Kapittel 10

[166] De Heer Leutnant in Ängsten. Wo em irst David mit Geißeln un nahsten Slus'uhr mit Skorpionen tau Liw' geiht. Hei geiht de Sak ut den Weg' un sport un studiert de Landwirtschaft. Wo de Düwel tauirst den Professor Liebig riden ded, dat hei en entfamtes Bauk schrew, un dunn Axeln, dat hei de Minschheit beglücken wull, un tauletzt den ollen Obersten, dat hei Konduwitenlisten schrew. Dat de Herr von So un So 'ne hübsche Dochter hadd, un dat hei eigentlich »Herr von Satrup up Seelsdörp« heiten ded. – Dat Axel sick in en swarten Liwrock trugen let.


Äwer noch slimmer, vel slimmer würd dat för den armen Herrn Leutnant den annern Morgen, as em David up de Stuw' rücken würd. David was äwerall nich smuck, dat kunn keiner seggen – ok sin eigen Mutter säd't nich –, äwer wat hadd sick de Minsch verännert in de Tid, dat em de Leutnant nich seihn hadd! Dunnmals, as hei den Leutnant bi den Notorjus dat Geld vörschaten hadd, hadd hei würklich wat Minschenfründliches in sinen Wesen, äwer nu, as hei dat Geld wedder hewwen wull, sach hei so tag un so muddlich ut, dat de Leutnant, ahn sick wider dorbi wat tau denken, irst Hanschen antrecken ded, ihre hei sick mit em inlet. Un as hei sick mit em inlaten müßt – müßt! –, dunn sach em Daviden sin Gesicht so an, as wenn em dorin Moses un alle Propheten von de Achtersid ankeken, un as David tau em säd: »Sziehn Se de Hanschen aus, Herr Leutnant, un schreiben Sie«; dunn treckt' hei de Hanschen richtig wedder ut un[166] schrew quer; un Daviden sin Gesicht sach wedder so minschenfründlich ut as bi de irste Bekanntschaft.

