Kapittel 1

[12] Wo ok en starken Mann an 'ne Aukschon un en Gräfnis binah tau Grun'n gahn kann; un dat de Hun'n äwern siden Tun springen. Dat en ihrlich Mann sin Letzt hengiwwt un nich vertwifelt, wenn hei sin Kind up den Arm nimmt un mit en witten Stock in de Welt geiht.


Dat was in dat Johr 1829 up den Jehannsdag, dunn satt en Mann in de deipste Trurigkeit in 'ne Eschenlauw in en ganz verkamenen Goren. Dat Gaud, wotau de Goren hürte, was en Pachtgaud un lagg an de Peen tüschen Anklam un Demmin, un de Mann, de in den käuhlen Schatten von de Lauw satt, was de Pächter – dat heit, hei was't bet dornen west; denn nu was hei afmeiert, un up sine Hawstäd' was hüt Aukschon, un sin Haw un Gaud gung in alle vir Win'n.

Dat was en groten breitschullerigen, virunvirtigjöhrigen Mann mit düsterblonde Hor, un wat Arbeit ut en Minschen maken kann, dat hadd sei ut dit Holt sneden, un en beteres hadd sei mäglicher Wis' nahrends nich funnen. »Arbeit« säd sin ihrenwirt Gesicht, »Arbeit« säden sine truge Hän'n, de nu still in sinen Schot legen un in enanner folgt wiren – woll taum Beden.

Ja taum Beden! Un in dat ganze leiwe Pommerland hadd woll keiner so'n Grund un Ursak, sick mit sinen Herrgott tau bereden, as dese Mann. – 't is en swor Stück för jedwereinen, wenn hei sinen Husrat, den hei sick mit Mäuh un Sweit Stück för Stück anschafft hett, in alle Welt wannern süht. 't is en[12] swor Stück för en Landmann, wenn hei dat Veih, wat hei sick in Not un Sorgen upfött hett, in annere Hän'n gahn laten möt, de nicks von de Quesen weiten, de em sin Lewenstid drückt hewwen; äwer dat was't nich, wat em so swor in de Seel lagg; 't was noch en anner swores Led, wat em de mäuden Hän'n tausam folgte, wat em de mäuden Ogen nah baben richt'te.

Sid gistern was hei Wittmann, sine Fru lagg up ehr letztes Lager. – Sine Fru! – Teihn Johr hadd hei üm sei worben, teihn Johr hadd hei wirkt un schafft, wat minschliche Kräften gaudmaken känen, dat hei mit ehr tausam kamm, dat hei Platz kreg för de deipe gewaltige Leiw, de dörch sin ganzes Wesen gung as Pingstdags-Klocken äwer gräune Feller un bläuhende Awtböm. – Vör vir Johr hadd hei't mäglich makt; hei hadd allens tausam schrapt, wat hei hatt hadd; en Bekannten von em, de von sin Öllern wegen twei Gäuder arwt hadd, hadd em dat ein verpacht't – hoch, sihr hoch –, hei wüßt dat sülwen am besten, äwer de Leiw giwwt Maud, hellen Maud, de sick dörchtauslagen versteiht. – Oh, 't wir ok gahn, ganz gaud gahn, wenn't Unglück nich äwer em kamen wir, wenn sine lütte leiwe Fru nich des Morgens vör Dau un Dag' upstahn wir, dat sei doch ok ehr Ding' dauhn wull, un wenn sei de hitzigen, roden Fläg nich up de Backen kregen hadd. – Oh, 't wir ok gahn, ganz gaud gahn, wenn sin Verpächter nich blot en Bekannten, wenn't en Fründ west wir – hei was't nicht: hüt let hei sin Inventor up de Aukschon bringen.

Frün'n? – So'n Mann as de, de unner de Eschenlauw sitt, de süll kein Frün'n hewwen? – Ach, hei hadd Frün'n, un hei hadd ok Fründschaft; äwer sei kunnen em nich helpen, sei hadden nicks tau gewen un tau borgen. Wo hei henkek, dor schow sick 'ne düstere Wand för sin Og un engte un preßte em in, dat hei ludhals' tau unsern Herrgott hadd schrigen müggt, em ut sin Nöten tau redden. – Un äwer em in de Eschentwigen sung de Stiglitsch un de Baukfink, un ehre bunten Farwen spelten in de Sünn, un de Blaumen in den verwahrlos'ten[13] Goren schenkten ehren Duft ümsüs, un de Eschen gewen ehren käuhlen Schatten ümsüs, un dat schönste Brudpoor up de Welt hadd sick dorunner setten kunnt un hadd Flag un Dag meindag' nich vergeten.

