Kapittel 5

[83] Woans sick der Herr Riddergaudsbesitter Pomuchelskopp äwer sine Nahkamenschaft amüsieren deiht, un worüm sin Häuhning sick äwer em argern deiht. 'ne Neihschaul bi de Fru Pasturin un en Strämel Snack von Jochen Nüßlern sine Erzieherinnen. Hei, Pomuchelskopp, un sei, de Pomuchelskoppen, maken 'ne Antrittsvisit bi Pasters un trecken dorvon af as dat Johr 1822. Worüm Bräsig den Herrn Riddergaudsbesitter grad in dat Gesicht herinne fläuten deiht un em nahsten up en füerspienden Barg setten will; worüm Krischan Kohlhaas en Rindveih von Kretur un Bräsig sick den verdammten Podagra vermauden is.


Ein por Dag' nahher kek de Sünn des Morgens so hentau teihn grad achter 'ne Regenwolk herute un kek grad in den Gürlitzer herrschaftlichen Goren herunner. Ehr Döchting, de Ird, hadd grote Wasch hollen, un sei süll ehr leiw' Kind nu en beten bi't Drögen helpen. Na, dat was denn nu dunn so as hüt noch ümmer en grotes Vergnäugen, wenn Mutting sick de Sak angelegen sin let un mit ehr oll fründliches, breides Gesicht bald hir, bald dor so achter de witten Wolkenlaken rute kek un denn mal wedder nah de Brus grep, de Bleik en beten antaufuchten. Bi so'ne Gelegenheit was Mutting denn nu ümmer hellschen spaßig; sei hadd de snurrigsten Infäll un stellte in ehren ollen Dagen männigmal Tügs an as knapp de jüngste Dirn, wenn sei taum irsten Mal verleiwt is, bald was sei bet tau Tranen trurig, bald lacht sei ut vullen Harten.

Hüt müßt de olle Fru äwer doch so recht herzlich lachen, as sei in den Gürlitzer Goren runner kek. – »Ne, nu seih mal einer!« rep sei un lachte so recht gelbunt äwer de Wischen un Saaten, »wat einer doch all erlewen deiht in dese dämliche Welt! Lange Johren heww ick nu dor ümmer den smucken, witten Kirl stahn seihn, de mi den Sticken hen höll, dat dat arme hungrige Wormtüg von Minschenkinner doch tau weiten kreg, wenn't Tid wir Middag tau eten, un nu steiht dit oll dicke wrampige Dirt up sin Flag mit gräunkarrierte Hosen un rokt Tobak. Nahrends geiht't doch nahrscher tau as in de Welt!« Un dorbi lachte de Ollsch so recht ut Hartensgrun'n äwer den Riddergaudsbesitter Herrn Pomuchelskopp, de in en gelen, lankingschen Rock un gräunkarrierte Hosen an en[84] Sünnenwiser stunn, grad in de sülwige Stellung, in de vörhen de olle smucke Heidengott Apollo stahn hadd, blot dat de 'ne Leier un hei 'ne korte Pip in de Hand hadd; äwer männigmal flog ehr dat as en Schatten äwer dat Gesicht, wenn ehr Og up ehren smucken, fründlichen Sekretär föll, de ehre Dahten mit sinen Stift so lange Johren verteikent hadd un nu unner Nettel un Kliwen in't Gras lagg. – Äwer lachen müßt sei doch ümmer wedder.

Pomuchelskopp lachte ok; up sin Gesicht was vörlöpig noch keine Fröhlichkeit tau seihn, äwer ut sinen Harten, wenn hei so hoch, as sine korte Natur langte, sick äwerall ümkek, lachte dat so dick herute: »All min! All min!« – Den Sünnenstrahl, de up de Welt lagg, den sach hei nich, un de rögte nich sin Hart un sin Gesicht; äwer de Sünnenstrahl, de in em upgahn was un eigentlich nicks wider was as en gewöhnliches Rekenexempel, de lücht'te in sinen Harten; un an sin Gesicht was dorbi nicks tau seihn, denn wenn hei butwennig lachen süll, denn müßt dat en Spaß sin, en dägten Spaß! un de süll em denn in desen Ogenblick nich fehlen.

Sine beiden Jüngsten, Nanting un Philipping, wiren ranne kamen, un Philipping hadd sick 'ne Raud von Kliwen un Nettelstangen tausamenbunnen un pietschte den armen bleiken Heidengott, dat Vater Pomuchelskopp so recht von Harten lachen müßt, un Nanting lep in de Käk un halte 'ne Kahl un wull em en Snurrbort anmalen, äwer dat led Vater nich. »Nanting«, säd hei, »das laß unterwegs, das könnt ihn schampfieren, und wir können ihn möglicherweise ja noch verkaufen, Nanting. Aber hauen könnt ihr ihn.« Un sei hauten em, un Vater Pomuchelskopp lachte, as wull hei sick ut de gräunkarrierten Hosen rute schüdden.

Mitdewil kamm denn ok de »Madam« heranne gahn, wat Pomuchelskoppen sine drögere Hälft was. Sei was en hellsch langes Rick un drög as de säben magern Käuh von den König Pharao, ehre Stirn was ümmer in Schrumpeln tau Höchten treckt, as wenn de Sorgen von de ganze Welt ehr up de Seel packt wiren, oder sei was ok äwer de Näs' in verdreitliche[85] Folten tausamsneert, as wenn all dat Geschirr, wat de Deinstdirns up dese Welt dat ganze Johr äwer intwei smiten, ehr hüren ded, un ehr Mund sach so suer ut, as wir hei sin Lebsdag' mit Essig börnt un mit Sueramper fött worden. Sei drog in dese schöne warme Johrstid des Morgens en swarten Merino-Äwerrock, de mal in en Truerfall hadd anschafft warden un nu doch verdragen warden müßt, un Dags äwer kattunene, mit Ellernbork olivengräun upgefarwte Kleder, un blot, wenn't wat gellen süll, wenn hei, Pomuchelskopp, in den blagen Liwrock mit de blanken Knöp tau Rum kamm, denn tüderte sei sick üm ehren Kopp so vel Bänner- un Huwenkram, dat ehr Sorgen-Gesicht dor rute kek as 'ne halw verhungerte Mus ut 'ne Dis-Heid, un üm ehr anner Gerüst hung sei sick Schawerack äwer Schawerack, bet ehre armen bescheidenen Beinen utsegen as en poor Knüttelsticken, de sick in en Plünnenkasten verbistert hewwen. Denn äwer wull ick jeden Deinstbaden raden hewwen, ehr ut den Weg' tau gahn, denn wenn ehre armen Knaken ok lichtsinnig up samtene un sidene Flüchten rümme flogen, ehre besorgte Seel lagg swor up ehre Ümgewung von wegen de Anschaffungs- und Afnutzungskosten.

