Sankt Sebastian

[507] Wie ein Liegender so steht er; ganz

hingehalten von dem großen Willen.

Weitentrückt wie Mütter, wenn sie stillen,

und in sich gebunden wie ein Kranz.


Und die Pfeile kommen: jetzt und jetzt

und als sprängen sie aus seinen Lenden,

eisern bebend mit den freien Enden.

Doch er lächelt dunkel, unverletzt.


Einmal nur wird seine Trauer groß,

und die Augen liegen schmerzlich bloß,[507]

bis sie etwas leugnen, wie Geringes,

und als ließen sie verächtlich los

die Vernichter eines schönen Dinges.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 507-508.
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Neue Gedichte - Der Neuen Gedichte anderer Teil.
Insel Taschenbücher, Nr.49, Neue Gedichte