Un hadd hei nich ok unner desen Schatten seten mit 'ne weike Hand in sine harte? Hadden de Vägel nich sungen, hadden de Blaumen nich raken? Hadd hei nich unner de Eschen drömt von den käuhlen Schatten för sin Öller? Un wer was't denn west, de em en quicklichen Drunk nah en heites Dag'wark bröcht hadd? Wer was't, de sin Mäuhen un Sorgen tru deilte un tröst'te?

't was weg – allens weg! – Sin Mäuhen un Sorgen was up de Aukschon, un de weike warme Hand was kolt un stiw. Un denn ward den Minschen woll so tau Maud', as wenn de Vägel nich mihr för em singen, de Blaumen nich mihr för em rüken un de leiwe Sünn nich mihr för em schint, un wenn dat arme Hart noch ümmer furt sleiht, denn reckt hei sine Hand woll äwer Vägel un Blaumen un äwer de goldene Sünn höger rup nah en Tröster, vör den dese Irdenfreuden nich bestahn sälen, vör den äwer mal dat Minschenhart bestahn sall.

So satt Hawermann vör sinen Herrgott dor, un sine Hän'n wiren folgt, un sine braven blagen Ogen keken nah bawen, un in ehr speigelte sick noch en schönern Schin as von Gottes Sünn. – Dunn kamm en lüttes Dirning an em 'ranne un läd en Marikenbläuming in sinen Schot, un sin beden Hän'n deden sick utenanner un slogen sick üm dat Kind – dat was sin Kind –, un hei stunn up von de Bänk un namm sin Kind up den Arm, un ut sine Ogen föll Tran up Tran, un dat Marikenbläuming hadd hei in de Hand un gung mit sin Kind den Stig entlang, den Goren hendal.

Hei kamm an en jungen Bom, den hadd hei sülwst plant't; dat Strohseil, womit de an sine Stütt bunnen was, hadd loslaten, un de junge Bom let sin Kron dalwarts sacken. Hei richt'te em in En'n un bünn em fast, ahn sick wider wat dorbi tau denken, denn sine Gedanken wiren wid weg, un Sorgen un Helpen lagg in sine Natur.[14]

Äwer wenn den Minschen sine Gedanken so in't Blage gahn, un wir't ok de blage Hewen, sin däglich Dauhn, wenn't em in de Ogen föllt, 'ne olle gewohnte Handgebird, an de hei sick makt, wil dat hei sick ümmer dormit behulpen hett, röppt sei em ut de Firn taurügg un wis't em dat, wat negbi üm em is un wat dor not is. Un dat dat so is, is en grot Geschenk von unsern Herrgott.

Hei gung den Goren up un dal, un sin Og sach, wat üm em was, un sine Gedanken kihrten wedder up Irden in, un doch, wenn sei as swarte un düstere Wolken an den Hewen von sine Taukunft ruppe treckten, ein lütt Stück blagen Hewen kunnen sei em nich verdüstern, dat was sin lütt Dirning, de hei up den Arm drog un de mit ehre weike Kinnerhand in sin Hor spelte. Hei hadd sine Lag' äwerdacht; fast un irnsthaft hadd hei de düstern Wolken in't Og fat't, hei müßt sorgen, dat em un sin Kind dat Weder nich unnerkreg.

Hei gung von den Goren up den Hof. – Du leiwer Gott, wo würd em tau Maud! – Glikgültig un up ehren lütten Vurtel bedacht, drängten sick de Minschen üm den Disch, wo de Aktuworius de Aukschon afhöll, Stück för Stück würd sine langjöhrige Mäuh an den Meistbeidenden tauslagen, würd sin notwise Husrat utbaden, un dat, wat hei unner Not un Sorgen Stück för Stück in't Hus schafft hadd, gung nu unner Lachen un Witzen in alle Welt – ok Stück för Stück. – Dat Schapp was noch von sin oll Mutter her, de Kommod' hadd em sin Fru taubröcht, den lütten Neihdisch hadd hei ehr mal schenkt, as sei noch sin Brud was. – Lingelank stunn sin Veih anbunnen an 'ne Rek un bröllte nah de Weid'; de brune Stark mit den witten Stirn, de sine arme Fru sülwst upbörnt hadd, ehr Leiwling, stunn dormang; hei tred an ehr ranne un strek ehr mit de Hand den Puckel lang. – »Herr«, säd de Staathöller Niemann, »'t is jammerschad'.« – »Ja, Niemann, 't is schad'; äwer wat helpt dat all?« säd hei un wen'nt sick um un gung up de Minschen tau, de sick üm den Aukschonsdisch drängten.[15]

