Kapittel 14

[231] Wat Fik Degels un Krischan Däsel sick up de Bänk vertellten, un worüm Bräsig so let, as hadd de Blitz in em slagen, un worüm hei as Admiral an den Mast stunn. Schaulmeister Strull rückt in de Slachtordnung, un Fritz Triddelfitz ritt up Kundschaft. Pomuchelskopp geiht von ungefihr spazieren wegen de schöne Natur, un Häuhning arretiert em dorbi. Axel bemengt sick mit Minschenkenntnis.


Den Dag vör Jehanni 1843 satt David Däseln sin öllst Jung' mit Jehann Degeln sine jüngste Dirn in den Lustgoren tau Pümpelhagen en beten in'n Manschin up de Bänk spazieren, un Fik Degels säd tau Krischan Däseln: »Schäne, hest du s' dunn seihn, as du den jungen Herrn sine Mähren halen müßt?« – »Natürlich heww ick s' seihn; hei namm mi jo orndlich in de Stuw' rin un wis'te sei mi un säd: ›Süh, dat is dine gnedigste Fru!‹, un sei schenkte mi noch 'ne Taß Koffe in, de müßt ick dor utdrinken.« – »Na, wo let't ehr denn?« – »Je«, säd Krischan, »sei is swor tau beschriwen, süh, sei's so von dine Grött, un so'ne helle Hor hett sei ok, un't lett ehr eben so rod un so witt von Gesicht, un sei hett ok gris' Ogen as du, un hett ok just so'n oll lüttes, säutes Pußmüling«, un dorbi drückte hei Fik en recht herzhaften Kuß up de roden Lippen. – »Herre Je, Krischan«, rep Fik un makte sick von sine Arm fri, »denn let't ehr jo woll just so as mi?« – »Dirn, du büst jo woll nich recht klauk?« frog Krischan, »ne, dat lat di nich infallen! – Süh, de Ort hett noch ümmer so wat üm un an sick, wat mit uns' Ort gor nich tausam stimmt. De gnedig Fru hadd minentwegen hüt abend hir mit[231] mi up de Bänk sitten künnt, bet sei in den Jehannsmand anfroren wir, mi wir't nich in den Sinn kamen, ehr en Kuß tau gewen.« – »So?« säd Fik Degels, stunn up un smet ehren smucken Kopp in den Nacken, »also dortau bün ick di gaud naug?« – »Fiken«, säd Krischan un slog den Arm wedder üm sei, obschonst sei sick wat strüwen wull, »süh, de Ort is för uns tau rank in'n Liw' un hett en tau swack Beinwark unner sick; wenn ick dat so ümfaten wull as di, denn müßt ick jo ümmer denken, dat ick ehr dat Krüz verrenken oder sei grad'tau ümstöten künn. Ne«, säd hei, as sei sachten nah Hus gungen, un strakt ehr eins äwer, »wat tausamen stimmt, dat paßt ok tausam.« Un as sei utenanner gungen, dunn was Fiken all wedder gnedig gegen ehren Krischan un let so fründlich, as wenn sei Krischanen sine gnedige Fru warden wull: »Na, ick ward sei jo morrn seihn«, säd sei un flitschte Krischanen unner den Arm weg. »Herre Je, ick möt helpen, de Dirns binnen jo noch Kräns' tau morrn.«

