Kapittel 4

[58] Wer eigentlich den Minschen as en Burrkäwer an en Faden burren lett un denn männigmal an den Faden treckt. Wo Bräsig, de ollen Größings, Jochen Nüßler, Herr Paster, Moses, Hawermann üm de lütt Lowise, all an desen Faden regiert warden. Worüm de Herr Kammerrat so redselig ward, un wat Hawermann för 'ne Nahwerschaft kriggt. Wat de Herr Kammerrat mit Mosessen tau dauhn hadd, un worüm de Kürassierleutnant in sin Vaders Fauttappen un David ut sin Vaders Fauttappen tred.


Up den Slag bi de Mähl stunn äwer Johr wedder Brakweiten, as in dat Johr, in dat Hawermann up dat Gaud tautrecken ded. In elben Släg lagg dat Gaud; elben Johr wiren also sörre de Tid vergahn. De Inspekter kamm ut de Kirch, denn't was en Sünndag, un hei hadd den Paster sine Predigt hürt un sin lütt Döchting besöcht; hei gung tau Faut den Kirchstig entlang, denn de Weg was kort, un de Dag was schön, so schön, as em Jehannsweder maken kann; hei gung dörch sinen Weitenslag, un ein von de reinsten Freuden kamm äwer em, de, dat uns' Herrgott sinen sichtboren Segen utgaten hadd äwer dat, wat wie in minschliche Hoffnung, äwer ok in minschlichen Unverstand utsei't hewwen. Hei hadd nicks bi desen Segen, de hürte sinen Herrn; äwer de Freud was sin, un de makte em dat Hart wid un den Sinn hell, un in den hellen Sinn blitzten fröhliche Gedanken up, as Fisch in 'ne klore Bäk. Hei fläut'te en lustig Stückschen för sick un müßt binah lachen, as hei sin eigen Fläuten hürte, denn tau so'n Utbreken von Lustigkeit kamm hei nich oft. »So«, säd hei, »einmal bün ick nu in de elben Johr dat Feld rund, un dat Gräwst is bi Sid, nu noch einmal rund! denn sall de Wirtschaft ut annern Ogen seihn.« – Hei slog den Weg dörch den Goren in, de hoch lagg un an en lütt Eiken- un Bäuken-Holt stödd, in dat[58] de Gäng' un Stig' hüt sauber reinmakt un harkt wiren, denn de Kammerrat wull mit sine Fomili hüt inrücken und hadd sick tau halwe Nahmiddag anmellen laten. As hei up den Äuwer kamm, stunn hei still, kek sick nah den Weitenslag üm un lachte so för sick hen: »Ja, anners kledt em dat, as den'n vör elben Johr, den ick dunn meihen let; äwer wat recht is! Ditmal hett dat ok beter johrt. Na, wat de oll Herr woll seggen ward! Bet taum Aust liggt man noch gor tau vel Tid dortüschen; äwer den Rapp hewwen wi doch nu so gaud as säker. – Wenn hei blot nich wedder all vörweg verköfft is!« süfzte hei. »Weit de Kukuk –!« Un nu föllen em all de Summen in, de hei all in de langen elben Johren afliwert hadd, »de olle Herr kümmt nich wider un kümmt nich wider; äwer, du leiwer Gott, dor hett hei nu de fiw Döchter un de twei Herrn Swigersähns, de em melken, un denn de gnedige Fru, de jo woll glöwt, wil't Geld rund is, möt't ok lopen, un denn den Sähn – wat de em woll bi de preußschen Kürassier kosten deiht! – Ja, de Tiden sünd beter worden, vel beter, as tau mine Tid; äwer wer einmal in de Klemm sitt – 't is slimm, un hei ward mi up Stun'ns gor tau olt utseihn.« – Hei hadd noch Tid, sei wullen up den Kammerrat hüt mit dat Middageten täuwen, obschonst hei dat nich heiten hadd; dat hürte sick nich anners, hadd Hawermann seggt. »Ja«, säd hei noch mal un set'te sick in 'ne käuhle Lauw, »freuen ward hei sick äwer den Weiten, un 'ne Hülp ward hei em sin, denn hei gellt wat, un de Tiden sünd beter worden.«

Ja, de Tiden wiren strammer worden, denn wat sünd för den norddütschen Landmann un äwerall för den Minschen de Tiden anners as lange, lange Faden, de hinnen wid in England un in Amerika un äwer de ganze Ird mit dat ein En'n anknüppt sünd un an dat anner em regieren, de männigmal ganz slapp liggen, dat hei un wat an em bammelt – un dat's för unsen Landrnann binah dat ganze Land – sick nich rögen kann, un denn mal wedder stramm antreckt warden, dat allens lustig dörchenanner schürt un allens ümkatert ward bet in de bütelste Eck herin. Ok in uns' lütt Minscheneck was de[59] Faden strammer antreckt un hadd Jung'-Jochen sinen puzellanenen Pipenkopp un blierne Swammdos' un sin blaganstreken Eckschapp un den gewichs'ten Sofa ut den Hus' un de oll gelbeinigte Dam von Kutsch ut dat Wagenschur rute un dorför en meerschümenen Pipenkopp mit Sülwer beslagen un en »mahony Sekletähr« un 'ne mastige Kretur von'n Diwahn in de Stuw' rinne treckt, un in sin Wagenschur stunn en Ding von Fuhrwark, wat Bräsig ümmer dat »Phantom« näumen ded, wil hei up de Reknung 'ne »E« för 'ne »N« un 'ne »N« för 'ne »M« anseihn hadd; un hei hadd recht, denn't Ding sach binah so ut, as künn't einen in'n Drom vörkamen. Un de sülwige Faden hadd ok Bräsigen sinen Herrn Grafen de Hand regiert, as hei em nu nah binah twintig Johr de Erlaubnis schriftlich gaww, dat hei up Stun'ns för sinentwegen frigen künn, un dat hei em 'ne Verschriwung gaww »auf eine zuständige Pension für seine alten Tage.« Un in desen Faden, as hei slapp was, hadd sick de lütte Fru Pastern inwickelt as en Brummküsel, den sick de Jungs uptömen, un nu as hei antreckt würd, küselte sei sick üm ehren Paster rümmer un brummte em däglich in de Uhren: wenn de Preistet-Acker nu wedder verpacht würd, künnen sei gaud dat Duwwelte verlangen. Un as Moses bi den letzten Johressluß sine Hauptsumm tog un unnen 'ne lütte Eins un vir grote Nullen schrewen hadd, dunn tuckte de Faden em an den Arm, un ut de vir Nullen wiren fiw worden: »David, leg's Buch weg«, säd hei, »es stimmt.«

Äwer an desen Faden, wo wid hei ok anknüppt un wo drist hei ok antreckt ward, ward doch man Irden-un Minschenwark regiert, un wenn uns' Herrgott ok dor achter sitt un Obacht giwwt, dat dat Slappliggen un dat Strammtrecken mit Maten geschüht, dat de Minschheit nich ganz still up einen Hümpel liggt un sick anstickt un ful ward oder wild dörchenanner rönnt, as wenn en Sack mit Arwten platzt is, de enzeln Minsch hett an desen Faden doch so velen Willen as en Burrkäwer an sinen, wenn de Kinner dormit spelen, hei kann hir un dor herümmerburren. Ein anner Faden äwer regiert noch de Welt,[60] hei geiht von baben nah unnen, un uns' Herrgott hett dat En'n sülwst anfat't, un dor kann kein Käwer an burren, un en Spelwark is't ok nich; hei hadd man en lütt beting doran tuckt, un Zacharies Bräsig hadd't Podagra kregen, un hei hadd en beten strammer doran treckt, un dat hadd de beiden ollen Nüßlerschen Großherrn up dat letzte Lager smeten, un hei hadd en Knuppen an't En'n von ehren Faden slagen, un sei wiren begrawen worden.