»Gott sei Lob und Dank!« säd de Herr Leutnant, »dat is afmakt.« – Äwer einige Dag' dorup führte en Wagen up den Hoff, un in den Wagen satt de Herr Notorjus Slus'uhr, un Hawermann schüddelte mit den Kopp un säd: »Gott sall mi bewohren, ok mit den?« – Un as de Herr Notorjus bi den Herrn Leutnant in de Stuw' tred, säd de ok: »Gott sall mi bewohren, ok de noch.« Dat let sick äwer vel beter mit em an as mit Daviden; de Herr Notorjus sach ut as en gebildten Mann, mit den sick reden let, hei höll sick ümmer sihr sauber in Kledung, un von butwennig let em dat ganz nobel, un ok in sine Reden verstunn hei desen Schin uprecht tau hollen so lang' as hei wull, oder beter: so lang hei sick verstellen müggt. In't Irst wull hei hir nu; de Leutnant nödigte em denn ok up den Sofa dal un let Koffe bringen, un't hadd würklich den Anschin, as würd dat tüschen de beiden 'ne fründschaftliche Unnerhollung äwer dat Weder un äwer de Nahwerschaft un äwer de Niderträchtigkeit von de Minschen – äwer dese letztere wüßt de Herr Notorjus ümmer vel tau vertellen, wil dat hei de Gewohnheit hadd, ümmer nah buten rute tau kiken un seindag' nich in sick rin. – »Ja«, säd hei un vertellte während dit fründschaftliche Gespräk von einen Kopmann in Rahnstädt, »denken Sie sich, Herr von Rambow, wie schlecht die Menschen sind! Da habe ich diesem Kerl aus reiner Gefälligkeit – d.h. gegen einen Zinsfuß, den ich selbst geben muß; denn ich habe soviel Geld nicht liegen, ich muß selbst borgen –, da habe ich ihm nun das Geld geliehen, habe ihn aus seiner Verlegenheit gerissen, und er war so dankbar – und nun? – nun, da ich es wieder haben will, haben muß – grob ist er geworden, hat mir gedroht, mich wegen übermäßiger Zinsforderung zu verklagen.« – Natürlich was von des' Geschicht kein Wurd wohr, un de Notorjus schickte sei man as en Ruklas vörup, üm den Herrn Leutnant en beten grugen tau maken, un den Leutnant würd ok grugen. Hei frog, üm de Red' up en anner[167] Thema tau bringen, mit wat de Kopmann eigentlich handeln ded? – Nu hadd äwer Herr Notorjus nah sine Meinung all naug fine Lewensort unnütz utgewen, hei antwurte also nich dorup un predigte wider in sinen Text: »Aber ich habe ihn verklagt, nun mag er zusehen! Sein Kredit ist futsch – und denn der Schimpf! – Ist bis dahin noch nie verklagt, hat's sich aber selbst zuzuschreiben. Was sagen Sie dazu?« – De Notorjus rückte den Herrn Leutnant häßlich up't Ledder, un in den armen Leutnant klorte sick dat allmählich so dick up, as wir dit woll dat Vörspill tau dat natte Johr, wat up em inbreken süll. Hei haust'te un nörrickte denn en beten sihr verlegen herümmer, säd äwer nicks dortau, wil hei nich wüßt, wat hei dortau seggen süll. Dat was äwer ok ganz glikgültig, denn de Herr Notorjus führte in sin Fohrwater wider un kamm em neger: »Aber, Gott sei Dank! ich habe nicht immer mit solchen Lumpen zu tun, der Kerl ist 'ne Ausnahme. – Und da wir nun doch zufällig von Geldgeschäften reden« – hir treckte sei sin Taschenbauk herut – »so erlauben Sie mir wohl, Ihnen Ihren Wechsel zurückzugeben«, und dorbi höll hei em den Wessel äwer 830 Daler hen, un de Rottenuhren, de spitzten sick, un ut dat gelgrise Gesicht steken de grisen Ogen herut, un üm de drögen Lippen flog so'n Smäustern, as wenn sin Ebenbild Speck rüken deiht. – Uns' arm Leutnant namm den Wessel un versöchte, den Mahner dörch en glikgültigen Schin von sick aftauwehren. Ja, säd hei, hei süll em man wedder an sick nemen, hei wull't em schicken; hei wir hir so plötzlich her reist, un de Veranlassung tau dese Reis' wir so trurig west, dat hei an so wat nich hadd denken künnt. – Ja, antwurt'te de Herr Notorjus, dat glöwte hei em, denn hei wüßt dat an sick sülwen, as sin Vader storben wir, de Minsch dachte denn an nicks, as an sinen Verlust – un dorbi makte hei so'n leidig Gesicht, dat de Leutnant wedder frischen Maud kreg –, äwer, säd de Notorjus, hei hadd in de letzte Tid ümmer an desen Wessel dacht un denken müßt, denn hei hadd grote Verpflichtungen ingahn un müßt allens tausamen schrapen –[168] Geld müßt hei hewwen. – »Aber es ist ja doch nur eine Kleinigkeit«, föll Axel in. – »Ja – ja wohl!« säd de Herr Notorjus un halte noch Papiere ut sine Breiwtasch hervör, »und dann noch diese Kleinigkeit«, un dorbi läd hei de Wessel äwer tweidusend Daler up den Disch, de David in den Leutnant sin Garnison upköfft hadd. – De Leutnant verfirte sick, mit den glikgültigen Schin hadd dat en En'n: »Wie kommen Sie zu diesen Papieren?« rep hei ut. – »Herr von Rambow, ich glaube der Name ›Wechsel‹ kommt davon her, daß diese Papiere fortwährend ihren Besitzer wechseln; es kann Sie daher nicht befremden, daß ich diese hier an Zahlungs Statt angenommen habe, um so mehr, da ich wußte, daß mir dadurch viel Schreiberei und Postgeld erspart würde.« – De Leutnant würd' ümmer verlegner, äwer an en afkort't Spill dacht hei noch lang' nich. »Aber, lieber Herr Notarius, ich habe augenblicklich kein Geld.« – »Nicht?« rep de Notorjus un kek sinen Schuldner mit en Utdruck an, as hadd em de eben in de allerswarteste Seel rinneseihn laten un hadd em vertellt, dat hei en Bündnis mit den Düwel slaten hadd. – »Nein«, set'te hei hentau, »das glaub' ich nicht.« Un wat nu de Leutnant seggen, versäkern un bidden müggt, hart un kolt stunn de Notorjus vör em un säd em frech in't Gesicht: dat glöwte hei em nich, hei wull man nich betahlen. – Endlich un tauletzt kamm denn wedder dat olle, schöne Middel von Prolongation up't Tapet, wotau sick de Leutnant jo girn von Anfang an verstahn hadd, wenn't em vörslagen wir; äwer dat paßte nu irst in den Notorjus sinen Kram, denn hei wull mihr Provisionen hewwen as David un wull ok sin Vergnäugen bi de Sak hewwen; denn hei wir en Mann, de girn Spaß müggt, un sin Hauptspaß was, wenn hei tau sick seggen künn: gegen dine Klaukheit kümmt keiner, sei set't ehren Faut up Vörnehm' un Gering', un en Spaß is't, wenn sei dorunner zappeln.

