Scena Quarta.

[65] Daniel. Resatha. Ichaboth. Simeon. Gamaliel. Zacharias. Nahor. Abed.


DANIEL.

Nu für den einn herzu mit gwalde

So wil ich yhn verhören balde

RESATHA.

Wie kumt yhr auff die weys yhr herren

Das yhr euch last das maul auffsperren

Und gebet zu eim jungen puben

Das er an uns sol frevel uben

DANIEL.

Du alter pub darffst nicht lang fragen

Ich wil dir bald die antwort sagen

Was meinstu das dein unrecht gwalte

Dir Gott zu gut sol ewig halten?

In boßheit hast zubracht dein jugent

Und dich gevlissen keiner tugent

Darnach hastu mit falschem scheine

Dich gstelt / als werstu frumb / und reyne

Mit sölchem schein die leüt betrogen

Das sie dich habn herfür gezogen

Da du nu bist inn sattel gsessen

Deins Gottes hastu gar vergessen

Die grechtigkeit thetst unterdrucken[65]

Die unschuld sich fur dir must bücken

Die ungerechten / die dir gaben

Geschenck / die liest du ledig traben

Wer aber dir nicht thet zu gfallen

Der selbig must das glag bezalen

In allen sölchen falschen handeln

Thetst du on Gottes forchte wandeln

An Gottes gsetz dein hertz nie keret

Da er durch Mosen also lehret

Den unschüldigen und den frumen

Den laß nicht umb sein leben kumen

Sölchs aber hastu alls verachtet

Noch je ein mal bey dir betrachtet

Das Gott dein tück werd hinderkumen

Du hast auch des nicht wahr genuhmen

Das nichts so gar subtil wird gspunnen

Es kumt ein mal auch an die sunnen

Nu aber ist die stund außgloffen

Das /Gottes urteyl dich hat troffen

Und eben uber diser sachen

Darinn du wolst zu schanden machen

Ein frume fraw / da solstu werden

Zu schand vor aller welt auff erden

Drum sag mir her du grechter richter

Viel mehr sag ich du lügentichter

Bey welchem baum du habst im garten

Die zwey der unzucht sehen warten

Wie du vorhin auff sie gewaschen

Sag an / wo thets du sie erhaschen?

RESATHA.

Ich hascht sie unter einer aschen


Umb gelegenheit des reyms willen seind andere baum hie genennet denn im text stehen.


DANIEL.

Gottes urteyl sol dich recht erhaschen

Dann du in deinen hals thust liegen

Damit du dich wirst selbs betriegen

Drumb siech /Gott hat das schwert gegeben[66]

Seim engel / das er dir dein leben

Zerscheittern sol / und dein nicht schonen

Dann ytzt wil er dein sünd belohnen /

Fürt den beyseits / und bringt auch here

Den andern / das ich yhn verhöre /

Wol her der du vom bösen samen

Des Kanaams / und nicht vom stammen

Des rechten Juda bist geboren /

Auff dich ist kumen Gottes zoren

Darumb dast dich unkeüschen alten

Anfechten liest Susannen gstalte

Die böse lust dein hertz verkeret

Der gleich yhr vielmals habt bethöret

Die töchter Israel / und zwungen

Das sie nach eurm gefalln gesungen

Und eurem willen raum gegeben

Dann sie nicht dorfften widerstreben

Aus forcht eur grossen ungenaden

Die sie nicht thürsten auff sich laden /

Von Juda aber das frum weibe

Hat euch nicht wolln yhrn keüschen leibe

Zu eurem willen underlassen

Des hat sie müssen auff sich fassen

Eurn zorn / und sich des lebns erwegen

Drumb hat yhr auch falsch kundtschafft geben

Und euch vereyniget beysammen

Das yhr sie wolt zum todt verdammen

Weil du nu gsagt / du habs gesehen

Das diser ehebruch sey geschehen

So thue mir disen baum ytzt kunde

Da du sie hast beysamen funden

ICHABOTH.

Ich fand sie unter einer linden

DANIEL.