Un so was't. – Ja, in Pümpelhagen würden Kräns' bunnen, un 'ne Ihrenpurt was upricht't, un as Hawermann den annern Morgen de Anstalten äwersach un Marie Möllers noch hir un dor en beten Gräuns un en beten Blaumenwarks henstoppen ded un Fritz Triddelfitz, ganz as Volongtöhr erster Klasse, mit sinen gräunen Jagdsnipel un witte ledderne Hosen un gele Stulpstäweln un en blaudrodes Halsdauk mang de Hawjungs un Daglöhners herümmer stolzierte, kamm denn nu ok Unkel Bräsig an, ganz in Wichs: hellblage, enge Sommerhosen un en brunen Torfsteker von anno so un so vel, de em hinnenwarts gaud naug bet up de Waden deckte, äwer von vören let, as hadd de Blitz mal in em slagen un em de brune Bork afreten un't kamm nu dat gele Holt dor in en breiden Stripen taum Vörschin, denn hei drog dorunner 'ne schöne gele Pikeh-West. Up den Kopp natürlich en dreiviertel Ehl hogen sidenen Haut. »Gun Morrn, Korl! Na, wo steht's? – Haha! Da steht ja schon die ganze Appanage! – Schön, Korl! Die Ehrenpforte hätt aber was höher müssen, un rechtsch un linksch hätte sie as mit en paar Türme[232] verposamentiert werden müssen; ich hab das mal zu den ollen Friedrich Franzen seine Zeit zu Güstrow gesehn, als er dahinein triümphierte. – Aber wo habt ihr denn die Fahn?« –»'ne Fahn?« frog Hawermann, »de hewwen wi nich.« –»Korl, besinn dir! Wo könnt ihr ohne Fahn assistieren? der Herr Leutnant is ja bei's Militär gewesen, er muß ja doch 'ne Fahne haben. – Möllern«, rep hei, ahn sick an wider wat tau kihren, »holen Sie mich mal zwei Leute-Bettlaken un nähen Sie sie mal in die Längde zusammen; Krischan Päsel, hol mich mal einen rechten glatten schiren Bohnenschacht, und Sie, Triddelfitz, holen Sie mich mal den Pinsel, wo die Säcke mit gezeichnet werden, un en Tintfaß!« – »Äwer, mein Gott, Zacharies, wat makst du nu noch för Geschichten!« säd Hawermann un schüddelte mit den Kopp. – »Korl«, säd Bräsig, »es ist 'ne Gnad' von Gott, daß er bei die Preußen gestanden hat, hätt er bei die Meckelnbürger gestanden, wir hätten die Kalören nich raus gekriegt; aber bei die Preußen? Schwarze Tinte, weißes Laken! und die Kalören sind da.« – Hawermann wull irst Insprak dauhn, äwer hei dacht: na, lat em! de jung' Herr ward woll rute fäuhlen, dat allens gaud meint is.

Un Bräsig makte sick nu doräwer her un malte mit den Pinsel ein grotes »Vivat!!!«. – »Halt't stramm!« rep hei Marie Möllers un Fritz Triddelfitzen tau, de em dorbi helpen müßten, »daß der Herr Leutnant und die Frau Leutnanten richtig rauf kommen auf die Fahn!«, denn hei hadd sick achter dat Vivat för »Herr Leutnant« un »Fru Leutnanten« entscheidt, indem dat hei irst an »A. von Rambow« un »F.v. Satrop«, dacht hadd; äwer dat wiren blot en por Eddelmannsnamen, un mit de hadd hei sin Lew'lang' tau dauhn hatt un höll't nich för wat Besonders; äwer mit Leutnants hadd hei nich recht wat tau dauhn hatt, un dorüm höll hei dat för en sihr hogen Titel.

