Scena VI

[89] Camille.


CAMILLE schlägt Lorentzen auf die Achsel. Wie steht's, Lorentz, was haben wir guts Neues?

LORENTZ. Es ist gut, daß Ihr mir in Weg kommt, denn ich habe längstens gerne gewünscht, mit Euch zu reden.

GAMILLE. Wieso? Passiert wieder was?

LORENTZ. Euch sollte man wohl mehr was Geheimes vertrauen.

CAMILLE. Warum denn?

LORENTZ. Darum, daß Ihr hingehen könntet und die Stadt davon voll machen, wie neulich.

CAMILLE. Wieso denn?

LORENTZ. Ihr Plappertasche, hättet Ihr nicht schweigen können, was ich Euch neulich vertraute. Jetzund sagte ich Euch nun wieder was Neues, allein so sollet Ihr einen Quark von mir erfahren.

CAMILLE. Ich habe mit keiner Silbe dran gedacht, und die mir's nachreden, lügen's wie Huren und Schelme.

LORENTZ. Ei gnug, daß Ihr's zu welchen gesagt habet, und die saugen mir's nicht aus den Fingern. Hättet Ihr nur fein reinen Mund gehalten, so sagte ich Euch auch itzunder, daß unser Schelmuffsky wäre von fünfzig Soldaten ausgezogen worden und daß er im bloßen Hemde wäre wieder zur Mutter gekommen. So aber sollet Ihr nicht eine alte Eselsdeute mehr von mir erfahren. Gehet ab.

CAMILLE. Je, du einfältiger Tropf, willst du mir nichts mehr sagen und sagst's in deiner Dummheit doch. Lauf immer hin, ich weiß nun schon, was ich wissen will. Hört man nicht Händel? Ist der Sohn nun auch wiederkommen und haben ihn die Soldaten ausgezogen bis aufs Hemde? So gehen sie recht, nun sind sie doch fein alle wieder zu Hause. Die ehrliche gute Frau muß doch genug von ihren Kindern ausstehn. Sie ist zwar nicht zu klagen, warum hat[90] sie dieselben in der Jugend nicht besser gezogen. Ich habe vernommen, sie soll sehr unpaß sein, ich muß sie doch wohl itzund, wenn ich wieder vom Markte komme, besuchen. Gehet ab.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 89-91.
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