Rückblick auf die politischen Gedichte

[85] Die Politik ein Herz zu rühren,

Den sanften Lieberobrungskrieg,

Wie hab' ich lassen mich verführen,

Gering zu achten diesen Sieg![85]

Ich wollte stolz mich überheben,

In hochbegeistertem Gesang

Hinfort nur blut'ge Lorbeern weben

Um vaterländ'scher Waffen Klang.


Doch wie der Krieger aus dem Schalle

Des eh'rnen Feldes still zurück

Sich sehnt nach seines Hauses Halle,

Des Lebens heimgebliebnem Glück;

So sehnt nach frühen Liebesklängen

Mein Lied sich heimwärts, lang' entfernt,

Und freut sich, daß im wilden Drängen

Es nicht den Wohllaut ganz verlernt.


Auf paradiesischem Gefilde

War Liebe bei dem ersten Paar

Viel früher, als mit Helm und Schilde

Zum Kampfe zog die erste Schar.

Und in der eignen Jugend Stille,

Von Adlers Kreischen ungemahnt,

Hab' ich beim Sommerlied der Grille

Viel eher Lieb' als Krieg geahnt.


Nach dem verlornen Doppel-Eden

Der Kindheit und der ersten Welt,

Kehr' ich, entsagend allen Fehden,

Die ich der Lieb' anheimgestellt;

Und nur von Liebe will ich singen,

Die dieser Erden ödem Raum,

Wo nicht ein Paradies kann bringen,

Doch eines Paradieses Traum.

Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 1, Leipzig und Wien [1897], S. 85-86.
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