Dat wiren de Ängsten un Nöten, in de Axel von Rambow bet an den Hals satt, un de em de Truer üm sinen Vader stuften. Ut 'ne deipe Truer, de uns' Herrgott schickt hedd,[169] arbeit't sick 'ne See! woll wedder rute as en Minsch, äwer den de Bülgen von de wide, ewige See tausamslagen sünd; hei möt mächtig raudern, äwer kümmt hei an't Äuwer, denn steint hei reiner un käuhler dor un süht sick rüstig nah nige Arbeit üm. Wer äwer in de gemeine Not dörch sinen eignen Vörwitz follen is, de föllt in den Sump, de Smutz hackt em an, un hei schämt sick, de Lüd' vör de Ogen tau kamen. So gung dat den jungen Herrn, hei schämte sick, dat hei lichtsinnig lewt hadd, hei schämte sick, dat hei sick mit swarte un witte Juden inlaten hadd, hei schämte sick, dat hei in sick sülwst kein Middel funn, sick rut ut den Sump tau helpen, un dat de Middel, de em annere unner den Faut gewen hadden, em noch deiper dorinner drücken müßten. – Un wo licht hadd hei dit all ut den Weg' gähn kunnt, wenn hei sick Hawermannen anvertrugt hadd! Wo girn hadd de em up Stun'ns hulpen, dor de Grund wegfollen was, de em dunnmals hinnerte, de Kammerrat. Äwer dat Minschenhart is en verstocktes un dorbi en verzagtes Ding, un dit verzagte Ding glöwte mihr Rauh tau finnen, wenn dat Milen tuschen sick un sinen Schimp leggen ded; Axel reiste also von sinen Gaud tidiger af, as sine Swestern hofft hadden.

