Lied vom Meer

[600] Capri. Piccola Marina


Uraltes Wehn vom Meer,

Meerwind bei Nacht:


du kommst zu keinem her;


wenn einer wacht,

so muß er sehn, wie er

dich übersteht:


uraltes Wehn vom Meer


welches weht

nur wie für Ur-Gestein,

lauter Raum

reißend von weit herein...
[600]

O wie fühlt dich ein


treibender Feigenbaum

oben im Mondschein.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 600-601.
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