Un as hei nu sine Fahn farig hadd, lep hei dormit rümmer up den Hoff un stek sei ut den bäwelsten Bähn von't Herrenhus un pust' de Trepp wedder dal, üm sei von unnen[233] antauseihn, un stek sei ut de Kurnbähnluk un ut de Schapstalluk, äwer't wull em nahrends gefallen. »Korl, es läßt nich«, säd hei verdreitlich; äwer nah en kortes Besinnen stellte hei sick vör de gräune Ihrenpurt vörtau un rep: »Korl, was such ich länger? Dies ist ihr richtiger Punkt, von wo sie sich ausnimmt.« – »Je, äwer Bräsig«, säd Hawermann, »nu verdeckst du uns äwer ganz de Ihrenpurt, un achter de hogen Pappeln kümmt jo kein Lufttog an de Fahn, un de ollen sworen heiden Beddlaken hängen jo an den Bohnenschacht dal as en Istappen von verleden Winter.« – »Wird allens gemacht, Korl«, rep Bräsig un halte en lang En'n Bandwarks ut de Tasch un bünn't an dat bäwelste, bütelste En'n von sine Fahn. »Gust Kegel«, rep hei den Swinjungen tau, »kannst du gaud stigen?« – »Ja, Herr Entspekter«, säd Gust. – »Na, mein lieber Schweinemarkür«, säd hei un lachte äwer sinen Spaß, un alle Knechts und Hawjungs un Dirns lachten mit, »denn nimm dich mal das End von den Band un klatter in die Pappel un zieh stramm.« – Un Gust makte sin Sak ganz utgeteikent un treckte de Fahn stramm un hitzte dat Segel up, as wenn ganz Pümpelhagen nu afsegeln wull, un Bräsig stunn an den Bohnenschacht, as stünn hei an den Mast in 'ne Seeslacht un kümmandierte dat Ganze: »Meinswegens kann er nu kommen, Korl, ich bün prat.«

Äwer Fritz Triddelfitz was noch nich prat, denn hei hadd sick tau den Kümmandür von de Landtruppen upsmeten un wull sei in en militörisches Spaljeh an den Schapstall lang trecken, up de ein Sid de ollen Daglöhners un de Knechts un de Hawjungs, up de anner de Husfrugens, de Husmätens un de Hawdirns. Mit de Hosen-Kumpani kamm hei nah vele Instruktschonen noch so halweg taurecht, äwer mit de Schörten-Kumpani! dat wull abslut nich gahn. De Husfrugens hadden staats en Gewehr 'ne jede en Stück von ehre lütte Nahkamenschaft up den Arm, dat Jöching un Hinning dat doch ok mit anseihn süll, un exierten dormit hellschen unregelmäßig rümmer, de Husmätens säden, sei erkennten Fritz gor nich as ehren Kummandür an, un Fik Degels rep em tau: hei[234] hadd ehr en Quark tau befehlen, ehre Kapperalschaft stünn unner Mamsell Möllern, un de lichten Truppen von de Hawdirns, de tiralljierten achter Pappeln un Steinmuren rümmer, as wir de Find all in Sicht un eine jede von ehr wull sick dorvon en smucken Bengel tau Gefangnen maken. Fritz Triddelfitz smet sinen Krückstock, den hei as Kummandostab führt hadd, sine Truppen för de Fäut, säd, sei wiren de Luft nich wirt, un gung nah Hawermannen un säd: hei wull mit den Larm nicks wider tau dauhn hewwen, un wenn Hawermann nicks dorgegen hadd, denn wull hei leiwer up den Herrn Inspekter sinen Schimmel up Kundschaft riden, wat de Herrschaften bald kemen. – Hawermann wull nich recht ran, woll ut Bedenken wegen sinen ollen Schimmel, äwer Bräsig flusterte em recht lud tau: »Laß ihn, Korl, denn sünd wir den Windhund los, und es wird feierlicher.«

Fritz jog denn nu ok up den Schimmel af nah Gürlitz tau; äwer för Bräsigen rückte 'ne nige Verdreitlichkeit up den Plan, dat was Schaulmeister Strull, de mit de schaulpflichtige Äsel- un Egel-Nahkamenschaft mit upslagene Gesangbäuker in't Treffen gung. De Ordnung, de Fritz nich mal up ein Stun'n herstellen kunn, höll Meister Strull dat ganze Johr uprecht; hei rückte in twei Treffen an, in't irste Glied stunnen de Äsel, wil hei sick up ehren Gesang verlaten kunn, in't tweite Glied wiren de Egel stellt, von de hei – leider – wüßt, dat ein jeder sine eigenen Ansichten von Melodie un Takt hadd.