Zacharies Bräsig hadd frilich gefährlich schimpt un schandiert, as hei dat Tucken markte un in sinen Unverstand nich verstunn, denn hei gaww de nigen vörnemen Moden mit einnätige Wichsstäweln un dat nattkole Frühjohr doran schuld, wat hei doch mit Recht sine fetten, gesegenten Mahltiden un den gebrüklichen lütten Käm hadd anreken süllt. – Hei was verdreitlich as 'ne Hun'nfleig, un Hawermann drop em jedes Mal, wenn hei em in so'ne Ümstän'n besäuken ded, mit de Schriwwt in de Hand, de hei von den Herrn Grafen wegen dat Frigen un de Pangsion kregen hadd, un denn was Bräsig falsch, hellschen falsch, un denn säd hei: »Nu denk dich mal, Bruder, in was for ein entfamtes Verhältnis ich durch das gnedige gräfliche Poppier hineingeraten bün! Will ich heuraten, denn sagt mein gnedigst Graf, ich bün noch zu jung zu 'ner Pangsion, un forder ich die Pangsion, denn muß ich zu mir selber sagen: ich bün zu alt zu's Heuraten. Oh! mein gnedigst Herr Graf is auch noch nich viel besser as en ganz gewöhnlicher Jesuwiter; er hat's mit's Maul, er hat's mit's Maul und geht einen unter die Augen; aber schriftlich setzt er einen allerlei hundsvöttsche Paddagrafen in's Poppier, daß en Mann, der achtuntwintig Johr lang seine Knochen for ihn abstrappziert hat, nich mal ohne perßönliche Blamierung seine Pangsion verzehren kann un daß en Mann, der schon von zwanzig Johr drei würkliche Brauten gehabt hat, nu in seine Funfzigerjohren nicht einmal eine enzelne heuraten kann? – Oh, ich lach über die gnedigsten Paddagrafen un die gnedigsten Grafen!«

Wat den einen sin Uhl is, is den annern sin Nachtigal. Bräsig[61] was verdreitlich bi dat Fadentucken; äwer in Jung'-Jochen sinen Hus' was nah dat Knuppeninslagen en Gast inkihrt, den de junge Fru frilich all ümmer in de Dör hadd rinne kumplementieren wullt, de äwer ümmer nich hadd äwer den Süll wullt, dat was de Husfreden. Nu hadd hei sick recht schön behaglich up den nigen Diwahn set't un kummandierte von dor ut dat Ganze. De jung' Fru plegte em denn nu ok so, as wenn Vatter-Brauder-Sähn an't Hus kamen wir, un de beiden ollen lütten Druwäppel deden allens, wat sei em an de Ogen afseihn kunnen, un ok Jung'-Jochen schenkte den Gast in un namm de Sak so, as dat Ledder was, un ded, wat hei as Husvaderdorbi dauhn kunn. Frilich einsülwig blewhei, un annern Toback as fleigen Markur müggt hei nich, un ut de Vörmundschaft was hei nich rute kamen, denn nah de Ollen ehren Dod' hadden Hawermann un Bräsig em de Vörmundschaft äwer dat Butenwesen äwer den Kopp wegnamen un hadden de Släg' ümleggt un hadden dat Inventor in de Reih bröcht un hadden mergelt un madt, un wil dat de Ollen noch unner't Koppküssen un ut en Strumpschacht un ut dat Abenlock un süs noch von hir un dor männigen Büdel mit Geld mittaunemen vergeten hadden, gung de Sak ganz glatt un ahn vel Ümstän'n, un as't all tau Schick was, säd Jung'-Jochen: »Je, wat sall ick dor wider bi dauhn?« un let't Ding sinen Lop. Äwer de Behaglichkeit un de Wollstand, de nu üm em rümmer sick breit maken ded, makte em en ganz Deil uperweckter, un sine angeburne Gaudmäudigkeit, de so lang' unner den Filz von de ollen Herrn taudeckt was, gung nu in bloten Horen herümmer, un wenn ehr dat ok en beten rug üm den Kopp let, dat schadt nich, as de Schaulmeister mit de rode West bi't Gräfnis säd: Herr Paster, wenn't Hart man swart is.

Un wo was't nu bi Fru Pastern ehren Paster? – Dor hadd uns' Herrgott wenig tau tucken hatt, hei hadd't so makt as Jung'-Jochen, hei hadd seggt: »Wat sall ick dor wider bi dauhn? Lat't Ding sinen Lop!« Un wenn de Paster mal hen un wenn so'n lütten lisen Tog an den Arm verspören ded, wenn hei sine Predigt makte un hei kek sick denn üm, denn[62] stunn blot sine lütte fründliche Fru achter em, äwer mit den Wischdauk, un putzte an sinen Lehnstauhl rümmer un frog, wat hei de Bors bradt oder kakt hewwen wull, un wenn hei denn grad in sine Predigt bi Petri Fischtog oder bi de grote Fischspisung ut't Evangelium was, denn schoten em allerlei verdreitliche, unchristliche Gedanken von Bradfisch un Merrettig un Botter dor mit mang, dat hei sine leiwe Not hadd, Predigt un Amtswürd uprecht tau erhollen. Äwer wat wiren dese lütten Leiden, an de em sine Regina von Anfang an all gewennt hadd, gegen sine groten Freuden? – Du leiwer Gott! ick heww von minen Gärtner-Fründ Jühlke in Erfurt 'ne schöne Lilgenzwibel schickt kregen, de nu in de Märzsünn ehre ihrsten Bläder driwwt, un min irste Gang is des Morgens tau ehr, üm tau seihn, wo vel Bläder sei äwer Nacht drewen hatt, un ick pöll doran herümme, üm tau seihn, ob sei ok an de Wörtel fühlt, un ick drag sei von dat kolle Finster an den warmen Aben un von den düstern Aben an dat helle Finster in de Gottessünn, un 't is doch man irst en gräunen Schuß, de ut de Ird kümmt, un noch kein Blaumenknupp, un 't is doch man en Planten- un kein Minschenlewen, un wo freu ick mi all äwer ehr Driwen un Wassen un Gräunen! Un Fru Pastern ehr Paster hadd ok 'ne schöne Lilgenzwibel schickt kregen von sinen Gärtner-Fründ, Herrgott in Himmelrik, un hei un sine lütte Fru hadden sei plegt un hegt, un nu was't all 'ne Blaumenknupp worden un 'ne Minschenblaumenknupp, un de.warme Maisünn schinte up ehr, un de Fru Pastern lep des Morgens mit ehren ihrsten Gang tau ehr hen un burrte des Middags üm ehr rümme un freute sick äwer ehren gesunnen Apptit un füllte ehr noch en Lepel vull up den Teller; denn, säd sei, Lewen will tau lewen hewwen; un des Abends unner de Lind' vör de Dör snürte sei dat oll lütt Dirning mit sick sülwst in ein un den sülwigen Ümslageldauk tausamen wegen de gegensidige Warmnis, un wenn't Beddgahnstid was, denn gaww sei ehr en Gunnachtkuß: »Gott segen di, min Döchting; äwer morgen früh, Klock fiw, büst du mi wedder in de Bein!«[63]

Un den Paster sin irste Gang was ok tau ehr, un hei wacht'te un lurte Bladd för Bladd up ehre Gräunen un Wassen un gaww ehr en Staww tau Siden un bünn sei an, dat sei steidel nah baben wüß, un wehrte dat Unkrut un Ungeziefer von ehr af, un wenn hei des Abends tau Bedd gung, denn säd hei vull Hoffnung as en Kind: »Regina, nun muß sie bald blühen.«

Un so was't denn kamen, ahn dat de ollen leiwen Pasterlüd' dat markt hadden, ahn dat dat Kind dat markt hadd, dat sei in den Pasterhus' de Angel worden was, üm de sick allens dreihte, fröhlich dreihte, ahn Gnurren un Quarren, ahn Krischen un Dwang. Wenn sei in ehr lütt, einfach Kledting un den lütten, siden Dauk üm den Hals un mit de frischen Backen un de ut Rand un Band lös'ten Hor herümmer danzte in den Hus', denn was ehre Fröhlichkeit de Up- und Dalsprung för't ganze Hus, un wenn sei still dorsatt bi ehren Plegvader un lihrte un mit ehre groten Ogen em ansach, as müßt noch ümmer was Schöneres kamen, un tauletzt mit en deipen Süfzer dat Bauk taumaken ded, as wir't schad', dat't all was, un tauglik doch gaud, dat't all was, denn mihr hadd ehr lütt Hart nich faten kunnt, denn stunn Fru Pastern up Socken achter ehr un höll den Wischdauk achter ehren Rock un hadd de Tüffeln vör de Dör laten. »Denn«, säd sei, »Kinnerlihren is wat anners as Predigtmaken; de Ollen helpt dat blot denn un wenn, wenn einer ehr mal irnstlich mit de Höllenstrafen äwer't Liw kümmt; äwer 'ne Kinnerseel ...! Dor brukt einer man blot mit en Tulpenstengel tau winken, dor brukt hei keinen Tunpal tau.«

