Vierzehnter Auftritt


[79] Die Vier Jahreszeiten. Vorige.

Der Winter tragt einen schwarzen Pelz, Pudelmütze, einen kleinen Stutzen, ganz beschneiet. Der Sommer im nankingenen Frack, Beinkleid, einen modernen Strohhut, mit Kornblumen darauf, und ein Parasol in der Hand. Der Herbst, mit dicken Backen und wohlbeleibt, hat eine grüne Wirtsjacke, Fürtuch, Käppchen mit Weinlaub besteckt, unter dem Arm ein kleines Fäßchen, worauf Most steht, in der Hand eine sehr große Traube. Der Frühling, ein junges Gärtnermädchen, mit Rosen auf dem Hut und einen Rosenstock im Arme: treten furchtsam ein.


LONGIMANUS. Nur näher da, ihr vier Haimonskinder! Was muß denn ich hören? Warum betragt ihr euch nicht, wie es sich für rechtschaffene Jahrszeiten schickt? Was ist denn das für ein liederlicher Lebenswandel? Mousieu Winter,[79] schämt Er sich nicht? so ein eisgrauer Mann, und fangt auf einmal an, hitzig zu werden! Warum hats eingeschlagen im Dezember? Ich wills wissen!

WINTER im Baßton. Euer Gstreng, ich kann nichts dafür. Der Sommer tut mir alles mit Fleiß, er möcht gern alles wissen, und da blitzt er immer herüber auf mich.

LONGIMANUS. Der Sommer soll sich gar nicht rühren, der ist seit einigen Jahren wie ausgewechselt. Ich glaub, er verlegt sich aufs Trinken, weil er immer so naß ist.

HERBST. Euer königliche Durchlaucht, ich bitt ums Wort! Der Sommer kann nichts dafür, der Winter laßt ihm kein Ruh. Wann er übrige Eiszapfen hat, so schickt er ihm s' herüber, daß in Sommer schauert. Nachher fangen s' zum disputieren an, der Sommer kommt in Zorn, und so gibts alle Tage ein Wetter.

SOMMER ganz, affektiert. Ja, das ist auch wahr, der Herbst ist noch mein einziger Freund, er putzt mich wieder heraus, die Leute schimpfen über mich, und ich kann nichts dafür.

LONGIMANUS. Und jetzt basta! Ich will haben, daß ihr euch vertragen sollt. Auf die Letzt verderbts mir da mein Frühling auch noch, das ist noch die bravste. Das ist so noch mein liebste Jahrszeit, der Frühling. Kneipt sie in die Wange und gibt ihr ein Goldstück. Da hast was, auf a Kipfel, du Tausendsasa du!

FRÜHLING. Ich küß die Hand, euer Gstreng! Ich werd mich schon gut aufführen. Küßt ihm die Hand.

LONGIMANUS. Und jetzt marschierts! Und wenn ich noch einmal ein Klag hör, so weiß ich, was ich zu tun hab. Besonders der Sommer, nimm Er sich zusamm, wenn aufs Jahr in Baden nicht alle Quartier verlassen sein, so schau Er zu. Und der Winter auch, daß heut noch schneit und morgen der Eisstoß geht. Jetzt hinaus. Alle vier Jahrszeiten gehen ab mit Bücklingen. Komm, mein lieber Zephises, jetzt werd ich für deinen Sohn sorgen, ich werd ihn glücklich machen, aber das sag ich dir, wenn du dich unterstehest, ihm einen heimlichen Wink oder Rat zu geben,[80] so hast dus mit mir zu tun. Und jetzt kannst mit mir ein kleins Gabelfrühstück einnehmen, ich hab ein bisserl ein Eingemachtes von ein jungen Krokodil angeschafft.


Beide ab.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 79-81.
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