In sine Garnison was dat noch all so, as hei't vertaten hadd, äwer hei was anners worden, taum wenigsten säd hei sick dat däglich sülwst; äwer wenn einer sin Kameraden fragen will, so warden de em seggen, sei hadden nich wat Besonders an em markt, un dat was ganz natürlich, denn dat, worin hei sick hauptsächlich ännert hadd, sine gauden Vorsätzen, kamm nich recht tau Rum. Hei wull sporsam warden, hei wull sin Vaders Rat folgen un wull so gaud, as't gung, de Landwirtschaft ut de Bäuker bedriwen, hei wull ... hei wull ... oh, wat wull hei all! – Sine Sporsamkeit fung des Morgens all tidig an, all bi den Koffe, hei drunk em von nu an 'ne heile Woch' lang ahn Zucker, »denn«, säd hei, »wer's Kleine nicht ehrt, ist's Große nicht wert«; nah den Koffe rokte hei sin Zigarr, staats süs tau twintig, nu tau negenteihn Daler, dat süll em hentrecken; sin Burß kreg[170] irnstlich Schell, as hei em beleggte Botterbröd' taum Frühstück bröchte, un kreg Befehl, jeden von sine beiden Pird 'ne halwe Matt Hawern aftautrecken, denn 't wiren hochbeinte Johren, säd hei. Dit Letztere allein hadd von all sine nige Inrichtungen Dur – wohrscheinlich, wil hei nich mit sin Mähren ut ein Krüww faudert würd –, all dat anner slep nah 'ne Woch in, worüm? wil 't, säd hei tau sick, nich dörch de Bank dörchführt warden künn, un gründlich müßt so wat doch dörchführt warden. – Mit dat Studieren in de Bäuker gung dat ebenso, de irsten drei Siden in jedes Bauk wüßt hei binah utwennig, so oft hadd hei sei lesen, denn hei hadd ümmer wedder von vören anfangen müßt, wil dor ümmer wat tüschen kamen wir, wat em ut den Text bröcht hadd. As hei't so sur mit den Anfang sick hadd warden laten, belohnte hei sick för sinen Flit dormit, dat hei sick dat Interessantste ut de Bäuker rute söchte, un as hei sei up des' Ort dörchsnückert un hir un dor en Kapittel äwer de Pirdtucht lesen hadd, smet hei sei bi Sid un säd, dat wüßt hei all un wüßt dat beter, in de Sak wir Thaeren-Vatting scheiw wickelt. Äwerall – wat hülp em dat Lesen in de Bäuker, wenn hei de Sak nich praktisch anfaten kunn; dat wüßt hei sihr gaud, jede Landmann müßt praktisch sin, wider gor nicks as praktisch. Hei makte also de Bekanntschaft von den Herrn von So un So, de in de Neg' en Gaud hadd, hei red mit em tau Feld un frog ebenso as de Herr von So un So den Inspekter, wat hüt dahn würd, un wenn hei tau Hus kamm, denn wüßt hei't ebenso gaud as de Herr von So un So, dat in Seelsdörp an den 15. Juni Meß führt was un dat den Herrn von So un So sin Schimmel-Wallach in Basedow von den Gray Momus follen wir; oder hei gung mit den Herrn von So un So tausam mit 'ne Flint up den Nacken äwer de Gaststoppel un kreg bi weg'lang tau weiten, dat dat letzte Fäuder Gasten an den 27. August inführt was, schot en por Häuhner, un wenn hei des Abends tau Bedd gung, denn wüßt hei ebenso gaud as de Herr von So un So, woans de Häuhner smeckt hadden.[171]

Dese Ort von praktische Landwirtschaft kunn em sihr gefallen, un wat den Minschen geföllt, dorvon pleggt hei girn tau reden, un doran let uns' leiw' Axel denn dat ok nich fehlen, un so kunn em dat ok nich fehlen, dat hei bald in en landwirtschaftlichen Geruch kamm un as en staatsches, gatenes ökonomisches Talglicht, vir up't Pund, mang sine Kameraden rümmer gung. Wil nu.de meisten von sine Kameraden Sähns von adelige Gaudsbesitters wiren, de ok mal eins för desen sworen Stand bestimmt wiren, un de mit Grugel doran dachten, dat sei mal ut dat lustige Soldatenlewen in de sure Arbeit von so'n Gaudsbesitter rinne süllen, so kamm Axel noch biher in den absonderlichen Geruch von ungeheuren Flit, un de Kameraden keken em as en Wunnerdirt an, wat sick ut reine Wollust in't Arbeitsgeschirr un in't Jüch spannt hadd. De meisten bewunnerten em, äwer weck Däs'köpp wiren dor ok mang, de de Näs' äwer em krüs'ten un meinten, för en Leutnant rök sine Unnerhollung tau sihr nah Meß.

