Fünfter Auftritt

[579] Verwandlung.

Tischlerstube. Eine Hobelbank. Tischlerwerkzeuge hangen an der Wand. Tisch und Stühle. Links ein Fenster. Rechts eine Seitentür.

Liese jagt den Michael, der eine Pudelmütze auf hat und Bücher mit einem Riemen zusammengeschnürt, aus dem Kabinett heraus. Hiesel sägt bei der Hobelbank.


LIESE. Wart, du Spitzbub, wann die Mutter nach Haus kommt! Ich werd dir naschen lernen. Kaum kommt er nach Haus, so hat man schon wieder Gall.

MICHAEL weinend. Die Mutter hat mirs erlaubt.

LIESE reißt dem Hiesel die Säge aus der Hand. Stehn laß, sag ich. Wenn du den Vatern was ruinierst.

HIESEL. Ich arbeit schon so gut als wie der Vater.


Hämmert.


PEPI will aus dem Kabinett herausgehn, fällt aber nieder und weint.

LIESE. Den Buben hebts auf! Sie hebt ihn auf, er hat noch das Kinderröckchen an, und stellt ihn auf den Tisch. Jetzt ist er noch nicht angezogen. Sie zieht ihm sein Kamisol an.

MICHAEL zupft sie am Kleid. Den Schlüssel gib mir, daß ich meine Schulbücher aufheben kann.

LIESE. Laß mich gehn, ich muß den Buben anziehn. Wann die Mutter kommt! Es ist schon elf Uhr.

HANSEL. Hiesel, komm heraus, wir steigen in Taubenkobel hinauf

LIESE. Nein, wenn die Buben aus der Schul zu Haus kommen, ists nicht zum Aushalten. Hiesel hämmert. Hörst nicht zum hammern auf?


Eine Gans lauft herein und frißt.


MICHAEL der nach dem Ausgang deutet. Das Fleisch geht über.[579]

LIESE setzt den kleinen Buben mitten ins Zimmer, der schreit. Auf den kleinen Buben gebts acht! Läuft hinaus.

HANSEL ruft. Hiesel, aussa geh!


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 579-580.
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