Hawermannen sin lütt Döchting was ümmer schön, äwer taum schönsten was sei doch, wenn sei, einen Schritt vörup, ehren Vader an de Hand hadd un em in den Preisterhoff rinne bröchte, wo de gauden Pasterlüd' unner de grote Lind' seten, denn lücht'ten all de gauden Dugenden, de süs still in den Minschenharten slapen un blot mal denn un wenn un enzeln tau Dag' kamen, de Leiw' un de Dankborkeit un de Freud' un de Stolz ehr von dat lewige Angesicht, un wenn Hawermann still un halw trurig neben ehr gung, dat hei so wenig[64] för sin eigen Kind dauhn kunn, denn was in ehre Ogen 'ne Festdagsfreud' tau lesen, as künn sei allen Dank, den sei ehre gauden Plegöllern schüllig was, dordörch afbetahlen, dat sei ehr ehren Vader wisen ded. Sei gung nu in ehr drütteigst Johr, un Rekenschaft wüßt ehr junges Hart von ehr Fäuhlen un Dauhn nich tau gewen, sei hadd sick meindag' nich fragt, worüm ehr ehr Vader an't Hart wussen was. Mit de Pasterlüd' was dat anners, dor hadd sei dagdäglich den Bewis, wo tru un gaud sei dat mit ehr meinten, dagdäglich hadd sei Gelegenheit, ehre Leiw' mit lütte Fründlichkeiten un Taudauhlichkeiten tau vergellen; äwer hir? Sei wüßt blot: dat wir ehr Vader, hei sprok männigmal so'n Wurd tau ehr, wat ut sinen Harten kamen müßt, un kek sei denn mal wedder mit so'n stillen, trugen Blick an, de tau ehren Harten gahn müßt. Hadd sei all reken kunnt, de Pasterlüd' hadden't mihr üm ehr verdeint; äwer dennoch ...! – Uns' Herrgott mag jo woll weck Minschenfaden dor baben so tausam knüppt hewwen, dat sei neben einanner hen lopen, sick hir up de Ird verslingen un hir nich von einanner lös't warden känen.

Hüt, as Hawermann in de käuhle Lauw satt, was't wedder för sin Kind so'ne Festdagsfreud west, un in em was't ebenso. Hei äwersach de ganze Gegend. Dat Frühjohr was vergahn, de Sommersünn schinte warm dörch de lichten, witten Wulken, en lisen Wind käuhlte de Luft en beten un bülgte dat gräune Kurn tau Höcht in den Sünnenstrahl, as wenn de Ird vör ehren Kummandür, de Sünn, 'ne gräune, sidene Fahn swenken ded. Ehr Regimentsmusik von de dusend Vägel was mit dat Frühjohr aftreckt, un blot de Kukuksraup un de Wachtelslag schallte noch, as wenn en Windstot ut de Firn af un an en Pauken- un Beckenslag äwer dat stille Land dröggt; äwer staats Klingen un Singen drog de Wind en säuten Geruch äwer de Feller, de woll von en Slachtfeld kamm, wo dusend un dusend Liken in Reihen un in Hupen legen, wat äwer nicks von bläudigen Jammer wüßt un wat för den Minschen en Wollgefallen is: de Heuaust hadd anfungen, un Hawermann satt up den Äuwer in de käuhle Lauw un äwerkek[65] sin Feld wid hen. – Woll is 'ne Gegend schön, wo sick de Feller in dusend gräune un gele Stripen un Strippen an de Barg tau Höchten trecken un wid räwer schienen as en buntes Kled, wat de Flit för de Ird wewt hett; äwer't lett unrauhig un ängstlich, as wir de Grund un Bodden mal in de Griwwelgrawwel smeten un ein jeder hadd sinen Flicken sick herute reten un quälte sick nu enzeln af, sinen kümmerlichen Profit ut sin Stückschen Ird herut tau grawen, un all tausamen hadden nu mit dese Stripen un Strippen an de Barg un in de Grün'n en Tügnis von ehre Armaud henschrewen. – Ick weit woll, dat is nich so, dat lett man so. – Bi uns is dat anners: wid hen recken sick de Släg' von einerlei Kurn bet an den blagen Holt; as en groten See in goldnen Morgensünnenstrahl dehnen sick de Rappfeller hen; wide Weiden un Koppeln harbargen dat bunte Veih, un äwer de gräunen Wischen trecken in schragen Tog de langen Reihen von Meihers in witte Hemdsmaugen; allens is ut vullen Holt sneden, allens wirkt un schafft tausamen; un wo einer dat Og' hensleiht, dor süht hei up Rauh un up Säkerheit, as sei de Rikdaum bütt. – Ick weit recht gaud, dat is nich so, äwer dat lett doch so. – Doch dat steiht up en anner Blatt; dat Og' süht blot den Rikdaum un de Rauh, un dese treckt in käuhlen Schatten mit Immensummen un Bottervägelspelen sacht in't Hart herin. So gung't Hawermannen hüt; em was so still, so glücklich tau Maud, un dankbor äwerdacht hei de letzten elben Johr, allens was gaud un beter worden, hei hadd sine Schulden an Bräsigen un Mosessen betahlt, mit sinen Herrn stunn hei up den besten Faut – sin Ümgang mit em was binah vertrulich –, denn, wenn ok de Kammerrat dat gor nich in de Ort hadd, jedwereinen sine Privatangelegenheiten up de Näs' tau binnen, Hawermannen sin Bedragen was so tauverlässig säker, hei wüßt sich so genau in sine Grenzen tau hollen, dat de Kammerrat ok woll mal äwer Saken mit em redte, de mihr em sülwst as de Wirtschaft angungen; äwer sine Fomilienverhältnisse blot hadd hei seindag nich spraken. – Hüt süll dat anners kamen.[66]

As de Inspekter en beten seten hadd, hürte hei en por Wagen vör de Dör führen. »Mein Gott, sei kamen nu all!« rep hei un sprung tau Höcht, de Herrschaft in Empfang tau nemen.

De Kammerrat kamm mit sine Fru un drei Döchter un sinen Sähn; sei wullen en Wochener söß up't Gaud bliwen un de Landluft geneiten. »Lieber Herr Hawermann«, säd hei, »wir kommen Ihnen gewiß ein bißchen zu zeitig auf den Hals; aber meine Terminsgeschäfte in Rostock haben sich rascher abgewickelt, als ich glaubte. – Wie steht's hier? Ist alles für die Damen eingerichtet?« – »Alles in Ordnung!« säd Hawermann, »aber ich fürchte, auf das Mittagessen werden die Herrschaften etwas warten müssen.« – »Kein Unglück! die Damen können während der Zeit Toilette machen, und Sie können mir unsern Weizen zeigen. – Axel«, wendte hei sick an sinen Sähn, de as en staatschen, jungen Minschen in hübsche Uneform an sine Sid stunn, »du kannst nachher Mutter und Schwestern ein bißchen in den Garten führen, denn für Ökonomie« – hir makte hei so'n kränklichen Versäuk, en beten tau lachen – »interessierst du dich doch wohl nicht.« – »Lieber Vater, ich ...«, säd de Sähn en beten benau't. – »Nein, laß es, mein Sohn«, säd de Vatter fründlich. »Kommen Sie, Herr Hawermann! Der Weizen steht ja wohl dicht hinter dem Garten.«