»Gott soll mir bewohren, Korl, was sollen die?« frog Bräsig, as hei den Schaulmeister antreden sach. – »Nu, Zacharies, Meister Strull will sinen jungen Herrn ok woll de Ihr erwisen, un worüm sälen't de Schaulkinner nich so gaud maken, as sei't lihrt hewwen?« – »Viel zu geistlich, Korl; for en Leutnant viel zu geistlich! Habt ihr nich 'ne Trummel oder 'ne Trumpet?« – »Ne«, lachte Hawermann, »so'n Handwarks-geschirr hewwen wi hir nich.« – »Das is mich sehr malkontang«, säd Bräsig, »– aber halt! Krischan Däsel, faß mich mal die Fahn an! Es kommt allens zurecht, Korl«, säd hei, as hei[235] afgung. Äwer wenn Hawermann wüßt hadd, wat hei nu in den Sinn hadd, denn hadd hei woll Insprak dahn. Bräsig winkte nämlich den Nachtwächter David Däsel bi Sid un frog em, wo hei sin Instrument hadd. – David besunn sick en beten un säd tauletzt: »Hir!« un börte sinen Handstock in de Höcht, den jeder Daglöhner up Fritz Triddelfitzen sinen Befehl hadd mitbringen müßt; üm den Herrn Leutnant dormit de Hannürs tau maken, hadd hei seggt. – »Schafskopp!« säd Bräsig, »ich mein Sein musikalisches.« – »Sei meinen min Tuthurn? Dat heww ick tau Hus.« – »Kann Er Stückschen darauf blasen?« – Ja, säd David Däsel, ein künn hei. – »Hundsvott gibt mehr, als er hat«, säd Bräsig, »nu hol Er man Sein Instrument, un komm Er man dahinten in den Ossenstall, ich will Ihn da ausprobieren.«

Un as sei dor beid allein wiren, set'te David dat Mundstück an un blos, as wenn de ganze Ossenstall in Flammen stunn: »Die Preußen haben Paris genommen, es werden wohl bessere Zeiten kommen – Tuht! Tuht!«, denn hei was sihr musikalisch. – »Holt!« rep Bräsig dormang. »Hier soll Er dusemang tuten, denn es soll for Hawermann eine fröhliche Überraschung sein; nahsten, wenn der Herr Leutnant kommt, dann kann Er parforst tuten. Und wenn der Schulmeister mit seinem geistlichen Kram durch is, dann paß Er auf mir; ich werde Ihm einen Akkih geben, indem daß ich dreimal mit die Fahn schwenke, dann legt Er los.« – »Ja, Herr Entspekter; äwer denn möt uns' oll Kedenhund an de Ked leggt warden; wi stahn uns beid in de letzte Tid nich gaud, un so drad ick mi man mit dat Hurn seihn lat, fohrt hei up mi tau.« – »Soll besorgt werden«, säd Bräsig un gung mit Däseln wedder nah de Fierlichkeit, fot de Fahnenstang' sülwst wedder an un kamm grad tau rechter Tid, üm Fritz Triddelfitzen den Barg ruppe jagen tau seihn, all wat de oll Schimmel lopen kunn: »Sei kamen! Sei kamen! Sei sünd all in Gürlitz!«

Un sei kemen. – Langsam führte Axel von Rambow mit sine schöne junge Fru dörch den schönen Sommermorgen; de Halwsches' was dal slagen, un all up jensid von Gürlitz wis'te[236] Axel äwer de widen, gräunen Feller vull Sünnenschin nah den käuhlen Schatten von den Pümpelhäger Park henäwer: »Sieh, teuerste Frida, da ist's, das ist unser Gut.« Dat wiren man einfache un wenige Würd', äwer vel Glück lagg in ehr un vel Stolz, dat hei in den Stan'n was, för dat Leiwste, wat hei up Irden hadd, ein weikes Lager tau bedden; un hadd hei't ok mit dusend Würden seggt, för sei hadd hei nich verständlicher reden kunnt, sei fäuhlte dat ganze Glück un den Stolz in sine Seel, un in ehr slogen Leiw' un Dank in klore Bülgen. – Allens an ehr was käuhl un frisch un klor, sei was 'ne käuhle Bäk, de bet hir in den gräunen, stillen Schatten afsid von de Landstrat dörch Barg un Wald flaten is un nu mit einem Mal in den goldnen Sünnenschin herinne springt un nu an ehren eigenen Grun'n bunte Stein un heimliche Muscheln süht as eben so vele Schätz, an de sei meindag' nich dacht hett, in de sick lustig un frisch de lütten, blanken Fisch rögen as eben so vele Wünsch un Verlangen taum Wirken un Schaffen, un in de ehr klores Water sick dat Wischengräun un de Blaumen speigeln as ebenso vele Freuden, de sick in ehre Taukunft speigelten.