Hei hadd sick äwer öfter in landwirtschaftlichen Dingen as Richter upsmeten un hadd nu sin Anseihn in desen Hinsichten uprecht tau erhollen, hei dürwte also ok nich locker laten un müßte mit de Tid furtschriden. Un de Tid makte üm dese Dreih herüm grote Schritten in de Landwirtschaft, denn de Professer Liebig hadd för de Herrn Landlüd' en ganz entfamtes Bauk schrewen, dat krimmelt un wimmelt vull Kahlen un Zapeter un Swewel un Gips un Kalk un Salmiakspirtus un Hydrat un Hydropath – 't was rein taum Verrücktwarden! Äwer wat nu en beten höger rut un de Fingern in de Wissenschaften stippen wull, dat schaffte sick dat Bauk an, un denn satt dat dor un les' un les', bet em de Kopp roken würd, un wenn dat tausamen kamm, denn stred sick dat, ob de Gips en Reizmiddel wir oder en Nohrungsmiddel – d.h. för den Klewer, nich för den Minschen – un ob de Meß stünk von wegen den Salmiakspirtus oder von wegen sine eigene stinkerige Natur. – Ok Axel hadd sick dat Bauk anschafft, un em gung't ebenso as all de annern, hei les' un[172] les', äwer hei würd ümmer düsiger, un in den Kopp dreihte sick dat bi em, bet hei dat mit 'ne Angst kreg, em künnen de Schruwen dorin losdreihn, un hei dat Bauk taumakte. Em wir't nu mäglicher Wis' ebenso gahn as all de annern, hei hadd de ganze Wissenschaft vergeten, wenn hei nich dat Glück hatt hadd, en gaudmäudiges Apteiker-Subjekt kennen tau lihren, de em all dat Deuwelstüg, wovon de Professer schriwen ded, in sine eigene Hand gewen ded un em mit sine eigene Näs' doran rüken let. Dit was denn nu de praktische Weg, un von den Ogenblick an kennte hei de Sak un kennte sei ebenso gaud as Liebig sülwst, so dat hei nich wider in dat Bauk tau lesen brukte.

Ein Feld in de Landwirtschaft indessen was't vör allen, wat em gefallen kunn, dat wir dat Ackergeschirr un de Maschinen. Hei hadd von Lütt up an en grotes Wollgefallen an allerhand Knüteri hatt, hei hadd sick as Jung' lütte Mählen makt, hei hadd pappt, un trotzdem dat sin selig Mutter en groten Wedderwillen gegen allens hadd, wat nah't Handwark smeckte, hadd hei't doch dörchset't, dat hei in sine Schaultiden Provatstun'n bi en Baukbinner hadd nehmen dürwt. Dese lütten Künst kemen em nu hellschen tau Paß, hei wüßt sick ungeheuer licht ut 'ne Teiknung von en nimodschen amerikanischen Haken un 'ne schottsche Egt tau vernemen, un't wohrte gor nich lang', dunn was hei midden in dat unschüllige Vergnäugen, sick lütte Hakens un Eggen un Walzen tau sniden. Hirbi höll hei sick äwer nich up, hei gung wider un wagte sick mit de Wil an Rappklappern, Linrummeln un Kurnburren. Dorbi wir hei nu mäglicher Wis' stahn blewen – un't was för en Leutnant jo ok aller Ihren wirt, dat hei sick den Uneformsrock uttrecken ded un mit Togmetz, Frittbohrer un Limdägel herümmer handtierte –, wenn hei nich de Bekanntschaft von en ollen, halw verdreihten Uhrkenmaker makt hadd, de sine Lewenstid un sin beten Hab un Gaud doran set't hadd, för de undankbore Minschheit dat Perpetuum mobile utfünnig tau maken. Dese olle Wolldähter för de Minschheit führte em nu in sine Kunst[173] in un wis'te em, wo ein Rad an't anner paßt warden müßt un doran 'ne Rull un doran 'ne Schruw' un doran 'ne Kurbel un doran wedder en Rad un denn allens wedder von vören; hei wis't em Maschinen, de nich gungen, un weck, de gungen, un weck, de nich gungen, as sei süllen; hei wis'te em Maschinen, ut de sick Axel vernemen kunn, un weck, worut Axel sick nich vernemen kunn, un weck, worut hei sick sülwst nich vernemen kunn; äwer de Sak was doch tau interessant för Axeln, un hei smet sick ok taum Minschenbeglücker up un wull ok wat erfinnen. Ja, hei wull ok 'ne Maschin erfinnen, en Ackergeschirr, wat alle Arbeit up den Felln ded, dat süll tauglik haken, eggen, walzen un Kluten kloppen, un't was rührend antauseihn, wo de junge, frische Kavallerieleutnant mit den ollen drögen, verschrumpelten Uhrkenmaker tausam satt un doräwer nahdacht, wo hei mit Hebel un Schruwen de Minschheit tau Höchten wuchten wull.