Hawermann gung mit em. – Herr Gott, wat was de Mann in korte Tid olt worden, un't Öller was't leider nich allein, wat em tau drücken schinte, 't was, as wenn em noch wat anners belasten ded. – As hei sinen Weiten tau seihn kreg, würd hei en beten upvermüntert un rep: »Schön, schön! Ich glaube nicht, in Pümpelhagen solchen Weizen gesehen zu haben.« – Dat kettelte denn nu Hawermannen, äwer as sei nu so sünd de ollen Entspekters: jo nich marken laten! Un wildeß em dat Hart in'n Liw' lachte, kratzte hei sick in den Kopp un säd: wullen't En'n aftäuwen, un dor wir noch vel dorbi vermakt, un dor unnen an den Wischensom herümmer, dor hadd ümmer der Deuwel sin Spill mit den Rust. – »Was noch kommen kann, können wir nicht verhindern«, säd de[67] Kammerrat. »Es ist eine wahre Freude, die Sie mir heute machen, lieber Herr Inspektor. – Ach«, set'te hei nah 'ne lütte Wil hentau, »warum haben wir uns nicht schon vor zwanzig Jahren gekannt! Es wäre für Sie und für mich besser gewesen!« – Hawermann kratzte sick nich mihr in den Kopp, de lütte Schelm, de ok dörch sin irnsthaft Wesen tauwilen flog, was weg, un hei kek sinen Herrn bekümmert an. – Sei wiren an de Gürlitzer Grenz herannerkamen. »Der Weizen drüben sieht nicht so gut aus als unser«, säd de Kammerrat. – »Ja«, säd Hawermann, »der Boden ist vollkommen so gut wie der unserige; 's ist der Gürlitzer Pastor-Acker; er hat aber wohl sein Recht nicht gekriegt.« – »A propos«, föll de Kammerrat em in't Wurd, »wissen Sie, daß Gürlitz verkauft ist? Vor einigen Tagen ist's in Rostock verkauft für 173000 Taler. Die Güter steigen, nicht wahr, Hawermann, die Güter steigen bedeutend? Wenn Gürlitz 173000 Taler wert ist, dann ist Pümpelhagen für 240000 Taler ein guter Kauf.« Un dorbi kek hei Hawermannen so recht indringlich an. – »Das ist's, Herr Kammerrat; aber für Sie führt der Gürlitzer Verkauf noch etwas anders im Munde, der Pastor-Acker fällt beim Verkauf kontraktlich aus der Pacht und schießt hier mit einem Keil in unser Feld, Sie müssen jetzt den Paster-Acker pachten!« – »Ach, lieber Hawermann, ich und pachten!« rep de Kammerrat un wendte sick üm un gung langsam taurügg, as müggt hei dat schöne Stück Acker gor nich mal anseihn, »ich habe schon so viel auf dem Halse, mich verlangt nicht nach neuer Unruhe.« – »Die sollen Sie auch nicht haben. Wenn Sie mir Vollmacht geben, mache ich die Sache mit dem Herrn Pastor ab.« – »Nein, nein, Hawermann, es geht nicht! Die Ausgaben, der Pachtvorschuß, das vergrößerte Inventarium! Ich habe überdies so viele Ausgaben; mir stehen die Haare zu Berge«, un dorbi slepte sick de Mann so mäuhsam bargan un snuwwelte äwer jeden Stein, dat de Inspekter em bisprung un em sinen Arm anböd; äwer dicht vör den Goren kreg de Kammerrat en Anfall von Swindel, dat Hawermann em hollen müßt un em knapp in de Lauw herinne kreg. – Hir in'n[68] Käuhlen verhalte hei sick frilich bald von sinen Anfall; äwer sin Wesen was so verännert, dat de Inspekter ut desen weikmäudigen, tausambraknen Mann binah nich mihr den ruhigen, bestimmten von vördem herute kennen kunn. De Mann würd so redselig, dat was, as müßt hei mal sin Hart utschüdden. »Lieber Hawermann«, säd hei un fot sine Hand, »ich habe eine Bitte an Sie: mein Brudersohn Franz – Sie kennen ihn ja von früher – hat das Gymnasium absolviert und soll einmal seine beiden Güter übernehmen, er will meinen Rat befolgen – mein verstorbener Bruder hat mich zum Vormund ernannt –, er will praktischer Landmann werden, und da habe ich Sie zu seinem Lehrmeister ausersehen. Sie müssen den jungen Mann hernehmen, er ist ein verständiger Junge, er ist ein guter Mensch.« – Ja, säd Hawermann, dat wull hei girn dauhn, un wat an em leg, doran süll't nich fehlen, un hei hadd em jo all von Lütt up kennt, un 't wir ümmer 'n taudauhlichen Knaw' gegen em west. – »Ach«, rep de Kammerrat ut, »warum konnte mein eigener Junge nicht denselben Weg gehen! Warum war ich schwach genug, gegen meine bessere Einsicht meiner Frau nachzugeben! – Es half alles nichts, er mußte Soldat werden. Aber nun kommt's, nun kommt's, mein alter Freund, nun haben wir Schulden gemacht, mehr, als wir sagen können und mögen, denn ich seh's ja an seinem gedrückten, scheuen Wesen, daß er mir nicht alle gebeichtet hat. Wenn er's doch nur täte, dann wüßte ich doch, woran ich wäre, und ich könnte ihn doch aus Wuchererhänden frei machen. – Und wenn ich auch selbst in diese Hände fallen sollte«, set'te hei nah'n beten mit swacke Stimm düster hentau. – Hawermann verfirte sick äwer dat Wurd un äwer den Ton, mihr äwer noch äwer dat Utseihn von sinen Herrn. »So schlimm wird's nicht sein«, säd hei, üm wat tau seggen, »und dann haben der Herr Kammerrat ja noch die Einnahme von circa 1500 Scheffel Raps, denn so veranschlage ich den Ertrag.« – »Und für 1700 Scheffel, die ich verkauft habe, habe ich schon das Geld, und es ist schon ausgegeben; aber das ist nicht das schlimmste, darüber ließe sich hinwegkommen. – Ach, was soll das Quälen!«[69] rep hei ut, as müßt hei sine Last mal afschüddeln. »Meine Terminsgeschäfte in Rostock sind nicht abgewickelt, wie ich meiner Familie wegen zu Ihnen sagte, ich habe eine Schuld für einen meiner Schwiegersöhne auf 7000 Taler übernommen und konnte das Geld in Rostock nicht erhalten, und in dreien Tagen muß es gezahlt werden, das Geld ist an den Käufer von Gürlitz zediert, und der muß übermorgen den Kaufpreis zahlen. Geben Sie mir Rat, alter Freund! Sie sind in ähnlicher Lage gewesen, Sie wissen, wie Sie sich geholfen haben – nehmen Sie's nicht übel! Sie sind ein ehrlicher Mann gewesen und geblieben; aber ich kann's nicht ertragen, mich in meinem ehrlichen Namen, in meinem Besitze nicht sicher zu wissen.« – Ja, Hawermann was oft in so'ne Lage west, un hei was äwern por hunnert Daler follen; un dit wiren säbendusend. – »Haben Sie mit dem Käufer von Gürlitz gesprochen?« frog hei nah en lang' Bedenken. – »Ja«, was de Antwurd, »und ich habe ihm über meine augenblickliche Verlegenheit reinen Wein eingeschenkt.« – »Und was war die Antwort?« säd Hawermann. »Aber ich kann's mir denken: er braucht's Geld notwendig selbst.« – »Das nicht, wie mir es schien, aber der Mann hatte für mich etwas Widerwärtiges, er war mir zu dreist und gradezu, und als er meine Verlegenheit bemerkte, waren mir seine Vorschläge zu listig, so daß ich das Geschäft abbrach, weil ich noch hoffte, anderweitig das Geld zu erhalten. Das hat sich aber auch zerschlagen, und ich befinde mich in größter Verlegenheit.« – »Ich weiß auf den Sturz nur eine Hülfe«, säd Hawermann, »Sie müssen sich an Moses in Rahnstädt wenden.« – »An den Geldjuden?« frog der Kammerrat. »Nie und nimmermehr!« rep hei. »Ichwürd's nicht ertragen können, mich in solchen Händen zu wissen. Nein, lieber ertrage ich die Unverschämtheiten des Herrn Pomuchelskopp.« – »Wessen?« fohrt' Hawermann up, as hadd em 'ne Wesp' steken. – »Nun, des Käufers von Gürlitz, von dem wir sprachen«, säd de Kammerrat un kek em an, as künn hei sick sin Benehmen nich recht utdüden. – »Und ist das ein Pommer aus der Gegend an der Peene, klein und stark,[70] mit einem vollen Gesicht?« – »Ja«, säd de Kammerrat. – »Und der wird unser Nachbar hier? Und mit dem wollen Sie in Geldverbindungen treten? – Nein, nein, Herr Kammerrat, ich bitte, ich beschwöre Sie, lassen Sie sich mit dem Manne nicht ein! Sie müssen mir das Zeugnis geben, daß ich nie im Guten und im Bösen des Mannes er wähnt habe, der mich ruiniert hat; aber nun, da Sie in Gefahr sich befinden, nun halte ich's für meine Pflicht: dieser Mensch ist schuld an meinem Unglück«, un dorbi was hei upsprungen, un ut sine süs so ruhig fründlichen Ogen schot en Strahl von Haß, dat sülwst de Kammerrat, obschonst hei ganz von sin eigen Sak vull was, sick dorför verfirte. – »Ja«, rep de Inspekter, »ja, der Mensch hat mich einmal von Haus und Hof vertrieben, der Mensch hat einmal alle quälenden Sorgen auf mich und mein armes Weib gehäuft, und sie ist darüber zu Grabe gegangen! Nein, nein: meiden Sie den Mann!« – De Warnung was tau indringlich, de kunn de Kammerrat nich in den Wind slahn. »Aber wer hilft?« frog hei. – »Moses!« säd Hawermann fast un bestimmt. – De Kammerrat wull Inwendungen maken, äwer Hawermann stellte sick vör em hen und säd noch indringlicher: »Herr Kammerrat: Moses! Nach Tische fahren wir zu ihm, und so wie ich ihn kenne, werden Sie's nie zu bereuen haben.«