Sei was 'ne »Mutter«, as sei in'n Bauk steiht, sei sorgte Dag un Nacht, wo sei ut Malchen ehren Rock noch 'ne Unnerjack för Philipping taurecht kreg, sei leiwte ehre Kinner nah de Schriwwt, un dorüm tagelte sei sei, un Nanting kunn männigmal för jeden Placken up de Jack twei up den Puckel un för jeden up de Hos' twei up sin Hosenflag upwisen. Ja, sei was streng' gegen sick un gegen ehr Fleisch un Blaud, äwer sei kunn sick ok freuen, ok nah de Schriwwt, mit Maßen; un as sei hüt so ranne tred un de muntere Dädigkeit von ehre jüngste Nahkamenschaft sach, dunn flog äwer ehr Gesicht so en hoffnungsvullen Schin, as wenn de Februor-Sünn up den fastfroren Irdbodden dal kickt un tau em seggt: »Paß up! Hir warden äwer Johr mal Tüften wassen.«

Un sei was ok 'ne Ehfru, as sei in'n Bauk steiht; kein Nahwer kunn ehr nahseggen, dat sei sick in Dahten, Würden un[86] Gedanken all meindag' dat Swarte unnner'n Nagel an ehre Schülligkeit hadd versünnigt, obschonst Pomuchelskopp ok man so so was, denn hei was nah ehre Meinung sihr lichtsinnig, wil dat hei männigmal, wenn de Spaß dornah was, recht utlaten lachen kunn, wat sick vör en sorgsamen Husvader nich paßt, wat up de Läng' sinen Wollstand rungenieren un sei un ehre Kinner an den Bedelstaww bringen müßt. Sei ded also en Äwriges, wotau de Preister bi de Tru sei gor nich verpflicht't hadd, sei dämpte dese Utgelatenheit un gaww em dagdäglich von ehren eigenen Essig tau drinken un von ehren Sueramper tau eten, sei munsterte an em herümmer – d.h., wenn sei allein wiren – as an ehren Jüngsten, an Philipping, un hadd sick so, as wenn Pomuchelskoppen sine gräunkarrierten Hosen noch hinnenwarts tauknöpt warden müßten; kort, sei trock em nah ehren Sinn. – Sei slog em nich – Gott bewohre! – Allens mit Würden. Dörch de blote Anred' wüßt sei em in ehre eigene Stimmung tau versetten; bedrog hei sich lichtsinnig, denn redte sei em hart un kort mit de letzte Sülw von sinen Namen an un näumte em barsch blot »Kopp!«, för gewöhnlich näumte sei em mit de middelsten Sülwen: »Muchel«, un wenn hei so recht nah ehren Sinn was un verdreitlich in de Sofaeck satt un nah de Fleigen slog, denn näumte sei em mit de irste Sülw un mit en leiwlichen Ton: »Pöking«.

Hüt säd sei nich »Pöking« tau em. »Kopp!« säd sei, wegen sine lichtsinnige Lustigkeit äwer de Jungs, »Kopp, wat steihst du hir un rokst as en Backaben? Ick mein, wi willen nah den Paster gahn.« – »Min Küking«, säd Pomuchelskopp un namm unwillkürlich de Pip ut den Mund, »wi känen jo ok hengahn. Ick will mi gliksten minen Liwrock antrecken.« – »Liwrock? Wo so? Meinst du, ick sall mi noch grot irst min Swartsiden antrecken? – 't is jo man blot nah unsen Paster.« – Dorbi läd sei up »unsen« so en Nahdruck, as wenn sei von ehren Scheper redt hadd un as wenn sei de Meinung wir, de Paster stunn bi ehr in Lohn un Brod. – »Min Häuhning«, säd Pomuchelskopp, »as du willst; ick kann jo ok minen brunen Äwerrock antrecken. Philipping, laß nu das Hauen sein; Mama[87] mag das nicht.« – »Kopp! kümmer di nich üm de Kinner, kümmer di üm di sülwst. Du behöllst dinen lankingschen Rock an, hei is rein un gaud.« – »Mein Klucking«, säd Pomuchelskopp, denn wenn hei mit sine leiwe Fru annere Meinung was, versöchte hei't irst mit en Küken un kamm denn tauletzt up de Kluck, »mein Klucking, ümmer nobel, mein liebes Klucking! Wenn wir's auch nicht um die Pastorleute tun, so müssen wir's doch um unser selbst willen tun. Und wenn Malchen und Salchen mitgehen sollen, denn müssen sie sich doch putzen, und denn stechen wir gegen ihnen ab.«

Dese letzte Grund verschaffte Pomuchelskopp de Erlaubnis, sick den brunen Äwerrock antautrecken. Sine Seel freute sick denn nu ok doräwer, dat hei sine Ansicht dörchset't hadd, wat em süs nich so licht passieren ded, un hei würd ordentlich dankbar dorför un wull sin Küking dorför wat tau Gauden dauhn, indem dat hei ehr an sine eigene Freud' Andeil nemen let, denn dat möt keiner glöwen, dat Pomuchelskopp so unorig was, in sinen eigen Hus' äwermäudig tau sin, ne! dor was hei de- und wehmäudig. Hei wis'te also äwer de Feller un säd: »Küking, süh mal, dat is all uns'!« – »Muchel, du wis't tau wid«, säd de Madam kort, »dat dor hinnen is all Pümpelhäger.« – »Du hast recht, Häuhning, das is all Pümpelhäger. – Äwer«, set'te hei hentau, un de lütten Ogen keken so begehrlich nach Pümpelhagen räwer, »wer weit? – Wenn mi Gott dat Leben lett un ick in Pommern alles gaud verköfft krig un de Tiden bliwen gaud un de oll Kammerrat is dod un de Sähn makt Schulden ...« – »Ja, Muchel«, föll em sine leiwe Fru in de Red', un äwer ehr Gesicht flog so'n spöttschen Schin, den de Welt woll oder äwel för Lachen annehmen müßt, wil sei dit Gesicht süs woll meindag' nich hadd lachen seihn, »ja, grad so as oll Strohpagel säd: wenn ick teihn Johr jünger wir un ick hadd den fulen Bein nich un ick hadd min Fru nich – denn süllt ji mal seihn, wat ick för'n Kirl wir!« – »Häuhning«, föll Pomuchelskopp in un makte en Gesicht, as wenn hei in de Seel beleidigt wir, »wo kannst du so was sagen! Ich sollt' wünschen, dich nicht mehr zu haben? Ohne[88] die dreißigtausend Taler, die du von Vatern geerbt hast, wäre ich ja gar nicht kumpabel gewesen, Gürlitz zu kaufen. Und was ist Gürlitz doch für ein schönes Gut! Süh! dies ist doch alles Gürlitzer!«, un dorbi wis't hei wedder äwer dat Feld. – »Ja, Kopp«, säd sin Fru hart, »bet up den Preisteracker, den du di hest ut de Fingern riten laten.« – »Ach Gott, Klucking«, säd Pomuchelskopp, as sei ut den Goren gungen, »ümmer mit den Priesteracker! Was kann ich dafür? – Süh, ich bün en grader, ehrlicher Mann; was kann ich dafür, daß ich mit so'n paar olle Schleichers, wie Hawermann und der Pastor sünd, zu tun habe. – Aber wir sünd noch nich zu Bett, Musche Hawermann! Wir sprechen uns noch weiter, Herr Pastohr!«