Un so hadd 't jo minentwegen un sinentwegen ok ümmer bliwen kunnt, hei hadd de Minschheit mäglicher Wis' tau Höchten bröcht, wildeß sei em mit Provisionen un Diskonto un so'n Tüg ümmer wider dalbringen ded, denn an't Betahlen von sine Schulden was nich tau denken, un wenn Pümpelhagen ok en schön Stück Geld afsmiten ded, so wiren doch tauirst sinen seligen Vader sine Wesselschulden, as dat ok in't Testament set't was, tau betahlen, un sine Swestern wullen doch ok lewen, un in'n äwrigen lewte hei gedankenlos in de Welt rinne, wenn de irste Not man kihrt was.

Äwer 't giwwt en Swester- un Brauder-Por in de Welt, de schüddeln ok den Glikgültigsten ut den Drom un driwen em ahn Ümstän'n von de warrne Abenbänk in Storm un Regen; dat is de Haß un de Leiw'. De Haß stött einen köpplings rute un seggt: Hir, Hundsfott, wehr di! De Leiw' fött einen sachten an de Hand un leddt einen rut ut de Dör un seggt: Kumm mit, ick wis' di 'n beter Flag. – Äwer 't is Mies as Mus; von de schöne, fule, warme Abenbänk möt einer doch[174] furt. Axel süll mit beiden bekannt warden, un dit kamm so ganz von ungefihr, hei ded nich vel dortau.

Ob 't noch so is, weit ick nich; äwer dunntaumalen was dat bi den Preußen so Mod', dat de Regimentskummandür regelmäßige Konduwitenlisten von de Offiziers nah Berlin inschicken müßt, un wat de König Fridrich Wilhelm was, de kek ok woll sülben mal en beten in de Poppieren, blot mal tau seihn, wo de Gesellschaft sick schicken ded. Na, Axeln sin oll brav Oberst müggt den Herrn Leutnant girn liden, wil dat hei ok mal en Gaud hatt hadd, dor hinnen in't blage Länneken bi Bütow un Lauenburg, worup hei äwer dörch 'ne ganz kurjose Wirtschaft mal rein all worden was, un wil dat hei nu doch einen hadd, den hei sine Moden in de Wirtschaft utenanner setten kunn, de dorup herute kemen, dat hei abslut nich mesten wull, wil hei 't nich för gaud insach. Kort, hei hadd sine Moden för sick, un nu gung't em as de ollen Fuhrlüd; wenn hei ok nich mihr führen kunn, müggt hei doch girn noch klappen, un so redt hei noch ümmer girn äwer sine Wirtschaft, un Axel hürte flitig tau, un wil dat unhöflich west wir, weddersprok hei em ok nich, weswegen em de Oberst för ungeheuer klauk höll. Axeln sine Tügnisse wiren denn ok ümmer sihr gaud; äwer leider Gotts hadd de oll Oberst sick tau wenig mit de Ottografi afgewen, un so schrew hei denn mal: »Leutnant von Rambow ist ein durchaus ›fe-iger‹ Offizier« – hei wull »fähiger« schriwen. Dit hadd nu de König sülben lesen un hadd an den Rand schrewen: »Einen feigen Offizier kann ich nicht gebrauchen; ist auf der Stelle zu entlassen.« Dat was nu en dull Ding för den ollen Obersten; dat müßt doch wedder in de Richt bröcht warden; äwer hei sach keinen annern Utweg, as dat hei sinen Adjudanten üm Rat angung, woans un woso? De renkt em de Ottografi un de Sak denn ok wedder in; äwer 't Krätending hadd 't Mul nich hollen, un 't wohrte nich lang', dunn zielte de ganze Ban'n mit ehre slichten Witzen up unsen unschülligen Axel. Vör allen was 't so'n rechten Dicknäsigen »aus altem Hause«, de em all ümmer mit sine[175] Ökonomie brüdt hadd, nich, wil hei sei dämlich bedrew, ne, wil hei sei äwerall bedrew, un de nu den Schruwstock so drist anset'te, dat all de Kameraden dat marken müßten; blot Axel markte nicks dorvon, wil hei gor keine Ahnung dorvon hadd.