De Kammerrat stunn up un namm Hawermannen sinen Arm; hei stüt'te sick nich blot up den, ne! ogenschinlich höll em ok den Inspekter sin bestimmter Rat äwer En'n, denn en stillen Mann, de mal ut sine Rauh rute kamen is, äuwt 'ne grote Gewalt up en annern Minschen, un wir hei ok nich so krank un in so'ne Verlegenheit as de Kammerrat, un de Stan'nsunnerscheid geiht verdeuwelt fix in so'ne Lagen vör de Perßönlichkeit unner.

De Unnerhollung bi Disch gung man swack von statten, ein jeder hadd mit sick tau dauhn, Hawermann dachte an sine nige, bedenkliche Nahwerschaft, de Kammerrat an den Geldpunkt, un de Kürassierleutnant sach ok so ut, as hadd hei sick in 'ne Zins-up-Zinsreknung verbistert un kunn de Lösung nich[71] recht finnen, un wenn de gnedige Mama sick nicht en beten up't hoge Pird set't hadd un taum vörnemen Besäuk up de Nahwerschaft rümmer reden wir un de drei Frölen nich in de ländlichen Vergnäugungen rümmer swelgt un dorinne mit gruglich vel Gras un Blaumen spillunkt hadden, denn wir Dod's-Geruch west.

Nah Disch führte de Kammerrat mit sinen Inspekter nah Rahnstädt. As sei in Mosessen sine Husdör treden, was den Kammerrat so tau Maud', as wenn em en Luggedur in den Smutz follen wir un hei süll un müßt em sick mit sine rendlichen Hän'n herute langen. Up de Del all kamm em so'n permüffigen Geruch entgegen, denn en »Produktengeschäft« rückt äwerall nich sihr nah Rosenöl, un de Wull, wenn sei grad irst den mütterlichen Schaappuckel verlaten hett, rückt in ehre Jugend ganz anners, as wenn sei all en beten in de Welt rümmer west un utlüft't is un as bunte Teppich in 'ne vörnehme Damenstuw' liggt un mit Olewang besprengt is. – Un wo prölig sach dat up de Del un in de Stuw' ut! Denn Blümchen was woll 'ne sihr gaude Fru; äwer dat verstunn sei ok nich, mit 'ne Kauhhaut un en Hümpel Hamelbeinen en Angtreh un en Komtur uttauzieren, un wenn sei sick doräwer beschweren wull, denn säd Moses kort, dat hürte tau't Geschäft, und Davidleben drog ehr ümmer nige Items in den Weg un makte dat Hus tau en wohres Rottenparadis, denn dit lütt angenehme Veih treckt achter den Wullgeruch von en richtiges Produktengeschäft her as de Duwen achter Anisöl.

In de Stuw' würd den Kammerrat grad ok nich angenehmer tau Maud', denn Moses was oltglöwig, un an de Christen ehren Schawwes treckte hei, wenn't Geschäft nich grad anners verlangte, sinen smeerigsten Rock an, üm de geputzten Gojims gegenäwer dat Gesetz uprecht tau erhollen, un as hei nu mit den Griff in de linke Rocktasch up- un den Kammerrat entgegensprung: »Wahrhaftigen Gott, der Herr Kammerrat! die Ehre!« un up Davidleben losfohrte, de den sünndagschnahmiddagschen Stillstand von dat »Produktengeschäft« dortau benutzt hadd, sick en beten up den Sofa tau rekeln:[72] »David, was sitzt du? Was liegst du? Was runkst du? Steh auf! laß den Herrn Kammerrat sitzen!« Un as hei nu den Kammerrat up den schön angewarmten Platz von Daviden dal nödigen wull, dunn hadd de Kammerrat girn den Luggedur in den Smutz liggen laten; äwer – hei brukte en gor tau notwennig.

Hawermann slog sick in't Middel un set'te för den Kammerrat einen Stauhl an dat apne Finster un äwernamm de irste Inleitung tau dat Geschäft, un as Moses markte, wovon de Red' sin süll, jog un schücherte hei irst mit Davidleben rümmer, dat hei 'n ut de Stuw' kreg, denn wenn hei em ok in dat Produktengeschäft vel frie Hand let, för de Geldgeschäften höll hei em mit fiwundörtig Johr noch nich rip, un as de Luft rein was – dat heit von Daviden –, rep hei ein äwer't anner Mal, wat em dat för 'ne grote Ihr wir, mit den Herrn Kammerrat en Geschäft tau maken. »Was hab' ich immer gesagt, Herr Hawermann? Der Herr Kammerrat is en guter Mann, der Herr Kammerrat is gut. Was hab' ich immer gesagt, Herr Kammerrat? Der Herr Hawermann is en ehrlicher Mann; er hat sich lassen werden sauer, daß er mir bezahlt hat den letzten Pfennig.« – Äwer as hei vernamm, von wat för 'ne Summ' de Red' was, dunn würd hei tager, un hei wünn sick un makte Inwendungen, un wenn hei nich en grot Stück up Hawermannen hollen un in den sin Wesen lesen hadd, dat de im irnstlich tau dat Geschäft raden ded, denn wir woll nicks dorut worden. Un wer weit, wat sick de Sak nich dennoch utenannerslagen hadd, wenn de Red' nich dorup kamen wir, dat dat Geld tau den Gürlitzer Kop sin süll un dat de Kammerrat süs mit Pomuchelskoppen in Unnerhandlung treden müßt. Äwer as des' Nam näumt würd, dünn makte Moses en Gesicht, as hadd em einer en Stück treifer Fleisch up den Teller leggt, un hei rep ut: »Mit Pömüffelskoppen?« – Denn so sprok hei den Namen in sine Ort. – »Wissen Se, was das for einer is? – Das ist so einer!«, un dorbi makte hei 'ne Bewegung, as wenn hei dat Stück treifer Fleisch äwer de Schuller smiten ded. »David, hab' ich gesagt, laß dir nicht ein mit[73] Pömüffelskoppen! – Aber junge Leute! – David hat ihm gekauft ab die Wull. – Schön! hab' ich gesagt; du wirst sehn, hab' ich gesagt. – Un was hat er gemacht? Da hat er mir eingefluscht in de gewaschene Wull de Klatten, da hat er mir eingefluscht de Sterblingswull, da hat er mir eingefluscht de Schmierwull von de geschlachteten Hammel, da hat er mir eingefluscht ßwai große Feldstain. – Szwai große Feldstain hat er mir eingefluscht! Is er gekommen, ßu holen sein Geld – schön! hab' ich gesagt –, hab ich ihm bezahlt in preußische Kassenanweisungen und hab' gemacht ümmer kleine Pakete von hundert Talern und habe ümmer in die Mitte hineingefluscht solche, die nich mehr sind in Kurs und falsche, und ins letzte Paket hab' ich hineingelegt ßwai abgespielte Lotterielos' – das sind die ßwai Feldstain, hab' ich gesagt. – Oh, hat er da en Lärm gemacht! Is er gekommen mit den Notorius Slus'uhr – is auch so einer« – dor smet hei wedder en Stück treifer Fleisch äwer de Schuller – »sieht aus, wie ein von Daviden seine Rotten – so stehen ihm die Ohren – will auch leben – nu er lebt auch wie die Rotten, nährt sich redlich von Abfall und Schmutz und schneid't andere Leute die ehrlichen Leder entzwei. – Oh, haben sie en Lärm gemacht, sie haben mir machen wollen en Prozeß. Wie haißt Prozeß? hab' ich gesagt; ich brauch keinen Prozeß. As de Woor is, as das Geld is. Und wissen Sie was Neues, meine Herren, hab' ich gesagt – der Herr Notorius und der Herr Pömüffelskopp und ich sünd drei Jüden – können auch vier draus gemacht werden, wenn de beiden Herren gelten wollen for drei. – Oh! haben sie 'n Lärm gemacht, haben sie schandiert in de Stadt herüm, hat aber der Herr Bürgermeister zu mir gesagt: Moses, Sie machen en groß Geschäft, haben aber noch nie gehabt en Prozeß, lassen Sie sie kommen! – Herr Kammerrat, Sie sollen haben noch heute das Geld ßu's Angebott von de Provision un de Zinsen, denn Sie sind en guter Mann, und Sie halten Ihre Leute gut, und Ihr Name is gut im Land, und Sie sollen nich zu tun haben mit de Pömüffelsköpp.«

