[Manches ist mir doch beschieden]

[10] Manches ist mir doch beschieden,

Daß ich wohl zufrieden

Dürfte sein, so viele Gaben,

Die nicht Viele haben,

Unerschöpflich reiche Flüsse

Eigenster Genüsse,

Und nicht minder solche Leiden,

Die mir würde neiden

Wer, wie sie herzlieblich brennen,

Könnte recht erkennen,

Und wie sanft, wer's könnte fühlen,

Sie sich selber kühlen;

Wie der Speer die Wunde heilet,

Die er hat ertheilet,

Wie die Aerzt' aus Bitterkeiten

Arzenei'n bereiten,

Und zur süßen Kost der Bienen

Gräberblumen dienen.

Quelle:
Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse, Frankfurt a.M. 1872, S. 10-11.
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