Dortau kamm noch 'ne annere Sak; de Herr von So un So, bi den Axel tau Pird un mit en Scheitprügel de Landwirtschaft praktisch bedrew, hadd 'ne wunderhübsche Dochter na, lach hir keiner! 't was würklich en Prachtmäten –, un nah de stek de Herr Leutnant »aus altem Hause« herümmer, sei äwer let em en beten linksch liggen un höll sick mihr rechtsch tau Axeln, de ok in ehre Gegenwart sine fründlichste Sid herute kihrte. Was dat nu, dat de jung' Dam an dat dummdriste Wesen von den Herrn Leutnant »aus altem Hause« keinen Gefallen funn un dat sei, wenn sei einmal frigen süll, ok en ganzen Kirl, nämlich ok einen mit Waden, hewwen wull, oder was dat Axeln sine grote Gaudmäudigkeit un sine würkliche Bescheidenheit gegen Damen, de ehr geföll, 't wohrte nich lang', dunn satt Axel so weik as Hahn in den Korw, un de Herr Leutnant »aus altem Hause« satt up de Hekeltinnen von de Iwersük.

Nu begaww sick dat, dat dat Offizierkur en groten Ball utrüsten würd un dat de Herr Leutnant »aus altem Hause« sick tau dese Festlichkeit falsche Waden ansnallen würd. Unnenwarts kennten em nu sine eigenen Kameraden binah gor nich wedder, un wil dat nu unner so vele junge, lustige Lüd' taum wenigsten ümmer ein Hasenfaut mit mang löppt, wat hir de Adjudant was, so namm des' Axeln sinen Gegenbuhler sine bomwullenen Waden taum Stichblatt un stek em dor, ahn dat de anner dat markte, 'ne gadliche Smetterlings-Sammlung up, mit de denn de Herr Leutnant »aus altem Hause« munter ümherhopste. Na, 't Wisen un Kiken un Lachen kunn jo nu nich utbliwen, un as de Herr Leutnant nu de Swalbenswäns' un Truermantels up sine Wadenutrüstung sach, würd hei mit Recht eklich falsch, un in helle Wut brok hei up dat irste beste lachende Gesicht los, wat[176] em in de Ogen föll, un dat was Axeln sin. – »Wenn Sie nicht«, rep hei wütend, »durch des Obersten Konduitenliste hinlänglich gezeichnet wären, so würde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Sie zeitlebens zu zeichnen.« – Axel wüßt sick de Würd' tworsten nich uttaudüden, hei hürte äwer sihr düdlich ut den Ton de Beleidigung herute, un wil hei nu würklich kein Bang'büx was un eben ok licht hastig warden kunn, so rep hei sinen Gegenbuhler ebenso wütend tau: wat hei mit sine Würd' seggen wull, verstunn hei nich, äwer sin Ton wir von de Ort, dat hei em up en stilles Flag dorför woll mal eins äwerstraken müggt; un somit gung hei nah sinen Hauptmann, mit den hei up en gauden Faut stunn, un fragte em nah de Bewandtnis von de Sak; un wat hei hir hüren ded, was just nich dortau angedahn, sine Wut tau stillen. En grimmigen Haß äwerföll em, un hei födderte den Leutnant »aus altem Hause« un den Adjudanten dortau, wil hei de Sak utbröcht hadd, un de Leutnant »aus altem Hause« födderte den Adjudanten ok wegen de Smetterlings-Sammlung, un so führten denn alle drei eines schönen Sünndagsnahmiddags mit en groten Hümpel von Sekundanten un Tügen un Unparteiischen un Doktors un Feldscherers in en käuhlen Holt un slogen sick de Gesichter bläudig un schoten sick de Knaken intwei; un dunn was wedder Fred in'n Lan'n. Axel kreg en Ding dwas äw're Näs, wil hei dummer Wis', staats mit den Degen, mit dat Gesicht pariert hadd.

Na, wenn dit em nu grad nich verschönern ded, Schaden bröcht em dat likerst nich: den Herrn von So un So sine hübsche Dochter müßt von de Sak hüren, sei rimte sick männig lütte Pikanteri, de tüschen de beiden Gegenbuhler vörfollen was, dormit tausam, un wer kann ok en ganz verstännig Mäten dat verdenken, wenn sei glöwte, dat sei de unschüllige Ursak von de Heldendahten wir un dat sei Axeln sörre de Tid noch en beten mihr vörtog as vördem.