Geld borgen is en swor Stück Arbeit, un de, de dit schriwwt,[74] weit dat ut langjöhrige Erfohrung un weit dorvon nahtauseggen, äwer 't is doch ümmer noch wat anners, wat sick einer an de Gaudheit von en ollen Fründ oder an en Mann wennt, de en Geschäft ut dit Geschäft makt. – De Kammerrat hadd Schulden up sinen Gaud, tämlich vel Schulden; äwer 't wiren keine bedüdende Wesselschulden, un sin Geldangelegenheiten hadden sick so un so ümmer schriwwtlich oder dörch Advokaten- un Kopmanns-Vermiddelung afwickeln laten, nu was hei taum irsten Mal nich in'n Stan'n, dit up den ollen Weg farig tau krigen, hei hadd sick an en Geldjuden – as hei des' Ort Lüd' nennte – wenden müßt; de Wedderwärtigkeiten, de em bi desen Gang upstödden, de ganz annere Ort un Wis' un Gesinnung, de hei hir funn, de Verdruß, de em Mosessen sine anfänglichen Swierigkeiten maken deden, un nu tauletzt de rasche Hülp, de em ut sine dringliche Verlegenheit ret, hadden den kranken Mann äwernamen, hei sackte blaß in den Stauhl taurügg, un Hawermann rep äwer en Glas Water. – »Herr Kammerrat«, rep Moses dormang, »vielleicht en Schnäpschen Wein, ich laß holen von 'n Kopmann gleich en Pegel.« – »Ne, Water! Water!« rep Hawermann, un Moses lep an de Dör un stödd Daviden binah üm, denn David hadd en beten up dat Geldgeschäft horkt, üm endlich mal rip tau warden: »David, was stehst du, was holst du kein Wasser?«

Un David kamm, un de Kammerrat drunk Water un verhalte sick, un Moses tellte de Luggedurs up den Disch, un de Kammerrat langte sei ut den Smutz un besach sine Hän'n, un sei schinten em noch so rendlich as vördem, un as hei up den Wagen steg un von dor up Mosessen sine Del taurügg kek, dunn was't em, as leg' up Mosessen sine Fellen un sine Hamelbein noch en grotes Paket, un dat wiren sine eigenen Sorgen. Un Moses stunn in de Dör un dinerte un dinerte un kek nah sine Nahwers rüm, ob sei't ok segen, dat de Herr Kammerrat bi em west was. – Äwer in all de schöne Ihr versöp hei doch nich, hei höll den Kopp baben un kreg Hawermannen bi Sid un säd: »Herr Inspektor, Sie sind ein ehrlicher Mann,[75] as ich hab' das Geschäft gemacht, hab' ich nicht gewußt, daß der Mann so krank war. Sie müssen mir versprechen, daß das Geld eingetragen wird aufs Gut. – 's is um Leben un Sterben. Was tu ich mit en kranken Mann un en Wechsel!«

De Kammerrat was ut sine Verlegenheit, de Upregung hürte up, sin Gesundheitstaustand beterte sick, hei sach de Welt all mit annern Ogen an, un as Hawermann nah en por Dag' wedder up dat Pachten von den Pasteracker kamm, let hei sick dorup in, un Hawermann kreg den Bescheid, mit den Paster Behrens tau reden. Dat ded hei denn ok, un uns' lütte Fru Pastern burrte bi dit Geschäft in de Stuw' herüm, un't was ehren Paster un Hawermannen in de Uhren, as wenn sei ümmer hürten: »'ne högere Summ! 'ne högere Summ!« – »Ja«, säd Hawermann, »das versteht sich, Frau Pastorin, die Pachtsumme muß erhöht werden, die Zeiten sind anders geworden, hier ist's aber nicht schwierig übereinzukommen; der Vorteil liegt auf beiden Seiten.« – »Regina«, säd ehr Paster, »mir fällt ein, die Blumen sind am Ende nicht begossen.« – »Ach, du meines Lebens!« rep Fru Pastern un burrte ut de Dör, »die Blumen!« – »So«, säd de Paster, »nun wird's rascher gehen. Ich muß Ihnen gestehen, daß ich lieber mit einem Pächter von auswärts her zu tun habe als mit einem aus demselben Orte, es gibt so viele kleine Berührungen, die der unmittelbaren Nachbarschaft entspringen und ein solches Verhältnis so mißlich und verdrießlich machen, wie es zwischen Gutsherrn und Prediger nicht sein sollte. Und dann ist mir der Kammerrat persönlich viel lieber als der neue Besitzer; ich kenne ihn ja schon seit langen Jahren. Und Sie meinen, ich kann auf eine höhere Pachtsumme Anspruch machen?« – »Ja wohl, Herr Pastor! und ich bin beauftragt, Ihnen die Hälfte mehr zu bieten. Wenn ich selbst Ihnen den abpachten wollte, könnte ich Ihnen noch mehr bieten; aber ...« – »Wir verstehen uns, lieber Hawermann«, föll de Paster in, »wir sind handelseins.« – Un as de Fru Pasturin wedder mit de lütte Lowise herinne burrt' un utrep: »Das[76] wäre nicht nötig gewesen! Luise hatte die Sache schon abgemacht«, dunn was ehren Herrn Paster sin Sak ok all afmakt, un dat oll lütt Lowisen-Kindting föll ehren Vader üm den Hals: »Ach, Vater, Vater, das ist mal schön!« – Wat hadd sei ehren Vader üm den Hals tau fallen? Wat hadd sei mit den Pachtkuntrakt tau dauhn? Vel, vel! Ehr Vader müßt jo nu bet dicht an den Pastergoren haken un austen laten, un sei kreg em jo öfter tau seihn.

