[47] Linda. Zadi. Quecksilber.
LINDA. Hab ich dich endlich gefunden? Sieht ihn an und schreit. Ach Himmel! wie siehst du aus?[47]
QUECKSILBER. Hats schon gesehen! Ein Aug hat s' wie ein Falk!
LINDA. O du abscheulicher Mensch! was hast du denn getan? –
QUECKSILBER kniet nieder. Linderl, ich bitt dich um alles in der Welt, verzeih mirs nur diesmal, ich werds mein Leben nicht mehr tun. Ich hab dort von die Feigen gegessen, und da ist mir die Nasen gewachsen.
LINDA. Nein, so mag ich dich nicht. Jetzt bin ich ihm nachgelaufen und bin vor Angst völlig krank geworden, bis ich ihn eingholt hab, und jetzt sieht er so aus.
QUECKSILBER. Linderl, ich bitt dich, sei nur gscheit! Jetzt kannst mich doch bei der Nasen herumführen. Wenn mich jemand bei der Nasen erwischt, dem komm ich nicht mehr aus.
LINDA. O du Unglücksvogel! Fort, ich kann dich nicht mehr ansehen.
ZADI. Nun, ich will dich nicht länger leiden lassen. Trinke dort aus jener Quelle, und du wirst diese Nase wieder verlieren. Wie ich diese Gegend bezogen habe, ist es mir auch so ergangen.
QUECKSILBER. Ist das wahr? Dem Himmel sei Dank! Lauft zur Quelle und trinkt, die Nase verschwindet, er springt hervor. Ist schon weg! Ah, das ist eine Freud!
QUECKSILBER UND LINDA zugleich. Das ist eine Freude!
Beide hüpfen vor Freude herum, wie sich ihre Gesichter begegnen, hören sie mitten unter dem Lachen auf. Quecksilber bleibt plötzlich ernsthaft stehen, und Linda ist betroffen.
QUECKSILBER. Was ists? Was wollen Sie? Sie mögen mich ja nicht mehr?
LINDA. Ah ja, jetzt mag ich dich schon wieder!
QUECKSILBER. Da haben wirs! wie ich mit meiner Schönheit Konkurs hab angsagt ghabt, hat s' nichts mehr von mir wissen wollen, jetzt, weil ich wieder rangiert bin, jetzt mag s' mich wieder. Was willst denn jetzt mit mir machen? Ich bin ja Bettel-Dutti. Zu Zadi. Lieber Freund, wie soll ich Ihnen meinen Dank abstatten – wollen Sie mir nicht zweihundert Gulden leihen?[48]
ZADI. O ja! Zweihundert Prügel kannst du haben.
QUECKSILBER. Ich weiß nicht, wie die Münzen bei Ihnen heißen.
LINDA. Ah, wir werden nicht verhungern. Weißt du was? Ich verkaufe den Leuten solche Feigen, und wenn sie verunstaltet sind, so kommst du als Doktor und kurierst sie mit dem Wasser wieder, so bekommen wir Geld in Menge.
QUECKSILBER. Halt! Laß mich nachdenken. – Wie? – Was? Er fährt sehr freudig auf, Linda und Zadi erschrecken. Ich habs! ich habs!
Zugleich.
LINDA. Bist närrisch?
ZADI. Was hast du denn?
QUECKSILBER. Mein Glück! ich habs gfangt.
ZADI. So halts fest.
QUECKSILBER. Lieber Freund, tu mir nur den einzigen Gefallen, nimm einen Korb, füll ihn mit solchen Feigen an, und eine Flasche mit dem Zauberwasser, ich werde dich reichlich belohnen; aber nur geschwind.
ZADI. Nu, nu, den Gefallen kann ich dir schon tun.
Geht in die Hütte.
LINDA. Aber was ists denn?
QUECKSILBER. Linderl! jetzt nimm dich zsamm. Vermißt man dich schon im Palast?
LINDA. O nein! Es geht ja alles drunter und drüber wegen dem Fest!
QUECKSILBER. Ein Fest? das ist herrlich! Kennt man auf der Insel die Wirkung dieser Feigen? –
LINDA. Ich hab noch nie etwas davon gehört. Diese Gegend ist behext, darum getraut sich auch niemand, hieher zu gehen, und nur weil ich dich von weitem laufen sah, bin ich dir gefolgt. Da kannst du sehen, wie lieb ich dich habe.
QUECKSILBER. Du mußt wieder zurück zum Fest. Du nimmst einen Korb voll solche Feigen und bringst sie deiner Prinzessin und ihrem Vater zum Konfekt. Sie sind so schön, daß sie gewiß davon essen.
LINDA. Nun, und dann?
QUECKSILBER. Dann kriegen s' große Nasen. Und wenn die[49] Prinzessin hernach verzweifelt, so bringst du mich als Wunderdoktor, und ich kuriere sie nicht eher, als bis sie mir meine Geschenke zurückgibt.
LINDA. Das ist ein prächtiger Plan! Ich freue mich, wenn s' nur recht häßlich würde, weil s' immer die Schönste sein will. Gschieht ihr schon recht.
QUECKSILBER. Das ist ein Wasser auf der ihre Mühle. Ja, die Frauenzimmer. Wenn s' einander die Augen auskratzen könnten, sie tätens.
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Der Barometermacher auf der Zauberinsel
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