Scena Quinta

[70] Giezi. Resatha. Abed. Olympa. Ichaboth. Ruth.


GIEZI.

Wolan yhr herrn ziecht auff die fart

Es ist mit euch nu ungehart

Es gfall euch ubel oder wol

Yhr hört wol was geschehen sol

RESATHA.

Wir hören leider alzu viel

ABED.

Yhr selber fürt euch in das spiel

OLYMPA.

Yhr herrn gedenckt yhr noch daran

Das yhr mir unrecht habt gethan

Und mich umb meinen acker bracht?

Ytzund hat Gott eur sund gedacht

Und rechet ab die alte schuld

Die er biß her hat lang gedult

RUTH.

Yhr herrn habt yhr auch ytzund nicht

Der weil / das yhr mein sache richt?[70]

Darnach yhr gestern eylet sehr

Das wirdt euch ytzund alzu schwer

ICHABOTH.

O wee / wie hat sichs glück verkert

Erst neülich warn wir hoch geehrt

Ytzund seyn wir der werlet spot

Und stecken in der tieffsten not

Wie gar ist nichts gewiß auff erdn

Wer hett gedacht / das uns solt werdn

Ein sölches schendlichs end beschert?

O glück wie hastu dich verkert?

GIEZI.

Nu secht euch für / es kost das lebn

Yhr must ytzund den geist auffgebn

RESATHA.

O wee meins kopffs /

ICHABOTH.

O wee meins rucks

GIEZI.

Was siechst dich umb? wirff auff sie flucks

RESATHA.

O Gott biß gnedig zu der stundt

Mein seel die fert dahin vom mundt

ICHABOTH.

O Gott nicht siech mein sünde an

Die ich von jugent hab gethan

Kum mir zu hülff in diser not

Das mich nicht halt der ewig todt

ABED.

Wolan / halt inn / sie habn sein sat

Sie ligen beyd an rechter stadt

Sie werdn kein frawen schenden mehr

Noch fälschlich brengen umb yhr ehr[71]

GIEZI.

Ey ja wir habn yhn gebn dafür

Ein ertzeney / ligt für der thür

Sand Steffans brot mans nennen thut

Die ist für sölch gebrechen gut

Der kaufft man umb einn groschen viel

ABED.

Mir nicht / das ich yhr kauffen wil

Der ertzeney zu meinem leib

Ich wil on das mit willn keim weib

Abschneidn yhr ehr / und gut gerücht

So darff ich diser salben nicht

GIEZI.

Ich wolt das ich die alle sol

Mit kißling schmaltz recht salben wol

Die von yhrm nechsten sagen schandt

Die sie an yhm nie habn erkandt

Ich wolt yhn yhre zungen schmirn

Sie sollns in dreyen tagn nicht rürn

ABED.

Wir wollen davon lassen ab

Und dise schicken zu dem grab

Was solln sie da lign auff der erdn

Das sie dem volk das maul auffspern

GIEZI.

Potzhinden / diser hat viel schmer

Er wird zu tragn sein leiden schwer

ABED.

Die helküchlein die er verzert

Die haben yhm den bauch beschwert

Greyfft auch ein wenig zu yhr gselln

Vom tranckgelt wir euch schencken wölln


Quelle:
Paul Rebhun: Ein Geistlich Spiel von der Gotfürchtigen und keuschen Frauen Susannen. Stuttgart 1967, S. 70-72.
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