As Hawermann den Gürlitzer Kirchstig wedder taurügg gung, begegent em Zacharies Bräsig, de ut sine hellsch unphilosophschen Podagra-Turen glücklich in de philosophschen rinne geraden was, denn de kreg hei ümmer, wenn de Weihdag' tau En'n wiren. »Gun Dag, Korl«, säd hei, »ich bün ein bitschen all in deinem Quattier gewesen, indem daß ich auf dich lauerte. Das währte mich aber zu lang', und da hab ich währenddem den Herrn Kämmerrat mein Kumplimang abgestattet. Er freute sich über mir und hat mich mit einer großen Lieblichkeit aufgenommen; abersten wo sieht der Mann aus!« – Ja, säd Hawermann, sin Herr wir – leider Gotts – sihr olt un swack worden, un hei för sin Perßon müßte fürchten, den Mann, von den hei so vel höll, bald tau verlieren. – »Ja«, nickte Bräsig, »abersten was is das Leben, Korl? Was ist das menschliche Leben? Süh mal, Korl, wenn einer das um und um kehrt as en leddigen Geldbeutel, denn fällt noch lang' kein Schilling raus.« – »Bräsig«, säd Hawermann, »ick weit nich, wo anner Lüd' doräwer denken, äwer mi kümmt dat so vör, as wenn Lewen un Arbeiten ein un dat sülwige is.« – »Hoho, Korl! nu hör ich dir laufen; diesen Sinnspruch hast du von Pastor Behrensen. Der hat unterweilen auch mit mir über diesen Thema gesprochen und hat mir von's menschliche Leben 'ne Beschreibung gemacht, as wär es hir unten man bloß so'ne Ort Meßführertid, und der christliche Glaube wäre die Sonne und der Regen, die die Saat wachsen ließen, und da oben erst, in den höhern Religionen, da käme der Aust; aber der Mensch müßte arbeiten und sorgen und das Seinige tun. Aber, Korl, es stimmt nich, es streit't gegen die[77] Bibel. Die Bibel besagt von die Lilien auf dem Felde: sie arbeiten nicht, und sie spinnen nicht, und unser himmlischer Vater ernähret sie doch. Und wenn unser Herrgott sie ernährt, dann leben sie doch, und dabei arbeiten sie nich, und wenn ich das infahmtigte Podagra habe und tu nichts – dauh gor nicks, as daß ich mir die verfluchten, ßackermentschen Fliegen aus das Gesicht jage – arbeit ich dann? und leben tu ich doch und noch dazu unter die nichtswürdigste Weihdag'. Un Korl«, säd hei un wis'te rechtsch in't Feld herinner, »ßüh dor mal die beiden Lilien an, die da herüber zu staken kommen, deinen gnedigsten Herrn Leutnant, und was das jüngste Frölen is, hast du denn schon gehört, daß die Kürassierleutnants sich mit Arbeit befießen und die gnedigsten Frölens spinnen täten? Und doch kommen sie bei lebendigen Leibe über deine Rappstoppel rüber.« – »Will'n stahn bliwen, Zacharies«, säd Hawermann, »sei trachten hir nah uns räwer, sei will'n mäglich mit uns reden.« – »For meinentwegen!« säd Bräsig. »Aber sieh bloß mal das Frölen an, wo das in die Rappstoppel mit die langen Kledaschen und das dünne Schuhzeug rümmer wadt! Ne, Korl, Weihdag' is das Leben! Und das fängt ümmer mit die bütelsten En'n an, mit die Beinen, und das kannst du bei mir bei das ßackermentsche Podagra und bei's Frölen bei die Rappstoppeln und die dünnen Schuhsohlen betrachten. – Aber was ich sagen wollte, Korl – deine beste Zeit hast du nu auch hier gehabt, denn wenn der Herr Kammerrat hier erst dod is, denn paß Achtung! Denn sollst du din blages Wunner tau seihn krigen mit die gnedigste Frau und die drei unbegebenen Töchter und den Herrn Leutnant. – Korl«, fung hei nah 'ne Tidlang Besinnen wedder an, »ich würd's nu all mit den Erbprinzen halten.« – »Ach wat! Bräsig, wat redst du?« föll Hawermann hastig in, »ick gah minen graden Weg.« – »Ja, Korl, das tu ich auch, und das tut jedwerein, der kein Jesuwiter ist! Aber sieh dir das gnedigst Frölen mal an! Sie geht auch ihren graden Weg, aber in die Rappstoppeln – Korl ...«

Nu wiren äwer de beiden Herrschaften all tau neg, hei kunn[78] nich wider reden, blot dat hei noch so bi Sid seggen ded: »En Jesuwiter? Ne! aber ein Vokativus is er.«

»Ich danke Ihnen, Herr Hawermann, daß Sie hier auf mich gewartet haben«, säd Axel von Rambow, as hei herankamm, »meine Schwester und ich sind auf zwei verschiedene Expeditionen ausgegangen: sie auf Kornblumen und ich auf Füllen; sie hat keine Kornblumen gefunden und ich keine Füllen.« – »Gnedigstes Frölen«, säd Bräsig, »wenn Sie mit die Kornblumen unsere gewöhnlichen Tremsen meinen – aber« – unnerbrok hei sick – »wo hat Ihnen die entfamte Rappstoppel das schöne Kleid rungeniert, all die Balangzen abgerissen!«, und dorbi bückt hei sick dal, as wull hei bi dat Frölen unnenwarts Kammerjumferdeinsten verrichten. – »Schadet nicht!« rep dat Frölen un sprung en En'n taurügg, »'s ist ein altes Kleid. Aber wo finde ich Kornblumen?« – »Die will ich Ihnen weisen, daß es 'ne wahre Lust is, hier ganz dichting bei auf's Gürlitzer, da stehen Tremsen un Feuerblumen un witten Wesel un Distelköpp, kurzum die ganze Plantasch'.« – »Das paßt ja gut, liebe Fidelia«, säd de Leutnant, »du gehst mit dem Herrn Inspektor Bräsig zu den Kornblumen, und ich bitte Herrn Hawermann, mich zu den Füllen zu begleiten. Denn, wissen Sie«, säd hei tau Hawermannen, »mein alter, guter Papa war heute morgen so guter Laune, daß er mir die Erlaubnis gegeben hat, mir das beste von den vierjährigen Füllen zum Gebrauchspferde auswählen zu können.« – »Mit Vergnügen«, säd Hawermann, »werde ich Ihnen die Tiere zeigen, und es sind brave Bursche drunter.« – So gungen de beiden Gesellschaften utenanner, un Hawermann hürte blot noch, wo Zacharies Bräsig tau dat Frölen Fidelia säd, hei freute sick sihr, ehre Bekanntschaft makt tau hewwen, indem dat hei mal en Hund hatt hadd, de ok »Fidel« heiten hadd un en hellschen Rottenbiter west wir.

Hawermann gung mit den Herrn Leutnant nah de Fahlenkoppel. Sei sproken mit enanner – natürlich landwirtschaftliche Saken –, de Leutnant was en ganz uperweckten Mann,[79] un Hawermann hadd em jo all von Lütt up kennt, äwer de Mann hadd ok gor nicks taulihrt, all sine Ansichten wiren so baben weg, kein von sine Fragen slog so recht in dat Fach, dat Hawermann tau sick säd: gaudmäudig is hei, sihr gaudmäudig, äwer kennen deiht hei nicks, un – du leiwer Gott! – wenn de oll Herr einmal ut de Welt geiht, denn möt hei jo doch dat Gaud annemen un sall sin Brod dorvon eten!

As sei bi de Koppel ankamen wiren un de enzelnen Fahlen munstert hadden, stellte sick de Leutnant vör Hawermannen hen un frog: »Na, was sagen Sie? Welchen soll ich nehmen?« – »Den Braunen«, säd Hawermann. – »Ich möchte lieber den Rappen wählen, sehn Sie die schöne Halsung, den feinen Kopf!« – »Herr von Rambow«, säd Hawermann, »auf Kopf und Hals reiten Sie nicht, Sie reiten auf Puckel und Beinen, Sie wollen ein Gebrauchspferd haben, der Braune macht drei solcher Rappen tot.« – »In dem Rappen steckt augenscheinlich englisches Blut.« – »Das ist wahr, er ist vom Wildfire gefallen; aber in dem Braunen ist altes mecklenburgisches Blut, und es ist 'ne Schande, daß man das untergehen läßt, daß man das Gute, welches das Vaterland bietet, nicht beachtet und es mit englischen Windschneidern vertauscht.« – »Das mag wohl sein«, säd Axel, »aber in unserm Rrr-ment haben die Kameraden nur Rappen; ich entscheide mich für den Rappen.«