In den Gürlitzer Pasterhus' seten an desen Morgen drei lütte smucke Dirnings in Fru Pastern ehre blanke Stuw' un hadden't ok gor tau hild mit Hand- un Mundwark, denn sei neihten nich blot, sei snackten ok tau Strid' un segen mang de witten Lin'n so rod un frisch ut as saftige Irdbeeren up en witten Teller; dat was Lowise Hawermann mit de beiden lütten Druwäppel, Lining un Mining Nüßlers. – »Kinder«, säd de lütte, runne Fru Pastern, wenn sei mal denn un wenn von de Käk nah de Stuw' rinne küselte, »ihr glaubt gar nicht, was es mir jetzt in älteren Tagen für Vergnügen macht, wenn ich meine reine Wäsche in den Leinkoffer lege und bei jedem Stück weiß, wann ich es gesponnen und wann ich's genäht habe! Und wie rätlich geht man damit um, wenn man selbst weiß, was es für Mühe gekostet hat. – Mining, Mining, die Naht is ja schief! – Gott im Himmel! Luise! ich glaube, du kuckst allenthalben herum und nähst immer fort und hast keinen Knoten vor den Faden geschlagen. – Aber nun muß ich die Kartoffeln aufsetzen lassen, denn mein Pastor muß bald kommen«, un dormit lep sei ut de Dör, kek äwer noch mal wedder rinne: »Mining un Lining, ihr bleibt heute zu Mittag hier!« Un so flog sei von de Käk in de Stuw' un von de Stuw' in de Käk as en Parpendikel in de Uhr un höll allens in richtigen Gang.

Äwer wo kemen Lining un Mining Nüßlers in Fru Pastern[89] ehre Neihschaul? Dat hung so tausam. – As de beiden lütten Gören so wid wiren, dat sei dat »R« utspreken kunnen un nich mihr mit Sand spelen müggten un den Dag äwer achter Fru Nüßlern herlepen: »Mutting, wat säl wi nu dauhn?«, dunn säd Fru Nüßlern tau Jung'-Jochen, dat wir de allerhöchste Tid, dat de Kinner in de Schaul kemen; sei müßten 'ne Schaulmamsell hewwen. Jochen hadd nicks dorwedder, un sin Swager, de Rekter Baldrian, kreg den Updrag, ein antauschaffen. As de en halw Johr in Rexow west was, dunn säd Fru Nüßlern, sei wir en ollen Wrägel, sei zausterte den Dag äwer mit de lütten Kinner rümmer un makte sei so koppschu, dat sei ehr eigen Ort nich mihr rute kennen kunn; de müßt also weg. – Dorup besorgte Kopmann Kurz 'ne frische, un eines Dags, as sick in Rexow kein Minsch wat Böses bewußt was, kamm 'ne Ort Granedier in de Dör rinne mit düsterswarte Ogenbranen, 'ne gele Gesichtsfarw un 'ne Brill up de Näs' un wes' sick as de nige »Erzieherin« ut. Sei redte de beiden lütten Gören glik französch an, un as sei markte, dat de beiden Lütten noch so unschüllig wiren, ok nicht dat Geringste dorvon tau verstahn, wendte sei sick up Französch an Jung'-Jochen. Dat was Jung'-Jochen nu äwer seindag' noch nich passiert, hei let sin Pip doräwer utgahn, un wil dat sei grad bi't Koffedrinken wiren, säd hei, üm doch wat tau seggen: »Mutting, schenk doch de nige Schaulmamsell wedder in.« – Na, dese hadd't nu mit dat Kummandieren in den ganzen Hus', un as Fru Nüßlern dat 'ne Tid lang tapfer mit anseihn hadd, dunn säd sei endlich: »Stopp! de Sak, de geiht nich; wenn hir kummandiert warden sall, denn bün ick de Negste dortau, as Fru Pastern seggt«, un sei trummelte den Granedier den Marsch. Dorup läd sick Unkel Bräsig in dat Middel, »daß das Kropzeug doch was lernen täte«, säd hei un schaffte ein an, »'ne hellsche«, säd hei, »ümmer lustig un auf den Klawezimbel gar nich dod zu machen«. – Hei hadd recht, eines Abends in den Winter kamm 'ne lütte blagbackige, huchliche Person in Rexow an, de in de irsten teihn Minuten äwer den nigen, up de Aukschon köfften Klimperkasten herföll[90] un dorup herümmer arbeit'te, as döscht sei üm den twölften Schepel. As sei tau Bedd gahn was, slog Jung'-Jochen den Klawezimbel up, un as hei gewohr würd, dat sei drei Saiten intwei trummelt hadd, makte hei em wedder tau un säd: »Je, wat sall einer dorbi dauhn!« – In den Hus' würd dat 'ne grote Lustigkeit, dat Gör von Erzieherin jog un jacherte sick mit de beiden Gören von Fru Nüßlern herümmer, dat Fru Nüßlern tau den Sluß kamm, ehr Öllste, Lining, wir eigentlich verstänniger as de Mamsell. Sei müßte sick also denn doch äwertügen, wat de Mamsell in de Schaulstunnen eigentlich mit de Kinner bedrew, sei verlangte also mal so'ne Ort von Schaulplan tau seihn, un den annern Dag kamm Lining denn ok mit en groten Bagen angetreckt, wo de Mäglichkeit up stunn. Dor stunn en heilen Deuwel up: Dütsch un Französch un Ottografi un Geografi un Religion un biblische Geschicht un anner Geschicht un sogar biblische Naturgeschicht un denn taum Sluß ümmer Musik un Musik un Musik un Musik. – »Ih«, säd sei tau Jochen, »minentwegen känen sei so vel Musik maken, as sei willen, wenn dat mit de Religion man in Richtigkeit is. Wat seggst du, Jochen?« – »Je«, säd Jochen, »'t is all soas dat Ledder is!« – Na, so wir't denn nu ok woll blewen, wenn sei nich so quanswis von Lining tau weiten kregen hadd, dat sei mit de Mamsell in de biblische Geschicht Knull spelt hadden, un as sei eins baben während de Religionsstun'n so'n Gejacher hüren ded, tred sei – baff! – in de Stuw' herinner, üm doch tau seihn, wat sei för Religion dor bedrewen, un süh dor! de Mamsell spelte mit de Lütten en beten Kükewih. Na, von dese Ort lustige Religion wull Madame Nüßlern nu nicks weiten, un Mamsell »Hüpp up den Bülten« müßte achter den Granedier her hopsen.