Die rach des herrn sol dich auch finden

Dann du ein rechte lüg hast gsaget

Und fälschlich dise fraw verklaget

Drumb siech der engel Gott des herren[67]

Der wartt auff dich / und ist nicht ferren

Das schwert ist yhm in seine hende

Gegebn / das er dein lebn behende

Abhaw / und euch ytzt beide tödte

Und diß unschuldig blut erredte /

Fürn weck die weil er ist nu gfraget

Und hat sein lüg auch auff gesaget


Zun Radthern.


Yhr herrn die weil yhr habt gesehen

Wie sie mit lügen hie bestehen

So wist yhr nu was euch gebüret

Das rechten vollnt mit yhn außfüret

Yhr seyt der engel den ich meine

Dem Gott hat gebn das schwert alleine

Die ubeltheter hie zu straffen

Und frid vor yhn den frumen schaffen

Drumb secht / das yhr in euren henden

Das schwert nicht unrecht thut verwenden

Die schneid wolt gegn den bösen keren

Die frumen mit dem rucken ehren

Das ist / auff eurer sorg sie tragen

Als auff eim rucken / und handhaben

In sonderheit merckt dise lehre

Das yhr forthin nu nimmer mehre

Eim grossen herrn zu wolgefallen

Yhm seiner sach solt bald zufallen

Ehe yhr die sach im grund verstehet

Und allenthalben wol besehet

Dann offt ein herr aus zorn und neyde

Dem armen denckt zu thun ein leyde

Wenn ers dann sonst nicht kan verfügen

So denckt er yhm darauff ein lügen

Verlest sich auff sein ehr und gwalte

Man werd yhn fur keinn lügner halten

Und nur seim wort on Widerreden

Von stundan gwissen glauben geben

Wie dann mit disen ist geschehen

Drumb wollt euch forthin baß fürsehen

Euch auch kein gwalt vom recht last schrecken

Ob einer schon die zeen thut blecken[68]

Er wird euch drumb so bald nicht fressen

Dann Gott des grechten nie vergessen

SIMEON.

Wir dancken Gott in ewigkeite

Das er ist noch zu rechter zeite

Itzt kumen / und nicht zugelassen

Das würd unschüldig blut vergossen

Und dich du ausserwelter knabe

Die weil dir Gott hierinn sein gabe

Hat mehr gegeben / denn uns alten

Wolln wir in allen ehren halten

Und uns mit nicht des lassen bschweren

Fürbaß zu volgn deinn guten lehren

Was rhatt abr nu yhr herrn / und alten

Wie mans mit disen zweyn sol halten?

GAMALIEL.

Ein urteyl hat uns Gott gegeben

Dem sollen wir nicht widerstreben

Drumb dörff wir nu nicht lang radtschlagen

Den todt / den solln sie selber tragen

Den sie der frawen auffgeleget

Durch yhre bitterkeit beweget

Dann weil sie falsch gezeugnüs geben

Gebürt sichs nicht das sie solln leben

Drumb sol mans itzt on alle gnade

Mit steynen werffen bald zu tode

ZACHARIAS.

Ich thue der meinung auch zu fallen

DANIEL.

So thut mirs auch nicht ubel gfallen.

SIMEON.

Im nahmen Gots / so seys beschlossen

Yhr blut das sol ytz werdn vergossen /

Ihr knecht / fürt hin die lügentichter

Und haltt sie weiter nicht für richter[69]

Nach yhrm verdienst solt yhr sie ehren

Mit steynen solt yhrs zu beschweren

Yhr keins solt yhr aus gunst verschonen

Man wurd euch sonst mit yhn auch lohnen

ABED.

Ich hoff es sol an uns nicht feilen

Wir wolln yhn recht yhrn lohn mitteilen

Endlaufft uns einr er wirdts wol sehen

Wenn er wirt undern steynn auffstehen


Quelle:
Paul Rebhun: Ein Geistlich Spiel von der Gotfürchtigen und keuschen Frauen Susannen. Stuttgart 1967, S. 65-70.
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