Nu künn ick hir de ganze Leiwsgeschicht tüschen Axeln un Frida utführlich beschriwen, un dat möt jeder seggen, dat ick mi tau mine Leiwsgeschicht en por Personen utsöcht heww,[177] as sei dortau nich mal in de Bibel tau finnen sünd, en Kürassierleutnant un en Eddelfrölen, äwer – ick will nich, ick dauh 't nich! Denn irstens dauh ick äwerall nich mihr, as ick möt; un wer will mi dwingen, dat ick de jungen Börgerdöchter, de dit mäglicher Wis' lesen, Provatunnerricht in de Leiw' mit en Kürassierleutnant gew oder de jungen Handlungsdeiners unnerwis', woans sei sick mit en Eddelfrölen anstellen möten? Wer giwwt mi wat dorför? Un tweitens will ick hir man gradtau un ein för alle Mal seggen: ick schriw äwerhaupt nich för de jungen Lüd', ick schriw blot för de ollen, de sick des Nahmiddags up dat Sofa leggen un en Bauk mitnemen, üm sick dormit de Fleigen von de Näs' un de Grillen ut den Kopp tau jagen. Un drüddens: ick heww in dit Bauk noch uterdem drei junge Mätens tau verfrigen, un wer weiten will, wat dat heit, de frag man bi 'ne Mutter von drei unbegewene Döchter an. Lowise Hawermann möt doch en Mann hewwen, un wir't nich jammerschad', wenn de beiden ollen lütten Druwäppeling'n as olle Jumfern dörch de Welt tründeln süllen? Un virtens un letztens: ick bün ok gor nich in'n Stan'n dortau, 'ne Leiw' von en Kürassierleutnant richtig tau beschriwen, dat geiht Jochen äwer, dor hürt en Shakespeare oder 'ne Mühlbachen tau, un wer weit, ob't Shakespeare ok t'recht kregen hadd, denn so vel ick weit, hett hei sick nich doranne wagt. – Kort un gaud: sei kregen sick, un 1843 tau Pingsten würd de Hochtid hollen, un de Herr von So und So gaww sinen Segen dortau as Utstüer, wil hei süs nich recht wat tau gewen hadd. Na, wi willen äwer christlich an em handeln un willen em wat gewen, nämlich en Namen, denn wenn hei nu doch einmal uns' Swigervader warden sall, möt hei 'n Namen hewwen, un heiten sall hei also: Herr von Satrup up Seelsdörp, wovon em äwer noch weniger hüren ded as Axel von Pümpelhagen.

Frida von Satrup was en verstännig Mäten un sach dat all vör de Hochtid in, dat »Herr Leutnant« man en grot Stück von en lütten Appel wir un dat »Fru Leutnanten« irst recht man en lütt Stück von en groten Appel wir, sei höll also[178] dorup, dat Axel von't Militör argahn süll, un Axel sach dat mit de Wil' in, dat de Fopperi mit den »fe-igen« Offezirer noch lang nich ehr Endschaft kregen hadd un dat em de Schnitzers, de de oll Oberst in de Konduwitenlisten maken ded, mit rode Tint in't Gesicht anstrecken warden würden; un taudem hadd hei nahgradens doch ok den allergrötsten Driwwt un Drang, sine landwirtschaftlichen Kenntnissen up Pümpelhagen in bores Geld ümtausetten un dormit sine Schulden tau betahlen.

Hei namm also sinen Afschid, packte sine Galauneform, Schärp un Epoletten in 'ne Kist, höll mit Tranen in de Ogen 'ne gerührte Afschidsred' an sinen tapfern Degen, läd den ok in de Kist, nagelte un sigelte den Kasten dicht tau, schrew dorup: »Im Fall eines plötzlichen Todes von meinen Erben zu erbrechen«, schickte dat Ganze nach Pümpelhagen, höll sine Hochtid in'n swarten Liwrock un reiste mit sine junge Fru up 'ne Tid lang an den Rhein.

Woans hei nu tau Johanni 1843 sinen Antritt in Pümpelhagen namm, dat hürt up en anner Blatt.

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Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 166-179.
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