Dit was denn nu sihr verdreitlich, wil't midden in't Virteljohr was, un wenn Fru Nüßlern doräwer klagen würd, dat de Kinner sick rümmer driwen deden, säd Jochen blot: »Je, wat sall ick dorbi dauhn!«, fung äwer an, ungeheuer iwrig in de Rostocker Zeitung tau lesen, un eins Dags läd hei de Zeitung bi Sid un rep Krischanen, hei süll dat Phantom anspannen.[91] Sine leiwe Fru kamm en beten stark in Upregung, wil sei nich wüßte, wat hei in Afsicht hadd; äwer as sei em von sine Pipensid anseihn hadd un dor gewohr würd, dat sin Mund linksch noch länger bet an't Uhr treckt was, wat bi em en fründliches Lächeln bedüden ded, dunn gaww sick ehre Unrauh, un sei säd: »Na, lat em! Hei hett wat Gauds in'n Sinn.« – Nah drei Dag' kamm Jochen taurügg mit 'ne majorenne, binah dörchsichtige Dam, un in de ganze Ümgegend gung dat as em Lopfüer: »Denkt jug! Jung'-Jochen hett sick sülwst 'ne Erzieherin anschafft.« – Bräsig kamm den negsten Sünndag un besach sei sick; hei was so tämlich mit ehr taufreden, »aber«, set'te hei hentau, »paß auf, Jung'-Jochen, sie hat Nerven«. – Bräsig was nich allein en groten Pirdkenner, hei was ok en Minschenkenner, hei hadd recht: de Mamsell hadd würklich Nerven un vele Nerven. De beiden lütten Druwäppeling müßten up de Tehnen rümmer gahn, de Mamsell namm Mining ehren Ball weg, wil sei dormit mal ut Verseihn an ehr Finster smeten hadd, un slot den Klawezimbel af, dat Lining nich mihr »unse Katt hett nägen Jung'n« spelen kunn, dat einzigste Stück, wat sei von Mamsel »Hüpp up den Bülten« lihrt hadd. Mit de Tid kreg de Mamsell tau ehr Nerven noch Krämpfen, un Madam Nüßlern müßt mit allerlei Druppen-Buddeln lopen, un Fik un Korlin müßten beid bi ehr Nachtens wachten, wil ein allein grugen würd. – »Nu würd ich ihr abschaffen«, säd Unkel Bräsig; äwer Fru Nüßlern was 'ne tau gaude Fru, sei schaffte leiwerst en Doktor för ehr an. Doktor Strump ut Rahnstädt würd raupen, un as hei den Patschenten ordentlich up de Tähnen fäuhlt hadd, erklärte hei dit för en hellsch interessanten Fall, indem dat hei sick up de Letzt sihr »mit den Nachtseiten der menschlichen Natur« beschäftigt hadd. Jung'-Jochen un sine Fru dachten sick wider nicks Böses dorbi, as dat hei in de letzte Tid hadd ümmer des Nachts ut dat Bed rute müßt; äwer dit süll anners kamen as mit de sel Fru. – Eins Dag's, as de Dokter wedder bi ehr was, stört'te Korlin von baben dal: »Fru, Fru! Nu is't Unglück in'n vullen Gang'. De Dokter hett ehr ümmer vör't[92] Gesicht rümmer fuschert un nu slöppt s' un seggt in'n Slap wohr. Mi hett s' seggt, ick hadd en Brüdjam.« – »Gott soll mir in den hogen Himmel bewohren«, säd Bräsig, de grad taugegen was, »was betreibt das Frauenzimmer for Anstalten!«, un dormit gung hei mit Fru Nüßlern nah baben. – Nah 'ne Wil kamm hei wedder runne un frog: »Na, was sagst du nu, Jung'-Jochen?« – Jochen besunn sick 'ne Tid lang un säd dunn: »Je, denn helpt dat nich, Bräsig.« – »Jochen«, säd Bräsig un gung mit grote Schritten in de Stuw up un dal, »ich hab' dir vordem gesagt, du sollst ihr abschaffen; nu sage ich: schaff ihr nicht ab! Ich habe ihr gefragt, was das morgen regnen würde, und sie hat mir in ihrem sonnenbuhlerischen Zustand gesagt, morgen käm ein Platzregen. Platzregent es morgen, dann schmeiß deinen Prometer von der Wand – 's nichts mehr mit die Prometers, und deiner steht schon sörre zwei Jahr ümmer auf gut Wetter – und häng' ihr da an; du kannst dir und die ganze Umgegend glücklich machen.« – Jung'-Jochen säd nicks; äwer as dat den annern Morgen en groten Platzregen würd, dunn säd hei irst recht nicks un wunnerwarkt drei Dag' lang in'n Stillen. – In de Ümgegend gung dat äwer rümmer: Jung'-Jochen hett sick 'ne Wohrseggersch anschafft, un sei hett den groten Platzregen an den Sünnabend prophenzeit, un Korlin Kräugers un Entspekter Bräsig sälen äwer Johr noch frigen. – Dokter Strump ded natürlich ok dat Sinige, den interessanten Fall in't vulle Licht tau setten, un't wohrte nich lang', dunn was Fru Nüßlern ehr stilles Hus tau en Wallfohrtsurt worden, wo allens, wat niglich oder wissenschaftlich oder naturwissenschaftlich was, sinen Aftritt namm; un dor Fru Nüßlern nicks dormit tau dauhn hewwen wull un Jochen nicks dortau dauhn kunn, so äwernamm sick Zacharias Bräsig de Sak, wenn de Dokter nich dor was, un führte de Gäst ümmer schauwenwis nah de Mamsellstuw' ruppe un erklärte den sonnenbuhlerischen Taustand, un vör't Bedd bi de Mamsell satt Kutscher Krischan, de sick vör den Deubel nich fürchten ded, denn Korlin un Fik wullen nu all sülwt twei nich mihr wachten, wil sei sick[93] all bi Dag' dorför grugten, dat ok nich för sei anständig höllen, denn sei hadden sick Bräsigen sinen Snack von »sonnenbuhlerisch« in't Plattdütsche äwerset't un säden: de Mamsell wir »sünnenbuhlerisch«. – Unner de Gäst', de sick dit Wunner anseihn deden, was denn nu ok de junge Herr Baron von Mallerjahn up Gräunenmur, de dagdäglich kamm un naturforschte un sick dat gor nich mihr äwelnamm, ok ahn Bräsigen nah de Mamsell ruppe tau gahn. Fru Nüßlern argerte sick nu sihr äwer de Unverschamtheit un verlangte von Jochen, hei süll dat Unwesen stüren, worup Jochen denn antwurt'te, dortau wir jo Krischan set't; äwer as Krischan eins Dag's herunne kamm un säd, de jung' Herr Baron hadd em rute jagt, wil hei en beten stark nah Pird' rüken ded, dunn brok de Arger bi Fru Nüßlern in helle Tranen ut, un wenn nich grad Bräsig kamen wir, denn hadd sei den Herrn Baron sülwst utklinkt; nu äwer sprung Bräsig ritterlich vörtau un äwernamm sick dit Geschäft. Hei gung ruppe un säd sihr höflich un bestimmt: »Gnedigster Herr Baron, kucken Sie sich gefälligst die andere Seite von der Tür mal en bitschen an.« – Den Herrn Baron was dit mäglicher Wis' taum Verstahn tau fin, hei lachte en beten verlegen un säd, hei stünn ogenblicklich mit de Mamsell in en magnetischen Rapport. »Was hier monetischen Apport!« säd Bräsig, »wir brauchen hier Ihre Moneten nich und brauchen hier keine Apportendräger weiter, dazu is Krischan hier gesetzt.« Un dorbi stunn Bräsig ok in en magnetischen Rapport, ahn dat hei't wüßt, denn wenn Fru Nüßlern weinen ded, denn geröd hei in Wut, un in vulle Wut rep hei den Baron tau: »Herr, scheren Sie sich aus dem Dings raus!« De Baron verstutzte sick natürlich bi dese Red' un frog en beten sihr von baben dal, ob Bräsig woll wüßt, dat hei groww würd. – »Das nennen Sie Grobigkeit?« rep Bräsig un kreg den Baron bi den Arm, »denn will ich Sie gleich was anders weisen!« – Äwer desen Larm müßt jo nu woll de Mamsell ut ehren Slap upwaken, sei sprung von den Sofa up un kreg den Baron unner den annern Arm tau faten: hir blew sei nich, hir verstünn ehr keiner, hei allein verstünn ehr, sei[94] blew bi em. – »Das is auch das beste«, säd Bräsig. »Reisend' Leut' muß keiner aufhalten. Zwei Fliegen mit einer Klapp!« un lots'te sei de Trepp hendal.

