48. De Meckelnbörger

[146] Dor was mal ens in Meckelnborg

En oll Inspekter, sihr bekannt,

Mit Namen Krischan Korl Georg

Un Zamel Ludwig Peiter Brandt;

Doch alltausamen, de em kennten,

Em man den Schimmel-Brandten nennten,

Nich wil hei just all schimmeln ded,

Ne, wil hei einen Schimmel red.

Un de dürft ok so swack nich sin,

Wenn hei süll den Inspekter drägen,

Denn unse Brandt, so as hei stünn,

Künn an dreihunnert Pund woll wägen,

Und doran fehlt kein einzigst Pund.[146]

Un dorbi was hei kerngesund

Un hadd dorbi tau jeder Tid

En ganz kaptalen Appetit.

So'n Schinken von en Pundner teihn,

Den putzt hei so taum Frühstück bloß,

Un dorbi was em gor nicks los,

Un nicks nich was em antauseihn.

Un einmal säd hei tau sin Fru: »Den Dunner Hagel!

So'n Gaus is doch en snakschen Vagel:

Von eine einzige allein dor ward

Taum Frühstück keiner richtig satt,

Un ett man twei, de 'n beten grot,

Verdarwt man sick dat Middagbrod.«

Dortau drunk hei en gaud Glas Win,

Un denn recht velen müßt dat sin.


Eins führt hei nah den Wullmarkt tau Berlin.

Bald was sin Wull denn ok verköfft,

Un hei hadd makt en gaud Geschäft,

Doch ihr hei wedder weg wull führen,

Wull hei de Stadt beseihn en beten

Un sick en beten verlustieren;

Vör allen wull hei äwerst eten.

En Bummler bröcht vör gauden Lohn

Em denn ok nah 'ne Rest'ratschon,

Wo dat up't mäglich Finste was.

Dat kamm em denn nu schön tau Paß,

Un as hei achter'n Disch hett seten,

Dunn röppt hei: »Hür, min Sähn! Markür!

Oh, bring' mi mal en beten Eten!«

»Jawohl, mein Herr! Was wünschen Sie?«

Un giwwt den Oll'n 'ne Stripp Poppier,

Worup dat all tau lesen stunn,

Wat jeder för sin Geld hir krigen kunn.

Na, Schimmel-Brandt, de lest un lest;

Hir's vel för Hunger un för Döst,[147]

Doch durt dat lang, ihr hei wat süht,

Worup hei rechten Appetit

Un so'n rechten Giwwel hadd.

Doch endlich seggt hei tau den Jungen:

»Na, bring mi Spars' un Duwenbrad

Un ok en Stückschen Ossentungen.«

De Jung', de löppt un bringt em 'ne Potschon.

»Wo?« seggt uns' Brandt, »wo? Dat is 'ne Potschon?

Entfahmte Slüngel, segg, wat denkst du di?

Wo kannst mi so en Happen gewen?

Dat is en Lickup man för mi.

Bring glik mal rin en Stückner säben,

Un hal sei fix un nich to tarig;

Mit des' dor bün ick nu all farig.«

De Jung', de bringt s' nu alle säben,

Un Brandt lett sick en Achtel Rodspon gewen.

De Jung, de löppt un set't en Gläsken hen.

»Du Schapskopp? Segg, wat denkst du denn?

Paß up! Süs giwwt dat eine Tachtel.

Dat Drüpping? Nennst du dat en Achtel?

Dor lop man glik den Saal entlanker

Un hal mi mal en Achtel-Anker.«

Nu würden em fiw Buddeln bröcht.

»So!« seggt uns' Brandt, »so! Nu is't recht!

Doch bring' noch n' beten Hiringss'lat. –

So, nu, min Sähn, nu heww 'ck min Mat.«

Un dormit fängt hei an tau eten.


En Mann, de an den Disch hett seten

Un sine Red mit an hett hürt,

De rückt nu neger nah em ranner

Un süht, wo eine Duw' so nah de anner

In sinen Buk herin spaziert

Un wo hei tau sin Buddeln spreckt

Un ehr den Hals all fiwen breckt.

De anner was en richtiges Berliner Kind[148]

Un fröggt: »Oh, um Verjebung! Herr, Sie sind

Doch janz jewiß en Mecklenburger?«

»So?« seggt uns' Brandt un ward betahlen,

»Villicht von wegen den Duwenbraden?

Na, ditmal heww'n Sei richtig raden:

Ick bün en rechten Natschonalen.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 146-149.
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