Scena VI

[75] Fidele und Edward.


EDWARD. Ei, das wäre doch gar der Henker, wenn solches passieret wäre.

FIDELE. Der Hausknecht hatte ihr alles ausführlich erzählet, und es würde ehstens in der Stadt so ein groß Spiel[75] davon werden, das noch ärger wäre als die Historie von den Hüpeljungen.

EDWARD. Es ist gar die rechte, die Camille, die wird's schon unter die Leute bringen. Was muß aber Schelmuffsky darzu sagen?

FIDELE. Ja, das hätte ich bald vergessen, der ist auch wieder gewandert.

EDWARD. Und ist auch nicht mehr zu Hause?

FIDELE. Wie die Schwestern fort sein, so spricht er zur Mutter, sie sollte ihm vollends geben, was ihm zukäme, er müßte Frankreich auch besehen.

EDWARD. Es ist Wunder, daß die Alte hat Pfennige hergegeben.

FIDELE. Was hat sie können mit ihm machen? Sie soll ihn zwar sehr gebeten haben, er möchte bei sie bleiben, allein er hat durchaus nicht gewollt; sondern »der Tebel hol mer« wäre sein letztes Wort gewesen. Damit hätte er seinen Abschied genommen.

EDWARD. So gehen sie recht. Ich will doch noch mit Verwunderung sehen, was es vor ein Ende mit den Leuten nehmen wird.

FIDELE. Ich gebe was drüm, daß der Secretarius dieses wüßte. Er würde schrecklich drüber lachen.

EDWARD. Hat er aber auf des Herrn Bruders Brief nicht geantwortet?

FIDELE. Nicht eine Zeile. Ich denke aber immer, er soll ehstens selbst herüberkommen.

EDWARD. Wenn er etwan kommt, lasse mir's der Herr Bruder wissen, daß ich meine Devoir auch bei ihm abstatten kann.

FIDELE. Und ich denke, wenn er kommt, so wird er gewiß einen Schiebesack voll neuer Zeitung mitbringen.

EDWARD. Mon Frère sehe doch, wer kommt denn dort in jener Gasse hergegangen?

FIDELE. Wo denn?

EDWARD. Sieht Er nicht? Dort![76]

FIDELE. So wahr ich lebe, es ist der Herr Secretarius.

EDWARD. Ich will's ja nimmermehr hoffen.

FIDELE. Ja ja, es ist nicht anders, er ist's.

EDWARD. Pfeife er ihm doch.

FIDELE pfeift und winkt ihm.

EDWARD. Kommt er?

FIDELE. Ja, er kommt spornstreichs gelaufen.

EDWARD. Nun wird's wacker was zu lachen sein.

FIDELE. Ja, ziemlichermaßen.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 75-77.
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