Un käuhl un frisch un klor let ehr dat ok von butwennig un stimmte in'n Ganzen mit Krischan Däseln sine Beschriwung; äwer wenn einer sei in desen Ogenblick seihn hadd, as sei so henäwer kek nah den Pümpelhäger Goren un von dor nah ehren jungen Ehmann, denn hadd hei woll seihn, dat de frischen Backen sick warmer farben kunnen un dat sick äwer den kloren Dag, de ut de grisen Ogen lücht'te, en weiken, warmen Schin leggen kunn, as wenn de Sommerabend sick äwer de helle Welt leggt un sei sachting mit en Leiwslied in den säuten Slap weigt.

»Ach«, rep sei ut un drückte sine Hand, »wie schön ist es hier bei euch! Welche reiche Felder! Sieh bloß, wie schön das Korn steht! So etwas habe ich früher nie gesehn.« – »Ja«, säd Axel und kek ganz glücklich in ehre Freud' herinne, »wir haben ein reiches Land, viel reicher als eure Mark.« Nu hadd hei still swigen kunnt, un't wir ebenso gaud west; äwer[237] worüm was sei so unvörsichtig up sin Rebeit kamen, up dat Landwirtschaftliche, hir müßt hei sick doch wisen, dat hei ok wat verstunn von de Sak, hei set'te also hentau: »Aber das muß noch ganz anders kommen. Uns fehlt die Intelligenz, wir wissen unsern Boden noch nicht zu benutzen. Sieh! Dort hinten, wo über die Hügel hinüber jetzt Weizen steht, das ist schon Pümpelhäger Acker, warte nur ein paar Jahre, dann sollen dort Handelsgewächse aller Art wachsen und sollen mir den dreifachen Ertrag abwerfen.« Un nu aust'te hei los mang Hämp un Hoppen un Ölsaaten un Käm un Anis, un dortüschen schow hei as en verstännigen Wirt ümmer Luzern un Esparsett mang, »um sein Vieh gut zu halten und Dünger zu gewinnen«, säd hei, un as hei grad' mang de Farwplanten was un den roden Krapp un den blagen Waid un den gelen Wau för en gruglich Stück Geld verköpen ded un so recht hoch tau Pird satt, dunn schoten em bi den Ümswang up dissid Gürlitz dese bunten Kalüren – baff! – in den Weg un seten ok hoch tau Pird, up en Schimmel. Dat was Fritz Triddelfitz, de as en vullen Regenbagen upgung un as 'ne Stirnsnupp wedder verswunn.

»Was war das?« rep Frida, un Axel rep: »Heda! Heda!« Äwer Fritz kihrte sick an nix, hei müßte Orre bringen nah de Ihrenpurt, un hadd knapp so vel Tid, as hei dörch Gürlitz bädelte, Pomuchelskoppen, de in sinen Dur stunn, tautauraupen, nu kemen s', in fiw Minuten wiren s' in Gürlitz. Un Pomuchelskopp rep äwer den Gorentun räwer nah de Lauw': »Malchen und Salchen, kommt! Nun ist's Zeit.« Un Malchen un Salchen smeten dat nige landwirtschaftliche Gemälde, an dat sei wedder sticken deden, in den Nettel bi de Lauw' un stülpten sick de italjenschen Strohhäud up den Kopp un hakten sick up jede Sid in Vater Pomuchelskoppen sine Henkel, un Vater Pomuchelskopp säd: »Nu seht euch beileibe nich um, denn das muß aussehn, als wenn wir nur so von ungefähr spazieren gehn, meinswegen von wegen der schönen Natur.«

