchfalten,

Dem der das best im Singen thet,

Das thut sich bey vns mehren.


Das Abgesang fecht sich an in des langen Marners Abgesang, bis in 8.

Reimen.


Hört was die Zwölff hat verursacht,

Tichten das Meister gsang,

Zu jrer zeit viel böß vngereimbt Gsang erklang,

Ohn alle zal vnd maß,

Der Versen, Sylben vnd Gebänd,

Wie jetzt bei vns auch geschicht das,

In Gassen, Kirchen, vnd Wirtßhauß,

Das gar unkünstlich steht.


Der ander Theil des Abgesangs, ist der letzte Theil des Abgesangs, Im langen Thon Regenbogen in die 10. Reimen.


Darumb so seid vermant,

All die jr Meiftergsang halt für ein thant,

Vnd die daraus treiben den spott,

Das sie diese Kunst lassen vnueracht,

Sondern veracht was hasset Gott,[39]

Nemlich ewer leichtfertigkeit betracht,

Aber euch Zuhörer ich bitt,

Das jr all wollet still vnd züchtig sein,

Das wir nicht werden verjrret,

Nu fangt an vnd singt Gottes Wort rein.


Anno salutis 1571. 1. Januarij.

Quelle:
Adam Puschmann: Gründlicher Bericht des deutschen Meistergesangs. Halle a.d.S. 1888, S. 38-40.
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