Scena II

[84] Lorentz mit einem Uringlase.


LORENTZ. Dachte ich's nicht, sie würden alle beide im Bette anzutreffen sein, und wenn die Krankheit mit meiner Frau Schlampampe sich nicht ändern wird, siehet es sehr schlimm vor sie aus. Der arme Däfftle tut auch so kläglich über ihre Unpäßlichkeit, daß einer, wer den Zustand mit ansiehet, sich des Weinens unmöglich enthalten kann. Die Jungfern sitzen um das Bette herum und hängen die Köpfe, als wenn sie nicht drei zählen könnten, da doch ihre unnützen Mäuler das meiste zu ihrer Krankheit geholfen. Ich muß gestehen, daß die ehrliche Frau ihre Kinder recht lieb hat, wenn sie sich gleich vielmal mit ihnen bis auf das Schlagen gezankt. Schelmuffsky, der ihr doch so viel Herzeleid[84] angetan, nach demselben sehnt sie sich abscheulich auch und spricht, wenn er doch nur wieder zurücke käme, damit sie ihn vor ihrem Ende doch noch einmal sehen sollte. Die ehrliche Frau sollte mich fürwahr dauren, wenn sie vor die Hunde ginge. Aber wo zum Henker werde ich nun den Herrn Doktor antreffen? Da soll ich ihm meiner kranken Frau ihre geläuterte Tinktur zu besehen bringen und hören, wovon doch ihre Krankheit herrühren möchte, ob sie die Wassersucht oder die Schwindsucht hat. Lässet das Glas fallen. Ei, ei, ei, was mach ich; ach schade, schade, daß da ein Tröpfchen umkommen soll. Was nun anzufangen? Ich soll dem Doktor gleichwohl die Tinktur zeigen, und da liegt der Quark im Drecke. Lorentz, Lorentz, was wirst du deiner Frau wegen ihrer Krankheit doch immer und ewig vor Antwort von dem Doktor bringen?

Quid consilibus? Ich werde her sein und sehen, wo ich ein ander Glas bekomme und meine jüngferliche Tinktur anstatt der kranken Schlampampen ihrer hineinzapfen, solche dem Herrn Doktor hintragen und hören, was meiner Frau doch ihre Krankheit sein. Will abgehen.

SCHELMUFFSKY kommt hervor und winkt. Pst, Lorentz, ein Wort.

LORENTZ. Ruft jemand?

SCHELMUFFSKY. Höre doch!

LORENTZ. Alle gute Geister loben ... Läuft davon.

SCHELMUFFSKY. Der Tebel hol mer, der Kerl ist doch gar ein Narre. Wie ich jenesmal aus der Fremde kam, sahe er mich vor einen Bettler an, jetzt, da er mich kaum in zwei Stunden nicht gesehen, denkt er, ich bin gar ein Gespenste. Aber dort sehe ich die Jungemagd kommen; ich will doch sehen, ob die mich kennen wird. Versteckt sich wieder.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 84-85.
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