Äwer Unglück slöppt nich! – As Muchel mit sine weibliche[238] Nahkamenschaft ut den Dur gung un Axel langsam dörch dat Dörp führte un sine junge Fru em frog: »Was war das für ein liebliches Mädchen, die uns grüßte?« un hei ehr seggt hadd, dat wir Lowise Hawermann, de Dochter von sinen Inspekter, un dat Hus, vör dat sei stunn, wir dat Preisterhus, müßt de Wirtschaftsdeuwel uns' oll Häuhning riden, dat sei mit de witte Fladdus' up den Kopp un mit den swarten Merino-Äwerrock – denn hei höll noch ümmer un was noch gaud naug dortau – de lütten Putahnten mit Seih faudern müßt. As sei Pomuchelskoppen mit ehre beiden Döchter ut den Dur gahn sach, höll sei dat gradtau för 'ne Utverschamtheit von Mucheln, ahn ehr tau gahn; sei wischte sick also de Seih-Hän'n an den ollen, tagen Swarten af un gung achter her, witt un swart, stiw un grad, as wenn ein von de ollen, halw verwederten Gedenktafeln von den Kirchhof neg'bi up den Infall kamen wir, ok en beten spazieren tau gahn.

»Muchel!« rep sei achter ehren Gemahl her. – »Seht euch nicht um«, säd Muchel, »es muß ganz natürlich herauskommen.« – »Kopp«, rep sei, »willst du stahn! Sall ick mi üm dinentwegen ut de Pust lopen?« – »Meinswegens«, säd Pomuchelskopp falsch. »Seht euch nicht um, Kinder, ich hör den Wagen schon, es muß ganz von ungefähr herauskommen.« – »Aber Vater«, säd Salchen, »es ist ja Mutter.« – »Ach, Mutter hier und Mutter da!« rep Pomuchelskopp in hellen Arger, »sie verdirbt mir die ganze Geschichte. Aber, lieben Kinder«, set'te hei nah en lütt Bedenken hentau, »sagt Mutter das nicht wieder.« Un Klucking kamm ranne pust't: »Kopp! ...«, äwer sei kamm nich taum völligen Utbruch, denn de Wagen kamm ok ranne, un Pomuchelskopp stunn nu dor un dienerte: »Aaah! – Gratuliere, gratuliere! Viel Segen! Viel Gottessegen!« Un Malchen un Salchen knixten, un Axel let den Kutscher hollen un säd, hei freu'te sick sihr, sinen Herrn Nahwer un sine Fomili so woll tau seihn, un Muchel treckte ümmer heimlich an den ollen, tagen Swarten, dat Häuhning doch ok knixen süll; äwer sei blew stiw un pust'te dormang, as wenn ehr de Empfang en beten tau heit wir, un Frida satt[239] ok so käuhl dor, as wenn ehr de Sak wenig angüll. Un Muchel fung all an, von den sonderboren Taufall tau reden, dat hei grad hüt hir tau dese Stun'n mit sine beiden Döchter spazieren gahn müßt, as hei en lütten Fuck von Häuhning ehre Spitzflunk kreg un achter sick giftig flustern hürte: »Un din Fru steint hir woll as Trumpf Söß?«, dat hei ganz ut den Text föll un in allerlei Redensorten rümmer snuwwelte, dat dat Axel äwer würd un hei sinen Kutscher widerführen let mit de Bemarkung: hei hoffte den Herrn Pomuchelskopp bald einmal wedder tau seihn.

Un Pomuchelskopp stunn in dusend Ängsten an de Landstrat un let de Uhren hängen, un Malchen und Salchen hakten sick wedder unner sinen Arm, un anstatt nu natürlich ganz von ungefihr wider spazieren tau gahn, gung hei nah sinen Hoff taurügg, un achter em her gung Häuhning un leddte em an ehren sanften Tägel wedder tau sine Pflicht taurügg; äwer Johr un Dag hett hei an dese Stun'n dacht, un ehre Vermahnungen hett hei seindag' nich vergeten.

