[156] In diesem Walde möcht' ich wohnen,
Der freie Jäger möcht' ich sein,
Der in die dunklen Laubeskronen
Sich hat gepflanzt sein Haus hinein.
Der erste Strahl der Sonne schauet
Durch Tannengrün ins Schlafgemach,
Wo ihm der Schlaf im Aug' zertauet,
In Liebchens Armen wird er wach.
Sogleich mit seinen treuen Hunden
Zieht er hinaus durch Wald und Flur
Und hat im Morgentau gefunden
Des Hirsches und des Rehes Spur.
Der Schütze jauchzt, die Hunde bellen,
Das scharfe Rohr gibt seinen Knall,
Und Jägerruf und Waldhorngellen
Erweckt im Forst den Widerhall.
Doch drinnen sitzt im Morgenhäubchen
Feinsliebchen, atmet Waldesduft
Und horcht, wie Amsel, Fink und Täubchen
Den Morgengruß ins Fenster ruft.
Sie hört im Forst die Zweige flüstern,
Daß sie ein süßes Grausen spürt,
Und auf dem Herd die Flammen knistern,
Die sie mit duft'gem Kien geschürt.
Wie lange mag der Liebste säumen
Bei seiner lust'gen Jägerei?
Der stille Strom mit Silberschäumen
Fließt an des Gärtchens Zaun vorbei.
[156]
Sie schürzt sich auf als Fischermädchen
Und sitzt an Waldstroms grünem Rand;
Die Angel schwebt am leisen Fädchen,
Dann spielt der Fisch in ihrer Hand.
Und wenn der Jäger kommt nach Hause
Und bringt das Wildbret für den Tisch,
Wird erst das Mahl zum leckern Schmause,
Den Jäger überrascht der Fisch.
Es haben sich die müden Rüden
Im hohen Gras zur Ruh' gelegt,
Weil auch den Jägersmann, den müden,
Die Laub' in kühlem Schatten hegt,
Er horcht, entschlummernd, auf das Gleiten
Des Stroms, der leis' hinunterzieht.
Die Liebste schmiegt sich ihm zur Seiten
Und wiegt ihn ein mit einem Lied:
Ihr Hirsch' im grünen Wald, ihr Rehe,
Nun lagert euch an kühler Flut
Und sorget nicht, daß euch geschehe
Ein Leid, denn euer Schütze ruht!
Du schau' mir, hohe Mittagsonne,
Nicht durch die laub'ge Nacht herein;
Und was du spähst von unsrer Wonne,
Das laß der Welt verschwiegen sein!
Ihr Stromeswellen, die ihr rauschet
Hinaus ins Land vom grünen Wald,
Sagt's keinem, daß ihr habt belauschet
Hier unsrer Freuden Aufenthalt!
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