As de Lüd' markten, dat hei an den Disch ranne wull, makten sei em höflich un fründlich Platz, un hei wennte sick an den Aktuworius: ob hei em woll en por Würd' spreken künn. – »Glik, Herr Hawermann«, säd de Mann. »Glik den Ogenblick! Ick bün glik mit dat Husinventor farig, denn ... – 'ne Kommod'! Twei Daler, vir Schilling! Söß Schilling! Twei Daler, acht Schilling! Zum ersten! Zum andern! Twei Daler, twölf Schilling! – Keiner wider? Zum ersten! Zum andern! und zum – dritten! – Wer hett s'?« – »Snider Brandt«, was de Antwurt.

Grad in desen Ogenblick kamm 'ne Gesellschaft von Landlüd' up den Hof tau riden, de 't mäglicher Wis' up dat Veih afseihn hadden, wat nu an de Reih kamen süll. Vöran red en dicken, rodgesichtigen Mann, up den sin fettes Gesicht de Äwermaud so recht Platz hadd, sick breid tau maken. – So'n Ort is stark begäng', äwer wat desen von sine gewöhnlichen Bräuder unnerscheiden ded, dat wiren de lütten, listigen Ogen, de äwer de dicken Backen räwer keken, as wullen sei seggen: Ji sid schön in de Wehr, äwersten uns hewwt ji't tau verdanken, wie weiten jugen Vurtel wohrtaunemen. De Besitter von dese Ogen was ok de Besitter von dat Gaud, wat Hawermann in Pacht hatt hadd; hei red dicht an den Minschenhümpel ran, un as hei sinen unglücklichen Pächter dor mang stahn sach, föll em de Mäglichkeit in, dat hei nich tau sine vulle Pacht kamen künn, un de listigen Ogen, de ehren Vurtel so schön wohrtaunemen verstunnen, säden tau den Äwermaud, de up Mund un Minen lagg: Brauder, nu is't Tid, hir kannst di mal breid maken, hir kost't kein Geld; un sin Pird neger an Hawermann ranne drängend, rep hei, so dat't alle Lüd' hüren müßten: »Ja, dat sünd de klauken Meckelnbörger, de uns wirtschaften lihren willen! Wat hewwen s' uns lihrt? Rodspohn drinken un Korten fuchsen, dat hewwen s' uns lihrt, äwer wirtschaften? – Pankrottmaken känen s' uns lihren.«

Allens was still worden bi dese harte Red' un kek bald den an, von den sei utstött was, un bald den, an den sei richt't[16] was. – Hawermann was tau Anfang bi de Stimm un de Würd' tausam schaten, as wir em en Metz in't Hart stött; nu stunn hei still dor un sach stumm vör sick hen, as wull hei allens äwer sick ergahn laten; äwer unner dat Volk brök en Murren los: »Pfui! Pfui! – Schämen S' sick wat! – De Mann hett keinen Rodspohn drunken un kein Korten fuchst. – De Mann hett wirtschaft't as en Kirl!« – »Wat is dat för'n Grotmul, dat so wat reden kann?« frog oll Bur Drenkhahn ut Liepen un drängte sick mit sinen Krüzdurn en beten neger ranne. – »Dat's de Kirl, Vadder«, rep de Stolper Smidt, »den sin Lüd' milenwid bi uns snurren gahn.« – »De nich en Rock up den Liw' hewwen«, rep de Snider Brandt ut Jarmen, »un de bi de Arbeit all ehr Gottsdischröck dragen möten.« – »Ja«, lachte de Smidt, »dat's de Kirl, de sick so freuen deiht, dat sin Lüd' ümmer so'ne schöne lakensche Röck dragen bi de Arbeit, wil dat sei nich so vel hewwen, sick en Kittel antauschaffen.«