»Das scheinen sehr unliebenswürdige Leute zu sein«, säd Frida, as sei widerführten – »Das sind sie wohl«, gaww Axel tau Antwurd, »aber sie sind sehr reich.« – »Ach«, rep Frida ut, »wie wenig Empfehlendes bietet doch der bloße Reichtum!« – »Wahr, teure Frida! aber der Mann soll ein sehr tüchtiger Landwirt sein, und dies sowie die unmittelbare Nachbarschaft wird uns dennoch bestimmen müssen, Umgang mit den Leuten zu pflegen.« – »Ist das dein Ernst, Axel?« frog sei. – »Gewiß«, antwurt'te hei, un sei satt 'ne Tid lang in Nahdenken un frog dunn plötzlich: »Was ist der Pastor für ein Mann?« – »Ich selbst kenne ihn wenig; aber mein verstorbener Vater hielt große Stücke auf ihn, und mein Inspektor verehrt ihn förmlich. Aber«, set'te hei nah 'ne Wil hentau, »das ist natürlich! der Pastor hat ihm die einzige Tochter von ihrer ersten Jugend an erzogen.« – »Ach ja, das reizende Mädchen vor der Türe des Pastorhauses; aber dabei hat gewiß die Frau Pastorin das Beste getan. Kennst du sie?« – »Nun ja – das heißt, ich habe sie gesehen; sie soll eine alte muntere[240] Frau sein.« – »Das sind gewiß gute Leute«, säd Frida bestimmt. – »Liebe Frida«, säd Axel un set'te sick en beten in Positur, »wie rasch urteilt ihr Frauen doch! Weil diese Leute ein fremdes Kind erzogen haben und – angenommen – gut erzogen haben, so ...«, un nu wull hei wider in sine bleckerne Weisheit, de hei för sick sülben »Minschenkenntnis« näumen ded – denn dat is 'ne olle Sak, dat alle dejenigen, de blind as de jungen Hun'n up de Welt kamen sünd un den nägten Dag noch nich achter sick hewwen, sick am meisten mit de Minschenkenntnis bemengen un sick wat tau Gauden dorup dauhn –; äwer hei würd ditmal nich prat dormit taum Schaden för de Welt, denn sine junge Fru sprung von ehren Sitz un rep: »Sieh, Axel, sieh! Eine Fahne und eine Ehrenpforte! Die Leute haben uns einen feierlichen Empfang zugedacht!« – Un Kutscher Degel kek sick äwer de Schuller un grinte so glücklich: »Ja, gnedig Fru, ick süll't nich seggen; äwer nu seihn Sei't jo all sülwst, un't sall 'ne grote Freud warden. Äwer ick will man sacht führen, süs maken s' mi de Mähren noch schu.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 231-241.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Olle Kamellen
Olle Kamellen III; UT Mine Stromtid Erster Theil
Olle Kamellen. De meckelnbörgschen Montecchi un Capuletti oder De Reeis' nah Konstantinopel.: Hoch- und Niederdeitsche Ausgabe. Auf einem Blick
Olle Kamellen: III -V. Ut Mine Stromtid (German Edition)
Sämmtliche Werke: Bd. Schurr-Murr. Eine Heirathsgeschichte. Olle Kamellen Iii: Ut Mine Stromtid, 1. Theil (German Edition)
Sämmtliche Werke: Bd. Hanne Nüte. Olle Kamellen Ii: Ut Mine Festungstid. Gedichte (German Edition)

Buchempfehlung

Wilbrandt, Adolf von

Gracchus der Volkstribun. Trauerspiel in fünf Aufzügen

Gracchus der Volkstribun. Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die Geschichte des Gaius Sempronius Gracchus, der 123 v. Chr. Volkstribun wurde.

62 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon