Ein Stück Rheinfahrt

[316] Ich habe nach dem langweiligen Rhein

Und den kitschigen Burgschutthaufen

Gar nicht gesehn, zog es vor, zu saufen –

Nein: Wir tranken einen vorzüglichen Wein.


Wir benahmen uns auf jeder Station

Am Fenster wie Gesindel,

Schimpften in ordinärem Ton

Über angebliches Kindergewindel.

Und infolgedessen

Und berechnenderweise

Haben wir während der ganzen Reise

Allein im Kupee gesessen.
[316]

Und was ergibt dann sich?

Ach, ein Loch im Strumpf kann sich

Durch alle Größen

Bis in ein randloses Glück auflösen.


Das Glück schlägt manchen Kegelpurz.

Die Reise war zu kurz.

Der Rhein und die Burgen gähnten.

Wir wähnten

Beide Prinzen zu sein.


Unbestreitbar ausgezeichnet ist der Wein.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 316-317.
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