De Wagen von den Herrn Baron was noch anspannt un führte vör; de Herr Baron sülwst was in hellsche Verlegenheit, äwer de Mamsell höll wiß. »Je, denn helpt dat nich«, säd Jung'-Jochen, as hei de Afreis von de Stuw' ut ansach. – »Jung'-Jochen«, säd Bräsig, as dat Pörken von den Hof führte, »die's auch so, as das Ledder is, die is tag. – Un Madamming«, säd hei tau Fru Nüßlern, »lassen Sie das man sein, nu kann er sehn, wo er mit seinen monetischen Schatz bleibt.«

Hawermann was in de letzte Tid vel för sinen Herrn verreist west, un wenn hei up einen oder twei Dag' tau Hus kamm, denn hadd hei so vel in de Wirtschaft tau dauhn, dat hei sick nich vel üm wat anners kümmern kunn. Hei was vördem woll öfter nah sin Swester räwer gahn un hadd sei wegen de Mamsell tröst't, dat wir woll blot Krankheit, un't würd sick woll gewen; äwer as hei mal nah Hus kamm, dunn gung de Red' in de ganze Ümgegend: Jung'-Jochen sin Slap-Mamsell wir mit den Baron von Mallerjahn dörchgahn, hadd äwer vörher noch Bräsigen mit't Prophenzein anstickt un Krischanen mit't Slapen; Bräsig prophenzeit, wo hei gung un stunn, un Krischan slep all in'n Stahn.

Hawermann gung nah Paster Behrensen un frog em, wat hei von de Geschicht wüßt, un bed em, mit em tau sine Swester tau gahn. »Recht gern, lieber Hawermann«, säd de Paster, »aber um die Sache selbst habe ich mich nicht bekümmert, grundsätzlich nicht. Ich weiß recht wohl, daß sich in unserm guten Vaterlande manche meiner Herren Brüder in Christo mit Heilung von Besessenen und Teufelsbannerei befaßt haben; aber ich meine, dergleichen Fälle müssen vor das Forum der Ärzte oder auch« – hier lachte hei so'n beten absonderlich – »vor das der Polizei gebracht werden.«

As sei tau Rexow ankemen, was de rüstige, dädige Fru Nüßlern, de süs dat düllste Unglück, den argerlichsten Verdruß[95] mit Lichtigkeit von sick afschüdden kunn, ganz utenanner. »Herr Paster«, säd sei, »Korl-Bräuding, dit is en verdreihtes Frugenzimmer west, un argert heww ick mi naug, un so sünd sei all west, de ick hatt heww; äwer dat schadt nich, dat wull ick woll verwinnen. – Dat is man üm min beiden lütten gauden Wörm, dat weit nicks un dat lihrt nicks. Und wenn ick doran denk, dat min beiden lütten leiwen Dirns mang annere von ehren Öller un Stan'n sitten sälen as Trumpf Söß un weiten nich mal, wovon de Red' is, un känen nich mal en Breiw schriwen! – Ne, Herr Paster, Sei, de so vel lihrt hewwen, Sei känen't nich weiten, wo einen dorbi tau Maud' is – äwer ick weit't, un Korl, du kannst't ok weiten. Ne, Herr Paster, un wenn sick min Hart ok ümkrempen sall un wenn mi min Hus ok so grot warden sall, dat ick mit Jochen dorin as in'n Drom herüm gah, leiwer gew ick de lütten Gören von Hus, as dat sei tidlewens dämlich bliwen sälen. – Seihn S', wenn Lowise hirher kümmt, sei weit doch Bescheid, einer kann ehr doch fragen, un sei kann doch ok all Jochen de Zeitungen vörlesen. Lesen känen min ok, äwer so as en frömd Wurd vörkümmt, denn geiht't Stamern los. Nülich les' Lowise ›Burdoh‹, un so ward de Urt ok woll richtig heiten, un min lesen Bo-ur-de-aux. Wat dauh 'ck nu äwer mit Bo-ur-de-aux, wenn de Stadt ›Burdoh‹ heit?«

De Paster was während de lange Red' upstahn un gung in Gedanken in de Stuw' rümmer, tauletzt blew hei vör Fru Nüßlern stahn, kek ehr en beten nahdenklich an un säd: »Frau Nachbarin, ich will Ihnen einen Vorschlag machen – Luise mag wohl etwas weiter sein, aber das macht nichts –, Sie sollen sich nicht von Ihren Kleinen trennen; geben Sie mir die Kinder in Unterricht.« – Hadd Fru Nüßler all mal an dese Utkunft dacht un föll ehr nu dit Anerbeiden as dat grote Los in den Schot oder kamm't ehr so äwer den Hals, as wenn sei mit einen Mal ut den Schatten in den Sünnenschin treden was, sei kek den Paster mit ehre blagen, blanken Ogen an: »Herr Paster!« rep sei un sprung von den Stauhl up: »Jochen! Jochen! hest du't hürt? De Herr Paster will uns'[96] Lütten in de Schaul nemen.« – Un Jochen h'add't ok hürt un was ok upstahn un wull wat seggen, säd äwer nicks un fuscherte un grawwelte nah den Herrn Paster sine Hand rümmer, bet hei sei fat't hadd, un drückte sei un treckte em up den Sofa achter den Lüttabenbrods-Disch dal, un as Fru Nüßlern un Hawermann ehre Freud' vullständig utspraken hadden, dunn was hei ok nahgradens mit sin so wid in de Reih, dat hei reden kunn, un hei säd: »Mutting, schenk doch den Herrn Paster in.«

So wiren nu Mining un Lining de däglichen Gäst in den Gürlitzer Pasterhus' worden un wiren de beiden lütten egalen Twäschen blewen! blot dat Lining as de Öllst en knappen halwen Toll gröter was as Mining un Mining en gauden halwen Toll mihr in de Run'n hadd un dat – wenn einer nipp tau kek – Mining ehre Näs' noch en beten stuwer was as Lining ehr.

Un so wiren sei nu an den Dag, an den Pomuchelskopp sine Antrittsvesit maken wull, bi de Fru Pastern in de Neihschaul, bi de Fru Pastern doch ok bi de Kinner, wenn ehr Herr Paster in Amtsgeschäften ut was, dat Ehrige dauhn wull.

»Gott im Himmel!« sprung de Fru Pastern in de Stuw' herinne, »Kinder, werft das Nähzeug beiseite; Luise, trag alles in die Schlafstube, Mining, sammle die Flicken und Fäden auf, Lining, setz die Stühle in Ordnung! Der neue Gutsbesitzer kommt mit Frau und Töchtern übern Kirchhof grade aufs Haus los – lieber Gott! und mein Paster ist nach Warnitz zur Taufe!«, un dormit grep sei unwillkürlich nah den Wischdauk, müßt en äwer in Rauh laten, denn't kloppte all an de Dör, un up ehr »Herein!« strahlte denn Pomuchelskopp mit sine Fru un sine beiden Döchter, Malchen un Salchen, in de Dör rinne.

