Elfter Auftritt

[181] Tophan. Vorige.


HASS. Hast du etwas erfahren?

TOPHAN geheimnisvoll. Alles! Die Geister haben heute mittags auf der Spitze des Geisterscheckels folgendes beschlossen: Sie werden sich an dem Bauer durch die Erfüllung seines frechen Schwures rächen. Er hat das Mädchen aus dem Hause gejagt, doch die Nacht hat sie in Schutz genommen und sie in die Arme der Zufriedenheit geführt. Den Fischer hat der Magier Ajaxerle über sich, der bestellte auf heute abend eine geflügelte Wurst, damit wird er den Fischer und die beiden Weiber aus ihrer Wohnung abholen, und alle vier werden nach dem Scheckel fliegen, wo die Geister ihrer harren und Hymen sie um Mitternacht verbinden wird. Dies alles habe ich durch meine Geliebte erfahren, die Kammerjungfer bei der Fee Antimonia ist.

NEID. Das ist ein schändlicher Plan, so wahr ich Neid heiße und ein rechtschaffener Mann bin.

TOPHAN. Doch der Magier muß dem Fischer noch nichts davon entdeckt haben. Der Tag ist bald vorüber, und er sitzt noch vor seiner Hütte und verzweifelt.

HASS. Ha! Nun ists gewonnen. Hurtig, lege dich auf die Lauer und suche den Magier abzuhalten.

NEID. Halt! Du hast reichen Lohn verdient, hier hast du zwei Vipern für deine Nachricht.

TOPHAN. Ich küß die abgezehrte Hand dafür. Küßt ihm die Hand, dann im Abgehen für sich. Vergiften könnt ich ihn damit! Geht ab.

HASS fährt aus einem kurzen Nachdenken empor. Triumph! fertig ist der Plan. Seine Liebe ist zu heftig, er muß durch List in meine Hände fallen, sonst vermag ich nichts über ihn. Schwingt seine Fackel. Erscheine, Zauberhain! Donnerschlag. Der Haß deutet in die Kulisse. Was siehst du dort?

NEID. Einen herrlichen Garten mitten im See, mit einem Lusthause und einer Kegelbahn.[181]

HASS. Den laß ich oft erscheinen in der Welt, er ist ein Geschenk des bösen Dämons, dem wir beide dienen. In dem Lusthause dieses Gartens wird ein Brillantring, der unermessene Reichtümer gewährt, von neun bösen Geistern bewacht. Ihre Büsten aber sind als Kegel aufgestellt. Wer diese neun Kegel trifft, stürzt dadurch die neun Geister und gewinnt den Ring, den ihm keine Zaubergewalt entreißen darf. Doch trifft er weniger als neun, stürzt er tot zur Erde nieder. Wenn er aber diesen Ring neun Tage besitzt, erfüllen ihn die Geister mit dem höchsten Menschenhaß, und er ruhet nicht, bis er sich und Tausende zu Grunde richtet. Nur wenn er ihn vor dieser Zeit freiwillig von sich wirft, ist er gerettet, doch Macht und Reichtum ziehen als Nebel fort. Nun höre meinen Plan. Lakrimosens Tochter muß bis morgen um Mitternacht mit diesem armen Fischer vermählt sein, sonst bleibt ihre Mutter ewig verbannt. Wir locken also den Fischer nach der Kegelbahn, fehlt er die Kegel, ist er verloren, und Lakrimosa mit ihm. Trifft er sie, ist er von dem Augenblick, als er meinen Ring am Finger trägt, ein reicher Mann, und kein armer mehr, selbst die Geister haben ihre Gewalt über ihn verloren, und dann werd ich schon Mittel anwenden, daß er entweder im Besitz seines Reichtums sich mit ihr vermählt, oder die Vermählung zu verhindern suchen. In beiden Fällen ist Lakrimosa gestürzt.

NEID fällt ihm um den Hals. Bruder, ich beneide dich um diesen Plan, das ist der einzige Dank, den ich dir dafür geben kann.

HASS. So komm, du ohnmächtiges Ungeheuer, ich will dich mit der Rache vermählen! Du bist ein seltner Bräutigam, dich führt der Haß ins Brautgemach.


Beide Arm in Arm ab.[182]


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 181-183.
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