De Aktuworius was upsprungen un was an den Verpächter ranne treden, de mit de utverschamteste Dicknäsigkeit dese Reden anhüren ded: »Üm Gottes willen, Herr Pomuchelskopp, wo kunnen Sei so wat seggen!« – »Ja«, säd einer ut sine Gesellschaft, de mit em tau riden kamen was, »de Lüd' hewwen recht! Du süllst di wat schämen! Pfui! du willst den Mann, de sin allens willig hengiwwt, dat hei di gerecht warden will, un de morgen mit en witten Stock dorvon geiht, noch wider dümpeln?« – »Ach Gott«, säd de Aktuworius, »wenn't dat allein wir! Äwer gistern is ok sine Fru storwen un liggt up ehr letzt Lager, un hei sitt nu dor mit sin lüttes Worm, un wat hett de Mann woll för 'ne Utsicht?« Dat Murren gung nu von dat Volk in den Herren Verpächter sine eigene Gesellschaft äwer, un't wohrte nich lang', höll hei up sin Flag allein tau Pird; de mit em kamen wiren, wiren afsid reden. – »Heww ick dat wüßt?« säd hei verzagt un verdreitlich un red von den Hof; un de lütten listigen Ogen säden tau den breiden Äwermaud: Brauder, ditmal heww wir uns richtig fast führt.[17]

De Aktuworius gung an Hawermann ranne: »Herr Hawermann, Sei wullen mi wat seggen?« – »Ja – ja«, antwurt'te de Pächter, as wenn en marterten Minsch nah grugliche Qualen wedder allmählich tau Besinnung kümmt, »ja, ick wull Sei bidden, wat Sei nich de Saken, de för mi von Gerichts wegen taurügg stellt sünd, dat Bedd un dat anner, ok up de Aukschon bringen wullen.« – »Herzlich girn; äwer de Husrat is slicht betahlt, de Lüd' hewwen kein Geld, un wenn Sei wat verköpen willen, dauhn Sei beter, Sei verköpen't unner de Hand.« – »Dortau heww ick kein Tid, un ick bruk dat beten Geld.« – »Na, wenn Sei't wünschen, denn will ick't up den Bott bringen«, un de Aktuworius gung an sin Geschäft.

»Hawermann«, säd de Pächter Grot, de mit de Gesellschaft tau Pird kamen was, »Sei sünd hir so allein mit Ehr Unglück, kamen S' mit Ehr lütt Dirning nah mi räwer un bliwen S' 'ne Tid lang bi mi, min Fru ward sick sihr freu'n ...« – »Ick dank Sei velmal för den gauden Willen; ick kann nich, ick heww hir noch wat tau besorgen.« – »Hawermann«, säd de Pächter Hartmann, »Sei meinen dat Gräfnis von Ehre leiwe Fru. Wennihr willen Sei sei grawen laten? Wi wullen ehr doch alltausamen girn de letzte Ihr gewen.« – »Ok dorför möt ick danken; ick kann Sei nich upnemen, as sick dat paßt, un nahgradens heww ick nu lihrt, dat einer de Fäut nich wider strecken sall, as de Deck reikt.« – »Oll Fründ, min leiw oll Nawer un Landsmann«, säd deEntspekter Wienk un slog em up de Schuller, »äwerlaten S' sick nich so'ne stille Vertwiflung! 't ward all wedder beter in de Welt.« – »Vertwiflung, Wienk?« säd Hawermann irnsthaft, drückte sin Kind faster an sick ranne un kek den Entspekter ruhig mit sine ihrlichen, blagen Ogen an. »Is dat Vertwiflung, wenn einer sine Taukunft fast in't Og' fat't un allermeist doran denkt, sin Schicksal tau wen'n? Äwer hir is min Bliwens nich; vör dat Flag hött sick einer, wo sin Schipp mal up den Grund stött is; ick möt en Hus wider gahn, un möt dormit wedder anfangen, wo ick mal uphürt heww, ick möt wedder üm't[18] Brod deinen un min Fäut unner frömd Lüd' ehren Disch strecken. Un nu lewen S' all recht woll! Sei sünd ümmer gaude Nawers un Frün'n tau mi west. – Adjüs! – Adjüs! – Giww din Händting, Wising. – Adjüs! – Un grüßen Sei all velmals tau Hus; min Fru ...« – Hei wull noch wat seggen, äwer't was, as wenn em dat äwernamm, un hei dreihte sick rasch üm un gung sin Weg'.