»Die Ehre nehmen« – säd Pomuchelskopp un versöchte en höflichen Diner tau maken, wat em wegen sine Buort swack von de Hand gung – »den Herrn Pastohr und die Frau Pastohrin – aufwarten – Bekanntschaft – Nachbarschaft –.« Sei, de Pomuchelskoppen, stunn dorbi so stur un so grad, as[97] hadd sei vermorrntau all en En'n dannen Sleiht äwersluckt, un Malchen un Salchen keken ut ehre bunten, siden Kleder up de drei lütten Mätens in ehre verwaschenen kattunenen Kleder as de Stiglitsch up de Grasmügg'.

Fru Pastern was gegen ehre Frün'n de tauvertrulichste Person, de't jichtens gewen kunn; hadd sei äwer mit frömd Lüd' tau dauhn un was ehr Paster nich taugegen, dat hei sin Anseihn sülwst vertreden kunn, denn namm sei sine Würd ok noch up ehre Schullern, denn richt't sei sick en beten stark up de Tehnen un stunn so rund un vullkamen dor, as wenn en Gaus'ei up de Spitz stellt is, un unner ehr lütt würdig Unnerkinn wackelten denn de beiden lilla Huwenbän'n bi jedes Wurd, wat sei säd, so wichtig hen und her, as wull'n sei jeden raden: »Führ mi keiner an den Wagen!« – »Ehre – ganz auf unserer Seite«, säd se, »mein Pastor leider nicht zu Hause. – Nicht ein bißchen Platz nehmen?« – un dorbi nödigte sei de beiden ollen Pomuchelsköpp up den Sofa unner de Billergaleri un de segnenden Christushän'n dal, de sick jo as Regen un Sünnenschin äwer Gerechte un Ungerechte utbreiden.

Wildeß, dat nu de öllern Personen äwer glikgültige Saken nah ollen Herkamen mit vele Andacht redten un ein jeder von ehr ümmer Vörposten utstellen ded, dat em de anner nich äwer den Hals kamen kunn, gung Lowise fründlich, as müßt't so sin, tau de beiden jungen Damen ran un gaww ehr de Hand, un de beiden lütten Druwäppel tründelten achter her, as müßt't ok so sin. – Nu wiren Malchen un Salchen tworst irst achteihn un nägenteihn Johr olt, äwer sei wiren nich schön; Salchen hadd 'ne grise Gesichtsfarw' un gor tau vele Hitzpückeln, un Malchen, woför sei frilich nich kunn, hadd gor tau vel Pomuchelskoppsches mit kregen, un dortau wiren sei – leider Gotts – gebild't un hadden sick in de letzte Tid up den Rostocker Pingstmark un den Trinitatisball so vel versöcht, dat de Afstand tüschen ehr un de lütten Gören würklich vel tau grot worden was, un wil sei nu ok grad kein fründlich Gemäud hadden, leten sei de lütten Mätens en beten sihr links liggen. De müggten dit nu jo woll gor nich[98] marken oder 't ok ganz in de Ordnung hollen, sei leten sick dörch käuhle Antwurten nich inschüchtern, un Lowise säd in grote Bewunderung tau Malchen: »Ach, was haben Sie für ein schönes Kleid an!« – So watt kettelt denn nu ok de allergebild'sten Damen, un Malchen würd en beten fründlicher, as sei säd: »Es ist nur ein altes, mein neues kostet mit Besatz und Schneiderlohn gut zehn Taler mehr.« – »Das hat uns Papa zum Trinitatisball geschenkt. Ach, da haben wir getanzt!« set'te Salchen hentau. – Nu hadd Lowise woll von 'ne Predigt an den Sünndag vör un nah Trinitatis hürt; äwer von en Trinitatisball wüßt ehr Seel nicks af, taudem hadd sei keine richtige Vörstellung von en Ball äwerhaupt, denn Fru Pastern, de denn un wenn mal in de Gegend von ehre Jugendtiden en beten spazieren gung, hadd ok woll den Faut mal bi ehr Vertellen up den Ballsaal set't, hadd en äwer in Anbetracht von ehre jitzige geistliche Stellung, wenn Lowise frog, wat eigentlich denn up en Ball los wir, mit dat Wurd »Lauter Leichtfertigkeiten!« wedder taurügg treckt. – Na, Lining un Mining wüßten irst recht nicks von en Ball, denn ehr leiw' Mutting hadd woll in jüngern Johren danzt, äwer blot up Austkösten; un Jung'-Jochen was woll eins up en Ball west, was äwer man bet in de Saaldör kamen, dunn was em so beängstlich tau Maud' worden un hei hadd Ritut namen; äwer ut Unkel Bräsigen sine Vertellung hadden sei sick so'n verwurren Bild makt von vele witte Kleder mit gräunen un roden Band, von Klarenetten un Vigelinen, von Walzer un Kegelkadrillgen un vele, vele Glaser Punsch. Un wenn Unkel Bräsig dit vertellt hadd un hei makte ehr mit sine lütten korten Beinings den Unnerscheid von Sleifer un Hopser begriplich, denn hadden sei ümmer ungeheuer lachen müßt; äwer wat en »Ball«, so'n »Ball«, as de letzte Schaulmamsell Mining wegnamen hadd, dormit tau dauhn hadd, dat wull ehr nich in den Kopp herinne.

Mining frog denn also ok ganz unschüllig: »Na, wenn Sie denn da tanzen, spielen Sie denn mit einem Ball?« Mining was würklich en lütt unverstännig Gör, un so'ne Frag hadd[99] sei nich dauhn müßt, äwer in Anbetracht, dat sei de Jüngste un Unerfohrenste was, hadden de beiden Pomuchelskoppschen Mamsells nich so hell uplachen müßt, as sei deden: »Nein«, säd Salchen, »die ist doch zu dumm!« – »Ja – du lieber Gott! – noch allzusehr vom Lande!« säd Malchen un sach dorbi so städtsch gebild't hochmäudig ut, as hadd sei den Rostocker Petritorm all von de Weig' ut ankeken un de irste Burmeister von Rostock wir mit ehr Nahwers-Kind. Uns' oll lütt Mining würd denn nu ok rod as 'ne Pijon, denn sei hadd dat in't Gefäuhl, dat sei 'ne gadliche Dämlichkeit tau Rum bröcht hadd, un Lowise würd ok rod, äwer vör Arger, denn ehr gung't mit de Lächerlichkeit so as anner Lüd' mit den Swindel: sülwst känen sei't verdragen, an de gefährliche Städ' ranne tau treden, äwer wenn en Fründ oder wat Leiws sick in de Gefohr begiwwt, denn kriwwelt ehr dat dörch den ganzen Liw. – »Warum lachen Sie?« rep sei hastig, »warum lachen Sie, daß wir nichts vom Ball wissen?« – »Sieh, sieh! Wie heftig!« lachte Malchen, »liebes Kind ...« Sei kamm äwer nich mit ehre weise Red' tau Rum, denn von den Sofa her kemen ok hastige Würd': »Frau Pastohrin, ich halt' es für unrecht; ich bin der Besitzer von Gürlitz, und wenn der Pastohren-Acker verpacht werden sollte ...« – »Das hat mein Pastor getan, und der Kammerrat ist ein alter Freund von uns und ist hier eingepfarrt, und der Acker stößt an den seinen so gut als an den Gürlitzer, und der Inspektor Hawermann ...« – »Ist ein alter Schleicher«, föll Pomuchelskopp in. – »Der uns schon einmal betrogen hat«, set'te sin Häuhning hentau. – »Was?« fohrte de lütte Fru Pastern up, »was?« Äwer ehre olle, leiwe Gaudmüdigkeit, de in den Ogenblick an de lütte Lowise dachte, bedwung ehren Arger, un sei läd sick up't Winken un Plinken. – 't was äwer tau lat; dat Kind hadd sin Vaders Namen hürt, hadd en schänden hürt un stunn nu vör den äwerböstigen Mann un de kolle, harte Fru: »Was ist mein Vater? Was hat mein Vater getan?« De Ogen lücht'ten un schoten Blitze up de beiden, de ehres Vaders Namen antast't hadden, un dat junge Wesen, wat bet[100] up dese Stun'n in Freden un Freuden henlewt hadd, bewerte dörch un dörch. – De Lüd' vertellen sick, so sall männigmal de schöne, stille, gräune Ird bewern, un Füer un Flammen sälen dorut hervörbreken un grise Asch sall Minschenwahnungen un Gottstempel begrawen. So was ehr ok tau Maud', ehr was ok en reinen Gottstempel, wo sei so oft in Leiw' un Andacht bedt hadd, in grise Asch begrawen, un ehr Jammer doräwer brok in en Tranenstrom ut, as ehre gaude Plegmutter sei in den Arm namm un sei ut de Stuw' bröchte.

