Scena V

[22] Servillo.


SERVILLO mit einer Flaschen Wein siehet ohngefähr Schlampampens Köchin, winket ihr und spricht. Pst, pst, junges Mensch. Ursel kömmt.

URSEL. Was wollet Ihr dann?

SERVILLO. Wo ist denn Ihre Hausjungfer?

URSEL. Welche denn?

SERVILLO. Jungfer Charlottchen.

URSEL. Was wollet Ihr denn bei ihr?

SERVILLO. Ich soll was bei ihr ausrichten.

URSEL. Darf ich's denn nicht wissen?

SERVILLO. Es ist nichts Geheimes, allein ich soll selbst mit ihr reden.

URSEL. Wer schickt Euch denn her?

SERVILLO. Es ist ein guter Freund in unsern Weinkeller, der hat mich an sie abgefertiget.

URSEL. Verziehet ein wenig, ich will sie herausrufen.

SERVILLO. Macht nur fein bald, denn ich kann nicht lange abkommen.

URSEL. Sie soll augenblicks da sein. Geht ab.

SERVILLO. Es ist wohl verdrießlich hier in Plißine, daß, wenn man wohin geschickt wird, so lange verziehen muß, ehe man einmal vorkömmt. Da soll man den Mägden erstlich alles auf die Nase binden, wenn man bei der Jungfer was zu bestellen hat. Alleine von mir erfähret wohl niemand nichts, was mir verboten ist zu sagen. Ach, ich wollte, daß ich einmal abgefertiget würde, daß ich wieder meine Gäste abwarten könnte.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 22-23.
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L'Honnête Femme oder die Ehrliche Frau zu Plißine
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