Sechster Auftritt

[226] Kathrine. Und Heinrich kömmt von der andern Seite.


HEINRICH. Sind sie fort? Gelt, Kathrine! das Ding wäre bei einem Haare schief gegangen.

KATHRINE. Sieh da, Heinrich! ist Er es? Ich denke gar, Er hat vor der Türe gelauret. Sind die Herren schon wieder zu Hause?

HEINRICH mürrisch. Ja, eben jetzt hat der Platzregen ihnen den Weg nach Hause gewiesen.[226]

KATHRINE. Nun, hilf Himmel! was fehlt Ihm denn, Heinrich? Er sieht ja so versauert aus.

HEINRICH. Ei! ich wollte, daß mein junger Herr auf dem Blocksberge wäre.

KATHRINE. Warum denn das?

HEINRICH. Ich wollte, daß er an Händen und Füßen verlahmte!

KATHRINE. So sage Er doch einmal, warum?

HEINRICH. Ja, und daß ihn der Henker gar holte!

KATHRINE. Was hat er denn getan?

HEINRICH. Was er getan hat? Aus der ganzen Brautschaft und Heirat wird nichts. Das hat er getan!

KATHRINE. Ei, Possen! Was wird nichts draus werden? Ich habe den alten Herrn mit der Jungfer lange genug behorcht, die Sache hat ihre Richtigkeit.

HEINRICH. Ja, warum nur nicht! Unser Phantast will ja lieber vom Teufel was hören als vom Freien.

KATHRINE. Der junge Herr?

HEINRICH. Jawohl! der alte Fröhlich hat ihm unterwegens das Hochzeitmachen so süß vorgestellt, daß ich heute abends das erste das beste Mädchen mit zu Bette nehmen möchte. Er aber will lieber mit dem Alp als mit den hübschen Mädchen zu tun haben.

KATHRINE. Mit dem Alp? Behüte mich das güldne Kalb! und der heilige Sankt Niklas bescher mir lieber sonsten was! Warum ist er denn aber so tolle?

HEINRICH. Darum, daß er immer solche Hexenbilder im Kopfe stecken hat und sich tausend Teufelsgespenster macht, wo doch keine sind. Da meint der Eulenspiegel nun, wenn er heiraten möchte, so könnte es einmal mit der Zeit kommen, daß ...

KATHRINE. Ei, verflucht! Wo wollten wir armen Mädchen hin, wenn die Junggesellen alle aufs Zukünftige sehen wollten? Aber da haben wir's! Habe ich's nicht gesagt?

HEINRICH. Ei! ich wollte, daß Sie gelogen hätte; so wäre es jetzt nicht wahr.

KATHRINE. Potztausend! Jetzt denke ich dran! Ich habe vorhin dem alten Herrn was vorgelogen: ich muß machen, daß ich nicht betrappelt werde.[227] Geschwinde, mein lieber Heinrich: lange Er mir einmal hier aus dem Schranke das oberste Tischzeug herunter, und denn komme Er in die Küche; da wollen wir weiterplaudern.


Sie laufen beide weg.


Ende des vierten Aufzuges.


Quelle:
Die bürgerliche Gemeinschaftskultur der vierziger Jahre. Herausgegeben von Prof. Dr. Brüggemann, Leipzig 1933, S. 226-228.
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