Muchel kek sin Klucking an, un Klucking kek ehren Muchel an, hei hadd sick dägern verfirt. Dat was jo ganz anners, as wenn eine von sine Daglöhnersfrugens tau em kamm un em mit bläudigen Tranen ehren Jammer un Not klagte, dor wüßt hei up tau lopen; äwer hir kunn hei sick keinen Vers up maken, un as hei in sine Verlegenheit so üm sick kek un an de Wand de Segenshän'n von unsen Herrn Christus tau seihn kreg, dunn was em, as wenn achter dese Hän'n Lowise ehre fürigen Ogen herute lücht'ten, un ut sine Jugendtid föll em in, dat de Mann mit de schönen Hän'n mal seggt hewwen süll: »Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich.« – Em was gor nich so recht tau Maud'. – Un ok sei, sin tapferes, braves Klucking, was ganz bestutzt; sei hadd jo ehr eigen Kinner, wenn sei 't Regiment mang ehr uprecht erhöll, so oft rohren hürt, äwer dit was anners west; oh, ehr Malchen un Salchen hadden ok männigmal Füer un Fett ut de Ogen spuckt un hadden dortau mit de Beinen trampelt, äwer dit was anners west. Sei fot sick indessen bald un säd: »Kopp, mak nich so'n schaapsdämlich Gesicht! – Wat säd sei von ehren Vatter? Is Hawermann ehr Vatter?« – »Ja«, weinten Mining un Lining, »das is ja Luise Hawermann«, un dormit gungen sei ut de Dör, üm mit ehren lütten Schaulkameraden wider tau weinen, denn wenn sei ok gor nich wüßten, wo bläudig dat Hart von ehre lütte Mäuhm was, sei rekenten sick in Freud un Leid mit ehr tausamen. – »Dat heww ick jo gor nich wüßt«, säd Pomuchelskopp; grad de sülwigen Würd', de hei vör Johren seggt hadd, as Hawermann sine Fru up den[101] Schragen lagg. – »En vertagenes Gör!« säd sin Häuhning. »Malchen un Salchen, kamt, wie will'n gahn, de Pasterfru kümmt jo doch woll nich wedder rinne.« – Un somit treckten sei af as dat Johr 1822, wobi Häuhning de 1 wegen ehre Magerkeit un wil sei ümmer Nr. 1 was, vörstellte, Pomuchelskopp de 8 wegen sine Vülligkeit un Rundlichkeit un de beiden Döchter de beiden 2, denn so 'ne 2 kümmt mi ümmer vör as 'ne Gaus, de up't Water swemmt.

As sei ut de Dör treden, kamm grad de Paster von sine Amtsgeschäften von Warnitz taurügg un hadd sick Unkel Bräsigen mitbröcht. Hei wüßt sick den Pomuchelskoppschen Uptog glik as 'ne Staatsvesit uttaudüden un sprung von den Wagen, dat hei doch ok noch bi Tiden sin Deil dorvon afkreg. – »Ah, guten Tag! Wie geht es Ihnen? – Aber«, set'te hei verstutzt hentau, »wo ist denn meine Frau?« – »Von uns fortgegangen«, säd de Pomuchelskoppen hart. – »Ei, das muß ein Mißverständnis sein! Bitte, treten Sie wieder ein, ich bin gleich wieder hier«, un dormit lep hei in't Hus herin. – Während dem was Bräsig an sinen Jugendkameraden Pomuchelskopp ranne gahn: »Gun Dag, Zamel, wo geht es dich?« – »Ich danke Ihnen, Herr Inspektor, sehr wohl«, was de Antwurd. – Bräsig treckte de Ogenbranen hoch in de Höcht, kek em grad in't Gesicht un fläut'te em grad in't Gesicht, un as de Pomuchelskoppen em so'n Afschidsdiner von baben dal maken wull, kunn sei dat jo ok ümmer dauhn, äwer denn hadd sei sine Achtersid grüßen müßt, denn hei hadd sick ümdreiht un gung in't Pasterhus. – »Kopp, kumm!« säd sei bös, un de Tog gung af.

As de Paster in't Hus kamm, was nümms dorin tau finnen, hei gung also in den Goren un rep, un't wohrte denn ok nich lang', dunn kemen de beiden ollen lütten Druwäppeling achter 'ne Hin'nbeerheck taum Vörschin mit rodgeweinte Ogen un wis'ten up de Hagbäuken-Lauw unnen in den Goren mit so'ne ängstliche Gesichter, as dor süll hei man hengahn, dor würd hei 't Elend woll finnen. Hei gung nah de Lauw, dor satt sine Regine un hadd dat Kind up den Schot un[102] tröst'te doran herümme, un as sei ehren Paster sach, set'te sei dat Kind sacht up de Bänk, treckte em ut de Lauw un vertellte em de Sak.

Paster Behrens hürte stumm tau; äwer as sine Fru em de bösen Würd' säd, de de Herr Gaudsbesitter utstött hadd, dunn flog äwer sin verstännig un ruhig Gesicht en bitterbösen Arger, un ut sin klores Og lücht'te en deipes Mitled; hei säd tau sine Fru, sei süll rinne gahn, hei wull mit dat Kind reden. – So was't denn nu also doch gescheihn, nu was sine schöne Minschenblaum doch von den giftigen Worm ansteken, nu hadd de barmungslose Welt doch mit ehre harte, quesige, smutzige Hand an dat weike, reine Hart grepen, un de Fingermalen müßt dat behollen tidlewens; nu was't herinne reten in den groten, ewigen Strid, de hir up Irden utfuchten ward, bet kein Hart mihr sleiht. Kamen müßt dat – ja, kamen müßt dat, dat wüßt hei man tau genau, äwer hei wüßt ok, dat de grötste Kunst för den, de 'ne Minschenseel trecken will, dorin besteiht, dat hei so lang' as mäglich de harte Fust von dat weike Hart afwehrt, bet dat ok irst harter worden is, un wenn denn de snöde Griff ok weiher deiht, vel weiher, de smutzigen Fingermalen drücken sick doch nich so deip in't Hart, dat bether noch nicks nich wüßt hett von den groten, ewigen Strid. – Hei gung rin in de Lauw. – Du büst noch glücklich, Lowise; woll den Minschen, den in dese Stund 'ne true Seel tau Siden steiht!

