[70] Giezi. Resatha. Abed. Olympa. Ichaboth. Ruth.
GIEZI.
Wolan yhr herrn ziecht auff die fart
Es ist mit euch nu ungehart
Es gfall euch ubel oder wol
Yhr hört wol was geschehen sol
RESATHA.
Wir hören leider alzu viel
ABED.
Yhr selber fürt euch in das spiel
OLYMPA.
Yhr herrn gedenckt yhr noch daran
Das yhr mir unrecht habt gethan
Und mich umb meinen acker bracht?
Ytzund hat Gott eur sund gedacht
Und rechet ab die alte schuld
Die er biß her hat lang gedult
RUTH.
Yhr herrn habt yhr auch ytzund nicht
Der weil / das yhr mein sache richt?[70]
Darnach yhr gestern eylet sehr
Das wirdt euch ytzund alzu schwer
ICHABOTH.
O wee / wie hat sichs glück verkert
Erst neülich warn wir hoch geehrt
Ytzund seyn wir der werlet spot
Und stecken in der tieffsten not
Wie gar ist nichts gewiß auff erdn
Wer hett gedacht / das uns solt werdn
Ein sölches schendlichs end beschert?
O glück wie hastu dich verkert?
GIEZI.
Nu secht euch für / es kost das lebn
Yhr must ytzund den geist auffgebn
RESATHA.
O wee meins kopffs /
ICHABOTH.
O wee meins rucks
GIEZI.
Was siechst dich umb? wirff auff sie flucks
RESATHA.
O Gott biß gnedig zu der stundt
Mein seel die fert dahin vom mundt
ICHABOTH.
O Gott nicht siech mein sünde an
Die ich von jugent hab gethan
Kum mir zu hülff in diser not
Das mich nicht halt der ewig todt
ABED.
Wolan / halt inn / sie habn sein sat
Sie ligen beyd an rechter stadt
Sie werdn kein frawen schenden mehr
Noch fälschlich brengen umb yhr ehr[71]
GIEZI.
Ey ja wir habn yhn gebn dafür
Ein ertzeney / ligt für der thür
Sand Steffans brot mans nennen thut
Die ist für sölch gebrechen gut
Der kaufft man umb einn groschen viel
ABED.
Mir nicht / das ich yhr kauffen wil
Der ertzeney zu meinem leib
Ich wil on das mit willn keim weib
Abschneidn yhr ehr / und gut gerücht
So darff ich diser salben nicht
GIEZI.
Ich wolt das ich die alle sol
Mit kißling schmaltz recht salben wol
Die von yhrm nechsten sagen schandt
Die sie an yhm nie habn erkandt
Ich wolt yhn yhre zungen schmirn
Sie sollns in dreyen tagn nicht rürn
ABED.
Wir wollen davon lassen ab
Und dise schicken zu dem grab
Was solln sie da lign auff der erdn
Das sie dem volk das maul auffspern
GIEZI.
Potzhinden / diser hat viel schmer
Er wird zu tragn sein leiden schwer
ABED.
Die helküchlein die er verzert
Die haben yhm den bauch beschwert
Greyfft auch ein wenig zu yhr gselln
Vom tranckgelt wir euch schencken wölln
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