»Niemann«, säd hei tau sinen Staathöller, as hei an dat anner En'n von den Hof kamm, »segg Hei dat de äwrigen Lüd' ok: morgen früh Glock vir wull ick de Fru grawen laten.« Dormit gung hei in't Hus, in sine Slapstuw'. – Allens was utrümt, ok sin Bedd un dat beten Klapperkram, wat sei em laten hadden; nicks as de vir nakten Wän'n! Blot in de Eck an't Finster stunn 'ne olle Kist, un dorup satt 'ne junge Daglöhnerfru mit rodgeweinte Ogen, un in de Midd stunn en swartes Sark, un dorin lag en bleikes, stilles, fierliches Gesicht, un de Fru hadd en gräunen Busch in de Hand un jog de Fleigen von dat stille Gesicht. – »Stine«, säd Hawermann, »gah nah Hus; ick bliw nu hir.« – »Oh, Herr, laten S' mi.« – »Ne, Stine, ick bliw de Nacht äwer hir.« – »Sall ick denn de Lütt nich mit mi nemen?« – »Ne, lat man, sei ward woll inslapen.« – De junge Fru gung; de Aktuworius kamm un hännigte em dat Geld in, wat hei för sin Saken böhrt hadd, de Lüd' up den Hof vertröcken sick, 't würd buten so still as binnen. Hei set'te dat Kind dal un tellte dat Geld up't Finsterbrett: »Dat kriggt de Discher för't Sark. – Dat för en Krüz up't Graww. – Dat is för't Gräfnis. – Dat sall Stine hewwen, un hirmit kam ick gaud bet tau min Swester.« – De Abend kamm, de junge Daglöhnerfru bröchte en Licht herin, stellte sick an't Sark un kek lang' in dat bleike Gesicht; drögte sick de Ogen mit de Schört: »Gun Nacht ok!«, un Hawermann was wedder allein mit sin Kind.

Hei makte dat Finster up un kek in de Nacht herin; sei was düster för dese Johrestid, kein Stirn stunn an den Hewen, allens was swart betreckt, un warm un dunstig weihte 'ne lise Luft un süfzte in de Firn. Von't Feld heräwer slog de Wachtel[19] ehren Slag un de Wachtelkönig rep sinen Regenraup, un sachten föllen de irsten Druppen up de döstige Ird, un de let taum Dank för de Gaw den schönsten Geruch upstigen, den de Ackersmann kennt, den Irddunst, in den alle Segen för sin Mäuh un Arbeit swemmt. – Wo oft hadd de em de Seel upfrischt un de Sorgen verjagt un de Hoffnung belewt up en gaudes Johr! – Nu was hei de Sorgen los, äwer de Freuden ok; eine grote Freud' was em unnergahn un hadd all de lütten mit sick reten. Hei makte dat Finster tau, un as hei sick ümdreihte, stunn sin lütt Döchting an't Sark un langte vergews nah dat stille Gesicht, as wull sei straken. Hei böhrte dat Kind höger, dat dat ankamen künn, un dat lütt Dirning strakte un eiete mit de warmen Hännen un de warmen Leiweswürd' an ehr stilles Mutting un an den kollen Dod herümmer un kek dunn den Vader mit ehre groten Ogen an, as wull sei nah wat Unbegripliches fragen un pohlte: »Mutting – huh!« – »Ja«, säd Hawermann, »Mutting friert«, un de Tranen stört'ten em ut de Ogen, un hei set'te sick up de Kist un namm sin Döchting up den Schot un weinte bitterlich. Un de Lütt fung ok an tau weinen un weinte sick sacht in den Slap; hei läd sei weik an sick un slog den Rock warm üm ehr, un so satt hei de Nacht dor un höll true Likenwacht bi sin Fru un sin Glück.