Fru Pastern was derwil in de Stuw' rinne kamen un hadd dor Bräsigen drapen. Bräsig – staats sick up den bequemen Sofa unner de Billergalleri tau setten oder up en vernünftigen Stauhl – hadd sick up 'ne Dischkant set't un arbeit'te dor in sine Upregung äwer Pomuchelskoppen sin vörnemes »Sie« wedder as en Linnenwewer rümmer. »Da sühst du mir, da hast du mir!« rep hei ingrimmig, »der Jesuwiter!« – As de Fru Pastern in de Stuw' rinne kamm, sprung hei von sinen Disch runne un rep: »Frau Pastern, woans soll einer das nennen, wenn einer mit einen sich virzig Jahr geduzt hat, und einer begegent einen denn, und einer redt einen denn an, und[103] einer wird denn von einen gesieet?« – »Ach, Bräsig ...« – »Das is mich eben mit Pomuchelskoppen passiert.« – »Laten S' den Mann! Hei hett hir noch ganz wat anners anricht't«, un sei vertellte den Ümstand. Bräsig was falsch, was grimmig falsch äwer de Beleidigung, de em tauflaten was, un kein Deuwel kunn em dat verdenken; äwer as hei dit hüren ded, dunn gung hei ut Rand un Band, hei pust'te un snow in de Stuw' herümmer un bedeinte sick so'ne Redensorten, dat de Fru Pastern, wenn sei nich sülwst in so'n Arger west wir, em dat hadd irnstlich verbeiden müßt; tauletzt smet hei sick stumm in de Sofaeck herinne un kek, ahn en Wurd tau seggen, vör sick hen.

De Paster kamm herin, sine Regine kek em fragwis' an. »Sie begießt jetzt die Blumen«, säd hei, as wull hei sei beruhigen, un gung in sine stille Ort in de Stuw' up un dal, tauletzt wendt hei sick an Bräsigen: »Woran denken Sie, lieber Freund?« – »Höllenstrafen! – Ich denk an die Höllenstrafen, Herr Pastohr.« – »Warum denn das?« frog de Paster. – Äwer staats tau antwurten, sprung Bräsig up un frog: »Sagen Sie mich mal, Herr Pastohr, assistiert es in der Würklichkeit, daß es Berge geben tut, die Feuer spucken?« – »Gewiß«, säd de Paster. – »Un is das was Guts oder is das was Legs for die Menschheit?« – »Die Leute in der Nachbarschaft solcher Berge halten es für eine Wohltat, weil die Erdbeben dann nicht so verheerend auftreten.« – »So? so?« säd Bräsig, ogenschinlich mit de Antwurd nich recht taufreden. »Abersten«, frog hei wider, »das is doch gewiß, daß der helle Läuchen aus so'n Barg rausschlägt as bei uns aus en Schostein?« – »So ungefähr«, säd de Paster un wüßte ümmer noch nich, wo Bräsig hen wull. – »Na«, säd Bräsig un trampste mit den Bein up, »denn wollt ich, daß der Deuwel Zamel Pomuchelskoppen bei den Kanthaken kreg un setzte ihn baben auf so'n feuerspuckigen Ekel, daß ihm da gehörig was ansengte.« – »Pfui!« rep de lütte Fru Pastern, »Bräsig, Sie sind ein Heide. Wie können Sie einen so unchristlichen Wunsch in einem Predigerhause aussprechen?« – »Frau Pastohrin«, säd Bräsig[104] un smet sick wedder in de Sofaeck, »es soll jo 'ne Wolltat sein for die Menschheit, un diese Art Wolltat gönn ich Zamel Pomuchelskoppen aus der ersten Hand.« – »Lieber Bräsig«, säd de Paster, »wir müssen annehmen, daß jene Leute die schmählichen Worte ohne Absicht hingeworfen haben.« – »Is mich ganz parti egal«, rep Bräsig, »mit 'ner Absicht oder ohne 'ne Absicht! Mich hat er geärgert mit 'ner Absicht; aber was er hier ohne 'ne Absicht angestift hat, is dausendmal doller. Herr Pastohr, Ärger muß sin, und jeder richtige Ökonorniker muß sich dagdäglich zwei- oder dreimal ärgern, das gehört zu's Geschäft; aber gelinde, was ich en Hofjungsärger benenne. Zum Exempel gestern; ich lass' die Brak abmergeln un hab' die ßackermentschen Hofjungs das eingeremst, daß sie mich mit den Karren Reih halten sollen. Steh ich also in der Mergelkuhl und allens geht ja auch. Sehn Sie, da kommt der Bengel, der Krischan Kohlhaas – ein wahres Rindvieh von Kreatur – mit die volle Mergelkarr wieder in die Kuhl an. Verdammter Schlüngel, sage ich, was? Willst du uns die Kuhl hier wieder zufahren? Sehn Sie, kuckt mich der Dämlack grade in dem Gesicht un sagt, er wär nich so fixing prat geworden mit das Ausschütten un hätt doch Reih halten wollen. Na, muß ich mir denn darüber nich ärgern? Ich ärgert' mir denn auch: aber die verschiedentlichen Ärger sünd ganz verschieden. Dies war en richtiger Hofjungsärger, und die Art bekommt mir, vorzüglich gleich nach's Mittagessen; aber hier! – ich kann doch Pomuchelskoppen nich for en Hofjungen taxieren – aber hier? Hier hört allens auf, allens hört hier auf! Und Sie sollen sehn, Frau Pastohrin, morgen hab' ich den verfluchten Podagra wieder.« – »Bräsig«, säd de lütte Fru Pastern, »nu dauhn S' mi man den einzigen Gefallen un seggen S' Hawermannen nicks von de Sak.« – »Ih, wo werd' ich, Frau Pastohrin! Abersten zu das kleine Lowisenkindting will ich hingehn un will ihr trösten un ihr sagen, daß Zamel Pomuchelskopp der niederträchtigste, entfamteste Jesuwiter is, den de Sünn beschint!« – »Nein, nein!« föll de Paster hastig in, »das lassen Sie. Das Kind wird es überwinden, und[105] hoffentlich wird alles wieder gut werden.« – »Na, denn adjes!« säd Bräsig un langte nah sine Mütz. – »Mein Gott, Bräsig, will'n Sei denn hüt nich bi uns eten?« – »Danke schön, Frau Pastohrin! Allens mit en Unterschied; Ärger muß sin, abersten, wenn er sin muß, denn muß er nach das Mittagessen sin, nich vorher, denn das bekommt mich nich. Ich will man lieber gleich in die Mergelkuhl fahren; aber Gott segen dir, Krischan, kommst du mir heut wieder mit die volle Karr in die Kuhl! – Na, nochmals adjes!« Un dormit gung hei af.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 83-106.
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