Zwölfter Auftritt.

[187] Ritter und Löwenklau.


RITTER. Hahaha. Das nenn' ich eine Tollhausscene. Keines von Euch Beiden hat das Andere verstanden, und ich habe Euch Beide nicht verstanden, und ein Vierter hätte uns alle Drei nicht verstanden. Aber mit deinem Unsinn hast Du das hübsche Mädchen verscheucht.

LÖWENKLAU. Sie hat den großen William schnöd' gelästert.

RITTER. Wer? das Mädchen?

LÖWENKLAU. Die Frau, die Hekate, von der sie sprach.[187]

RITTER. Es war ja nicht die Rede von Shakspeare, sondern von einem Trauerspiel.

LÖWENKLAU.

O Stumpfsinn! Trauerspiel ist Er, und Er

Ist Trauerspiel, und Trauerspiel und Er

Sind also Eins, daß Trauerspiel sein Leib,

Er Trauerspieles Geist ist. – –

RITTER. Meinetwegen! Wir wollen machen, daß wir in die Stadt kommen: denn meinen Gaumen dürstet nach Bier und meinen geschwollenen Fuß nach Brantwein.

LÖWENKLAU.

Ha, schnöder Durst! Ich durste höhern Durst

Nach Blut und Thränen Aller, so ihn schmäh'n,

Und jeder schmäht ihn, der in Abred' stellt:

Jedweder Buchstab' Shakspeare's sey 'ne Welt.


Sie gehen Beide ab.


Quelle:
Ernst Raupach: Dramatische Werke komischer Gattung. Hamburg 1829, S. 187-188.
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