Dat was denn nu en Grund, den Hawermann nich recht verstahn kunn, hei sweg also, un as sei taurügg gungen, was de Unnerhollung man en beten einsülwig; äwer as sei binah tau Hus wiren – dicht vör den Dur, as hadd hei't sick bet up den letzten Schritt upsport –, höll de Leutnant den Inspekter wiß, un mit en deipen Süfzer, as wull hei sick 'ne Last von'n Harten schaffen, säd hei: »Hawermann, ich habe lange gewünscht, Sie einmal unter vier Augen zu sprechen. – Hawermann, ich habe Schulden – Sie müssen mir helfen! – Es sind neunhundert Taler, die muß ich bezahlen, muß ich haben.« – Dat was en slimmen Andrag för Hawermannen; äwer in würklich irnsthafte Saken makt sick dat Öller gültig, hei kek den jungen[80] dreiuntwintigjöhrigen Mann stramm in't Gesicht un säd kort: »Herr von Rambow, das tue ich nicht.« – »Hawermann, lieber Hawermann, ich brauche das Geld höchst notwendig.« – »Dann müssen Sie's Ihrem Vater sagen.« – »Meinem Vater? Nein, nein! er hat schon für mich bezahlt, und nun ist er krank, es könnte ihn zu sehr alterieren.« – »Und dennoch müssen Sie's ihm sagen! Solche Sachen müssen nicht mit fremden Leuten, die müssen zwischen Vater und Sohn abgemacht werden.« – »Fremde Leute?« frog Axel un kek em so recht biddwis' un so recht hartlich in de Ogen, »Hawermann, bin ich Ihnen denn so fremd?« – »Nein, Herr von Rambow, nein!« rep Hawermann un grep nah den jungen Herrn sine Hand, fot sei äwer nich an. »Sie sind mir nicht fremd! Und was ich für Sie tun könnte, würde ich gerade für Sie tun. Die Sache selbst ist eine Kleinigkeit, und wo's mir fehlen sollte, würde mein Freund Bräsig aushelfen; aber, lieber Herr von Rambow, Ihr Vater ist der natürlichste Helfer, diese Stufe darf nicht überschlagen werden.« – »Meinem Vater kann ich's nicht sagen«, säd Axel un plückte an einen Widenbusch herümmer. – »Sie müssen's ihm sagen«, rep Hawermann so indringlich, as hei kunn. »Er vermutet es, daß Sie ihm Schulden verschwiegen haben, und das quält ihn.« – »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?« – »Ja«, säd Hawermann, »aber nur infolge seiner eigenen großen Verlegenheit, die Ihnen bekannt ist.« – »Ich weiß«, säd Axel, »und ich kenne auch den Brunnen, an welchem er gepumpt hat. Nun, was mein Vater tat, kann ich ja auch tun«, set'te hei kolt un kort hentau un gung in't Hofdur rinne. – »Herr von Rambow«, rep Hawermann un folgte em hastig, »ich bitte Sie um des Himmels willen, tun Sie diesen Schritt nicht, er ist vergebens, oder er stürzt Sie in größere Verlegenheit.« – Axel hürte nich.

En por Stun'n späder stunn de Leutnant von Rambow mit Mosessen mang de Wullsäck un de Fellen up de Del in't Judenhus, wo David mang de Hamelbeinen sin Vergnäugen hadd as de Lus in den Schorf un makte ogenschinlich noch[81] 'ne vertwifelte, letzte Attack up Mosessen sinen vörsichtigen Geldbüdel; äwer Moses höll sick ümmer stark in de Reserw : »Wiß un wahrhaftig, Herr Baron, ich kann nich! Nu, warum denn nich? warum sollt' ich nich! Kann ich doch verdienen, kann ich doch schön verdienen bei's Geschäft. – Sehn Se, Herr Baron, da steht David. – David, was stehst du, was kuckst du? Komm her, David. – Sehn Se, Herr Baron, nu steht er hier, nu steht er vor Ihnen und steht er vor mir, ich will ihm nich winken, ich will ihm nich plinken, ich will reingehn in de Stub', nu fragen Se Daviden.« Un dormit schow hei mit sine rechte Hosendräger-Schuller vöran in de Stuw' herinne.

Den armen Leutnant sine Sak müßt slimm stahn, dat hei sick äwerall man mit Daviden inlet, denn wenn hei in sine blanke Uneform utsach, as wir hei vör den König sine Kutsch spannt, denn sach Daviden sine Butensid so schawwig ut, as güng hei in de Mergel- un Modd-Karr. Bi dit Geschäft kamm't nu äwer weniger up't staatsche Utseihn an as dorup, wer de Karr am besten ut den Dreck trecken kunn, un dorup was David hellschen geläufig. Hei hadd drei Ding' an un in sick, de stunnen em bi: irstens hadd hei ein uterwähltes, prachtvolles Judenbengel-Utseihn, un as hei so vör den Leutnant stunn un Kanelsbork kauete, de hei sin Memmeleben ümmer wegen den bösen Dunst in sin Geschäft ut de Spiskamer mus'te, un mit en scheiwen Kopp, de ein Hand in de Tasch, em ankek, dunn sach hei so frech ut, as wir de Geist von all de vergebenen Rotten ut dat langjöhrige Produktengeschäft in em fohrt; un denn hadd hei't, tweitens, in sick, dat hei sick tag fäuhlen ded, vel tager as sin Tatterleben, un dat kann nich utbliwen wegen sinen däglichen Ümgang mit dat tagste Tüg up de Welt, mit Wull, mit Fellen un mit Flechsen; un drüddens hadd hei dat an sick, dat hei jedwereinen ruhig anun afstinken kunn, wat hei deils sine natürlichen Anlagen, deils sinen Geschäftsverkihr verdanken ded.

Mit einen so glücklich begawten Minschen kunn denn de Leutnant nich einen un den sülwigen Strang trecken; hei gung[82] binnen Korten mit sworen Harten ut de Dör, un David freute sick so sihr äwer sine eigene Ort un Wis', dat em ordentlich mitleidig tau Sinn würd un dat hei em noch den christlichen Rat up den Weg gaww, hei süll sick an den Notorjus Slus'uhr wenden: »Der hat's«, säd hei, »und der tut's.«

Knapp was de jung' Mann ut de Dör, dunn sprung Moses ut de Stuw': »David, hast du en Gewüssen? Ich will dir sagen was Neues: du hast kains! Wie kannst du schicken den jungen Mann mang die Halsabschneiders?« – »Hab ich ihn doch bloß geschickt«, säd David verächtlich, »zu seine eigene Leut; is er en Soldat, is er doch aach en Halsabschneider. Schneidt der Notorjus ihm den Hals ab, nu was kümmert's dich? Schneidt er den Notorjus den Hals ab, nu was kümmert's mich?« – »David«, säd de Oll un schüddelte mit den Kopp, »ich sag', du hast kein Gewüssen.« – »Wie haißt Gewüssen?« brummte David vör sick hen, »als du machst en Geschäft, jagst du mich fort, als du machst kein Geschäft, rufst du mich ran« – »David«, säd de Oll, »du büst noch ßu jung!« un gung in de Stuw'. – »Bün ich ßu jung«, säd David giftig, »bleib ich aach ßu jung; aber ich weiß 'ne Stell, wo ich nich bün ßu jung.« Dormit smet hei sick en annern Rock äwer un gung den sülwigen Weg, den de Leutnant gahn was, nah den Notorjus Slus'uhr.

Wat hei dor tau dauhn hadd, wat dor äwerall afmakt worden is, weit ick nich; ick weit blot, dat de jung' Herr von Rambow an desen Abend tau Pümpelhagen vel Breiw' tau schriwen un Geld intausigeln hadd un dat hei, as hei dormit farig was, deip upsüfzte, as wir em 'ne Last afnamen. De irste Not was kihrt; äwer hei hadd't makt as jenne olle Fru, hei hadd't Süerwater mit den Backeltrog heit makt.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 58-83.
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Christen, Ada

Gedichte. Lieder einer Verlorenen / Aus der Asche / Schatten / Aus der Tiefe

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Diese Ausgabe gibt das lyrische Werk der Autorin wieder, die 1868 auf Vermittlung ihres guten Freundes Ferdinand v. Saar ihren ersten Gedichtband »Lieder einer Verlorenen« bei Hoffmann & Campe unterbringen konnte. Über den letzten der vier Bände, »Aus der Tiefe« schrieb Theodor Storm: »Es ist ein sehr ernstes, auch oft bittres Buch; aber es ist kein faselicher Weltschmerz, man fühlt, es steht ein Lebendiges dahinter.«

142 Seiten, 8.80 Euro

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Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

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Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

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