Den annern Morgen tidig Klock vir kamm de Staathöller mit de annern Daglöhners; dat Sark würd tauschrawen; de Tog gung langsam nah den lütten Kirchhof; de einzige Folg' was hei un sin lütt Dirning. Dat Sark würd in de Gruft laten – ein stilles Vaderuns' – 'ne Hand vull Ird – un dat Bild von dat, wat em sörre Johren erquickt un tröst't, freut und belewt hadd, was för sine Ogen verborgen, un wenn hei't wedder seihn wull, müßt hei sin Hart upslagen as en Bauk, Bladd för Bladd, bet ok dit mal eins tauslaten würd; un denn? – Ja denn würd em dat leiwe Bild mal schön un herrlich wedder för Ogen stahn.

Hei gung an sine Lüd' heran, gaww jeden de Hand un bedankte sick bi ehr för den letzten Deinst, den sei em dahn[20] hadden, un säd ehr adjüs, gaww den Staathöller dat Geld för Sark, Krüz un Gräfnis un slog deip in Gedanken sinen eigenen Weg in de düstere Taukunft in.

As hei an dat letzte Hus in dat lütte Dörp kamm, stunn de junge Daglöhnerfru mit en Kind up den Arm vör de Dör; hei tred an sei ranne: »Stine, du hest mine arme Fru so tru plegt in ehre letzte Krankheit – hir, Stine!«, un hei wull ehr en por Daler in de Hand drücken. – »Herr, Herr«, rep dat junge Wiw, »dauhn S' mi dat nich tau Leden! Wat hewwen Sei nich in gauden Dagen an uns dahn, worüm sall unserein nich in slimmen dat mal wedder vergellen? – Ach, Herr, ick heww 'ne Bed an Sei: laten S' mi dat Kind hir. Ick will't hegen und plegen, as wir't min eigen. Un is't nich so as min eigen? Ick heww't jo an de Bost hadd, as de Fru dunn so swack was. Laten S' mi dat Kind hir!« – Hawermann stunn in deipen Bedenken. – »Herr«, säd de Fru wider, »so vel ick dorvon verstah, möten Sei sick doch tauletzt von dat lütte Worm scheiden un – seihn S', hir kürnmt Jochen, hei ward Sei dat sülwige seggen.« – De Daglöhner kamm heran, un as hei hürt hadd, wovon de Red' was, säd hei: »Ja, Herr, sei sall hollen warden as 'ne Prinzeß, un wi sünd gesund un gaud in de Wehr, un wat Sei an uns dahn hewwen, dat sall ehr riklich tau Gauden kamen.« – »Ne«, säd Hawermann un ret sick ut sine Gedanken, »dat geiht nich, ick kann't nich. 't mag unrecht sin, dat ick dat Kind up't Ungewisse mit mi nem; äwer ick heww so vel hir laten, dat Letzte kann ick nich missen. – Ne, ne! – Ick kann't nich«, rep hei hastig un wennte sick taum Gahn, »min Kind möt bliwen, wo ick bün. – Adjüs, Stine! – Adjüs Rassow!« – »Wenn Sei uns dat Kind nich laten willen, Herr«, säd de Daglöhner, »denn will ick taum wenigsten mitgahn un will Sei dat Kind dragen.« – »Ne, ne!« wehrte Hawermann em af, »dat is kein Last för mi«; äwer dat kunn hei nich wehren, dat de junge Fru sin Döchting strakte un küßte un ümmer wedder küßte un dat de beiden truen Lüd', as hei sine Weg' gung, em lang' nahkeken. Sei, mit Tranen in de Ogen, dachte mihr an dat Kind, hei, in[21] irnsten Gedanken, mihr an den Mann. – »Stine«, säd hei, »so'n Herrn krigen wi nich wedder.« – »Dat weit de leiw' Gott«, säd sei, un beid' gungen trurig taurügg an ehre dägliche Arbeit.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 12-22.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Olle Kamellen
Olle Kamellen III; UT Mine Stromtid Erster Theil
Olle Kamellen. De meckelnbörgschen Montecchi un Capuletti oder De Reeis' nah Konstantinopel.: Hoch- und Niederdeitsche Ausgabe. Auf einem Blick
Olle Kamellen: III -V. Ut Mine Stromtid (German Edition)
Sämmtliche Werke: Bd. Schurr-Murr. Eine Heirathsgeschichte. Olle Kamellen Iii: Ut Mine Stromtid, 1. Theil (German Edition)
Sämmtliche Werke: Bd. Hanne Nüte. Olle Kamellen Ii: Ut Mine Festungstid. Gedichte (German Edition)

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Rameaus Neffe

Rameaus Neffe

In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon