Scena III

[72] Charlotte, Clarille mit Kappen vermummelt.


CLARILLE. Ich wollte, daß der Blitz in das Gehen hinein schmisse, bin ich doch den Weg daher ganz lahm worden.

CHARLOTTE. Was werden aber die Leute nun sagen, wenn sie uns flugs wieder zu Hause sehen?

CLARILLE. Was werden sie sagen? Brav gevexiert und ausgelacht werden wir werden, wie mit den Hüpeljungen.

CHARLOTTE. Hätten wir nur die Wetterhändel gar unterwegens gelassen.

CLARILLE. Wer ist denn schuld dran als du?

CHARLOTTE. Nun kannst du mir lieber die Schuld geben, da du es am ärgsten triebest, wie die Frau Mutter keinen Rittersitz wollte bauen lassen.

CLARILLE. Wenn's nur niemand erfähret, daß es uns so närrisch gegangen ist.

CHARLOTTE. Hast du es denn dem Hausknechte nicht verboten?

CLARILLE. Ich dachte, du hättest es ihm gesagt.

CHARLOTTE. Ich hatte es vergessen, sonst hätte ich's ihm verboten.

CLARILLE. Ja nun, der wird's schon unter die Leute bringen.

CHARLOTTE. Wir wollen's ihm noch verbieten.[72]

CLARILLE. Nun wäre es Zeit; wer weiß, wem er's allen gesagt hat, wenn sie ihn haben sehen durch die Stadt gehen.

CHARLOTTE. Ich will mich wohl so bald vor keinem Menschen nicht sehen lassen.

CLARILLE. Deswegen verstecke ich mich wohl gar.

CHARLOTTE. Weißt du was? Die Frau Mutter soll uns eine Weile auf das Dorf tun zu unserer Muhme, bis es erstlich ein bißchen vergessen ist.

CLARILLE. Du magst's halten, wie du willst, ich gehe keinen Tritt aus dem Hause. Die Leute mögen reden, was sie wollen.

CHARLOTTE. So komm nur und laß uns herein gehen; wir wollen hören, was die Frau Mutter darzu sagen wird.

CLARILLE gehet lahm. Ich habe mich fürwahr ganz wund gegangen.

CHARLOTTE. Geh nur fort, wir können schon wieder ausruhen. Gehet ab.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 72-73.
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