Zwanzigster Auftritt


[127] Der Geisterkönig erscheint mit Gefolge. Vorige.


LONGIMANUS. Nun, bin ich ein galanter Kerl, oder nicht? Du hast glaubt, ich werd meine Braut mit Donner und Blitz empfangen? Nein! Narren hats geregnet, Blumen sind da!

EDUARD. Seine Braut?

AMINE. Himmel![127]

LONGIMANUS. Du hast also doch eine gfunden? Siehst dus, wann ich was sag! – Was für eine Landsmännin?

AMINE furchtsam. Eine Engländerin.

LONGIMANUS. Also ein Wasserkind. Bravo! Nun also? die Sache ist in Ordnung, nicht wahr? Zu den Feuergeistern. Führt sie hinein.

EDUARD für sich. Nein, diese Qual ist zu groß. Laut. Halt! Longimanus, du darfst sie mir nicht entreißen! Laßt sie hier!

LONGIMANUS macht große Augen und erstarret fast vor Zorn. Was ist das für ein Diskurs? Strenge. Den Augenblick hinein mit ihr.


Die Feuergeister führen sie fort.


EDUARD. Kehrt zurück oder – Er will nach.

LONGIMANUS winkt: Donnerschlag. Gewitterwolken fallen vor, aus welchen fliegende Ungeheuer Eduard entgegengrinsen. Sein schon da. Was ist denn das? Was unterstehst denn du dich? drohen? du Bursch, du hergelaufener, oder hergeflogener! Wie er gekommen ist, hat er schon ein Geschrei gehabt, daß ich ihn bis ins dritte Zimmer hinein ghört hab, und jetzt untersteht er sich gar und begehrt ordentlich auf mit, mir. Ah, da muß ich bitten! Scharf. Red, was willst?

EDUARD. Gnade, Longimanus! Fällt auf ein Knie.

LONGIMANUS. Und Longimanus sagt er nur in der Geschwindigkeit so zu mir, als wenn wir schon hundert Jahr bekannt wären.

EDUARD. Verzeihung, mächtiger Geisterfürst! Ich bin ein Wahnsinniger, ich kann ohne Aminen nicht leben! Habe Mitleid und schenke mir ihre Hand.

LONGIMANUS. Untersteh dich nicht, ein Wort mehr zu sagen! Jetzt schauts ihn an, macht der auf einmal einen Ernsthaftigen. Dreht die geöffnete Hand. Ein Wahnsinniger ist er? Geh, geh, geh, geh, du Spaßiger! Was du begehrt hast, wirst erhalten. Du hast dir Reichtum gewünscht, du wirst ihn finden. Du kriegst den Diamant und ich das Mädel, so hat ein jeder seinen Schatz.

EDUARD. O Zauberfürst, nimm alle deine Schätze zurück, ich will sie nicht, ich verlange sie nicht, gib mir Aminens Hand, und ich will auf alles verzichten.[128]

LONGIMANUS. Jetzt fangt er gar zum Handeln mit mir an, als ob wir auf dem Judenplatz wären. Was mir ausgemacht haben, dabei bleibts, du bekommst die diamantene Statue, und sonst nichts, und damit du gschwind nach Haus kommst, so werd ich kutschieren. Allons! Winkt. Die Wolken erheben sich, und es präsentiert sich Zephisens Zaubersaal mit den sechs Statuen. Auf dem roten Postament, worauf jetzt das transparente Wort: Diamant geschrieben ist, steht Amine im rosafarben Kleide mit einem reich mit Flittern gestickten Schleier, der ihr Gesicht nicht verhüllt, sondern im hübschen Faltenwurf um den ganzen Körper fließt, ihre Figur muß sehr grell beleuchtet sein. Da ist sie, ich übergib sie dir. Wir sind quitt.

EDUARD ohne hinzusehen. Ist sie mein Eigentum?

LONGIMANUS. Ja!

EDUARD. So will ich sie vernichten, denn sie ist die Ursache meiner Verzweiflung, ich will sie nicht haben, ich zerschlage sie! Eilt mit Wut gegen die Statue.

AMINE steigt von dem Gestelle und sinkt in seine Arme. Eduard, ich bin dein!

EDUARD. Amine, meine Amine!

FLORIAN. Schau, er mag sie nicht zerschlagen.

EDUARD stürzt feurig zu Longimanus' Füßen. Herr, wie soll ich dir danken?

LONGIMANUS. Ja, jetzt! Gelt, ich hab dich erwischt, du Tausendsapperment! Ich hab dich nur auf die Prob gstellt, wenn dir das Geld lieber gwesen wär als sie, hättest du sie in deinem Leben nicht bekommen. Da hast du s' jetzt. Ein Weib, wie die sein wird, ist der schönste Diamant, den ich dir geben hab können.

FLORIAN. Vivat! Jetzt hol ich meine Mariandl.


Will ab.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 127-129.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Diamant des Geisterkönigs
Historisch kritische Ausgabe Band 1: Der Barometermacher auf der Zauberinsel, Der Diamant des Geisterkönigs
Raimundalmanach / Der Diamant des Geisterkönigs